Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

Appell an katholische Jugend: Werdet Zeugen!

Appell an katholische Jugend: Werdet Zeugen!

Appell an katholische Jugend: Werdet Zeugen!

VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER IN AUSTRALIEN

VERGANGENEN Juli trafen sich Katholiken aus aller Welt in Sydney zum Weltjugendtag, einem Glaubensfest, das von der katholischen Kirche ausgerichtet wird.

Fahnen schwenkende Besucher aus 170 Ländern zogen jubelnd und singend durch die Straßen und verbreiteten in der ganzen Stadt Volksfeststimmung. Tausende standen am Hafen, um die farbenprächtige Ankunft Benedikts XVI. mitzuerleben. Der Papst kam mit einem Schiff, das von 12 Booten eskortiert wurde. Weltweit verfolgten rund 500 Millionen Menschen das Spektakel am Fernsehschirm.

Zum Abschlussgottesdienst auf einer Pferderennbahn fanden sich 400 000 Besucher ein, darunter 4 000 Geistliche und 2 000 Medienvertreter. Es war die größte Einzelveranstaltung, die es jemals in Australien gab. Sie stellte sogar die Besucherrekorde bei den Olympischen Spielen 2000 in den Schatten.

Was ist der Weltjugendtag genau? Welchen Zweck verfolgt er? Wie sieht das Programm aus? Und was verriet der Weltjugendtag in Sydney über den Glauben der jungen Besucher?

Schwindender Glaube

Der Weltjugendtag ist ein jährliches Glaubensfest für die katholische Jugend, das normalerweise in den einzelnen Diözesen gefeiert wird. Doch alle zwei, drei Jahre wird es in einer Großstadt veranstaltet und von katholischen Jugendlichen aus aller Welt besucht. Es fand bereits in zehn Städten auf fünf Kontinenten statt und Millionen haben es miterlebt.

Wie Kleriker allerdings einräumen, will man mit diesem Treffen auch den Abwärtstrend in der katholischen Kirche aufhalten. George Kardinal Pell, oberster Vertreter der katholischen Kirche Australiens, sagte: „Immer weniger leben ihren Glauben aus, und zum Teil schwindet auch der Glaube selbst. Mit dem Weltjugendtag versucht man dem entgegenzuwirken.“

Laut Angaben des Vatikans ist die Zahl der Priester weltweit rückläufig. In den vergangenen Jahrzehnten sind Zehntausende aus dem Priesteramt ausgeschieden, um zu heiraten. Die Zahl der Priesteranwärter in Australien hat während der letzten 30 Jahre um mehr als 70 Prozent abgenommen. In der größten Diözese Australiens liegt das Durchschnittsalter der Priester in den Sechzigern. 1977 waren sie im Schnitt 20 Jahre jünger.

Auch der Kirchenbesuch ist in vielen Ländern zurückgegangen. Ungefähr 25 Prozent der Australier bezeichnen sich als katholisch. Doch nur 14 Prozent der Katholiken besuchen regelmäßig die Messe. Bei den Jugendlichen sollen es weniger als 10 Prozent sein. Etliche Katholiken lehnen außerdem die Haltung der Kirche zu Sexualmoral, Empfängnisverhütung und Scheidung ab. Andere haben wegen Kirchenskandalen, bei denen es oft um pädophile Priester geht, alle Illusionen verloren.

Der Weltjugendtag „ist im Grunde ein verzweifelter Versuch, dem Verfall Einhalt zu gebieten“, schrieb der Sydney Morning Herald. „Die Kirchenleitung in Australien und Rom will durch die Jugend ein Wiederaufleben und eine Erneuerung des Glaubens bewirken.“ Wie versucht man die jungen Leute zu erreichen?

Pomp und Partys

Beim Weltjugendtag 2008 gab es pompöse Zeremonien, Workshops, Wallfahrten und Massengottesdienste. Diese Veranstaltungen waren für viele Pilger sehr ergreifend. Allerdings gab es da auch noch eine ganz andere Atmosphäre. Alexandra, eine junge Katholikin aus den USA, meinte: „Es ist alles nur eine einzige große Party.“

Das sechstägige Treffen bot 450 Veranstaltungen, darunter Konzerte, Filme, Theaterstücke, Ausstellungen und Performances auf den Straßen. Das Musikangebot reichte von Opernarien und gregorianischen Gesängen bis hin zu Heavy Metal und Rap. Die Rockkonzerte lockten Tausende von feiernden Jugendlichen an.

Darauf reagierten manche Katholiken beunruhigt. Dieses Treffen ist „lediglich eine lustige Party“, sagte der Priester Peter Scott gegenüber der australischen Rundfunkanstalt ABC, „eine Woche mit Partys und Konzerten und anderen Veranstaltungen, die wenig wirklich Heiliges, Sakrales“ hat. Im Jahr 2000 schrieb Kardinal Ratzinger, der jetzige Papst Benedikt XVI.: „ ‚Rock‘ ist . . . Ausdruck elementarer Leidenschaften, die in den Rockfestivals kultischen Charakter angenommen haben, den Charakter eines Gegenkultes zum christlichen Kult allerdings“ (Der Geist der Liturgie).

