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Warum fühle ich mich zu den verkehrten Leuten hingezogen?

Warum fühle ich mich zu den verkehrten Leuten hingezogen?

Junge Leute fragen sich:

Warum fühle ich mich zu den verkehrten Leuten hingezogen?

„Ich wusste, dass wir nicht zu vertraut miteinander sein sollten, aber irgendwie ließ ich es zu. Ich konnte einfach nicht glauben, dass ein Mann seine Zeit mit mir verbringen wollte“ (Nancy). *

„Ich ging immer allein zur Rollschuhbahn. Dort lernte ich einige kennen, mit denen ich mich dann regelmäßig traf. Ziemlich schnell war ich in einen unmoralischen Lebensstil verwickelt“ (Dan).

SOWOHL Nancy als auch Dan hatten, was ihren Glauben betrifft, einen guten Start. Nancy wuchs in einer gottesfürchtigen Familie auf und sprach bereits als Neunjährige mit anderen über ihren Glauben. Dan begann als Teenager mit dem Vollzeitdienst. Beide erlebten jedoch schwere Rückschläge in ihrem Dienst für Gott. Warum? Weil sie mit den verkehrten Leuten Umgang hatten.

Hast du dich schon einmal völlig unerwartet zu jemandem hingezogen gefühlt, von dem du tief im Innern wusstest, dass er dich schlecht beeinflussen würde? Vielleicht war es jemand aus deiner Klasse, der dieselben Interessen hatte wie du, oder jemand vom anderen Geschlecht, der dir nicht gleichgültig war.

Wahrscheinlich hast du dich dann an das Bibelwort in 1. Korinther 15:33 erinnert, wo es heißt: „Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.“ Sind denn nun alle, die Jehova nicht anbeten, schlechte Gesellschaft? Was ist, wenn sie gute, ja sogar bewundernswerte Eigenschaften haben? Und was, wenn ein Glaubensbruder oder eine Glaubensschwester als Christ kein gutes Beispiel gibt? Bevor wir auf diese Fragen eingehen, wollen wir herausfinden, wie und warum es zu solchen Freundschaften kommen kann.

Wie lässt es sich erklären?

Da alle Menschen im Bild Gottes erschaffen wurden, kann man davon ausgehen, dass auch bei denen, die Jehova nicht kennen, gute Eigenschaften zu beobachten sind. Deshalb findest du wahrscheinlich einige ganz vernünftig oder sogar sympathisch, auch wenn sie den wahren Gott nicht anbeten. Solltest du sie nun völlig meiden, nur weil sie mit den biblischen Wahrheiten nicht vertraut sind? Keinesfalls. Wenn es in der Bibel heißt, ‘gegenüber allen das Gute zu wirken’, sind auch die Menschen eingeschlossen, die unsere Glaubensansichten nicht teilen (Galater 6:10). Bei der Wahl enger Freunde vorsichtig zu sein bedeutet nicht, dass du so tun solltest, als wärst du etwas Besseres (Sprüche 8:13; Galater 6:3). Sonst würden andere nicht gut über deinen Glauben denken.

Einige christliche Jugendliche haben es allerdings nicht dabei belassen, freundlich zu sein, sondern haben enge Freundschaft mit Leuten geschlossen, die wenig oder gar kein Interesse an geistigen Dingen haben. Dan, der schon erwähnt wurde, war ein Ass im Rollschuhlaufen. Die Jugendlichen, mit denen er sich regelmäßig auf der Rollschuhbahn traf, waren keine Anbeter Jehovas. Schließlich ließ sich Dan wie seine neuen „Freunde“ auf Unsittlichkeit ein und nahm sogar Drogen. Als ihm bewusst wurde, dass seine Lebensweise und sein Glaube nicht mehr übereinstimmten, hörte er mit dem Predigtdienst auf und ging nicht mehr in die Zusammenkünfte. Es dauerte einige Jahre, bis er die Kraft für die nötigen Schritte aufbrachte und zur wahren Anbetung zurückkehrte.

Melanie hatte Umgang mit einer Jugendlichen, die im Glauben nicht stark war. „Man hatte mir gesagt, sie bräuchte Ermunterung, und daher freundete ich mich mit ihr an“, erzählt sie. Natürlich fordert die Bibel dazu auf, ‘den Schwachen beizustehen’ (1. Thessalonicher 5:14). Aber Melanie ging dann mit ihrer Freundin in Tanzclubs. Die Kontakte dort führten schließlich dazu, dass sie einiges tat, was nicht in Ordnung war.

Die Rolle der Familie

Dein Elternhaus könnte eine Erklärung dafür sein, dass du dich zu bestimmten Personen hingezogen fühlst. Michelle fragte sich beispielsweise, warum sie sich anscheinend immer für Jungs interessierte, die sich distanziert und gleichgültig verhielten. Sie kam zu dem Schluss, dass sie sie an ihren Vater erinnerten. Zu ihm hatte sie nie ein vertrautes Verhältnis gehabt und er hatte sich kaum Zeit für sie genommen. Sie war wohl so sehr daran gewöhnt, bei einem reserviert wirkenden Mann Anerkennung und Aufmerksamkeit zu suchen, dass sie sich unbewusst von solchen Männern angezogen fühlte.

Dagegen wüsste ein Jugendlicher in einem christlichen Elternhaus vielleicht gern, wie es bei anderen zugeht, weil er das Gefühl hat, seine Eltern würden es mit ihrer Fürsorge übertreiben. Ob dem so ist oder nicht, sei dahingestellt. Aber ist es die Lösung, sich deswegen mit weltlichen Freunden abzugeben? (Jakobus 4:4). Wie erging es beispielsweise Bill?

