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Kona-Kaffee — Etwas für Genießer

Kona-Kaffee — Etwas für Genießer

Kona-Kaffee — Etwas für Genießer

Von einem Erwachet!-Mitarbeiter auf Hawaii

WER im Kona-Distrikt auf Big Island, einer Hauptinsel Hawaiis, zu Besuch ist, hat die Möglichkeit, einen der besten Kaffees der Welt zu verkosten: den Kona-Kaffee. Er gilt weithin als heißer Tipp für Genießer.

Schmale kurvige Straßen schlängeln sich bergaufwärts durch die mauka-Region (Bergregion), an deren Hängen kilometerweit Kaffeepflanzungen stehen. Die glänzenden Blätter der Kaffeepflanzen sind schön anzusehen und zu bestimmten Zeiten im Jahr ist die Luft vom Duft ihrer zarten weißen Blüten erfüllt. Aus den weißen Blüten reifen schließlich Früchte heran: die Kaffeekirschen, wie Kaffeebauern und Kaffeeröster sie nennen.

Mindestens 600 große und kleine Familienunternehmen existieren auf Big Island nebeneinander und in manchen ist der Kaffeeanbau schon seit Generationen Tradition. Der Kaffeegürtel von Big Island ist ungefähr 1,5 Kilometer breit und 50 Kilometer lang. Er zieht sich entlang den Hängen zweier alter Vulkane, des Hualalai und des Mauna Loa. Optimal sind die Bedingungen für den Kaffeeanbau in einer Höhe von 150 bis 750 Metern.

Egal ob man sich in einem berühmten Urlaubsviertel aufhält, in einen Supermarkt geht, einen kleinen Laden auf dem Land aufsucht oder sich in ein uriges Straßencafé setzt — überall wird einem dieses köstliche Gebräu angeboten. Kaffeekenner genießen den vorzüglichen Kaffee wegen seines vollen Aromas und seines gehaltvollen und dennoch feinen Geschmacks. Doch wie hat sich der Kaffeeanbau in der ehemaligen Monarchie überhaupt etabliert? Und wie konnte daraus ein Millionengeschäft werden?

Eingeführt und zum ersten Mal gepflanzt wurde der Kaffee wohl auf der Insel Oahu 1813 von Francisco de Paula Marín, dem Leibarzt und Berater des Königs Kamehameha I. Um das Jahr 1828 wurden Stecklinge der Kaffeepflanzen von dort nach Kona auf Big Island gebracht. Es handelte sich um Stecklinge der Kaffeesorte Arabica, eine Sorte, die auch heute noch in Kona angebaut wird. In den 1830er Jahren war der Kaffeeanbau aus Kona nicht mehr wegzudenken und der Kaffeehandel blühte.

Warum der Kaffee im Kona-Bezirk so gut wächst

Kaffeesträucher oder -bäume können gut und gern 10 Meter hoch werden (1). Geographisch gesehen sind die Bedingungen für den Kaffeeanbau im Kona-Distrikt ideal. Die östlichen Hänge des mehr als 4 000 Meter hohen Mauna Loa fangen nämlich die von Osten kommenden Passatwinde ab. Dadurch weht in Kona an den Westhängen des Berges nur noch ein sanftes Lüftchen, das den zarten Kaffeeblüten nichts mehr anhaben kann.

Zudem scheint viel Sonne auf die Berghänge. Und am Nachmittag ziehen oft Wolken auf, die einerseits Schatten spenden und die Pflanzungen vor zu viel Sonne schützen, andererseits auch sanft abregnen und die Kaffeepflanzen reichlich tränken. Frostgefahr gibt es nicht, denn es herrschen das ganze Jahr über milde Temperaturen.

Ernte und Verarbeitung der Kaffeebohnen

Wie lange dauert es, bis der angepflanzte Kaffee vermarktet werden kann? Zumeist gehen mindestens drei Jahre ins Land, bis ein Kaffeebaum richtig gut trägt. Außerdem gehen im Lauf des Jahrs immer wieder neue Blüten auf, sodass ein Kaffeebauer bis zu acht Mal im Jahr seine Pflanzungen nach reifen Kirschen absuchen muss, die er dann von Hand pflückt.

Die Kaffeekirsche — eine kräftig rote Frucht mit Fruchtfleisch — enthält gewöhnlich zwei Samen: die Kaffeebohnen. Sie sind von einer dünnen Umhüllung umgeben, der Pergamenthaut. Diese Umhüllung und das Fruchtfleisch müssen für die weitere Verarbeitung entfernt werden (2). Danach werden die Kaffeebohnen gewaschen (3) und getrocknet (4). Die so erhaltene Menge Rohkaffee ist allerdings erheblich kleiner als die ursprüngliche Menge Kirschen. Unter Umständen benötigt man acht Sack Kaffeekirschen zur Produktion von nur einem Sack Röstkaffee. Das hängt von der Qualität des Kaffees ab.

