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Wie entwickelt man Liebe zum Lernen?

Wie entwickelt man Liebe zum Lernen?

Wie entwickelt man Liebe zum Lernen?

„Bring einem Kind am Anfang seines Lebens gute Gewohnheiten bei, es wird sie auch im Alter nicht vergessen“ (SPRÜCHE 22:6, DIE BIBEL IN HEUTIGEM DEUTSCH).

HABEN wir schon einmal versucht, Kinder ins Bett zu bringen, wenn irgendetwas Interessantes vor sich ging? Die Kleinen sind zum Umfallen müde, weinerlich und gereizt, aber sie wollen mit aller Gewalt wach bleiben, um ja nichts zu versäumen. Der Autor John Holt schreibt: „Kinder sind neugierig. Sie wollen Vernunft in die Dinge hineinbringen, herausfinden, wie sie funktionieren; überhaupt wollen sie ihre Fähigkeiten entwickeln“. Dieses Bedürfnis sei ebenso stark und elementar wie das Verlangen nach Nahrung und Schlaf — manchmal sogar noch stärker.

Das Problem ist nur: Wie können Kinder ihre Lernbegierde ein ganzes Leben lang wach halten, insbesondere natürlich in der Schulzeit? Dafür gibt es zwar kein Erfolgsrezept, wohl aber einige bewährte Strategien, die Eltern, Lehrer und Kinder anwenden können. Viel wichtiger als jede Strategie ist jedoch Liebe.

Liebe ist die beste Motivation

Kinder sehnen sich danach, von ihren Eltern geliebt zu werden. Liebe gibt ihnen ein Gefühl der Geborgenheit und fördert ihre Bereitschaft, sich mitzuteilen, Fragen zu stellen oder Dinge zu erforschen. Liebe drängt Eltern, sich regelmäßig mit ihren Kindern zu unterhalten und ihre Erziehung und Bildung als wichtig anzusehen. Forschungen lassen erkennen, dass „die Lernmotivation eines Kindes hauptsächlich von den Eltern beeinflusst zu werden scheint“, so zu lesen in einem Buch über die Förderung der Lernmotivation bei Kindern (Eager to Learn—Helping Children Become Motivated and Love Learning). Dieser Einfluss wird verstärkt, wenn Eltern und Lehrer an einem Strang ziehen. „Nichts kann die Lernmotivation eines Kindes so wirksam fördern wie die Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern“, heißt es in dem Buch.

Eltern beeinflussen nicht nur die Lernmotivation, sondern auch die Lernfähigkeit ihrer Kinder. Gemäß dem Buch Die Reise ins Innere des Gehirns wurde bei einer Langzeitstudie an 43 Familien festgestellt, „dass die Kinder, mit denen [in den ersten drei Lebensjahren] am meisten gesprochen wurde, auch über Intelligenzquotienten verfügten, die merklich höher lagen als die derjenigen Kinder, deren Eltern nicht sonderlich gesprächig waren“. Weiter wird ausgeführt: „Eltern, die besonders viel mit ihren Kindern reden, neigen auch dazu, das Kind für Erfolge zu loben, auf seine Fragen zu antworten, ihm eher zu- oder abzuraten als zu befehlen und viele unterschiedliche Worte in einer großen Bandbreite an Kombinationen zu verwenden.“ Eltern sollten sich daher fragen: Führe ich regelmäßig konstruktive Gespräche mit meinen Kindern?

Die Liebe ist gütig und verständnisvoll

Kinder haben unterschiedliche Fähigkeiten und Begabungen. Das sollte Eltern natürlich nicht dazu verleiten, ihnen unterschiedlich viel Liebe entgegenzubringen. In der Welt von heute werden Menschen allerdings oft nach ihren Fähigkeiten beurteilt. Das kann bei manchen Schülern dazu führen, dass sie „ihren Wert als Mensch daran messen, wie sie im Vergleich mit anderen abschneiden“, heißt es in einem Buch über Denk- und Lernfähigkeiten (Thinking and Learning Skills). Mit einer solchen Einstellung können Schüler „nur allzu leicht versagen“, und außerdem kann sie zu vermehrtem Stress und Schulangst führen. Nach Angaben der Zeitschrift India Today sollen in Indien Leistungsdruck, fehlender familiärer Rückhalt und die daraus resultierende Angst maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich die Selbstmordrate unter Teenagern in den vergangenen 25 Jahren verdreifacht hat.

