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Wie man sich vor gewaltsamem Pkw-Raub schützen kann

Wie man sich vor gewaltsamem Pkw-Raub schützen kann

Wie man sich vor gewaltsamem Pkw-Raub schützen kann

VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER IN SÜDAFRIKA

GEWALTSAMER Pkw-Raub, auch Carjacking genannt, stellt in Großstädten rund um den Erdball ein wachsendes Problem dar — von Karatschi bis Lissabon, von Nairobi bis Rio de Janeiro. Zwischen 1993 und 2002 verzeichnete das Amt für Verbrechensstatistiken in den Vereinigten Staaten jährlich etwa 38 000 Carjackings.

Südafrika, das nur ein Sechstel der Bevölkerung der Vereinigten Staaten aufweist, hat sogar eine noch höhere Rate an Carjackings — mehr als 14 000 pro Jahr. Die nachfolgenden Berichte zeigen, warum gewaltsamer Pkw-Raub für viele eines der gefürchtetsten Verbrechen ist. Sie stammen von Personen aus Johannesburg, Südafrikas größter Stadt. Sich mit Einzelheiten vertraut zu machen ist wahrscheinlich eine Hilfe, wenn man es persönlich einmal mit einem bewaffneten Autoräuber zu tun bekommt, oder man kann dadurch sogar verhindern, so etwas zu erleben.

Augenzeugenberichte

▪ „Meine Freundin Susan und ich gingen ein Jahr lang öfter zusammen predigen. An einem Mittwoch, bevor wir zu unserem nächsten Bibelstudium fuhren, legten wir eine Teepause ein. Wir hielten in einer Wohngegend unter einem Baum. Susan stieg aus und holte den Korb von hinten. In dem Moment, als sie mir die Tasse reichte, tauchten wie aus dem Nichts zwei Männer auf. Einer hielt Susan eine Schusswaffe ins Genick. Völlig entsetzt versuchte ich auszusteigen, wurde aber von dem anderen Mann ins Auto zurückgestoßen. Da waren wir nun: zwei Frauen, im Auto eingesperrt mit zwei Männern, die mit uns davonfuhren. Ich glaubte tatsächlich, sie würden uns vergewaltigen oder töten“ (Anika, eine junge Ehefrau).

▪ „Morgens um 7 Uhr fuhr ich mit meinem Wagen zur Arbeit. Ich hielt an einer Kreuzung, wo sich häufig Arbeitssuchende aufhalten. Ich nahm keine Notiz von ihnen, bis mir jemand durch das offene Fenster eine Waffe an den Kopf hielt und barsch hervorstieß: ‚Steig aus, oder ich schieße!‘ In diesem Moment erschien ein Verkehrshubschrauber über uns. In der Meinung, es sei die Polizei, drückte der Autoräuber ab und rannte davon. Das Geschoss hatte mich im Nacken getroffen und meinen Rücken verletzt. Als Folge bin ich vom Hals abwärts gelähmt. Ich kann weder meine Hände noch meine Beine gebrauchen und habe auch kein Gefühl darin“ (Barry, Vater eines Sohnes im Teenageralter).

▪ „Meine Frau Lindsay und ich wollten zum Mittagessen fahren. Ich wartete im Auto auf sie. Die Türen waren geschlossen, nur die Fenster hatte ich wegen der Hitze einen Spalt offen gelassen. Vor mir sah ich zwei Männer ganz gemächlich um die Ecke kommen. Als sie etwa acht Schritte von meinem Auto entfernt waren, trennten sie sich. Einer ging auf die rechte, der andere auf die linke Seite. Plötzlich standen sie an den Autotüren, richteten von beiden Seiten ihre Waffen auf mich und brüllten Befehle. Nachdem ich das Auto, wie befohlen, gestartet hatte, schrien sie, ich solle aussteigen und mich auf den Rücksitz setzen. Einer fuhr, und der andere drückte meinen Kopf während der Fahrt nach unten. ‚Wieso sollte ich Sie eigentlich nicht umbringen?‘, fragte er. ‚Ich bin ein Zeuge Jehovas‘, erwiderte ich. Er redete dauernd davon, mich zu töten, und ich betete unaufhörlich. Ich dachte an meine liebe Lindsay. Wie wird sie wohl reagieren, wenn sie feststellt, dass ihr Mann und das Auto verschwunden sind?“ (Alan, ein reisender Aufseher und Vater).

Diese Vorfälle zeigen, wie schnell und unerwartet gewaltsame Pkw-Diebstähle passieren. Sie machen auch deutlich, dass Autoräuber alltägliche Situationen ausnutzen. Vielerorts ist es nicht mehr sicher, in einer Wohngegend zu parken und dann im Auto auf jemand zu warten oder sich auszuruhen. Andere gefährliche Orte sind Straßenkreuzungen und Seitenstraßen.

