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Druck von allen Seiten — mehr denn je

Druck von allen Seiten — mehr denn je

Druck von allen Seiten — mehr denn je

DIE Jugendphase kann selbst unter den günstigsten Umständen ein ständiges Auf und Ab sein. In der Pubertät wird der junge Mensch mit neuen Gefühlen und Emotionen regelrecht bombardiert. Tag für Tag hat er es mit einem gewissen Druck vonseiten der Lehrer und Gleichaltriger zu tun. Er ist auch einem hartnäckigen Einfluss durch Fernsehen, Kino, Musikindustrie und Internet ausgesetzt. Ein Bericht der Vereinten Nationen beschreibt die Jugendphase daher als „Übergangszeit, für die Stress und Sorgen charakteristisch sind“.

Leider fehlt einem jungen Menschen oft die Erfahrung, mit Stress und Sorgen positiv umzugehen (Sprüche 1:4). Ohne die richtige Anleitung kann er schnell in destruktive Verhaltensformen abrutschen. So sagt der UN-Bericht zum Beispiel: „Forschungen haben ergeben, dass der Einstieg in den Drogenmissbrauch oft in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter stattfindet.“ Dasselbe lässt sich von anderen negativen Verhaltensformen wie Gewaltbereitschaft und Sex mit häufig wechselnden Partnern sagen.

Eltern, die all das als etwas abtun, was nur unter „armen Leuten“ oder unter bestimmten ethnischen Gruppen vorkommt, sind da nicht selten sehr im Irrtum. Die Probleme der jungen Menschen ziehen sich durch alle gesellschaftlichen Schichten und ethnischen Gruppen. „Wenn Sie meinen, der ,jugendliche Straftäter‘ schlechthin sei der 17-jährige Junge, der zu einer Minderheitengruppe gehört, in einem Wohnsilo lebt und dessen verarmte Mutter auf Sozialhilfe angewiesen ist, dann sind Sie schlicht nicht auf dem Laufenden“, schreibt Scott Walter. „Der heutige Problemjugendliche kann weiß sein, er kann aus einem Elternhaus der Mittelklasse oder der gehobenen Mittelklasse stammen, er kann unter (ja sogar weit unter) 16 sein — und er kann ebenso gut eine Sie sein.“

Aber warum sind so viele Jugendliche gefährdet? Hatten die vergangenen Generationen von Jugendlichen nicht auch ihre Schwierigkeiten und Versuchungen? Ja natürlich, doch wir leben heute in Zeiten, die in der Bibel als „kritische Zeiten“ beschrieben werden, „mit denen man schwer fertig wird“ (2. Timotheus 3:1-5). In dieser ganz speziellen Ära der Geschichte werden Jugendliche mit Lebensumständen und Stressfaktoren konfrontiert, die es so vorher einfach noch nicht gegeben hat. Sehen wir uns einige dieser Faktoren genauer an.

Familiäre Veränderungen

Da ist zum Beispiel die sich verändernde Familienlandschaft. „Mehr als ein Drittel der amerikanischen Kinder erleben noch vor dem 18. Lebensjahr, dass sich ihre Eltern scheiden lassen“, meldet das Journal of Instructional Psychology. Aus anderen westlichen Ländern lassen sich ähnliche Statistiken anführen. Wenn die Ehe der Eltern kaputtgeht, müssen die jungen Menschen oft mit schmerzlichen Emotionen fertig werden. „Kinder, die erst vor kurzem miterlebt haben, wie ihre Familie auseinander gebrochen ist, haben es in der Schule generell schwerer als Kinder aus intakten Familien oder gefestigten Eineltern- oder Stiefelternfamilien, sowohl was das Lernen als auch das soziale Verhalten betrifft. . . . Die Scheidung der Eltern wirkt sich außerdem auf die emotionale Befindlichkeit und die Selbstachtung des Kindes aus“, so das Journal.

Das Familienbild hat sich auch dadurch verändert, dass immer mehr Frauen arbeiten gehen. Wie eine Studie zur Jugendkriminalität in Japan ergab, ist es für Doppelverdienerfamilien schwieriger, sich um die Kinder zu kümmern, als für Familien, in denen einer der Eltern zu Hause bleibt.

Es stimmt zwar, dass viele Familien auf ein zweites Einkommen angewiesen sind, um überhaupt über die Runden zu kommen. Ein doppeltes Einkommen kann den Kindern freilich auch ein bequemeres Leben ermöglichen. Allerdings gibt es eine Kehrseite: Millionen von Kindern finden nach der Schule ein leeres Zuhause vor. Wenn die Eltern dann heimkommen, sind sie oft müde und noch ganz mit den Problemen auf der Arbeit beschäftigt. Die Folge? Viele Teenager lernen immer seltener kennen, was elterliche Fürsorge ist. „Als Familie sind wir nie richtig zusammen“, so beschwerte sich ein Junge.

