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Die Olympischen Spiele kehren an ihren Geburtsort zurück

Die Olympischen Spiele kehren an ihren Geburtsort zurück

Die Olympischen Spiele kehren an ihren Geburtsort zurück

DIE Olympischen Spiele der Neuzeit verdanken ihre Wiedergeburt den Spaten und Schaufeln der Archäologen. Nach archäologischen Funden im antiken Olympia hatte der französische Baron Pierre de Coubertin darauf gedrängt, die Spiele wieder aufleben zu lassen. Das Ergebnis: 1896 fanden in Athen die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit statt.

In den Jahren bis 2004 waren es dann Planierraupen und Presslufthämmer, die der erneuten Rückkehr der Spiele an ihren Geburtsort den Weg bahnten. Während Athen modernisiert wurde, um für die Olympischen Spiele gerüstet zu sein, sah die griechische Hauptstadt lange aus wie eine wuchernde Großbaustelle.

Die XXVIII. Olympischen Spiele, wie die Spiele des Jahres 2004 offiziell genannt werden, finden vom 13. bis zum 29. August statt. Dann treten in Athen etwa 10 000 Sportler aus der Rekordzahl von 201 Nationen gegeneinander an. An 38 Sportstätten sollen in 28 verschiedenen Sportarten mehr als 300 Wettbewerbe stattfinden, die jeweils von einer Medaillenverleihung gekrönt werden. Die Zahl von rund 21 500 Medienvertretern wird von etwa 55 000 hart arbeitenden Sicherheitskräften noch übertroffen werden.

Ein Hindernisrennen

Athen hatte sich schon lange vorgenommen, die Olympischen Spiele an ihren Geburtsort zurückzuholen. Man dachte an das Jahr 1996, das als hundertjähriges Jubiläum der Olympischen Spiele der Neuzeit ideal gewesen wäre, die Spiele in ihr Entstehungsland zurückkehren zu lassen.

Athens Bewerbung für die Spiele von 1996 wurde jedoch abgelehnt. Wie es hieß, fehlte der Stadt die nötige Infrastruktur, um die sehr aufwendigen Spiele zwei Wochen lang ausrichten zu können.

Die Ablehnung rüttelte Griechenland und seine Hauptstadt wach. Athen gelobte, die Situation zu ändern. Mit besten Absichten und einer Hand voll konkreter Pläne bewarb sich die Stadt 1997 für die Olympischen Spiele 2004. Diesmal gewann sie.

Athen war entschlossen, sich ein neues Gesicht zu geben. Der Wunsch, Gastgeber der Spiele zu sein, setzte eine Welle nie da gewesener Aktivitäten und Entwicklungen in Gang. Überall rissen Baumaschinen den Boden auf, um die Infrastruktur zu verbessern, Straßen anzulegen und Sportstätten für die Spiele zu bauen. Sogar an den Wochenenden im glühend heißen Hochsommer waren überall Bagger, Kräne und schwer arbeitende Menschen zu sehen.

Im März 2001 landete das erste Flugzeug auf dem neuen internationalen Flughafen von Athen, der in seiner Kategorie zu den besten der Welt gerechnet wird. 120 Kilometer Straße sollten neu gebaut sowie 90 Kilometer ausgebaut werden. Um den Verkehrsfluss zu verbessern, wurde das Straßennetz mit 40 neuen Überführungen ausgestattet. Dazu kamen neue U-Bahnlinien, an die wiederum etwa 25 Kilometer Straßenbahnlinien angeschlossen wurden. Eine neue, 32 Kilometer lange Vorortbahn mit modernen Bahnhöfen soll den Straßenverkehr ebenfalls entlasten und die Luftverschmutzung reduzieren.

Kurz gesagt hat Athen versucht, sich in wenigen Jahren in eine völlig andere Stadt zu verwandeln — mit mehr Grünflächen, besserer Luft und neuen öffentlichen Verkehrsmitteln. Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), sagte: „Wer die Stadt vor den Spielen kannte, wird Athen nach den Spielen nicht wiedererkennen.“

Ein Vorbereitungsmarathon

Je näher der Tag der Eröffnungszeremonie herannahte, desto mehr nahm das Tempo zu. IOK-Präsident Rogge verglich den Fortschritt der Bau- und Vorbereitungsarbeiten mit dem griechischen Volkstanz Sirtaki, als er halb im Scherz sagte: „Ich würde das Ganze mit einem Musikstück vergleichen — dem Sirtaki. Er beginnt ganz langsam, wird immer schneller und am Ende kommt man kaum noch mit.“

Entsprechend dieser Feststellung wurde am nördlichen Stadtrand von Athen das olympische Dorf — „das Rückgrat der gesamten Olympiavorbereitungen“ — aus dem Boden gestampft. Der Komplex, der während der Olympischen Spiele rund 16 000 Sportler und Betreuer beherbergt, ist das größte Wohnungsbauprojekt, das jemals in Griechenland unternommen wurde. Nach den Spielen sollen dort ungefähr 10 000 Athener wohnen.

