Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

„Weltweit der Arbeitgeber Nummer eins“

„Weltweit der Arbeitgeber Nummer eins“

„Weltweit der Arbeitgeber Nummer eins“

Jedes Jahr reisen mehr als 600 Millionen Menschen ins Ausland. Dazu kommen Hunderte von Millionen, die arbeitsbedingt oder zum Vergnügen im Inland reisen. Daher gilt die Reise- und Tourismusbranche — einschließlich Hotels, Ferienanlagen, Fluggesellschaften, Reisebüros und anderer Unternehmen, die für die Bedürfnisse Reisender sorgen — als „weltweit der Arbeitgeber Nummer eins“.

DIE Tourismus- und Reisebranche erwirtschaftet jährlich weltweit schätzungsweise 3 Billionen Euro. Der einzelne Tourist wird sich vielleicht nicht als Teil einer weltweiten Friedensbewegung sehen, wie die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen die Tourismusbranche bezeichnete. Doch anlässlich einer Ministerkonferenz im Nahen Osten erklärte Francesco Frangialli, Generalsekretär dieser Organisation, im Jahr 2004: „Tourismus und Frieden sind untrennbar. Der Tourismus hat Kräfte freigesetzt, die stark genug sind, scheinbar unveränderliche Situationen umzukehren und Versöhnung zu ermöglichen, wo sie niemand für möglich hielt.“

Wo liegen die Wurzeln dieser einflussreichen Branche? Ist Tourismus immer eine gute Sache? Hat der Tourismus wirklich Kräfte freigesetzt, die uns dem Frieden näher bringen?

Das goldene Zeitalter des Tourismus

Der Samen der modernen westlichen Tourismusindustrie wurde vor allem im 19. Jahrhundert gesät. Da die europäische und amerikanische Mittelschicht im Zuge der industriellen Revolution stark angewachsen war, gab es immer mehr Menschen, die die nötige Zeit hatten und es sich leisten konnten, zu reisen.

Dazu kamen große Fortschritte bei den Massentransportmitteln. Zwischen den wichtigen Städten verkehrten Personenzüge, die von leistungsstarken Lokomotiven gezogen wurden, und große Passagierdampfer durchpflügten die Weltmeere. Um für die wachsende Zahl von Reisenden zu sorgen, entstanden in der Nähe von Bahnhöfen und Passagierhäfen große Hotels.

Im Jahr 1841 erkannte der englische Unternehmer Thomas Cook, welches Potenzial die Verbindung der genannten Elemente bot: Er war der Erste, der An- und Abreise, Unterkunft und Aktivitäten an den gewünschten Reisezielen zu einem Ferienreisepaket zusammenschnürte. In den 1860er Jahren bemerkte der britische Staatsmann William Gladstone: „Dank des von Herrn Cook erdachten Systems können erstmals ganze Gesellschaftsschichten problemlos in fremde Länder reisen und mit ihnen auf eine Weise vertraut werden, die dem Fremden nicht mit Geringschätzung begegnet, sondern mit Freundlichkeit.“

Der Boom im 20. Jahrhundert

Leider konnte die durch den Tourismus entstehende stärkere Vertrautheit mit Fremden nicht verhindern, dass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zwei Weltkriege ausbrachen. Doch anstatt den Tourismus zu ruinieren, haben die sozialen Umwälzungen und die technischen Errungenschaften als Folge dieser Kriege das Wachstum der Reisebranche noch beschleunigt.

Flugreisen wurden schneller und billiger, Schnellstraßen durchzogen ganze Kontinente und Motorfahrzeuge erlebten einen Aufschwung. Mitte des 20. Jahrhunderts waren Urlaub und Ferienreisen feste Bestandteile der westlichen Kultur, die sich die meisten Gesellschaftsschichten leisten konnten. Zudem zog das Fernsehen in Millionen Haushalte ein und fesselte die Menschen mit Bildern exotischer Orte, was wiederum die Reiselust förderte.