Emotionaler Schaden bleibt oft auch dann nicht aus, wenn Kinder als „dumm“ oder „unfähig“ abgestempelt werden. Solche Bemerkungen sind grausam und dem Lernen nicht förderlich, im Gegenteil. Liebevolle Eltern sollten stattdessen immer gütig sein und die natürliche Lernbegierde ihres Kindes fördern — gemäß dem Lerntempo des Kindes und ohne dass es Demütigungen befürchten muss (1. Korinther 13:4). Hat das Kind ein Lernproblem, versuchen liebevolle Eltern, Abhilfe zu schaffen, ohne dem Kind jemals das Gefühl zu geben, es sei dumm oder ein Versager. Gewiss, das erfordert Geduld und Takt, aber die Mühe lohnt sich ganz bestimmt. Wie entwickelt man eine solche Liebe? Ein wichtiger erster Schritt besteht darin, eine Lebensauffassung zu entwickeln, die sich auf biblische Grundsätze stützt.

Ausgeglichenheit durch biblische Grundsätze

Eine auf der Bibel beruhende Geisteshaltung ist aus mehreren Gründen äußerst wertvoll. Zum einen hilft sie, die Schulbildung im richtigen Licht zu sehen — als durchaus wichtig, aber nicht als das Wichtigste überhaupt. Mathematik zum Beispiel ist zu vielem nützlich, doch kann sie uns nicht zu moralischen Menschen mit guten Grundsätzen machen.

Zum anderen wird uns in der Bibel nahe gelegt, nicht ungebührlich viel Zeit für weltliche Bildung einzusetzen, wenn es dort heißt: „Des vielen Büchermachens ist kein Ende, und sich ihnen viel zu widmen ist ermüdend für das Fleisch“ (Prediger 12:12). Natürlich brauchen Kinder eine gute Grundbildung, doch sollte diese nicht ihre ganze Zeit in Anspruch nehmen. Sie brauchen Freiraum für andere förderliche Beschäftigungen, die vor allem den inneren Menschen formen.

Eine auf der Bibel beruhende Geisteshaltung drückt sich außerdem in Bescheidenheit aus (Micha 6:8). Bescheidene Menschen sind sich ihrer Grenzen bewusst und lassen sich nicht von dem übermäßigen Ehrgeiz und dem mörderischen Wettbewerb mitreißen, die an vielen Bildungseinrichtungen offensichtlich sind. Ehrgeiz und Konkurrenzdenken können „zu einer bedrückenden Kombination“ werden, urteilt die Zeitung India Today. Ob jung oder alt, man fährt viel besser, wenn man den inspirierten Rat der Bibel beachtet: „Lasst uns nicht ichsüchtig werden, indem wir miteinander wetteifern und einander beneiden.“ „Doch jeder erprobe sein eigenes Werk, und dann wird er Grund zum Frohlocken im Hinblick auf sich allein und nicht im Vergleich mit einer anderen Person haben“ (Galater 5:26; 6:4).

Wie können Eltern diesen Rat bei der Kindererziehung befolgen? Eine Möglichkeit besteht darin, jedes Kind anzuhalten, sich persönliche Ziele zu stecken und nur die eigenen Leistungen miteinander zu vergleichen. Wenn ein Kind zum Beispiel ein Diktat oder eine Mathematikarbeit geschrieben hat, sollte es seine Leistung mit den Ergebnissen früherer Arbeiten vergleichen. Dann sollten die Eltern das Kind entsprechend loben oder anspornen. Auf diese Weise wird ihm geholfen, sich erreichbare Ziele zu setzen, seinen eigenen Fortschritt zu verfolgen und gegebenenfalls Schwächen zu bekämpfen, ohne sich mit anderen zu vergleichen.