Schon als Kind war er von seiner Mutter in der Bibel unterwiesen worden. Aber er gab sich Jehova nicht hin, weil er meinte, dass dadurch seine Freiheit eingeschränkt würde. Um herauszufinden, wie es sich ohne die wahre Anbetung lebt, schloss sich Bill einer Bande an, durch die er mit Drogen, Gewalt und Verbrechen Bekanntschaft machte. Als er sich im Auto eine Verfolgungsjagd mit der Polizei lieferte, wurde er schwer verletzt und lag monatelang im Koma. Die Ärzte hatten ihn schon aufgegeben. Zum Glück wachte er aus dem Koma wieder auf, aber leider blind und körperbehindert. Bill hat aus dieser bitteren Lektion gelernt und ist inzwischen ein getaufter Christ. Ihm ist allerdings auch klar geworden, dass man womöglich lebenslang an den Folgen zu tragen hat, wenn man erst durch Schaden klug wird.

Andere Einflüsse

Manchmal prägen die Unterhaltungsmedien das Bild der Jugendlichen von einem idealen Freund. In Büchern, im Fernsehen, im Film und in Musikvideos wird ein Held häufig erst mal als rücksichtslos oder zynisch dargestellt. Später zeigt sich dann sein weicher Kern. Und es soll der Eindruck erweckt werden, dass diejenigen, die gefühllos und egozentrisch erscheinen, in Wirklichkeit oft sensibel und mitfühlend sind. Außerdem soll der Gedanke vermittelt werden, dass lediglich ein guter Freund — oft jemand vom anderen Geschlecht — nötig ist, um die guten Eigenschaften solcher Leute zum Vorschein zu bringen. Natürlich verkaufen sich solche Storys gut. Aber was denkst du, wie oft kommt so etwas im Leben wirklich vor? Leider sind einige Jugendliche auf solche romantischen Geschichten hereingefallen und sind eine Freundschaft oder sogar eine Ehe mit einem selbstsüchtigen, gewalttätigen Menschen eingegangen. Vergeblich haben sie dann darauf gewartet, dass aus dem Betreffenden ein verständnisvoller, mitfühlender und rücksichtsvoller Mensch wird.

Sehen wir uns einen weiteren Grund an, warum sich einige zu den verkehrten Leuten hingezogen fühlen: Sie kommen sich unerwünscht vor und lassen sich quasi auf jeden ein, der Interesse an ihnen signalisiert. Nancy, die schon zu Wort kam, kannte den biblischen Grundsatz, „nur im Herrn“ zu heiraten (1. Korinther 7:39). Sie fand sich nicht hübsch und fühlte sich daher geschmeichelt, als sich ein Arbeitskollege, der nicht ihren Glauben hatte, für sie interessierte. Sie traf sich mit ihm und es wäre fast zu einer unsittlichen Handlung gekommen.

Es gibt also mehrere Gründe, warum sich ein junger Christ vielleicht zu Menschen hingezogen fühlt, die ihn negativ beeinflussen. Und es gibt anscheinend ebenso viele Gründe, mit denen man eine Freundschaft mit solchen Personen rechtfertigen möchte. Aber das hat unweigerlich schlimme Folgen. Weshalb?

Die Macht der Freundschaft

Kurz gesagt: Du wirst so wie dein Freund! Das ist deshalb so, weil diejenigen, mit denen wir Zeit verbringen, einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf uns ausüben. Sprüche 13:20 zeigt, dass dieser Einfluss positiv oder negativ sein kann: „Wer mit Weisen wandelt, wird weise werden, wer sich aber mit den Unvernünftigen einlässt, dem wird es schlecht ergehen.“ Enge Freunde sind wie zwei Personen in einem Auto. Sie fahren zwangsläufig in dieselbe Richtung und kommen ans gleiche Ziel. Frage dich also: Führt die „Straße“, auf der mein Freund unterwegs ist, dorthin, wohin ich will? Komme ich dadurch meinen geistigen Zielen näher?

Eine ehrliche Beurteilung ist natürlich nicht leicht. Starke Gefühle mögen eine Rolle spielen. Kann man sich aber bei der Wahl seiner Freunde allein auf das Gefühl verlassen? Wahrscheinlich kennst du den oft zitierten Rat: „Hör auf dein Herz!“ Doch in der Bibel heißt es: „Wer auf sein eigenes Herz vertraut, ist unvernünftig“ (Sprüche 28:26). Weshalb? Ganz einfach: „Das Herz ist verräterischer als sonst irgendetwas und ist heillos“ (Jeremia 17:9; 4. Mose 15:39). Verräterisch zu sein bedeutet treulos oder falsch zu sein oder ein Doppelspiel mit jemandem zu treiben. Würdest du einem Menschen trauen, der als Betrüger oder Verräter bekannt ist? Unser sinnbildliches Herz kann verschlagen sein. Darum ist eine Freundschaft nicht einfach deshalb in Ordnung, weil man dabei ein gutes Gefühl hat.

Eine weit bessere Anleitung bietet die Bibel. Ganz anders als dein unvollkommenes Herz werden biblische Grundsätze dich nie irreführen oder enttäuschen. Wie können sie dir helfen, herauszufinden, ob jemand wirklich ein verlässlicher Freund ist? Und wie kannst du verhindern, dass du auf der Suche nach einem Freund fürs Leben — einem Ehepartner — eine schlechte Wahl triffst? Auf diese Fragen wird in einem der nächsten Artikel eingegangen.

[Fußnote]

^ Abs. 3 Die Namen wurden geändert.

[Bild auf Seite 20]

Die Medien können unsere Vorstellung von einem idealen Freund beeinflussen