Mit den Folgen fertig werden

Glücklicherweise ging es mit Susan und Anika gut aus. Nachdem die Carjacker mit ihnen losgefahren waren, erklärten die beiden Frauen den Autodieben ihre biblische Lehrtätigkeit. Den Männern schlug das Gewissen. „Sie entschuldigten sich für ihr Verhalten“, berichtet Anika, „aber um in dieser schwierigen Zeit zu überleben, bliebe ihnen nichts anderes übrig, als zu stehlen und Autos zu rauben. Wir erklärten ihnen, warum Gott Armut und Leid zulässt.“ Die biblische Botschaft ging den beiden Räubern zu Herzen und sie gaben das Geld und die Armbanduhren, die sie den beiden weggenommen hatten, zurück und versicherten Susan und Anika, dass sie ihnen nichts antun würden. „Dann gab uns einer der beiden Tipps, wie wir uns künftig verhalten sollten, um Carjacking zu vermeiden“, erinnert sich Susan. „Wir mussten ihnen versprechen“, fügt Anika hinzu, „nie wieder am Straßenrand anzuhalten und eine Teepause einzulegen.“ Schließlich hielten die Räuber an, wie sie versprochen hatten. Sie stiegen aus, nahmen dankbar biblische Literatur entgegen und ließen Susan und Anika unbeschadet wegfahren.

Alan, der im Reisedienst tätig ist, wurde aufgefordert, an einem abgelegenen Ort auszusteigen, wohin die Carjacker mit seinem Auto gefahren waren. Er verlor zwar wertvollen Besitz, aber ansonsten passierte ihm nichts. „Ich glaube, bei mir ging alles relativ glimpflich ab, weil ich mich kooperativ verhielt, nicht aggressiv reagierte und auch nicht in Panik geriet“, erzählt Alan. „Natürlich hätte ich besser aufpassen sollen. Dieser Vorfall hat mich gelehrt, dass man nicht einen Moment in seiner Wachsamkeit nachlassen darf, zumal die letzten Tage des bösen Systems Satans schon sehr weit fortgeschritten sind.“ Am nächsten Tag setzten Alan und Lindsay in demselben Gebiet ihre Predigttätigkeit mit der Ortsversammlung fort. Alan sagt: „Wir beteten viel und blieben den ganzen Tag über sehr wachsam. Leicht war es nicht, aber Jehova verlieh uns ‚Kraft, die über das Normale hinausgeht‘ “ (2. Korinther 4:1, 7).

Barry, den es am schwersten getroffen hat, ist seit 11 Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Bewundernswerterweise hat er eine positive Einstellung bewahrt und nicht zugelassen, dass ihn dieses Erlebnis verbittert. Sein Glaube an Jehovas Verheißung von einer gerechten neuen Welt ist nicht ins Wanken geraten (2. Petrus 3:13). Barry besucht weiterhin regelmäßig die christlichen Zusammenkünfte und nutzt jede Gelegenheit, mit anderen über seinen Glauben zu sprechen. Er sagt: „Jehova zu dienen war schon immer meine größte Freude. Obwohl ich im Rollstuhl sitze und nur wenig für mich selbst tun kann, denke ich oft daran, was Jehova alles für mich getan hat. Und das hilft mir, auszuharren. Nicht mehr lange und dieses böse System geht zu Ende. Ich freue mich riesig auf den Tag, an dem ich wieder laufen kann!“ (Jesaja 35:6; 2. Timotheus 3:1-5).

Durch Maßnahmen der südafrikanischen Behörden sind Carjackings zurückgegangen. Dennoch kommen sie weiterhin vor und nehmen in anderen Teilen der Welt zu. Wahre Christen blicken vertrauensvoll auf Gottes himmlisches Königreich als die einzige Regierung, die Kriminalität und Gewalt für immer aus der Welt schaffen wird (Psalm 37:9-11; Matthäus 6:10).

[Kasten/Bild auf Seite 14]

TIPPS, WIE SICH DAS RISIKO EINES GEWALTSAMEN PKW-RAUBS VERRINGERN LÄSST

▪ Wer in einer Gegend unterwegs ist, in der Carjackings vorgekommen sind, sollte Autotüren und Fenster geschlossen halten.

▪ Wer an einer Kreuzung halten muss, sollte beide Straßenseiten im Auge behalten und auf verdächtig aussehende Leute achten.

▪ Vernünftiger Abstand zum nächsten Auto erleichtert das Wenden bei Gefahr.

▪ Vorsicht ist geboten, wenn man von hinten angefahren wird und aussteigt, um den Schaden zu inspizieren. Es könnte eine Falle sein. Passiert so etwas in einer besonders gefährlichen Gegend, wäre es sicherer, zur nächsten Polizeiwache zu fahren.

▪ Wer beobachtet, dass sich in der Nähe seiner Wohnung Fremde aufhalten, sollte weiterfahren und später zurückkommen oder zur nächsten Polizeiwache fahren.

▪ Wer sein Auto in einer gefährlichen oder einsamen Gegend parkt und darin wartet, sollte darauf achten, was sich vor und hinter ihm abspielt. Falls Gefahr droht, wäre es gut, das Auto anzulassen und um den Block zu fahren.

[Bild auf Seite 14]

Barry hat eine positive Einstellung bewahrt, obwohl er auf einen Rollstuhl angewiesen ist