Heutzutage haben fähige Jugendliche manchmal Angst vor dem Spott ihrer Mitschüler und strengen sich deshalb in der Schule lieber nicht an. „In der Schule gut zu sein ist einfach ‚uncool‘ “, denken viele Schüler. Können auch hier biblische Grundsätze helfen? Ganz bestimmt. Sehen wir uns Kolosser 3:23 an, wo geschrieben steht: „Tut alles mit ganzem Herzen, als ob ihr für den Herrn und nicht für Menschen arbeitet“ (Gute Nachricht für Sie). Gibt es wohl einen erhabeneren Beweggrund, sich anzustrengen, als den Wunsch, Gott zu gefallen? Eine edle Einstellung wie diese gibt einem die Kraft, schädlichem Gruppenzwang zu widerstehen.

Kindern das Lesen schmackhaft machen

Lesen und Schreiben sind grundlegende Voraussetzungen für eine gute Bildung in jeder Hinsicht. Eltern können ihren Kindern die Liebe zum geschriebenen Wort einpflanzen, indem sie ihnen schon vorlesen, wenn sie noch ganz klein sind. Daphne, die als Korrekturleserin arbeitet, ist sehr froh darüber, dass ihre Eltern ihr als Kind regelmäßig vorlasen. „Sie förderten in mir die Liebe zum geschriebenen Wort“, erklärt Daphne. „Deswegen konnte ich schon lesen, bevor ich in die Schule kam. Meine Eltern brachten mir auch bei, wie man nachforscht, und so lernte ich, mir meine Fragen selbst zu beantworten. Diese Schulung ist für mich heute noch von unschätzbarem Wert.“

John Holt, der bereits zitiert wurde, macht allerdings warnend darauf aufmerksam, man dürfe im Vorlesen „kein Wundermittel sehen“. Er schreibt: „Wenn es nicht sowohl den Eltern wie dem Kinde Spaß macht, ist der Schaden größer als der Nutzen. . . . auch Kinder, die es gerne haben, wenn man ihnen vorliest, verlieren das Interesse, wenn die Eltern es nicht gerne tun“. Deswegen empfiehlt er Eltern, Bücher auszuwählen, die auch ihnen selbst gefallen, weil sie damit rechnen müssen, dass ihre Kinder die Bücher gleich viele Male hören möchten. Millionen Eltern weltweit haben Freude daran, ihren Kleinen aus den von Jehovas Zeugen herausgegebenen Büchern Lerne von dem großen Lehrer und Mein Buch mit biblischen Geschichten vorzulesen. Diese speziell für Kinder verfassten Veröffentlichungen enthalten viele Bilder, sie regen zum Denken an und lehren Kinder göttliche Grundsätze.

Timotheus, ein Christ, der im ersten Jahrhundert lebte, war in der glücklichen Lage, eine Mutter und eine Großmutter zu haben, denen seine Erziehung sehr wichtig war — besonders die Belehrung aus den Schriften (2. Timotheus 1:5; 3:15). Timotheus wuchs zu einem überaus verantwortungsbewussten, zuverlässigen Mann heran. Eine rein weltliche Bildung kann solche Eigenschaften nicht hervorbringen (Philipper 2:19, 20; 1. Timotheus 4:12-15). In den Versammlungen der Zeugen Jehovas auf der ganzen Erde gibt es dank liebevoller, geistig gesinnter Eltern heute viele vorbildliche junge Männer und Frauen wie Timotheus.

Mit Begeisterung lehren

Was ein Lehrer braucht, damit seine Schüler gern lernen, „lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Begeisterung“, heißt es in dem Buch Eager to Learn. „Schon durch ihre bloße Anwesenheit vermitteln begeisterte Lehrer ihren Schülern die Botschaft, dass ihnen der Lehrstoff wichtig ist, und diese Einstellung durchdringt sie voll und ganz.“

In Wirklichkeit sprühen jedoch Eltern und Lehrer nicht immer vor Begeisterung. Daher tun Schüler gut daran, Eigenmotivation zu entwickeln und die Verantwortung für ihren Lernfortschritt selbst zu übernehmen. In dem zuvor zitierten Buch wird erklärt: „Wenn die Kinder erwachsen sind, sitzt ja auch keiner neben ihnen und sieht zu, dass sie lernen, qualitativ gute Arbeit leisten, nachdenken und unter großem Einsatz ausgezeichnete Fähigkeiten entwickeln.“

