Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

hanbok — Die traditionelle koreanische Tracht

hanbok — Die traditionelle koreanische Tracht

hanbok — Die traditionelle koreanische Tracht

Von einem Erwachet!-Mitarbeiter in der Republik Korea

FÜR Koreaner ist Kleidung mehr als nur Körperbedeckung. Das wird unter anderem an der traditionellen koreanischen Tracht deutlich, dem hanbok.

Ein unverwechselbarer Schnitt

Der hanbok besteht aus einer Bluse im Bolerostil und einem langen Rock, dessen Schnitt seinesgleichen sucht. * Bei manchen Modellen ist der Rock viermal so lang wie die Bluse. Deshalb wirkt auch eine Frau, die klein ist, in einem hanbok gleich größer.

Der hanbok hat einfache Linien und ist sanft gerundet. Die Ärmel der Bluse sind flügelförmig geschnitten und der bodenlange Rock ist von der Brust an weit ausgestellt und fällt fließend elegant. Die Brustpartie wird durch eine Art Schleife betont, deren beide Enden fast bis zu den Knöcheln reichen. Viele sind auch am Ärmelabschluss und um den Halsausschnitt sowie auf dem Rock wunderhübsch mit geometrischen und floralen Mustern bestickt. Ja, das Zusammenspiel der Proportionen, Linien und Farben macht die Eleganz des hanbok aus.

Ein vielseitiges Kleidungsstück

Der hanbok ist nicht nur schön, sondern auch praktisch. Normalerweise besteht er aus Naturfasern, sodass man ihn gut das ganze Jahr über tragen kann. Zum Beispiel ist ein hanbok aus pflanzlichen Fasern wie Ramie oder Hanf atmungsaktiv und wirkt dadurch im Sommer kühlend, obwohl er ja praktisch den ganzen Körper bedeckt. Andere Stoffe wiederum halten den Körper schön warm, sodass sie eher für den Winter-hanbok geeignet sind.

Der hanbok ist außerdem bequem. Das hat weniger etwas mit modischen Gesichtspunkten zu tun, sondern eher damit, dass vor Hunderten von Jahren, als man in Korea noch viel zu Pferde unterwegs war, das Kleidungsstück einfach praktisch sein musste. In der Zeitschrift Culture & I heißt es: „Die Kleidungsstücke entstanden aus der Notwendigkeit heraus, sich an das Jäger- und Nomadenleben in einem kalten Klima anzupassen.“ Koreanische Reiter trugen daher nichts, was sie irgendwie in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkte. Koreaner, die heute gerne einen hanbok anziehen, weil er sich so angenehm tragen lässt, können ihren Vorfahren also in der Tat dankbar dafür sein.

Interessant am hanbok ist außerdem die uralte Tradition der symbolischen Bedeutung von Farben. In der Vergangenheit war die koreanische Oberschicht oftmals in vorteilhafte Farben gekleidet, wohingegen das normale Volk meist einfach Weiß trug. Eine unverheiratete Frau konnte man daran erkennen, dass sie eine Kombination aus Gelb und Rot trug. War sie dann verheiratet, richtete sich die Farbe ihrer Kleidung nach dem sozialen Status ihres Mannes. Heute wird bei einer Hochzeit von der Brautmutter erwartet, ein pinkfarbenes Gewand zu tragen, wohingegen die Mutter des Bräutigams in der Regel in Blau gekleidet ist. Dadurch kann man die beiden auf der Hochzeit natürlich ausgesprochen leicht erkennen.

Der hanbok heute

Nach dem Koreakrieg (1950—1953) hieß das Schlagwort „Modernisierung“. Demzufolge war der hanbok in den 1970er Jahren völlig unmodern geworden und wurde durch westliche Kleidung ersetzt. Das einstige Alltagskleid fristete nun sein Dasein im Kleiderschrank und wurde höchstens für Hochzeiten, Feiertage oder andere besondere Anlässe herausgeholt.

Allerdings ist der hanbok seit geraumer Zeit wieder im Kommen. 1996 zum Beispiel wollte man ihm dadurch wieder mehr Popularität verschaffen, dass man jeweils den ersten Samstag des Monats zum „Tag, an dem man hanbok trägt“ ausrief. Die Bekleidungsindustrie hat neue hanbok-Designs kreiert, die besonders junge Leute ansprechen sollen. Sich wieder auf die eigenen Wurzeln zu besinnen scheint einen emotionalen Nerv zu treffen, denn der moderne hanbok feiert großen Erfolg. In Zeiten, in denen man in der Mode oft viel Wert auf Sinnlichkeit legt, ist der hanbok ein erfrischendes Beispiel für ein schönes, aber dezentes Kleidungsstück (1. Timotheus 2:9).

[Fußnote]

^ Abs. 5 Es gibt auch den hanbok für Männer, aber in diesem Artikel geht es um den hanbok für Frauen.