Anfang der 1960er Jahre erreichte die Zahl der Auslandsreisenden 70 Millionen pro Jahr. Bis Mitte der 1990er Jahre schoss die Zahl rasant in die Höhe — auf mehr als 500 Millionen! Rund um den Globus entstanden Ferienanlagen für Gäste aus dem In- und Ausland. Da Touristen gewaltige Mengen an Speisen und Getränken konsumieren und für zahlreiche weitere Güter und Dienstleistungen Geld ausgeben, profitierten von dem Boom auch Wirtschaftszweige, die nicht direkt mit dem Tourismus zu tun haben.

Heute ist der Tourismus in mehr als 125 Ländern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Über den Nutzen des Tourismus ließ die Welttourismusorganisation der UN 2004 verlauten, das Entstehen kleiner und mittlerer Geschäfte, die vom Tourismus leben, könne Armut lindern. Der Tourismus schaffe neue Arbeitsplätze und schärfe das „Umwelt-, Kultur- und Sozialbewusstsein“.

Der eine oder andere wird sich fragen: Wie kann Tourismus so etwas bewerkstelligen? Wie könnte der Tourismus der Umwelt nützen?

Geschäfte mit der Natur, um sie zu schützen

Anfang der 1980er Jahre engagierten sich einige Wissenschaftler und Filmemacher vermehrt für den Schutz der Regenwälder und Korallenriffe sowie der davon abhängigen Lebewesen. Ihre Berichte und Naturreportagen verstärkten das Interesse, diese einzigartigen Naturschauplätze zu besuchen. Die kleinen Geschäfte, die ursprünglich entstanden waren, um Forscher und Filmemacher zu versorgen, expandierten und wandten sich dem Strom umweltbewusster Touristen zu.

Der so genannte Ökotourismus erfreute sich schnell großer Beliebtheit und wurde der am schnellsten wachsende Bereich der Tourismusbranche. Die Werbung mit den Wundern der Natur zahlt sich in der Tat aus. Die Journalistin Martha S. Honey erklärte: „In mehreren Ländern wurde der Ökotourismus schlagartig zum stärksten Devisenbringer, der mehr einbringt als Bananen aus Costa Rica, als Kaffee aus Tansania und Kenia und mehr als Textilien und Schmuck aus Indien.“

Auf diese Weise ist der Tourismus zu einem echten finanziellen Anreiz geworden, Pflanzen und Tiere zu schützen. „In Kenia bringt ein Löwe pro Jahr schätzungsweise 5 000 Euro an Tourismuseinnahmen und eine Elefantenherde um 460 000 Euro“, rechnet Frau Honey vor. Allein mit den Korallenriffen Hawaiis werden durch naturnahen Tourismus jedes Jahr geschätzte 270 Millionen Euro erwirtschaftet.

Wann ist eine Reise umweltverträglich?

In dem Bericht Ecotourism: Principles, Practices and Policies for Sustainability (Ökotourismus: Prinzipien, Praktiken und Strategien für Nachhaltigkeit) heißt es: „Viele Reise- und Touristikunternehmen verwenden in ihren Prospekten gern den Begriff ‚Ökotourismus‘ und auch Regierungen benutzen ihn ausgiebig, um für ihr Land zu werben, ohne jedoch ernsthaft zu versuchen, auch nur die grundlegenden Prinzipien [des nachhaltigen Tourismus] umzusetzen.“ Wie kann man feststellen, ob ein Reiseangebot wirklich den Kriterien für nachhaltigen Tourismus entspricht?

Megan Epler Wood, die Verfasserin des oben genannten Berichts, erklärt, welche Kriterien eine so genannte Ökoreise erfüllen sollte: Vor Reiseantritt sollten die Teilnehmer sowohl über Kultur und Umwelt des Reiseziels informiert werden als auch über die passende Kleidung und das richtige Verhalten. Sie müssten detaillierte Auskunft über die geographischen, sozialen und politischen Gegebenheiten des Reiseziels erhalten und Gelegenheit bekommen, nicht nur beim Einkaufen mit der einheimischen Bevölkerung zusammenzutreffen. Der Veranstalter sollte sicherstellen, dass die Eintrittsgelder für Naturparks in voller Höhe gezahlt werden und die Unterkünfte umweltverträglich sind.

