Ein goldenes Geschenk aus dem hohen Norden
Ein goldenes Geschenk aus dem hohen Norden
VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER IN SCHWEDEN
„Was nehmen wir denn als landestypisches Geschenk mit?“ Meine Frau und ich wollten Freunde in England besuchen, und bevor wir uns von Schweden aus auf den Weg machten, musste diese Frage natürlich geklärt sein. Hausgemachte nordische Moltebeermarmelade! Und damit unser Mitbringsel auch interessant wurde, trugen wir einiges an Informationen und eigenen Beobachtungen für das Etikett zusammen. Das ist dabei herausgekommen:
Moltebeeren?
Moltebeeren (Rubus chamaemorus) wachsen an kaum 30 Zentimeter hohen Pflanzen. Jede Pflanze hat nur eine einzige weiße Blüte und eine einzige Beere. Die unreife Beere ist rot und hart — die reife Beere goldgelb oder hellorange und saftig und weich. Moltebeeren kommen vorwiegend in der Tundra und in den Sümpfen der südlichen Arktis vor. In Schweden reifen sie in der Regel im August, wenn der nordische Herbst vor der Tür steht.
Das Gold der Sümpfe
Schon seit Jahrhunderten sammeln die Lappen Moltebeeren für ihren Wintervorrat. Die Beeren sind reich an Vitamin C und anderen Vitaminen und enthalten ein natürliches Konservierungsmittel. So bleibt Moltebeermarmelade gekühlt jahrelang frisch. Da die ersten Siedler im hohen Norden hauptsächlich von Fleisch und Fisch lebten, dienten Moltebeeren als wichtiger Vitaminlieferant. Kein Wunder, dass man sie das Gold der Sümpfe genannt hat!
Heute werden große Mengen Moltebeeren gesammelt und an Supermärkte geliefert oder industriell weiterverarbeitet. In Schweden beispielsweise hat es der Markt in einem ganz normalen Jahr mit über 1 000 Tonnen Moltebeeren zu tun — alle handverlesen! Fleißige Moltebeerensammler, oft Schulkinder in den Ferien, verdienen sich auf diese Weise ein höchst willkommenes Taschengeld. Die Finnen würdigen die Moltebeere sogar auf ihrem neuen Zweieurostück.
Ein Genuss!
Die Moltebeere schmeckt angenehm säuerlich und erfrischend. In Feinkostläden und anderen Lebensmittelgeschäften großer europäischer und amerikanischer Städte findet man Moltebeermarmelade, eingemachte Moltebeeren und sogar Likör mit Moltebeergeschmack. Bei dem Galadinner zu Ehren der Nobelpreisträger, das einmal im Jahr in Stockholm stattfindet, wird als Dessert nicht selten Moltebeerparfait gereicht. In so manchem exklusiven Restaurant gibt es Vanilleeis mit heißer Moltebeersauce. Außerdem passt Moltebeermarmelade hervorragend zu schwedischem Käsekuchen oder zu gebackenem Camembert und sie ist auch als Törtchenfüllung sehr lecker. In Finnland wird goldener Moltebeerlikör produziert und auf dem schwedischen Weinmarkt hat man unlängst Moltebeerwein eingeführt.
Wer sich jemals dort aufhält, wo Moltebeeren wachsen, sollte sie frisch gepflückt genießen — am besten mit Puderzucker bestäubt und einem ordentlichen Klacks Sahne. Unvergleichlich gut, diese goldenen Beeren! Für ein so köstliches Geschenk kann man dem Schöpfer wirklich danken.