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Komm mit uns Pilze sammeln!

Komm mit uns Pilze sammeln!

Komm mit uns Pilze sammeln!

Von einem Erwachet!-Mitarbeiter in der Tschechischen Republik

WAHRSCHEINLICH haben wir sie uns schon oft schmecken lassen — vielleicht auf einer Pizza, im Salat, in einer Suppe oder einer Soße. Oder womöglich haben wir uns über ihr eigentümliches Aussehen gefreut, das vielen gefällt, die sich darauf verlegt haben, Bilder für Kindergeschichten zu malen. Haben wir uns aber je gefragt: Was genau ist ein Pilz? Warum wächst er? Wer sammelt Pilze und wie geht man dabei vor? Beschäftigen wir uns einmal damit.

Meistens kann man Pilze ganz einfach erkennen. Sie haben keine Blätter, keine Blüten und sind frei von Chlorophyll, das sie grün färben würde. Darum stechen sie oft aus all dem Grün rund um sie heraus. Viele haben einen Stängel und darauf einen großen Hut. Doch sie wachsen in den unterschiedlichsten Formen und Farben. Es gibt sogar Pilze, die im Dunkeln leuchten. Allerdings gibt es viele Pilze, die gar nicht wie Pilze aussehen. Manche sehen zum Beispiel wie Korallen aus. Andere Arten wachsen an Bäumen und haben die Form kleiner Konsolen.

Worum handelt es sich?

Lange Zeit wurden Pilze für eine besondere, irgendwie geheimnisvolle Pflanzenart gehalten. Heute stufen die meisten Biologen Pilze als eine höhere Art von Schimmel ein. Sie bezeichnen Pilze als eine eigene systematische Kategorie, wofür sie die ungewöhnliche Struktur, das Wachstum und die Art anführen, wie sich der Pilz ernährt. Viele Pilze kann man essen und einige sind sogar medizinisch wertvoll. Andere hingegen rufen Halluzinationen hervor oder sind giftig. Pilze tragen die wissenschaftliche Bezeichnung Mycota oder Mycetes. Die Pilzkunde wird daher Mykologie genannt.

Der erstaunliche Pilz

Wie vermehren sich Pilze? Das war lange ein Rätsel. Wie man heute weiß, streuen ausgewachsene Pilze mikroskopische Sporen aus, die vom Wind weitergetragen werden. Im Boden verändern sich die Sporen und werden zu einem dichten Geflecht aus dünnen Fäden, das man Myzel nennt. Dieses Geflecht bringt den Fruchtkörper hervor. Das ist der Teil vom Pilz, den wir gewöhnlich sehen und sammeln.

Pilze brauchen alle möglichen organischen Stoffe zum Leben. Deshalb kommen sie wild hauptsächlich in Wäldern, Parks und auf Wiesen vor. Sie ernähren sich häufig von kranken oder abgestorbenen Bäumen und spielen daher eine wichtige Rolle bei der Reinerhaltung des Waldes. Durch das Abbauen von Pflanzenresten, Blättern und Zweigen fördern Pilze die Humusbildung und reichern den Boden an. Es gibt Pilze, die mit gesunden Bäumen in Symbiose leben; das Myzel des Pilzes nimmt Wasser und Nährstoffe aus dem Boden auf und versorgt damit den Baum. Dieser zeigt sich erkenntlich und ernährt den Pilz.

Außerdem brauchen Pilze Feuchtigkeit und Wärme. Darum schießen sie nach einem Sommerregen nur so aus dem Boden. Unter guten Bedingungen wachsen manche Arten über Nacht zur vollen Größe heran. Eine Pilzart erreicht in 10 bis 14 Tagen beachtliche 50 Zentimeter Durchmesser. Andere Arten werden besonders alt. Das Myzel, das den Pilzfruchtkörper ausbildet, kann jahrhundertelang leben. Wie aus gewissen Angaben hervorgeht, werden Pilze, die ein Teil von Flechten sind, bis zu 600 Jahre alt.

Ein besonderes Merkmal bestimmter Pilze ist ihr intensiver Geruch. Daher können Hunde zum Beispiel Trüffeln aus etwa 20 Meter Entfernung riechen, obwohl der gesamte Fruchtkörper unter der Erde wächst. *

Wer sammelt Pilze?

Im Laufe der Jahrhunderte hat man vielerorts Pilze gesammelt. Heute sind in einigen Gegenden Westeuropas und Nordamerikas fast ausschließlich berufsmäßige Pilzsammler unterwegs, die an Händler verkaufen. In Mittel- und Osteuropa hingegen ist das Pilzesammeln bei der breiten Bevölkerung seit langem üblich und beliebt. Nicht nur die Landbevölkerung hat derartiges Interesse an Pilzen. Viele Städter verbringen ihr Wochenende gerne in den Wäldern beim Pilzesammeln. Sie tun das, um auszuspannen, und bessern dadurch gleichzeitig ihren Speisezettel auf. Wie gehen Pilzsammler vor?