Die Röstung (5) der Kaffeebohnen will gelernt sein. Hierzu braucht man nicht nur entsprechend gute Maschinen, sondern auch großes persönliches Geschick. Die Röstzeit hängt von vielen Faktoren ab wie zum Beispiel von den Wetterbedingungen oder der Feuchtigkeit, dem Gewicht, der Güte und Qualität der Kaffeebohnen und auch von der gewünschten Färbung.

Viele Kaffeeplantagen auf Big Island betreiben modernes Marketing. Sie werben damit, dass sich Besucher anschauen können, wie der Kaffee bei ihnen angebaut und verarbeitet wird, und bieten eine Kostprobe ihres Kaffees an. Man sieht aber auch noch viele farbenfrohe Hinweisschilder und idyllische altertümliche Kaffeeröstereien sowie urige Cafés und Hotels, die an längst vergangene Zeiten erinnern. Und alle preisen selbstredend Kona-Kaffee an!

Damals wurden die Kaffeesäcke auf lammfrommen Eseln transportiert, die man „Konas Nachtigallen“ nannte, weil sie so laut iahten. Später ersetzte man die Esel durch Militärjeeps. Doch auch die hatten irgendwann ausgedient. Trotzdem sind beide heute noch ab und an zu sehen: Die Esel leben geschützt in freier Wildbahn und so mancher Jeep rostet hinter dem Hof eines Kaffeepflanzers leise vor sich hin.

Aufbau eines Gourmetmarkts

Viele Jahre lang wurde der Kona-Kaffee weitestgehend mit anderen, weniger hochwertigen Kaffeesorten gemischt und nur so auf den Markt gebracht. Doch Mitte der 1950er Jahre kam es zu einem Einschnitt. Die Weltkaffeepreise waren sehr hoch und auch die Kona-Kaffee-Erträge pro Hektar waren ziemlich hoch. Auf Veranstaltungen des landwirtschaftlichen Beratungsdiensts der Universität von Hawaii wurde Kaffeebauern geraten, mehr Kaffee anzubauen, und Kaffeebauern, Kaffeeverarbeiter, Forscher und Berater tauschten sich ständig über die Kaffeesituation aus.

Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Ab dem Jahr 1970 entwickelte sich der Kona-Kaffee, der bis dahin hauptsächlich minderwertigeren Kaffees beigemischt wurde, zu einem echten Gourmetkaffee, einer Spezialität, die nicht nur im Inland, sondern auch international in den Handel kam. Dadurch stieg er immer mehr im Preis. Dank internationaler Handelsabkommen bleiben die Kaffeepreise auch relativ stabil und es kommt nicht zu extremen Preisschwankungen. Außerdem wird die Vermarktung des Kaffees dadurch erleichtert, dass die Bezeichnung „Kona-Kaffee“ geschützt ist, und heute können viele Kaffeebauern ihren Kaffee über das Internet gewinnbringend absetzen.

Das Kona-Kaffee-Festival

Einmal im Jahr wird Groß und Klein zu dem grandiosen Kona-Kaffee-Kulturfestival eingeladen. Dazu gehören Rezeptwettbewerbe, ein Golfturnier und viele weitere Veranstaltungen. Ein Höhepunkt des Festivals ist die Verkostung der Kaffees. Hierbei wird der Kaffee von Experten degustiert und beurteilt. Die ersehnten Preise bescheren ihren Gewinnern unter Umständen hohe Verkaufszahlen, deshalb ist der Konkurrenzdruck groß.

Zur Zubereitung „einer perfekten Tasse Kona-Kaffee“ empfehlen die Veranstalter des Festivals: „Die beste Brühmethode ist das Filtersystem mit Papierfilter. Dazu nimmt man frisches kaltes Wasser. Auf eine Tasse (180 ml) kommt ein guter Esslöffel Kaffeemehl. Für maximalen Genuss sollte der Kaffee heiß getrunken werden und nicht länger als eine Stunde stehen.“

Und? Wie wärs mit einem Tässchen? Wer diesen Gourmetkaffee probiert, trinkt nach Meinung vieler Menschen einen der vorzüglichsten Kaffees der Welt. Kona-Kaffee — wirklich etwas für Genießer!

[Karte auf Seite 25]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Kona

[Nachweis]

Map: Mountain High Maps® Copyright © 1997 Digital Wisdom, Inc.

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Kona-Distrikt

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Kaffeeblüten

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Kirsche

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Bohnen

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Entfernen der Pergamenthaut

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Geröstet