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Das Internet — Wie man die Gefahren meidet

Das Internet — Wie man die Gefahren meidet

Was sagt die Bibel?

Das Internet — Wie man die Gefahren meidet

UM DEN besten Zeitpunkt für den Verkauf seiner Ernte herauszufinden, prüft ein Bauer in einem abgelegenen indischen Dorf den Preis für Sojabohnen in Chicago (USA). Gleichzeitig liest anderswo eine Rentnerin mit einem Lächeln im Gesicht eine E-Mail von ihrem Enkel, ein Reisender informiert sich über das Wetter an seinem Zielort und eine Mutter findet nützlichen Stoff für die Hausaufgaben ihres Kindes — alles im Internet. Weltweit sind heute schätzungsweise 600 Millionen Menschen online. Die Internetrevolution hat die Art der Menschen, zu kommunizieren und Handel zu treiben, gründlich verändert.

Das Internet begeistert vor allem die jüngere Generation, die gelegentlich auch Cybergeneration genannt wird. Studenten recherchieren nicht mehr in erster Linie in Bibliotheken, sondern nutzen zunehmend das Internet als Informations- und Nachrichtenquelle. „Kurz gesagt sind diese Studenten . . . praktisch 100-prozentig vernetzt“, erklärte Deanna L. Tillisch, Leiterin einer Erhebung unter Studenten höherer Semester in den Vereinigten Staaten. Das Internet ist ohne Frage ein nützliches Werkzeug, das aus der modernen Gesellschaft kaum noch wegzudenken ist.

Werkzeuge können allerdings auch gefährlich sein, und je leistungsfähiger sie sind, desto größer ist die Gefahr. Eine benzingetriebene Kettensäge leistet viel mehr als eine Handsäge, muss allerdings auch vorsichtiger gehandhabt werden. Mit dem Internet verhält es sich ähnlich: Es ist ein extrem leistungsfähiges und nützliches, gleichzeitig aber gefährliches Werkzeug, mit dem man vorsichtig umgehen muss. Die Gefahren des Internets haben mehr als 40 Mitgliedsstaaten des Europarats veranlasst, ein internationales Abkommen zu verabschieden, das ihre Bürger vor Internetverbrechen schützen soll.

Was sind die Gründe für so viel Besorgnis? Gibt es bestimmte Gefahren, vor denen Christen sich besonders hüten müssen? Sollten diese Gefahren einen veranlassen, das Internet überhaupt nicht zu benutzen? Was rät die Bibel dazu?

Vorsicht — ein Muss

Vor Hunderten von Jahren warnte die Bibel vor schlechten Menschen, die „Meister im Ränkeschmieden“ sind und ‘Schlechtes zu tun planen’ (Sprüche 24:8). Der Prophet Jeremia beschrieb sie als „böse Menschen“, deren „Häuser voller Trug“ sind. Wie Vogelfänger haben sie „eine verderbliche Falle gestellt“, um Menschen zu fangen und Reichtum zu gewinnen (Jeremia 5:26, 27). Heute ermöglicht die Technik „bösen Menschen“, Fallen ganz anderer Dimensionen aufzustellen. Sehen wir uns einige Strategien einmal etwas näher an, die für Christen wirklich gefährlich werden können.

Internetpornographie ist eine Industrie mit einem Jahresumsatz von rund 2 Milliarden Euro. Die Zahl der pornographischen Webseiten hat explosionsartig zugenommen — um 1 800 Prozent allein in den letzten fünf Jahren. Gegenwärtig soll es schätzungsweise 260 Millionen solcher Seiten geben und die Zahl wächst so rasant wie nie zuvor. Dazu sagte Dr. Kimberly S. Young, Direktorin eines Zentrums für Onlinesucht: „Das Internet wird derart von Pornographie überflutet, dass es mittlerweile schwer ist, nicht versehentlich damit in Kontakt zu kommen. Entsprechend wächst auch die Gefahr, nach Cybersex süchtig zu werden.“

In der Bibel heißt es: „Jeder wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird“ (Jakobus 1:14). Für Personen, die Pornographie verbreiten, ist jeder Computerbesitzer ein potenzielles Opfer, an dessen „Begierde“, das heißt „die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen“, sie mit allen Tricks appellieren wollen (1. Johannes 2:16). Sie haben es auf arglose Internetbenutzer abgesehen, die sie „zu verführen suchen“ oder gemäß Vine’s Expository Dictionary of Biblical Words „mit einem Köder locken“ (Sprüche 1:10).