Oft ziehen sie schon früh am Morgen los, wenn die Pilze noch frisch sind. Sie gehen langsam durch den Wald und schauen dabei, ob sie im Gras, im Moos oder zwischen den Bäumen Pilze entdecken. Sie tragen robuste Kleidung und feste Schuhe oder Stiefel, und für den Fall, dass es plötzlich regnet, packen sie Regenbekleidung in ihren Rucksack. Der Pilzsammler hat Ehrfurcht vor der Natur und bemüht sich daher, die Umwelt zu schonen. Auch vermeidet er unnötigen Lärm, der das Wild stören könnte.

Da! Gerade ist ein Sammler fündig geworden. Er bückt sich und betrachtet den Pilz, ohne ihn anzurühren, um zu entscheiden, ob er genießbar ist. Er sammelt nur reife, ausgewachsene Pilze, weil er nur solche ganz genau bestimmen kann. Nachdem er sich völlig sicher ist, was für einen Pilz er vor sich hat, nimmt er ihn behutsam am Stiel — nie beim Hut — und dreht ihn aus der Erde. Er reinigt ihn an Ort und Stelle von anhaftender Erde und anderen Verunreinigungen und schneidet alle madigen oder beschädigten Stellen aus. Alles, was weggeschnitten werden musste, bedeckt er mit Moos oder Erde. Den gesäuberten Pilz legt er in einen Korb — nicht in Plastiktaschen oder -behälter. Sonst wären die Pilze, noch bevor er damit zu Hause ankommt, verdorben und faulig.

Pilze sammeln kann man auch gut zusammen mit anderen. Ein Zeuge Jehovas erzählt: „Als Erstes sind wir zusammen im Predigtdienst unterwegs, aber danach wollen wir noch gern ein bisschen beisammen sein. Manchmal gehen wir einfach in einen nahe gelegenen Wald und sammeln gemeinsam Pilze. Beim Suchen erzählt jeder, was er im Predigtdienst erlebt hat, und wir haben viel Freude dabei.“

Zubereitung

Pilze kann man auf vielerlei Weise zubereiten. Einige sind köstlich und man kann sie zu einer Hauptzutat einer Mahlzeit machen. Zum Beispiel braten viele gern den Hut großer Kulturchampignons wie ein Steak oder sie schneiden Pilze klein und braten sie zusammen mit Gemüse unter Rühren an. Mit scharfen Pilzsorten kann man den Geschmack etlicher Gerichte verbessern. Sorgfältig in der Wärme getrocknete Pilze können auch als Diätkost oder Reformkost verwendet werden. Einige Arten werden wegen ihres Gehalts an Eiweiß, Vitaminen und Mineralien geschätzt.

Pilze verderben rasch. Daher sollte man sie unbedingt noch am selben Tag verarbeiten. Pilzkenner sagen, dass ein unsachgemäß gelagerter Speisepilz ziemlich giftig werden kann. Will man die Pilze also nicht gleich essen, könnte man sie trocknen oder einmachen. Dann kann man das ganze Jahr über Speisen damit würzen. Nähere Hinweise sind in einschlägigen Büchern für Pilzsammler zu finden.

Vorsicht geboten!

Wer noch nie Pilze sammeln war und jetzt Lust dazu bekommen hat, sollte sich auf jeden Fall vorher gründlich informieren. Es gilt herauszufinden, welche essbaren und welche giftigen Pilze in der Region wachsen, und sie bestimmen zu lernen. Vielleicht möchte man sich auch von Fachleuten beraten lassen — einem Pharmazeuten, einem Apotheker oder einem Mykologen. Ein Pilz sollte nie gesammelt werden, nur weil er schön aussieht oder gut riecht. Ist man sich bei einem Pilz unsicher, sollte man ihn gar nicht mitnehmen! Ein einziger Pilz genügt, um ein ganzes Gericht ungenießbar zu machen oder sogar zu vergiften. Treten nach einem Pilzgericht Übelkeit oder Kopfweh auf, sollte man unverzüglich den Arzt aufsuchen.

Ob wir Pilze sammeln möchten oder nicht, ihre Schönheit können wir immer bewundern. Dabei erinnern wir uns vielleicht daran, dass diese komplexen, bedeutsamen und verblüffenden Gebilde nicht durch Zufall entstanden sind. Wie die anderen Wunder der Natur zeugen sie von der Existenz eines weisen und liebevollen Schöpfers (1. Mose 1:11-13; Psalm 104:24).

[Fußnote]

^ Abs. 11 Bei der Trüffelsuche werden eigens dafür abgerichtete Hunde und Schweine eingesetzt. Verglichen mit gewöhnlichen Pilzen sind Trüffeln sehr teuer.

[Bild auf Seite 26]

Speisemorchel

[Bild auf Seite 26]

Schiitakepilz

[Bild auf Seite 26]

Kulturchampignon