Kann der Weltjugendtag einen Neubeginn im Leben bewirken? „Vielleicht bei einer kleinen Minderheit“, meinte der ehemalige Priester Paul Collins. „Doch die meisten werden genauso weiterleben wie vorher.“ Weiter sagte er: „Eine tief greifende Wandlung kommt nicht durch ein spektakuläres Ereignis zustande, sondern durch innere Einkehr, gute Planung und die Bereitschaft, eingefahrene Gleise zu verlassen.“

„Werdet meine Zeugen“

Über all das ist sich die Kirche im Klaren. Deshalb hatte der Weltjugendtag 2008 das Motto: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein“. *

Bischöfe riefen die Teilnehmer dazu auf, „einen neuen apostolischen Eifer zu entfachen, um in der heutigen Zeit noch bessere Zeugen für das Evangelium zu sein“. Papst Benedikt XVI. ermahnte die Pilger, „eine neue Generation von Aposteln“ zu sein. Bei einer anderen Gelegenheit forderte er sie auf, „die frohe Botschaft unter all ihren Freunden, in ihren Familien und bei allen, denen sie begegnen, zu verbreiten“.

Einige Pilger machten sich über diese Aufrufe ernsthaft Gedanken. Der 20-jährige Amerikaner Ramido sagte zu einem Reporter: „Mir ist es schon wichtig, ein Zeuge zu sein.“ Beatrice (18) aus Italien meinte dagegen: „Jugendliche sprechen nicht über Gott. Es ist heutzutage sehr schwer, ein Zeuge zu sein.“ Viele Besucher äußerten sich ähnlich wie zwei Mädchen aus Texas: „Wo wir herkommen, sind die Einzigen, die ihren Glauben verkündigen, die Zeugen Jehovas.“

Junge Zeugen

Jehovas Zeugen, ob alt oder jung, sind dafür bekannt, dass sie begeistert über ihren Glauben sprechen. Was motiviert sie? Dazu Sotir, ein 22-jähriger Zeuge Jehovas aus Sydney: „Liebe zu Gott, Liebe zu den Menschen und Liebe zur Bibel.“

Die Zeugen Jehovas in Sydney nahmen zwar nicht am Weltjugendtag teil, doch fast 400 junge Leute aus ihren Reihen starteten aus diesem Anlass eine besondere Aktion. Sie wollten mit den katholischen Pilgern über die Bibel sprechen. „Ich hab mich richtig gefreut, so tiefgläubige junge Katholiken kennenzulernen. Viele hatten gute Fragen zur Bibel, und es hat Spaß gemacht, ihnen konkrete Antworten zu geben“, berichtete der 25-jährige Travas.

„Ich hab versucht, relaxt und so ganz nebenbei mit den Leuten ins Gespräch zu kommen“, sagte die 23-jährige Tarsha. „Ich wollte sie in Sydney willkommen heißen und mal hören, was sie so glauben.“ Frazer (20) erzählte: „Wo’s gepasst hat, hab ich den Besuchern ein Geschenk gegeben, das Buch Was lehrt die Bibel wirklich? *, und sie haben es alle gern genommen.“

Viele Pilger fanden es schön, sich mit den jungen Zeugen Jehovas zu unterhalten. Die Fidschianerin Suzanne fragte die 19-jährige Belinda, warum Gott nichts gegen das ganze Leid und Elend auf der Welt tue. Belinda machte den Vorschlag, sich gemeinsam anzuschauen, was das Buch Was lehrt die Bibel wirklich? dazu sagt. Hinterher meinte Suzanne: „Meistens hört man die Antwort, dass Gottes Wege unergründlich sind. Jetzt habe ich zum ersten Mal erfahren, wie es wirklich ist.“ Als Belinda ihr das Buch überreichte, war sie ganz überrascht: „Ich hab versucht, mir alles zu merken, was du mir gesagt hast. Ich hätte nie gedacht, dass ich das Buch behalten darf.“

Eine Pilgerin aus den Philippinen bat Marina (27), ein Foto von ihr zu machen mit einem Wahrzeichen Sydneys im Hintergrund. Es ergab sich ein nettes Gespräch und Marina gab ihr das Buch Was lehrt die Bibel wirklich?. Die Filipina sagte: „Erst gestern Abend habe ich zu Gott gebetet, weil ich die Bibel gern besser verstehen möchte. Vielleicht ist dieses Buch die Antwort.“

Levi (27) unterhielt sich mit einer Mutter und ihrer Tochter aus Panama. Sie kamen recht schnell auf religiöse Themen zu sprechen. Levi konnte ihnen einiges aus der Bibel erklären und gab ihnen das Buch Was lehrt die Bibel wirklich?. Später fragte er die beiden, was ihnen an dem Besuch in Sydney am besten gefallen habe. Die Tochter zog das Buch heraus und sagte: „Das Gespräch mit dir.“

Diese Reaktion war kein Einzelfall. Es gab viele junge Katholiken, die mehr über die Bibel erfahren wollten. Jehovas Zeugen sind jedem, der Gottes Wort besser verstehen möchte, gern behilflich. Man kann jederzeit mit ihnen Kontakt aufnehmen und sie um einen kostenlosen Bibelkurs bitten.

[Fußnoten]

^ Abs. 19 Dieses Motto ist Apostelgeschichte 1:8 aus der Einheitsübersetzung entnommen.

^ Abs. 25 Herausgegeben von Jehovas Zeugen.

[Herausgestellter Text auf Seite 27]

„Immer weniger leben ihren Glauben aus, und zum Teil schwindet auch der Glaube selbst“ (George Kardinal Pell)

[Kasten/Bilder auf Seite 25]

„BERUFUNGS-EXPO“

Auf dem Weltjugendtag 2008 fand die größte Berufungsausstellung statt, die es je in Australien gab. Über 100 Orden und kirchliche Stellen wollten den mehr als 50 000 Besuchern eine Laufbahn als Priester, Nonne oder in einem anderen kirchlichen Beruf schmackhaft machen.

[Bild auf Seite 24, 25]

Die Pilger, die durch die Straßen zogen, boten ein buntes Bild

[Bilder auf Seite 26]

Jehovas Zeugen versuchten, mit den Pilgern ins Gespräch zu kommen

[Bildnachweis auf Seite 24]

Getty Images