Was nachhaltiger Tourismus bewirkt hat

Hinter Ökotourismus oder nachhaltigem Tourismus steckt oft mehr als nur eine organisierte Reise in ein bestimmtes Gebiet. Ökotourismus wurde definiert als „bewusstes Reisen in bestimmte Gebiete, um die Kultur der Menschen und die Naturgeschichte der Region zu verstehen, wobei man darauf achtet, das Ökosystem nicht zu verändern, und gleichzeitig der einheimischen Bevölkerung wirtschaftliche Anreize für den Schutz der natürlichen Ressourcen bietet“.

Ist der Ökotourismus diesen hohen Idealen gerecht geworden? Martin Wikelski von der Universität Princeton meint: „Für den Schutz der Galapagosinseln ist Ökotourismus einer der wichtigsten Faktoren.“ Auch das Überleben der Berggorillas im afrikanischen Ruanda wird dem Ökotourismus zugeschrieben, der den Einheimischen eine Einkommensquelle und somit eine Alternative zur Wilderei bietet. Andere afrikanische Länder finanzieren mit Tourismuseinnahmen Wildreservate.

Nachhaltiger Tourismus hat weltweit dazu beigetragen, Umweltbedingungen und soziale Verhältnisse zu verbessern, und zweifellos hat die Tourismusbranche vielen wirtschaftliche Vorteile gebracht. Doch ist Tourismus immer eine gute Sache? Welche Zukunft hat das Reisen?

[Kasten/Bild auf Seite 6]

Tipps für Auslandsreisen *

Vor der Abreise

1. Alle wichtigen Daten auflisten — Passinformation, Kreditkarten- und Flugscheinnummern sowie Details der Reiseschecks. Eine Kopie der Liste sollte zu Hause aufbewahrt werden und eine Kopie kommt ins Gepäck.

2. Sich vergewissern, dass Reisepass und Visa noch gültig sind; eventuell erforderliche Impfungen vornehmen lassen.

3. Klären, ob der Krankenversicherungsschutz für die Reise ausreicht, da Notfallbehandlungen oder ein Rücktransport aus Übersee Tausende von Euro kosten kann. Bei gesundheitlichen Problemen sollte man einen Brief des Hausarztes mitführen, der beschreibt, was einem fehlt, und aufführt, welche Medikamente man nimmt. (Hinweis: In manchen Ländern ist die Einfuhr bestimmter Medikamente untersagt. Nähere Informationen erteilt die jeweilige Botschaft oder das zuständige Konsulat.)

Unterwegs

1. Nichts mitnehmen, was zu wertvoll oder zu wichtig ist, um verloren zu gehen.

2. Ausweis und andere Wertsachen direkt am Körper tragen, nicht in einer Tragetasche oder in einer Außentasche der Kleidung. Nicht alle Dokumente bei einer Person aufbewahren.

3. Wer sein Portmonee in einer Hosen- oder Jackentasche trägt, erschwert Taschendieben, es herauszuziehen, wenn es mit Gummibändern umwickelt ist.

4. Kreditkartenkäufe sollte man sich notieren und sein Ausgabenlimit nicht überschreiten. Bei Überziehung droht in manchen Ländern sogar Haft.

5. Vorsicht beim Fotografieren von Militärpersonal und militärischen Einrichtungen sowie von Industrie- und Hafenanlagen, Bahnhöfen und Flughäfen! Manche Länder sehen dadurch ihre Sicherheit gefährdet.

6. Für niemand Pakete mitnehmen, den man nicht gut kennt.

Beim Kauf von Souvenirs

1. In vielen Ländern ist die Einfuhr von Gegenständen aus Elfenbein oder Schildpatt sowie von Pflanzen, Fellen und anderen Dingen verboten — das gilt auch für kleine Souvenirs.

2. Beim Kauf glasierter Keramik sollte man vorsichtig sein, da diese bei unsachgemäßer Herstellung eine Bleivergiftung verursachen kann.

[Fußnote]

^ Abs. 27 Information basierend auf Department of State Publication 10542.

[Bild auf Seite 5]

Ökotourismus ist schnell beliebt geworden