Überleben nur mit Trick siebzehn
Überleben nur mit Trick siebzehn
VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER IN SPANIEN
IN DER Welt der Insekten stehen jeden Tag zwei ungemein wichtige Fragen an: Wie findet man genug zum Fressen und wie vermeidet man es, gefressen zu werden? Für Vögel, Frösche und Eidechsen sind Insekten appetitliche Leckerbissen. Das Überleben vieler Insekten hängt davon ab, dass sie sich ihrer Umgebung optisch völlig anpassen.
Um dieses Aus-dem-Blickfeld-Verschwinden zu erreichen, legt eine Reihe von Insekten eine beachtliche Tarnungstechnik an den Tag. Die Effektivität ihrer Tarnung geht weit über den Einfallsreichtum irgendeines Menschen hinaus. Hierfür drei eindrucksvolle Beispiele:
● Blattschmetterlinge. Die braune Unterseite ihrer Flügel ist von einem trockenen Blatt praktisch nicht zu unterscheiden, sowohl was die Färbung als auch die Blattadern und den Blattstiel angeht. Das Täuschungsmanöver ist derart gelungen, dass der Schmetterling auf grünem Laub ruhen kann und dabei genauso aussieht wie ein trockenes Blatt, das gerade vom Blätterdach heruntergefallen ist.
● Laubheuschrecken. Viele Laubheuschrecken überleben, weil sie nicht aussehen wie ein trockenes Blatt, sondern wie ein grünes Blatt. „Nicht nur die Form und die Färbung wird nachgeahmt, sondern auch das Muster der Blattadern und Flecken, die aussehen wie Pilzbefall“, wird in einer Quelle erklärt. Wenn man sich den Insektenflügel auf dem Foto ganz genau anschaut, erkennt man diese kleinen nekrotischen Stellen oder Flecken, die die Tarnung noch perfekter machen.
● Buckelzikaden. Diese kleinen Insekten übersieht man eigentlich immer. Und genau das ist der Trick — sie überleben, weil sie so aussehen wie Dornen und mit ihrer Umgebung völlig verschmelzen. Jedes Tierchen hat dornartige Ausstülpungen; und eine ganze Truppe von Buckelzikaden, die auf einem Zweig in Reih und Glied steht, lässt ihn wie einen Dornenzweig aussehen. Nur wenn man sehr genau hinschaut, dann sieht man, dass die Dornen nichts anderes als Buckelzikaden sind.
Die Bandbreite der Tarnung in der Insektenwelt ist beinahe so beachtlich wie ihre Perfektion. Eine Raupe in Costa Rica sieht genauso aus wie ein Kotklecks von einem Vogel. Und die Stabschrecke lässt sich kaum unterscheiden von — wie kann’s auch anders sein — einem Stab. Eine südafrikanische Heuschrecke sieht genauso aus wie ein Stein, und eine Wanze in Israel ahmt perfekt die Blüte nach, von der sie sich ernährt.
Wie auch immer sich das Täuschungsmanöver gestaltet, für das Insekt ist es ein Schutz. Und uns gewährt es einen faszinierenden Einblick in die erstaunliche Vielfalt der Schöpfung.
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Laufende Stabschrecke
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Blattschmetterling
[Bildnachweis]
Zoo, Santillana del Mar, Cantabria, España
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Buckelzikaden
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Laubheuschrecke
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Raupe, die aussieht wie Vogelkot
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© Gregory G. Dimijian/Photo Researchers