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Auf zur Insel Man!

Auf zur Insel Man!

Auf zur Insel Man!

VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER IN GROSSBRITANNIEN

WO LASSEN sich Riesenhaie gut beobachten? Einer der besten Plätze ist vor der Insel Man. Die Insel liegt in der Irischen See, ungefähr gleich weit von England, Irland, Schottland und Wales entfernt. Um zu beobachten, wie sich die sanften Fünftonner an ihrer einzigen Nahrung, dem Plankton, gütlich tun, fahren Touristen mit dem Schiff hinaus vor die Insel. „Eine perfekte Umgebung für Ökotourismus“, so nennt der einheimische Naturforscher Bill Dale die Szenerie.

Und die Insel an sich? Sie ist 570 Quadratkilometer groß und das Zuhause von 70 000 Menschen. Sie hat grüne Täler, braune Moore, Seen und Flüsse, malerische Buchten, Kliffe und raue Küstenstreifen. Bei einem Besuch auf diesem geschichtsträchtigen Fleckchen der Britischen Inseln lässt sich so mancher Schatz entdecken.

Touristenattraktionen

Viele Inselbesucher möchten zum Beispiel gern eine Manxkatze zu Gesicht bekommen. Dieses eigenartige Geschöpf hat zwar ein Katzengesicht, durch seine bedeutend längeren Hinterbeine hat es allerdings eine eher hoppelnde Gangart wie ein Hase. Außerdem hat die Manxkatze keinen Schwanz. Woher sie stammt, weiß man nicht genau. Manche gehen davon aus, dass Seeleute vor einigen Jahrhunderten Katzenjunge aus dem Fernen Osten mitbrachten, wo es schwanzlose Katzen gibt, und sich diese Rasse dann auf der Insel etablierte.

Die Isle of Man Tourist Trophy (kurz TT), ein Motorradrennen, das jedes Jahr ausgetragen wird, zieht ebenfalls viele Besucher an. Der Straßenrundkurs ist über 60 Kilometer lang. Beim ersten Rennen im Jahr 1907 lag die durchschnittliche Spitzengeschwindigkeit bei nicht einmal 65 Stundenkilometern. Will man heute gewinnen, müssen es schon mehr als 190 sein. Dieser Sport ist natürlich gefährlich und im Lauf der Jahre sind schon einige Rennfahrer ums Leben gekommen. *

Auch lieb gewordene Relikte vergangener Zeiten gibt es zu sehen: die von Pferden gezogenen Straßenbahnen entlang der Promenade in Douglas, der Inselhauptstadt, oder auch die 24 Kilometer lange Dampfeisenbahnlinie — ein letztes Überbleibsel der Schmalspurbahnlinie, die einst die Insel durchzog. Erst vor gut 100 Jahren wurde die „Elektrische“, die Manx Electric Railway, in Betrieb genommen. Und noch immer erklimmen einige ihrer Triebwagen die 600 Meter hinauf zum Snaefell, dem höchsten Berg der Insel.

Das Große Rad von Laxey

Für die Entwicklung der Insel waren Blei, Silber und Zink wichtig, die vor allem in den Bergwerken von Laxey abgebaut wurden. Das Große Rad von Laxey ist ein grandioses Monument des Könnens viktorianischer Ingenieure, die es 1854 errichteten, sowie des Konstrukteurs Robert Casement, Sohn eines einheimischen Stellmachers. Das Rad hat einen Durchmesser von über 20 Metern. Es wurde angetrieben von Wasser, das aus einer weiter oben liegenden Zisterne bergabwärts fließt. Zweieinhalb Mal in der Minute drehte es sich und holte dabei 950 Liter Wasser aus 360 Metern Tiefe hoch. Dadurch wurden die Minenschächte wasserfrei gehalten. Die Kurbel, die mit einem rund 180 Meter langen System von Gestängen verbunden war, setzte das Pumpensystem in der Mine in Betrieb. Allein die Achse des riesigen Rades wiegt 10 Tonnen.

An der südlichen Schmalseite der Radstube ist ein Eisengussstück mit dem Emblem Three Legs of Man (drei laufende Beine) zu sehen. Das Stück hat einen Durchmesser von über zwei Metern. Was ist sein Ursprung und worin liegt die Bedeutung dieses Emblems, das heute das Wahrzeichen der Insel ist?

Nach 1246 erschienen die Three Legs of Man als offizielles Symbol der Insel auf Urkundensiegeln. Diese bildliche Darstellung findet man auch auf einer griechischen Vase des 6. Jahrhunderts v. u. Z. und es besteht eine Verbindung zum Hakenkreuz. Man nimmt allgemein an, dass das Emblem die Sonnenstrahlen darstellt und mit der Sonnenanbetung zu tun hat. Wie fand es seinen Weg auf die Insel Man? Es kann aus dem Mittelmeerraum gekommen sein, und zwar durch den Handel mit Sizilien, wo man ebenfalls das Dreibeinsymbol verwendete, beziehungsweise durch Münzen der Normannen oder Wikinger. Später wurde das Dreibeinemblem von Königen von Man in der heutigen Form übernommen, nämlich mit gepanzerter Ritterrüstung.