Wie viele Beobachter glauben, lässt dieser Trend für die Zukunft von Jugendlichen nichts Gutes ahnen. „Ich denke, dass die Entwicklungstendenzen in der Kindererziehung der letzten dreißig Jahre dem Aufwachsen von bindungslosen, unkommunikativen, lernschwachen und unkontrollierbaren Kindern Vorschub geleistet haben“, so Dr. Robert Shaw. „Eltern sind einer materialistischen, zu stark leistungsorientierten Gesellschaft ins Netz gegangen. Diese bringt sie dazu, so viel zu arbeiten und so viel Geld auszugeben, dass sie nicht die Zeit für das finden, was nötig ist, um eine Bindung zu ihren Kindern zu schaffen.“

Eine weitere Gefahr für das Wohl von jungen Menschen: Wenn beide Eltern arbeiten gehen, sind die Kinder oft lange Zeit unbeaufsichtigt. Fehlt die elterliche Aufsicht, ist Ärger fast schon vorprogrammiert.

Ein Wandel in den Erziehungsmaßnahmen

Auch die veränderte Einstellung zu elterlichen Erziehungsmaßnahmen hat sich auf die heutigen Jugendlichen ausgewirkt. Wie Dr. Ron Taffel es unverblümt ausdrückt, verzichten viele Eltern darauf, von Autorität Gebrauch zu machen. Die jungen Menschen wachsen dann fast ohne oder ganz ohne Verhaltensregeln und Richtlinien auf.

Manchmal sieht es so aus, als würden Eltern damit auf die negativen Erfahrungen in ihrer eigenen Kindheit reagieren. Sie möchten die Freunde ihrer Kinder sein — nicht strenge Erzieher. „Ich war zu nachsichtig“, räumt eine Mutter ein. „Meine Eltern waren sehr streng. Bei meinen Kindern wollte ich es anders machen. Das war falsch.“

Wie weit gehen denn einige Eltern dabei? USA Today berichtet: „Eine neue Umfrage unter 600 Teenagern in New York, Texas, Florida und Kalifornien, die wegen Drogensucht in Behandlung sind, lässt erkennen, dass 20 % zusammen mit ihren Eltern Drogen (Alkohol nicht eingeschlossen) genommen haben. 5 % der Jugendlichen wurde die erste Droge — in der Regel Marihuana — sogar vom Vater oder von der Mutter angeboten.“ Was bringt Eltern dazu, etwas derart Verantwortungsloses zu tun? Hierzu eine Mutter: „Ich habe ihr gesagt, dass es besser ist, wenn sie es zu Hause macht, wo ich sie im Auge behalten kann.“ Andere meinen anscheinend, dass der gemeinsame Drogenkonsum ein Weg ist, eine „Bindung“ zu ihren Kindern zu schaffen.

Medienbombardement

Dann ist da der starke Einfluss der Medien. Wie die Markt- und Meinungsforscherin Marita Moll erklärt, geht aus einer Untersuchung hervor, dass junge Leute in den USA im Durchschnitt täglich 4 Stunden und 48 Minuten vor dem Fernseher oder dem PC verbringen.

Muss das unbedingt negativ sein? In einem Artikel der Zeitschrift Science war zu lesen, dass „sechs große Fach- und Berufsverbände in den Vereinigten Staaten“ — darunter auch die American Medical Association — einstimmig zu dem Schluss gekommen sind, es bestehe eine Verbindung zwischen Mediengewalt und „dem aggressiven Verhalten mancher Kinder“. „Trotz der Übereinstimmung unter Experten scheint der Laie die Botschaft, dass Mediengewalt zu einer gewalttätigeren Gesellschaft beiträgt, durch die Massenpresse nicht vermittelt zu bekommen“, schrieb Science.

Man denke zum Beispiel an Musikvideos. Oft sind Eltern schockiert darüber, wie plastisch und sexuell freizügig manche Videoclips gemacht sind. Beeinflussen diese Clips das Verhalten von Jugendlichen denn wirklich? Gemäß einer Studie an 500 Collegestudenten „verstärken gewalttätige Liedtexte aggressive Gedanken und Gefühle“. Eine andere jüngere Studie besagt, dass „Teenager, die viel Zeit damit verbringen, sich Videoclips mit Sex- und Gewaltdarstellungen aus der Gangsta-Rap-Szene anzusehen, eher dazu tendieren, dieses Verhalten zu übernehmen“. Die Studie an über 500 Mädchen zeigte, dass diejenigen, die intensiv Gangsta-Videoclips konsumierten, eher dazu tendierten, Lehrer tätlich anzugreifen, im Gefängnis zu landen und viele Sexualpartner zu haben.