Auch das zeigt, dass der Schwerpunkt nicht so sehr auf der Schule liegt als vielmehr auf dem Elternhaus und den dort vermittelten Werten. Väter und Mütter könnten sich daher fragen: Habe ich selbst Freude am Lernen? Bietet unser Zuhause eine förderliche Lernumgebung, in der geistige Werte Vorrang haben? (Epheser 6:4). Eltern sollten nie vergessen, dass sowohl ihr Vorbild als auch ihre Belehrung noch nachwirken, wenn die Kinder schon längst aus der Schule sind und ihr eigenes Leben führen. (Siehe den Kasten auf Seite 7 „In der Familie das Lernen wirksam fördern“.)

Unterschiedliche Lerntypen anerkennen

Kein Kopf ist wie der andere; jeder Mensch lernt anders. Was bei dem einen gut funktioniert, hilft einem anderen vielleicht nicht so sehr. Daher schreibt Dr. Mel Levine in seinem Buch über die Individualität beim Lernen (A Mind at a Time): „Wer alle Kinder gleich behandelt, behandelt sie ungerecht. Jedes Kind hat andere Lernbedürfnisse, und es hat das Recht, dass diese berücksichtigt werden.“

Manche Menschen begreifen und merken sich zum Beispiel Dinge besser, wenn sie sich eine bildliche Vorstellung davon machen. Andere spricht eher das gesprochene oder das geschriebene Wort an — oder noch besser beides zugleich. „Wenn man sich eine Information merken will, ist es am besten, sie zu verändern, sie auf irgendeine Weise umzuformen“, erklärt Levine. „Ist sie visuell, drücken Sie sie verbal aus, ist sie verbal, machen Sie eine Grafik oder ein Bild daraus.“ Diese Methode macht das Lernen nicht nur effektiver, sondern auch schöner.

Wahrscheinlich muss man erst einmal testen, welche Lernmethode für einen persönlich die beste ist. Hans, ein christlicher Vollzeitverkündiger, führte ein Bibelstudium mit George durch, einem älteren Herrn, der keine besondere Schulbildung besaß. George tat sich schwer, die Lehrpunkte zu verstehen und zu behalten. Also versuchte es Hans damit, Schlüsselgedanken in einfachen Skizzen auf einem Notizblock festzuhalten. „Das war für George ein Wendepunkt“, erzählte Hans. „Er begriff so schnell und behielt die Gedanken so gut, dass er selbst erstaunt war! Da ich nun wusste, wie sein Denken funktioniert, fand ich, dass er viel klüger war, als ich anfangs gedacht hatte. Er wurde bald selbstbewusster und freute sich dann auf das Bibelstudium mehr denn je.“

Man lernt immer noch dazu

In dem Buch Die Reise ins Innere des Gehirns ist zu lesen: „Heute kommen die Neurowissenschaftler im Hinblick auf das Gehirn zu dem . . . Schluss: Bei Nichtgebrauch rostet es ein.“ Weiter heißt es: „Ebenso wie körperliche Ertüchtigung die Menschen bis in ihre Siebziger und Achtziger hinein rüstig erhält, können geistige Übungen für das Gehirn das Gleiche bewirken — wie die Forscher jetzt unter Beweis gestellt haben. Lange Zeit wurde das Altern mit einem Prozess des irreversiblen Abrutschens in den Stumpfsinn gleichgesetzt. Neuere Forschungsergebnisse bringen uns jedoch zu Bewusstsein, dass es sich bei dieser Auffassung eher um eine sich selbst erfüllende Prophezeiung handelte — wir haben damit wohl ganz einfach nur das Ergebnis eines Nichtgebrauchs des Gehirns als unabänderliches Schicksal akzeptiert. Hinzu kommt, dass man keineswegs mit zunehmendem Alter eine wachsende Anzahl von Gehirnzellen verliert — wie man einst glaubte.“ Stattdessen ist ein rapider geistiger Verfall normalerweise ein Anzeichen für eine Krankheit, etwa eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Natürlich kann in späteren Lebensjahren die geistige Leistungsfähigkeit etwas nachlassen, aber nicht unbedingt in kritischem Ausmaß. Ein reger Geist widersteht dem Verfall, so sagen Wissenschaftler — und das besonders dann, wenn der Mensch auch körperlich aktiv bleibt. „Je mehr wir lernen, desto größer wird unsere Fähigkeit zu lernen. Wer kontinuierlich lernt, lernt besser“, heißt es in einem Buch über das Lernen im Alter (Elderlearning—New Frontier in an Aging Society).

