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Was ist los mit unserem Wetter?

Was ist los mit unserem Wetter?

Was ist los mit unserem Wetter?

„Hochwasserkatastrophen und heftige Unwetter, wie wir sie jetzt erleben, werden an Zahl zunehmen“ (THOMAS LOSTER, SPEZIALIST FÜR WETTERRISIKEN).

IST mit unserem Wetter tatsächlich etwas nicht in Ordnung? Das ist es, was viele befürchten. Der Meteorologe Dr. Peter Werner vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung erklärt: „Wenn wir . . . global Wetterextreme wie Niederschläge, Überschwemmungen, Trockenheiten, Stürme anschauen und deren Entwicklung betrachten, dann ist festzustellen, dass in den letzten fünfzig Jahren die Extreme um das Vierfache zugenommen haben.“

Nicht wenige sehen in den ungewöhnlichen Wetterphänomenen den Beweis für einen außer Kontrolle geratenen Treibhauseffekt, der zur globalen Erwärmung führt. Wie eine amerikanische Umweltschutzbehörde erläutert, „handelt es sich beim Treibhauseffekt um den Temperaturanstieg auf der Erde, der entsteht, weil bestimmte atmosphärische Gase (beispielsweise Wasserdampf, Kohlendioxid, Stickstoffoxide und Methan) die von der Sonne eingestrahlte Energie festhalten. Ohne diese Gase würde die Wärme wieder ins Weltall entweichen und die Durchschnittstemperatur auf der Erde wäre etwa 33 °C niedriger.“

Allerdings wird oft behauptet, der Mensch habe diesen natürlichen Vorgang beeinflusst, ohne zu wissen, was er anrichtet. In Earth Observatory, einem Onlinemagazin der NASA, war zu lesen: „Jahrzehntelang haben Fabriken und Autos Milliarden von Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre gepumpt. . . . Viele Wissenschaftler fürchten, dass aufgrund erhöhter Konzentrationen von Treibhausgasen weniger thermische Energie aus der Erdatmosphäre entweichen konnte. Diese Gase halten überschüssige Wärme in der Erdatmosphäre fest, in etwa so wie eine Windschutzscheibe die Sonnenwärme in einem Auto festhält.“

Skeptiker betonen, nur ein geringer Prozentsatz der Treibhausgase sei menschlichen Ursprungs. Ein Wissenschaftlergremium, das sowohl im Auftrag der Weltorganisation für Meteorologie als auch für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen arbeitet (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen, IPCC) stellte allerdings fest: „Es gibt neue, stichhaltigere Beweise dafür, dass der Großteil der in den letzten 50 Jahren gemessenen Erwärmung auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist.“

Der Klimatologe Pieter Tans von der Nationalen Behörde für Ozeanographie und Atmosphärenforschung der USA sagte: „Wenn ich eine Zahl nennen müsste, würde ich sagen, dass 60 Prozent unser Verschulden sind. . . . Die restlichen 40 Prozent haben natürliche Ursachen.“

Mögliche Folgen globaler Erwärmung

Wozu hat die offensichtliche Zunahme von Treibhausgasen menschlichen Ursprungs in der Atmosphäre geführt? Nach Ansicht der meisten Wissenschaftler erwärmt sich die Erdatmosphäre tatsächlich. Wie deutlich ist die Temperatur denn angestiegen? In dem Bericht des IPCC für 2001 heißt es: „Die mittlere Oberflächentemperatur hat seit dem späten 19. Jahrhundert um 0,4 bis 0,8 °C zugenommen.“ Viele Forscher führen die dramatischen Wetteränderungen auf diese geringe Temperaturerhöhung zurück.

Natürlich ist das Wettersystem der Erde überaus komplex und auch Wissenschaftler können nicht hundertprozentig sagen, wie sich — wenn überhaupt — die globale Erwärmung im Detail auswirkt. Dennoch meinen viele, dass stärkere Regenfälle in der nördlichen Hemisphäre, Dürren in Asien und Afrika und das häufigere Auftreten von El Niño im Pazifik durch die globale Erwärmung ausgelöst werden.

Eine globale Lösung gesucht

Wenn der Mensch das Problem verursacht hat, müsste er es dann nicht auch lösen können? Vielerorts wurden schon gesetzliche Grenzwerte für den Schadstoffausstoß von Autos und Fabriken festgelegt. Doch so lobenswert diese Bemühungen auch sind — gebracht haben sie bisher wenig oder gar nichts. Die Umweltverschmutzung ist ein globales Problem und müsste daher auch global gelöst werden. Daher kam 1992 in Rio de Janeiro der so genannte Erdgipfel zusammen. 10 Jahre später fand in Johannesburg (Südafrika) der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung statt. 2002 kamen rund 40 000 Delegierte zu diesem Treffen, einschließlich etwa 100 Staatschefs.

Derartige Konferenzen haben viel dazu beigetragen, einen wissenschaftlichen Konsens zu finden. So schrieb Der Tagesspiegel: „Während die meisten Wissenschaftler damals [1992] am Treibhauseffekt zweifelten, ist er heute praktisch unbestritten.“ Obwohl dem so ist, erinnerte der deutsche Bundesumweltminister Jürgen Trittin daran, dass die wirkliche Lösung für das Problem erst noch gefunden werden muss. „Deshalb muss Johannesburg nicht nur ein Gipfel der Worte, sondern der Aktionen werden“, betonte er.

Kann die Zerstörung der Umwelt aufgehalten werden?