Die Organisatoren der Spiele haben auch nicht vergessen, dass die neuzeitlichen Spiele in der Antike wurzeln. Einige Zeremonien finden im antiken Olympia statt. Parallel zu den Spielen stellt ein spezielles Kulturprogramm weitere bedeutende archäologische Stätten in den Mittelpunkt. In der Nähe des Ortes, wo die berühmte Schlacht von Marathon stattfand, entstand eine neue Ruderstrecke. Und die Marathonläufer werden sagen können, dass sie auf der Originalstrecke gelaufen sind. Die Organisatoren der Spiele haben genau die Strecke ausgewählt, auf der ein Athener Soldat 490 v. u. Z. 42 Kilometer von Marathon nach Athen lief, um die Niederlage der Perser zu verkünden.

Gold für . . .!

Wenn bei der Eröffnungsfeier der Spiele das Feuerwerk gezündet wird, steht mit Sicherheit das 75 000 Menschen fassende Olympiastadion im Mittelpunkt. Für viele ist das renovierte Stadion das „Kronjuwel“ der olympischen Sportstätten von Athen. Was dieses Stadion so einzigartig macht, ist das Dach — ein Entwurf des berühmten spanischen Architekten Santiago Calatrava.

Die Dachkonstruktion ist ein technisches Meisterwerk. Das Dach besteht aus Glaselementen, die insgesamt 16 000 Tonnen wiegen, und soll eine Fläche von 10 000 Quadratmetern überspannen. Es wird von zwei gigantischen Bögen getragen, die jeweils eine Spannweite von 304 Metern haben und 80 Meter hoch sind — fast zwei Drittel so groß wie die Sydney Harbour Bridge in Australien. Die Stahlrohre, aus denen die Bögen zusammengesetzt sind, wiegen jeweils 9 000 bis 10 000 Tonnen und sind „so groß, dass man mit einem Bus hindurchfahren könnte“, so ein Baufachmann. Insgesamt dürfte das fertige Dach doppelt so schwer sein wie der Pariser Eiffelturm.

Wozu ist so ein riesiges Dach nötig? Man darf nicht vergessen, wie heiß es in Athen unter der sengenden Augustsonne wird. Die speziell beschichteten Glaselemente reflektieren 60 Prozent der Sonneneinstrahlung. Aber es gibt auch noch andere Gründe. Das Design des Daches soll das Wahrzeichen dieser Spiele sein. Wie der frühere griechische Kultusminister Evangelos Venizelos sagte, ist das Dach „das große architektonische Wahrzeichen und Symbol der Olympischen Spiele von Athen“.

Nach Ende der Abschlussfeierlichkeiten werden derartige Wahrzeichen daran erinnern, wie viel harte Arbeit es erfordert, Gastgeber solch einer Mammutveranstaltung zu sein. Die Athener hoffen, dass die für die Olympiade geschaffene Infrastruktur dazu beitragen wird, die Lebensqualität in ihrer Stadt zu verbessern. Und wie gewohnt werden sie den Herausforderungen auch weiterhin gelassen begegnen — so, wie sie auch den Sirtaki tanzen.

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Ideale auf dem Prüfstand

Die Organisatoren der Olympischen Spiele betonen gern die olympischen Ideale: „edler Wettstreit, Sport, Frieden, Kultur und Bildung“. Doch auf der Kehrseite der Medaille finden sich Politik, Nationalismus, Geschäftsinteressen und Korruption.

Mit traditionell hohen Einschaltquoten und lukrativen Werbeverträgen bieten die Olympischen Spiele den Sponsoren hervorragende Marketingmöglichkeiten. „Die Olympiade ist heute das ganz große Geschäft“, erklärte der australische Forscher Murray Phillips, „viele Entscheidungen werden nach wirtschaftsstrategischen Kriterien getroffen.“

Andere beklagen, wie unverhohlen bei den Spielen Nationalstolz gezeigt wird. Man bemüht sich zwar um eine olympische Waffenruhe, eine Unterbrechung von Feindseligkeiten und Kampfhandlungen. Doch abgesehen von dem symbolischen Gehalt wird solch eine Geste nicht viel bewirken, solange die Ursachen für Konflikte weiter bestehen. „Die Spiele sind eine Arena für Machtpolitik“, schrieb Professor Brian Martin. Weiter führte er aus: „Bei den Olympischen Spielen wird der Wettstreit zwischen Sportlern zu einem Wettstreit zwischen Staaten. Ein Sportler kann nicht teilnehmen, wenn sein Land nicht teilnimmt. Einzel- und Mannschaftssiege gelten als nationale Siege, was durch Fahnen und Nationalhymnen symbolisiert wird. . . . [Die Olympischen Spiele] sind einfach eine weitere Arena für die Fortsetzung der Gewalt zwischen Einzelnen im Wettkampf und zwischen Staaten im Kampf um Macht und Status. . . . Die olympische Bewegung ist außerstande, ihr ursprüngliches Ziel der Friedensförderung zu realisieren.“

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Das Olympiagelände in Athen

Design der Medaillen für 2004

[Bildnachweis]

Luftbild: AP Photo/Thanassis Stavrakis; Medaillendesign: © ATHOC

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U-Bahn in Athen

Internationaler Flughafen Athen

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© ATHOC

[Bilder auf Seite 17]

Das olympische Dorf im Bau

Das Segelzentrum Agios Kosmas

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© ATHOC/Photo: K. Vergas

[Bild auf Seite 16, 17]

Das Dach des Olympiastadions im Bau

[Bild auf Seite 17]

Ein Modell des fertigen Dachs

[Bildnachweis]

© ATHOC

[Bildnachweis auf Seite 14]

© ATHOC