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Geflügelte Schönheiten der Tropen

Geflügelte Schönheiten der Tropen

Geflügelte Schönheiten der Tropen

Von einem Erwachet!-Mitarbeiter in Spanien

SO MANCHER Reiselustige, der zum ersten Mal im tropischen Regenwald unterwegs ist, ist vielleicht etwas enttäuscht. Er hat sich darauf gefreut, exotische Tiere und Vögel zu sehen, doch die meisten Tiere sind nachtaktiv und viele Vögel sind hoch oben in den Bäumen außer Sichtweite.

„Es gibt jede Menge Anzeichen dafür, dass der Wald voller Leben ist — überall sind Laute und Geräusche zu hören“, heißt es in dem Buch The Mighty Rain Forest. Doch „wer sich nicht die Zeit nimmt, alles in Ruhe zu erkunden und geduldig zu warten, bekommt wahrscheinlich keine Tiere zu Gesicht — außer Schmetterlinge“, kann man in dem Buch weiter lesen. Dafür wird der Besuch im Regenwald allerdings durch die Schönheit und die leuchtende Farbenpracht vorbeiblitzender tropischer Schmetterlinge dann doch unvergesslich.

Das Besondere an tropischen Faltern ist ihre Größe, ihre Vielfalt und ihr Farbenreichtum. Das Grün des Waldes liefert die perfekte Kulisse für das glänzend schillernde Blau, Rot und Gelb der zwischen den Bäumen umherflatternden Schmetterlinge. In Südamerika sieht man sogar Schmetterlinge mit durchscheinenden Flügeln. Bei anderen Arten sehen die Flügelunterseiten noch fantastischer aus als die Oberseiten. So wird die wenig abwechslungsreiche braune Zeichnung der Eulenfalter durch auffallend große Augenflecke belebt. Ein paar Schmetterlinge wollen dagegen nicht auffallen, und nur wer einen ganz scharfen Blick hat, erkennt, dass er gerade ein Insekt betrachtet und nicht etwa ein vertrocknetes Blatt.

Allein schon die Größe der Tropenfalter ist ein Blickfang. Manche Schmetterlinge sind größer als kleine Vögel und fliegen ebenso kraftvoll wie sie. Sie können auch genauso wie sie gleiten. Erstaunlich ist außerdem, wie viele Arten von Tagfaltern im Regenwald vorkommen. Die Regenwälder Malaysias beherbergen beinahe eintausend Arten und in Peru haben viertausend Arten ihr Domizil — das sind 20 Prozent aller bekannten Arten.

Die Schmetterlingsflügel weisen eine unglaublich breite Farbpalette auf, dennoch sind für die Farbschattierungen in der Regel nicht viele verschiedene Farbpigmente nötig. Die Flügel bestehen aus einer durchsichtigen Membran, auf der sich Tausende winziger Schuppen befinden. Jede dieser Schuppen trägt in der Regel nur ein Farbpigment. Für das Auge des Betrachters entsteht so eine Mischfarbe, die sich aus der Kombination der einzelnen Pigmente ergibt, ähnlich wie es bei den Bildpunkten eines Farbfernsehers der Fall ist.

Am besten müssten sich diese Schönheiten doch bestaunen lassen, wenn sie Blüten umschwirren, denkt man sich. Aber das ist im Regenwald nur schwer möglich. Die meisten Blüten befinden sich hoch oben in den Baumkronen. Dort bescheren sie zwar den Schmetterlingen eine wahre Festtafel an Nektar, doch die Besucher weit unten bekommen davon nichts zu sehen. Zum Glück lassen sich Schmetterlingsmännchen allerdings doch einmal am Boden nieder, und zwar nach dem Paarungsvorgang, um Salz aufzusaugen. Anscheinend verlieren sie bei der Paarung notwendige Mineralien. Diese führen sie sich wieder zu, indem sie von dem nassen Boden Feuchtigkeit aufsaugen. Ein dampfiger Waldweg oder der Rand eines kleinen Bächleins sind daher wahrscheinlich optimale Plätze, um die Schmetterlinge des Regenwalds zu beobachten.