Das beweist eine Studie in Australien, die über einen Zeitraum von 20 Jahren mit Personen im Alter von 60 bis 98 Jahren durchgeführt wurde. Viele Testpersonen fielen bei der Intelligenzmessung in Punkten jährlich nur um rund ein Prozent zurück. „Bei einigen Testpersonen, darunter auch über 90-Jährigen, verschlechterten sich die Leistungen überhaupt nicht“, heißt es in dem Bericht. „Bei ihnen handelte es sich vorwiegend um Personen, die im Rahmen systematischer Lernexperimente eine Fremdsprache und/oder ein Musikinstrument erlernt hatten.“

George, der schon erwähnt wurde, war bereits in den Siebzigern, als er Gottes Wort zu studieren begann. Auch Virginia — sie ist heute in den Achtzigern — und ihr mittlerweile verstorbener Ehemann Robert fingen erst in fortgeschrittenem Alter mit dem Studium der Bibel an. Virginia erzählt: „Robert galt offiziell als blind, hielt aber trotzdem kurze biblische Vorträge im Königreichssaal, wobei er sich auf auswendig gelernte Dispositionen stützte. Was mich angeht, ich habe früher nie gern gelesen, aber jetzt ist das ganz anders. Gerade heute Vormittag habe ich eine ganze Erwachet!-Ausgabe durchgelesen.“

George, Robert und Virginia sind nur drei von vielen Älteren, die sich nicht in Klischees pressen lassen, sondern aus ihren geistigen Fähigkeiten guten Nutzen gezogen haben. 70 oder 80 Jahre zu lernen ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen für das Gehirn wie ein Fingerhut voll Wasser in einer Regentonne — verschwindend wenig. Warum hat das Gehirn solche enormen Kapazitäten?

[Kasten/Bild auf Seite 4, 5]

Internet und Fernsehen — Nützlich oder schädlich?

„Das Internet hat Vor- und Nachteile“, heißt es in dem Buch A Mind at a Time. Zu wissen, wie man bestimmte Informationen erhält, kann sehr nützlich sein. Wie in dem Buch ausgeführt wird, nutzen manche Schüler jedoch Websites einfach dazu, „Informationen herunterzuladen, ohne sie wirklich zu verstehen oder zu verarbeiten. Das Ganze bringt somit die Gefahr mit sich, zu einer neuen Form passiven Lernens zu werden, wenn nicht gar zu einer Art Erwerb plagiatorischer Fähigkeiten“, das heißt, die Kinder lernen geistigen Diebstahl zu begehen.

Zu viel fernsehen kann nach Aussage von Forschern die Entwicklung des Hörverstehens und der Problemlösefähigkeiten verzögern, es kann die Fantasie behindern und trägt vielleicht nicht einmal etwas zur Charakterbildung bei. In dem Buch Eager to Learn wird die Forderung erhoben: „Fernsehgeräte sollten wie Zigaretten mit einem Warnhinweis versehen sein, der auf die Gefahren für den Benutzer aufmerksam macht.“

In einer anderen Quelle wird aufgezählt, was Kinder am meisten benötigen: „Kontakt mit der Sprache (Lektüre und Gespräche), Liebe und eine ganze Menge herzlicher Umarmungen“.