Eine turbulente Geschichte

Die Römer eroberten England im Jahr 43 u. Z. und blieben rund 400 Jahre, doch ließen sie die Insel Man, von Julius Cäsar „Mona“ genannt, links liegen. Im 9. Jahrhundert kamen dann die Normannen, sie blieben bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Die unerschrockenen Skandinavier befanden die Insel für gut als Handelsstützpunkt und als Ausgangspunkt für Einfälle in benachbarte Länder. In diesen Jahren wurde das Manxparlament gegründet, Tynwald genannt. Man hält es für das älteste durchgehend bestehende Parlament der Welt. *

Später wurde die Insel Man zu verschiedenen Zeiten von Schottland, Wales, Irland, England und Norwegen regiert. 1765 erwarb die britische Krone die Insel. Heute ist die Insel eine so genannte Crown Dependency, das heißt, sie ist der britischen Krone unterstellt, verfügt aber über eine innere Selbstverwaltung. Auch als Finanzdrehscheibe für Offshorebankgeschäfte genießt sie bis zu einem gewissen Grad Autonomie. Persönlicher Repräsentant der englischen Königin ist ein Vizegouverneur. Die Insel Man hat ihre eigenen Briefmarken, Münzen und Banknoten und der Wechselkurs der Währung entspricht etwa dem der britischen.

Manx — die keltische Verbindung

Die ursprüngliche Sprache auf der Insel Man heißt — so wie ihre Bewohner auch — Manx. Sie gehört zur keltischen Gruppe der großen indogermanischen Sprachfamilie. Manx ist ein Ableger des Irisch-Gälischen und mit dem Schottisch-Gälischen verwandt. Vor über hundert Jahren sagte man von Manx, es sei „eine dem Untergang geweihte Sprache, vergleichbar mit einem Eisberg, der in südliche Breitengrade treibt“. Und so war es auch. Der letzte Muttersprachler starb 1974 im Alter von 97 Jahren. Doch heute wird Manx als kulturelles Erbe der Insel wieder an den Schulen gelehrt.

Im Gegensatz zum Irisch-Gälischen oder Schottisch-Gälischen war Manx noch bis 1610 keine Schriftsprache. Erst 1707 wurde das erste Buch in Manx gedruckt, ein Katechismus. Weitere Bücher folgten schon bald.

Um 1763 verlangte man dringend nach einer Bibelübersetzung in Manx, denn damals sprachen zwei Drittel der Inselbewohner ausschließlich Manx. Von 1748 an waren nur sporadisch Übersetzungen verschiedener Bibelbücher aufgetaucht, denn man verfügte lediglich über sehr begrenzte Möglichkeiten und wenige Gelehrte. 1775 wurden für Geistliche 40 Exemplare einer kompletten Bibel gedruckt und 1819 erfolgte die Freigabe von 5 000 Exemplaren für die Allgemeinheit. Wie war die Reaktion? Gerührt sagte eine Frau, als ihr Sohn ihr zum ersten Mal aus der Manxbibel vorlas: „Bis heute haben wir im Dunkeln gesessen.“

Einige der 25 Männer, die diese Bibel aus der englischen King James Version von 1611 übersetzten, waren auch in der Lage, die griechische Übersetzung der hebräischen Schriften, die Septuaginta, heranzuziehen. Der Gottesname ist in Manx so wie im Englischen geblieben: Jehovah. * Es stimmt wirklich, diese Bibel ist „ein Denkmal der Gelehrsamkeit, das kein gebildeter Manx verachtet“, wie W. T. Radcliffe einst formulierte.

Christentum heute

Den Inselbewohnern ist der Respekt vor der Bibel nicht abhanden gekommen und Zeugen Jehovas sind auf der Insel gut bekannt für ihr Bibelwissen. Ihr neuester Königreichssaal liegt auf einem malerischen Fleckchen am Fuß des Belmont Hill in Douglas. Er wurde im Mai 1999 gebaut — ausschließlich von Freiwilligen, alles Zeugen Jehovas — und war in nur sechs Tagen fertig. Dazu hieß es in einem Bericht des Isle of Man Examiner: „Das ist schon ein kleines Wunder!“

Einen Besuch auf dieser herrlichen Insel wird man bestimmt nicht so schnell vergessen. Dafür sorgen schon die liebenswürdigen Inselbewohner. Aber aufgepasst, wenn man mit einem Manx spricht! Das Festland, das ist für ihn die Insel Man — England, das ist die andere Insel.

[Fußnoten]

^ Abs. 7 Die Lebensgeschichte des ehemaligen TT-Rennfahrers Fred Stevens war in der Erwachet!-Ausgabe vom 22. September 1988 abgedruckt. Der Artikel hieß: „Die größere Herausforderung, die größere Begeisterung“.

^ Abs. 14 Zwei Parlamente — das färöische Løgting und das isländische Althingi — wurden zwar früher gegründet, aber keins von beiden bestand durchgehend.

^ Abs. 20 Auf Irisch-Gälisch und Schottisch-Gälisch lautet der Gottesname Yehobhah und auf Walisisch Jehofah.

[Karte auf Seite 14]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

IRLAND

SCHOTTLAND

ENGLAND

WALES

Irische See

INSEL MAN

[Bild auf Seite 15]

Triebwagen der Manx Electric Railway

[Bild auf Seite 15]

Das Große Rad von Laxey

[Bild auf Seite 14, 15]

Dampfeisenbahn

[Bild auf Seite 15]

Die schwanzlose Manxkatze

[Bild auf Seite 16]

Riesenhai

[Bild auf Seite 16]

Blick vom Peel Hill auf die Küste

[Bild auf Seite 16, 17]

Peel Harbor, im Hintergrund Peel Castle

[Bildnachweis auf Seite 15]

Alle Fotos außer dem Emblem in der Mitte: Copyright Bill Dale, IsleOfManPhotos.com

[Bildnachweis auf Seite 16]

Hai: The Basking Shark Society; kleines Foto rechts und Hintergrund: Copyright Bill Dale, IsleOfManPhotos.com