Wie die bösen Menschen in biblischer Zeit greifen auch die Verbreiter von Pornographie oft zu Täuschungsmanövern. Auf der aggressiven Jagd nach Neukunden verschicken sie jeden Tag schätzungsweise rund 2 Milliarden pornographische E-Mails. Oft tragen die unerbetenen E-Mails scheinbar harmlose Betreffzeilen. Doch das Öffnen der E-Mail kann eine Lawine unmoralischer Bilder auslösen, die sich kaum stoppen lässt. Wer daraufhin den Absender auffordert, von seiner Empfängerliste entfernt zu werden, erhält als Antwort möglicherweise eine weitere Flut unerbetener pornographischer Nachrichten.

Ein Vogelfänger legt sorgfältig eine Reihe Samenkörner. Der ahnungslose Vogel pickt ein leckeres Korn nach dem anderen auf, bis — zack! — die Falle zuschnappt. Ganz ähnlich knabbern einige hier und da aus Neugierde an sexuell anregendem Bildmaterial — und hoffen, dabei nicht gesehen zu werden. Die Bilder erregen sie und lassen manche immer öfter zu diesem aufregenden, unwiderstehlichen Bildmaterial zurückkehren. Gleichzeitig machen ihnen Scham und Gewissensbisse zu schaffen. Doch mit der Zeit werden ehemals schockierende Anblicke für sie zu etwas Gewöhnlichem. Bei jemandem, der dazu neigt, sich Pornographie anzusehen, wirkt das Internet wie ein Dünger, der aus Begierden schnell sündige Handlungen wachsen lässt (Jakobus 1:15). Solche Personen entwickeln dann möglicherweise „eine ‚dunkle Seite‘, der es nur darum geht, egoistische Begierden zu befriedigen, wobei die meisten Werte über Bord geworfen werden“, erklärte Dr. Victor Cline, ein Psychologe, der Hunderte von Patienten behandelt hat, die in die Pornofalle getappt waren.

Die Gefahren von Chatrooms

Chatrooms können einem nicht nur Zeit stehlen, sie sind zunehmend auch bei gescheiterten Beziehungen im Spiel. Ein Mann, der darüber frustriert ist, wie viel Zeit seine Frau online verbringt, schrieb: „Sobald sie von der Arbeit nach Hause kommt, wird der PC eingeschaltet, und es kann fünf Stunden oder länger dauern, bis sie sich wieder ausloggt. Unsere Ehe leidet darunter.“ Keine Frage, im Internet verbrachte Zeit ist Zeit, die dem Ehepartner und der Familie verloren geht.

Angela Sibson, Chefin des Eheberatungsdienstes Relate, nannte das Internet „ein Tor zu anderen Beziehungen“. Wie sie sagte, „können diese sehr intensiv sein und bestehende Partnerschaften zerstören“. Was als unverbindliches Onlinegeplauder in einem Chatroom beginnt, kann schnell deutlich ernster werden. Personen „listigen Herzens“, die unsittliche Absichten verfolgen, erzählen ihren potenziellen Opfern mit „Glätte der Zunge“ alles, was diese hören wollen (Sprüche 6:24; 7:10). Nicola (26 Jahre) aus Großbritannien war solch ein Opfer. Sie erzählt: „Es war wie ein Liebesbombardement. Er hat mir pausenlos gesagt, wie wunderbar ich sei, und ich bin drauf reingefallen.“ Dr. Al Cooper, Verfasser eines Ärztehandbuchs zum Thema Sex und Internet (Sex and the Internet: A Guidebook for Clinicians), sagt, man müsse „die Menschen vor diesem Verhängnis warnen, das mit einem Onlineflirt beginnt, dann aber unaufhaltsam seinen Lauf nimmt und allzu oft mit Scheidung endet“.