[Kasten/Bilder auf Seite 7]

In der Familie das Lernen wirksam fördern

Nachfolgend einige Verhaltens- und Denkweisen, durch die Familien das Lernen wirksam fördern können:

▪ viele liebevolle Gespräche über hohe, aber vernünftige Erwartungen an die Kinder

▪ die Einstellung, dass harte Arbeit ein Schlüssel zum Erfolg ist

▪ keine sitzende, sondern eine aktive Lebensweise

▪ viele Stunden häuslichen Lernens pro Woche und Tätigkeiten wie Hausaufgaben machen, Freizeitlektüre, Hobbys, Familienprojekte sowie Erledigen oder Erlernen von Haushaltspflichten

▪ die Familie als eine Einheit sehen, in der man sich gegenseitig unterstützt und gemeinsam Probleme löst

▪ klar verständliche Hausregeln, die konsequent einzuhalten sind

▪ häufiger Kontakt mit Lehrern

▪ Betonung des geistigen Wachstums

[Bild]

Mache ich meinen Kindern das Lesen schmackhaft?

[Nachweis]

Gestützt auf das Buch Eager to Learn—Helping Children Become Motivated and Love Learning.

[Kasten/Bilder auf Seite 8, 9]

Wie man besser lernt und mehr Freude dabei hat

Interessiert sein Man lernt wesentlich leichter, wenn man sich in eine Sache vertieft. Das Buch Motivated Minds—Raising Children to Love Learning sagt dazu: „Forscher haben unmissverständlich gezeigt, dass Kinder viel gründlicher, umfassender und nachhaltiger lernen, wenn sie es mit Freude tun. Außerdem sind sie ausdauernder, kreativer und gehen anspruchsvolle Aufgaben bereitwilliger an.“

Lernen und Leben verbinden Der Autor und Pädagoge Richard L. Weaver II schreibt: „Wenn zwischen dem schulischen Lernen und der persönlichen Erfahrung eine direkte Verbindung besteht, dann funkt es, und es geht uns ein Licht auf.“

Verstehen wollen Wenn man etwas verstehen will, wird sowohl die Denkfähigkeit als auch das Gedächtnis angeregt. Auswendiglernen hat zwar seine Berechtigung, ist aber kein Ersatz für das Verständnis. In Sprüche 14:8 heißt es: „Die Weisheit des Klugen ist, seinen Weg zu verstehen.“

Sich konzentrieren „Konzentration ist das A und O beim Lernen“, heißt es in einem Buch über Konzentrationstraining bei Kindern (Teaching Your Child Concentration). „[Sie] ist so wichtig, dass sie als Grundvoraussetzung der Intelligenz bezeichnet, ja ihr sogar gleichgestellt worden ist.“ Konzentration ist erlernbar. Sehr wichtig ist dabei, mit kurzen Studierzeiten zu beginnen und diese dann Schritt für Schritt auszudehnen.

Paraphrasieren „Die fähigsten Schüler sind diejenigen, die am besten paraphrasieren“, schreibt Dr. Mel Levine in seinem Buch A Mind at a Time. Durch Paraphrasieren werden Informationen in kleinere, überschaubare und besser abrufbare Einheiten zergliedert. Dieses Prinzip machen sich viele beim Mitschreiben gut zunutze, indem sie nicht Wort für Wort festhalten.

Assoziieren In einem Buch über das Gehirn (The Brain Book) vergleicht Peter Russell Erinnerungen mit Haken, die an früheren Erinnerungen hängen. Mit anderen Worten: Man erinnert sich besser, wenn zwischen neuen und bereits bekannten Informationen klare Gedankenverbindungen geschaffen werden. Je zahlreicher diese Assoziationen, desto besser erinnert man sich.

Veranschaulichen Lebhafte Bilder prägen sich nachhaltig ein. Deshalb sollte man sich Lernmaterial nach Möglichkeit bildlich vorstellen. Gedächtniskünstler verwenden oft übertriebene oder lustige Bilder als Gedächtnisstütze.

Wiederholen Bis zu 80 Prozent des Gelernten vergessen wir möglicherweise schon innerhalb von 24 Stunden. Wer aber nach jeder Studierzeit eine kurze Wiederholung einlegt und eine weitere jeweils einen Tag, eine Woche, einen Monat und auch noch ein halbes Jahr später, der kann sein Erinnerungsvermögen entscheidend verbessern und fast bis zu 100 Prozent behalten.

[Bilder auf Seite 8]

Kinder lernen besser, wenn Eltern und Lehrer zusammenarbeiten

[Bilder auf Seite 10]

Alter muss kein Lernhindernis sein