Einige Schmetterlinge sitzen vielleicht dicht an dicht auf einem gemeinschaftlichen Rastplatz. Tropenfalter setzen sich zum Schlafen oder Ruhen gern gemeinsam an einer Stelle nieder. Manche Schmetterlinge lassen sich bei ihrem morgendlichen Sonnenbad auf einem Blatt sogar aus der Nähe betrachten. Bestimmte Schmetterlingsarten scheinen nie zur Ruhe zu kommen, doch allein sie in ihrem leuchtenden Kleid vorbeischweben zu sehen ist ein echter Glanzpunkt eines Besuchs im Regenwald.

[Kasten/Bilder auf Seite 18]

Die Schönsten der Schönen unter den Schmetterlingen

Es ist natürlich schwer zu beurteilen, welche Schmetterlinge die schönsten sind, aber bestimmte Gruppen ragen ohne Zweifel besonders heraus. *

Schwalbenschwänze (Papilionidae)

Eine große Familie farbenfroher Schmetterlinge. Bei vielen von ihnen laufen die Hinterflügel schwanzartig aus. Sie können sehr schnell fliegen und laben sich am Nektar der Blüten hoch oben in den Baumkronen.

Morpho (Morphidae)

Das metallisch schillernde Blau dieser Schmetterlinge, die es nur in Süd- und Zentralamerika gibt, ist unvergleichlich schön. Der schillernde Blauglanz hängt von der Brechung der Lichtstrahlen ab. Wenn sie ihre Flügel langsam schwingen, „geht“ der intensive Blauton je nach Einfallswinkel des Lichts „an“ und „aus“.

Vogelflügler (Ornithoptera)

Diese Schmetterlinge leben in Südostasien und in den Regenwäldern Australiens. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um große Schmetterlinge, deren Flügel größer sind als die vieler Vögel. Sie sind wegen ihrer Schönheit und ihrer Seltenheit extrem wertvoll.

Uranidenfalter (Uraniidae)

Diese wunderschönen Insekten gehören eigentlich zur Gruppe der Nachtfalter, fliegen aber bei Tag. Die Chrysiridia madagascariensis aus Madagaskar, deren Flügel in allen Regenbogenfarben schillern, ist als „das schönste Insekt der Erde“ bezeichnet worden.

[Fußnote]

^ Abs. 12 Schmetterlinge ist der deutsche Oberbegriff für alle Gruppen der Ordnung Lepidoptera oder Schuppenflügler. Es gibt die Gruppe der Tagfalter und der Nachtfalter.

[Bildnachweis]

Morpho: Zoo, Santillana del Mar, Cantabria, España; alle anderen Bilder im Kasten: Faunia, Madrid

[Bild auf Seite 16]

Durchsichtige Flügel eines Glasflüglers

[Bilder auf Seite 16]

Bläuling; seine Flügelunterseiten (links) sind genauso eindrucksvoll wie seine Flügeloberseiten (Bild darüber)

[Bild auf Seite 16, 17]

Vogelflügler (Originalgröße)

[Bild auf Seite 17]

Flügelunterseiten von Eulenfaltern

[Bild auf Seite 17]

Blattschmetterling

[Bild auf Seite 18]

Tropische Schmetterlinge saugen vom Boden salzhaltige Feuchtigkeit auf

[Bildnachweis auf Seite 16]

Glasflügler (Hypoleria oto): Zoo, Santillana del Mar, Cantabria, España; alle anderen Bilder: Faunia, Madrid

[Bildnachweis auf Seite 17]

Blattschmetterling und gelbe Falter: Zoo, Santillana del Mar, Cantabria, España; alle anderen Bilder: Faunia, Madrid