Kinder sind noch stärker gefährdet, von „Sexualstraftätern am Computer“ ausgenutzt zu werden und Schaden zu erleiden. Mit „Verkehrtheit der Rede“ und „Verziehen der Lippen“, das heißt mit Verschlagenheit, machen sich Pädophile an unerfahrene Kinder heran (Sprüche 4:24; 7:7). Sie überschütten das Kind mit Aufmerksamkeit, Zuneigung und Freundlichkeiten. Durch dieses Vorgehen, das so genannte Grooming (aus dem Englischen für „pflegen, jemanden für etwas vorbereiten“), wollen sie dem Kind das Gefühl vermitteln, etwas Besonderes zu sein. Sie scheinen sich mit allem auszukennen, was ein Kind interessiert, einschließlich seiner Lieblingsmusik und seiner Hobbys. Gleichzeitig versuchen sie, einen Keil zwischen das Kind und die Eltern zu treiben, indem sie kleinere Probleme in der Familie aufbauschen. Um schließlich ihre bösen Absichten befriedigen zu können, schicken manche dieser skrupellosen Monster ihrem Opfer vielleicht sogar ein Reiseticket. Den grausigen Rest kann man sich denken.

Biblische Grundsätze — ein Schutz

Mancher ist angesichts der Risiken zu dem Schluss gekommen, es sei besser, die Finger ganz vom Internet zu lassen. Allerdings muss man auch einräumen, dass nur ein kleiner Prozentsatz aller Internetseiten gefährlich ist und die meisten Nutzer auch keine ernsten Probleme bekommen.

Glücklicherweise enthält die Bibel Rat, der uns vor Gefahren „behüten“ kann. Sie rät uns, Erkenntnis, Weisheit und Denkvermögen zu erlangen. Diese werden ‘über uns wachen’, um uns „von dem schlechten Weg zu befreien“ (Sprüche 2:10-12). „Die Weisheit aber — woher kommt sie?“, fragte Hiob, ein Diener Gottes der alten Zeit. Die Antwort: „Die Furcht Jehovas — das ist Weisheit“ (Hiob 28:20, 28).

„Die Furcht Jehovas bedeutet das Böse hassen.“ Sie ist die Grundlage, auf der man gottgefällige Eigenschaften entwickeln kann (Sprüche 1:7; 8:13; 9:10). Gott zu lieben und zu ehren, gepaart mit gesundem Respekt vor seiner Macht und Autorität, ermöglicht es uns, das Schlechte, das er hasst, ebenfalls zu hassen und es zu meiden. Klares Denkvermögen und die Kenntnis göttlicher Grundsätze helfen uns, Gefahren zu erkennen, die Herz und Sinn vergiften und die die geistige Gesinnung verderben können. Wir entwickeln Abscheu vor egoistischen und gierigen Gedanken, die Familien ruinieren und unser Verhältnis zu Jehova zerstören können.

Ignorieren wir also niemals die Risiken, wenn wir das Internet nutzen. Seien wir entschlossen, Gottes Gebote zu halten und nicht mit der Gefahr zu liebäugeln (1. Chronika 28:7). Dann werden wir wissen, was zu tun ist, falls es im Internet einmal gefährlich werden sollte — nämlich uns fluchtartig abwenden (1. Korinther 6:18).

[Kasten auf Seite 19]

FINGER WEG VON PORNOGRAPHIE!

„Hurerei und jede Art Unreinheit oder Habgier sollen unter euch nicht einmal erwähnt werden, so wie es sich für Heilige geziemt“ (Epheser 5:3).

„Ertötet daher die Glieder eures Leibes, die auf der Erde sind, in Bezug auf Hurerei, Unreinheit, sexuelle Gelüste, schädliche Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist“ (Kolosser 3:5).

„Das ist, was Gott will, . . . dass jeder von euch wisse, wie er von seinem eigenen Gefäß in Heiligung und Ehre Besitz ergreife, nicht in gierigen sexuellen Gelüsten, wie sie auch die Nationen haben, die Gott nicht kennen“ (1. Thessalonicher 4:3-5).

[Kasten/Bilder auf Seite 20, 21]

VORSICHT BEI CHATROOMS!