Die globale Erwärmung ist nur eins von vielen Umweltproblemen, vor denen die Menschheit steht. Wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen ist möglicherweise viel leichter gesagt als getan. „Jetzt, da uns endlich klar geworden ist, welch katastrophalen Schaden wir der Umwelt zugefügt haben“, schreibt die britische Verhaltensforscherin Jane Goodall, „setzen wir all unseren Einfallsreichtum daran, technische Lösungen zu finden.“ Sie mahnt jedoch: „Technik alleine reicht nicht. Wir müssen auch unser Herz einbringen.“

Kehren wir noch einmal zum Problem der globalen Erwärmung zurück. Umweltschutzmaßnahmen sind teuer und für ärmere Nationen oft schlicht nicht erschwinglich. Aus diesem Grund fürchten einige Fachleute, dass Unternehmen angesichts von Energieauflagen in solche Länder ausweichen werden, um dort profitabler zu arbeiten. Somit befinden sich auch noch so wohlmeinende Politiker in einer Zwickmühle. Schützen sie die Wirtschaftsinteressen ihres Landes, geht das auf Kosten der Umwelt. Bestehen sie darauf, die Umwelt zu schützen, gefährden sie die Wirtschaft.

Wie Severn Cullis-Suzuki vom Beirat des Generalsekretärs für den Gipfel in Johannesburg erklärte, müsste der Wechsel durch das Handeln jedes Einzelnen herbeigeführt werden. Sie sagte: „Ob sich an der Umweltsituation wirklich etwas ändert, hängt von uns ab. Wir können nicht abwarten, bis unsere Politiker etwas unternehmen. Wir müssen uns auf unsere Verantwortung konzentrieren und darauf, was wir tun können, um den Wechsel herbeizuführen.“

Es ist sicher vernünftig, von den Menschen ein rücksichtsvolles Verhalten gegenüber der Umwelt zu erwarten. Sie dazu zu bringen, die nötigen Änderungen in ihrer Lebensweise auch wirklich vorzunehmen, ist allerdings nicht so einfach. Ein Beispiel: Kaum jemand wird bezweifeln, dass Autos zur globalen Erwärmung beitragen. Der eine oder andere würde seinen Wagen vielleicht gern weniger nutzen oder ganz abschaffen. Aber unter Umständen ist das nicht so einfach. Dazu erklärte Wolfgang Sachs vom Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie: „Die Orte, die . . . eine Rolle im Alltag spielen, der Arbeitsplatz, der Kindergarten oder die Schule der Kinder, die Einkaufsgeschäfte, liegen so weit voneinander entfernt, dass es ohne Auto nicht mehr geht. . . . Ob ich persönlich ein Auto möchte oder nicht, spielt dabei keine Rolle: Die meisten könnten gar nicht anders.“

Einige Wissenschaftler fürchten, dass es bereits zu spät ist, um die Folgen der globalen Erwärmung abzuwenden. Das meint auch Professor Robert Dickinson vom Georgia Institute of Technology’s School of Earth and Atmospheric Sciences. Seiner Ansicht nach werden die Auswirkungen der bisherigen Belastung der Atmosphäre noch mindestens hundert Jahre zu spüren sein, selbst wenn die Verschmutzung der Umwelt auf der Stelle gestoppt werden könnte.

Wenn weder Regierungen noch Einzelne das Umweltproblem lösen können, wer kann es dann? Die Menschen haben in ihrem Wunsch, das Wetter zu beeinflussen, schon immer auf himmlische Hilfe gehofft. So naiv das auch gewesen sein mag, weist es doch auf eine grundlegende Wahrheit hin: Bei der Lösung dieses Problems benötigt die Menschheit Gottes Hilfe.

[Herausgestellter Text auf Seite 7]

„Es gibt neue, stichhaltigere Beweise dafür, dass der Großteil der in den letzten 50 Jahren gemessenen Erwärmung auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist“

[Kasten auf Seite 6]

„Krankheiten durch Treibhauseffekt“

So lautete interessanterweise die Überschrift eines Artikels in der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft. Dort wurde angekündigt, dass „durch die Klimaveränderungen . . . zahlreiche schwere Krankheiten häufiger auftreten und sich schneller ausbreiten“ werden. An einigen Orten werde sich „die Zahl der Toten durch direkte Hitzeeinwirkung bis zum Jahr 2020 voraussichtlich verdoppeln“.

Weniger offensichtlich ist der mögliche Einfluss der globalen Erwärmung auf Infektionskrankheiten. „Zu den größten Risiken der Erderwärmung gehören die Krankheiten, die von Stechmücken übertragen werden . . . Dann vermehren sie sich umso schneller und stechen umso häufiger zu, je wärmer es ist. . . . Sowie in ganzen Landstrichen die Temperaturen zunehmen, werden die Stechmücken mitsamt den Krankheiten in zuvor unzugängliches Territorium vordringen“, so die Zeitschrift.

Zu alldem kommen noch die Folgen von Überschwemmungen und Dürren, die jeweils zur Verunreinigung der Wasservorräte führen können. Kein Zweifel, die Gefahren der globalen Erwärmung müssen ernst genommen werden.

[Bild auf Seite 7]

Durch den Treibhauseffekt wird Wärme in der Atmosphäre gespeichert, anstatt ins Weltall zu entweichen

[Bildnachweis]

NASA photo

[Bilder auf Seite 7]

Der Mensch bläst Milliarden von Tonnen Schadstoffe in die Luft und verstärkt dadurch den Treibhauseffekt