Jugendliche und Computer

In den letzten Jahren hat auch der Computer wesentlich dazu beigetragen, das Denken von jungen Menschen zu formen. In der Zeitschrift Pediatrics war zu lesen: „Die Zahl der PCs im eigenen Heim ist in den letzten Jahren drastisch angestiegen. Landesweit [in den Vereinigten Staaten] besitzen zwei Drittel aller Haushalte mit schulpflichtigen Kindern (6 bis 17 Jahre) einen Computer. . . . Der Prozentsatz der Kinder zwischen 3 und 17 Jahren, die in einem Haushalt mit Computer leben, ist von 55 % im Jahr 1998 auf 65 % im Jahr 2000 angestiegen.“ Auch in anderen Ländern sind Computer immer mehr im Kommen.

Ein Kind oder ein Jugendlicher braucht allerdings nicht unbedingt einen eigenen Apparat zu besitzen, um Computernutzer zu sein. Nach Aussage eines Forschers „benutzen rund 90 % aller jungen Leute zwischen 5 und 17 Jahren Computer; 59 % von ihnen nutzen das Internet“. Dadurch wird jungen Menschen wie nie zuvor Zugang zu Informationen geboten — eine gute Sache, wenn der Computer verantwortungsbewusst und unter genügender Aufsicht eines Erwachsenen benutzt wird. Doch erlauben viel zu viele Eltern ihrem Nachwuchs einen völlig unkontrollierten Umgang mit dem Medium Computer.

So schreibt Marita Moll in dem Magazin Phi Delta Kappan, dass gemäß einer 2001 gemachten Erhebung zum Thema Internetnutzung „71 % der Eltern dachten, sie wüssten ,gut oder ziemlich gut‘ Bescheid über das Internetverhalten ihres Kindes. Als man allerdings den Kindern die gleiche Frage stellte, antworteten 70 %, ihre Eltern wüssten ,kaum etwas oder gar nichts‘ über ihre Onlineaktivitäten.“ Gemäß dieser Untersuchung „sagten 30 % der 9- bis 10-Jährigen, dass sie private Chatrooms besuchen würden und auch Chatrooms, die nur für Erwachsene sind. Noch schlimmer: Bei den 11- bis 12-Jährigen sind es 58 %, bei den 13- bis 14-Jährigen 70 % und bei den 15- bis 17-Jährigen 72 %. . . . In einer britischen Umfrage zur Internetnutzung daheim räumte jeder siebte Elternteil ein, keine Ahnung zu haben, was sich die Kinder ansehen, wenn sie online sind.“

Wenn junge Menschen ohne Aufsicht im Internet surfen dürfen, können sie sehr schnell pornographischem Material ausgesetzt sein. Aber es gibt noch mehr Gefahren. Dr. Taffel, der bereits zu Wort gekommen ist, beklagt: „Unsere Kinder schließen Freundschaften in der Schule und im Cyberspace — demzufolge verbringen sie Zeit mit Kindern, die wir meist überhaupt nicht kennen.“

Die Jugendlichen stehen heute eindeutig unter Druck und müssen Probleme verkraften, die frühere Generationen nicht kannten. Da ist es wirklich kein Wunder, dass das Verhalten vieler Jugendlicher besorgniserregend ist! Was kann man tun, um der heutigen Jugend Hilfestellung zu geben?

[Herausgestellter Text auf Seite 6]

„Ich denke, dass die Entwicklungstendenzen in der Kindererziehung der letzten dreißig Jahre dem Aufwachsen von bindungslosen, unkommunikativen, lernschwachen und unkontrollierbaren Kindern Vorschub geleistet haben“ (DR. ROBERT SHAW).

[Bild auf Seite 6, 7]

Das Familienbild hat sich dadurch verändert, dass immer mehr Frauen arbeiten gehen

[Bild auf Seite 7]

Für Jugendliche, die sich selbst überlassen sind, kann es schnell brenzlig werden

[Bild auf Seite 8]

Forscher sehen eine Verbindung zwischen gewalttätigen Videoclips und gewalttätigem Verhalten

[Bild auf Seite 9]

Wissen wir, was sich unsere Kinder ansehen, wenn sie online sind?