Langlebigkeit: Weiß man auf Okinawa mehr?
Langlebigkeit: Weiß man auf Okinawa mehr?
VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER IN JAPAN
▪ Die japanische Inselgruppe Okinawa hat gerade einmal 1,3 Millionen Einwohner, doch zählte man dort im Jahr 2006 rund 740 Hundertjährige (90 Prozent waren Frauen). Laut der Okinawa-Hundertjährigen-Studie unter der Leitung von Dr. Makoto Suzuki kommen damit auf 100 000 Einwohner rund 50 Hundertjährige. Man schätzt, dass in den meisten Industrieländern diese Rate bei 10 bis 20 liegt.
Wie die Studie belegt — sie läuft noch und ist wohl die „weltweit längste Studie dieser Art“ —, sind „außergewöhnlich viele der Hundertjährigen in einer ungemein guten körperlichen Verfassung“. Das Forschungsteam um Dr. Suzuki hat daher die Gene und die Lebensweise von mehr als 900 Hundertjährigen untersucht sowie von vielen Bewohnern Okinawas, die der Generation 70plus angehören. Die Studienteilnehmer erwiesen sich eher als dünn, aber drahtig und ihre Arterien waren gut in Schuss. Die Rate der Krebs- und Herzerkrankungen lag bemerkenswert niedrig. Bei den Endneunzigern fiel auf, dass es weniger Demenzkranke gab als bei ihren Altersgenossen in anderen Industrieländern. Warum nur wird man auf Okinawa so alt?
Viel hängt von den Genen ab. Aber es spielt auch eine Rolle, dass man um Tabak einen großen Bogen macht, Alkohol in Maßen genießt und sich gesund ernährt. Die Kost auf Okinawa ist kalorienarm und besteht aus viel Obst und Gemüse, reichlich Ballaststoffen und guten Fetten (Omega-3-Fettsäuren). Und man isst nach dem Motto: „den Magen nur zu 80 Prozent voll“. „Beim ersten Sättigungsgefühl sollte man aufhören“, sagt Dr. Bradley Willcox, der ebenfalls an der Studie beteiligt ist. „Bis das Gehirn dem Magen Sättigung meldet, dauert es rund 20 Minuten.“
Auf Okinawa verschafft man sich gern Bewegung, unter anderem durch Gartenarbeit, tägliche Spaziergänge oder Volkstänze. Bei Persönlichkeitstests hat sich herausgestellt, dass die Hundertjährigen optimistisch und flexibel sind. Sie können gut mit Stress umgehen und vor allem die Frauen sind „sozial fest eingebunden“.
„Es gibt keine Wunderpille für ein langes Leben“, meint Willcox. Wie die Studie gezeigt hat, spielen Gene, Ernährung, Bewegung, gute Gewohnheiten „und eine funktionierende Stressbewältigung“ eine Rolle.