Eine Kriminalbeamtin, die auf Internetverbrechen spezialisiert ist, lud Erwachet! ein, sich einmal anzusehen, wie gefährlich Chatrooms sind. Sie loggte sich in einen Chatroom ein und gab sich als 14-jähriges Mädchen aus. Binnen weniger Sekunden nahmen mehrere Personen zu ihr Kontakt auf. Sie fragten sie, woher sie sei, ob sie ein Mädchen oder ein Junge sei und ob sie mit ihr reden könnten. Einige dieser Personen standen im Verdacht, Triebtäter zu sein, und die Polizei hatte sie bereits im Visier. Das zeigt, wie schnell ein Kind — womöglich unser Kind! — mit Pädophilen im Chatroom in Kontakt kommen kann.

Einige Eltern denken, den Kindern könne im Chatroom nicht viel passieren, weil alle anderen mitlesen können, was gesagt wird. Im Chatroom gibt es jedoch auch eine so genannte Flüsterfunktion, über die man mit einer Person allein sprechen kann. Über diese Funktion sagt die britische Internetspezialeinheit zum Schutz der Kinder warnend: „Das ist so, als würde man auf einer Party voller Leute mit jemand Fremdem allein in einen Nebenraum gehen und sich dort mit ihm unterhalten.“

Eltern müssen sich auch unbedingt darüber im Klaren sein, dass die meisten Pädophilen mit einem Kind nicht einfach nur reden wollen. In einem Bericht des Forums zur Bekämpfung von Internetverbrechen heißt es: „Nach dem ersten Kontakt in einem Chatroom kann es durchaus sein, dass sie mit dem Kind auf anderem Weg in Verbindung bleiben, zum Beispiel über E-Mail oder übers Handy.“ Das FBI erklärt dazu: „Es ist für einen Sexualstraftäter zwar sehr prickelnd, mit einem Kind online zu reden, aber doch recht umständlich. Die meisten möchten lieber telefonieren. Dabei machen sie mit dem Kind oft Telefonsex. Häufig versuchen sie auch, ein Treffen zu arrangieren, um echten Sex mit dem Kind zu haben.“

Dazu geben Sexualstraftäter oft ihre Telefonnummer an. Ruft das Kind sie dann an, erscheint die Nummer des Kindes auf ihrem Telefon. Manche Triebtäter haben auch gebührenfreie Telefonnummern. Andere lassen dem Kind sogar ein Handy zukommen. Mitunter schicken die Straftäter dem Kind auch Briefe, Fotos und Geschenke.

Kinder sind aber nicht die Einzigen, die durch Chatrooms in Gefahr kommen. Erst kürzlich verliebten sich im Vereinigten Königreich sechs Frauen gleichzeitig in ein und denselben Mann, der ihnen jeweils mit schönen Worten vorgaukelte, sich für sie zu interessieren, und ihnen alles sagte, was sie hören wollten. Eines seiner Opfer war Cheryl, 27, attraktiv, Hochschulabsolventin. Sie sagt: „Ich kann heute nicht mehr erklären, wie es dazu gekommen ist. Die Beziehung wurde so intensiv, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte.“

„Frauen fühlen sich im Cyberspace wohl, weil sie dort nicht nach ihrem Aussehen beurteilt werden“, meint Jenny Madden, Gründerin der Organisation Women in Cyberspace. „Aber besonders in Chatrooms gibt man oft sehr schnell mehr von sich preis, als man es normalerweise tun würde. Dadurch werden die Frauen für andere sehr manipulierbar.“

„Ich muss nur den Computer einschalten und schon kann ich unter Tausenden von Frauen wählen“, sagte ein Mann im Rahmen einer Forschungsstudie für die Universität von Florida. Leiterin der Studie war Beatriz Avila Mileham. Sie kommentierte: „Onlinebeziehungen werden bald die verbreitetste Form der Untreue werden — wenn sie das nicht sogar schon sind.“ Dr. Al Cooper, Verfasser eines Ärztehandbuchs zum Thema Sex und Internet, erklärt: „Von immer mehr Therapeuten hört man, dass Onlinesex ein Hauptgrund für Eheprobleme geworden ist.“

Diese Fakten sind ausgesprochen ernüchternd; darum kommt man nicht umhin, bei der Nutzung des Internets vernünftige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Eltern sollten mit ihren Kindern über die Gefahren sprechen und ihnen erklären, wie sie sich davor schützen können. Denn wenn man weiß, wie, kann man den Gefahren im Internet aus dem Weg gehen (Prediger 7:12).