Was kann ich anziehen?
Junge Leute fragen sich:
Was kann ich anziehen?
Als Vanessa zur Tür hinausgehen will, fallen ihren Eltern fast die Augen aus dem Kopf.
„Wie siehst du denn aus?“, platzt ihr Vater heraus.
„Wieso?“, fragt Vanessa mit unschuldiger Miene. „Ich geh doch nur mit ein paar Freundinnen in die Stadt.“
„Aber nicht in diesem Aufzug!“, sagt ihre Mutter.
„Ach Mama, so laufen doch alle rum. Und außerdem passt das voll gut zu mir.“
„Das will ich nicht hoffen“, kontert ihr Papa. „Du gehst jetzt mal schön auf dein Zimmer und ziehst dir was anderes an, sonst gehst du nirgendwohin.“
KLEIDERKÄMPFE sind nichts Neues. Als deine Eltern in deinem Alter waren, hatten sie mit ihren Eltern wahrscheinlich den gleichen Kleinkrieg. Und bestimmt war ihnen damals genauso zumute wie dir. Inzwischen haben sie jedoch die Seite gewechselt. Die Frage, was du anziehen kannst, sorgt bei euch ständig für Konfliktstoff.
Du: Es ist lässig.
Sie: Es ist schlampig.
Du: Es sieht einfach super aus!
Sie: Es ist aufreizend.
Du: Es ist total günstig.
Sie: Kann ich mir denken. Da ist ja auch kaum Stoff dran.
Könnt ihr irgendwie Waffenstillstand schließen? Klar. Megan (23) kennt das Geheimnis: „Man muss sich nicht immer streiten, man kann sich auch auf halbem Weg entgegenkommen.“ Aber keine Panik! Das heißt nicht, dass du dich wie eine 40-Jährige anziehen sollst. Entgegenkommen bedeutet einfach nur, dass ihr über eure unterschiedlichen Auffassungen sprecht und gemeinsam Lösungen findet, mit denen ihr alle gut leben könnt. Was für Vorteile hat das?
1. Du kannst das Beste aus dir machen und auch bei deiner Clique gut ankommen.
2. Deine Eltern werden deinen Look nicht so schnell kritisieren.
3. Wenn deine Eltern beobachten, dass du auf diesem Gebiet verantwortungsbewusst bist, werden sie dir auch sonst mehr Freiheiten lassen.
Gut, dann können wir starten. Denk an ein Outfit, das du im Internet oder in einem Laden gesehen hast und das du unbedingt haben willst. Was wäre jetzt der erste Schritt?
Halte dich an biblische Prinzipien
Die Bibel sagt erstaunlich wenig zu Kleiderfragen. In wenigen Minuten könntest du alles durchlesen, was sie direkt zum Thema Mode rät. Doch in dieser kurzen Zeit würdest du Hinweise erhalten, die dir eine echte Hilfe sind. Zum Beispiel:
▪ Die Bibel rät Frauen, sich „anständig, bescheiden und zurückhaltend“ zu kleiden (1. Timotheus 2:9, 10, Einheitsübersetzung). *
Das heißt aber nicht, dass du wie eine graue Maus herumlaufen musst. Gemeint ist einfach, sich so zu kleiden, dass man sich seine Selbstachtung bewahrt und auf die Gefühle anderer Rücksicht nimmt (2. Korinther 6:3). Es gibt viele Kleidungsstile, die diesem Standard entsprechen. Danielle (23) sagt: „Es ist zwar nicht immer einfach, aber man kann modebewusst sein, ohne in Extreme zu verfallen.“
▪ Die „verborgene Person des Herzens“ ist wichtiger als das Äußere. Oder wie es die Gute Nachricht Bibel ausdrückt: „Eure Schönheit soll von innen kommen!“ (1. Petrus 3:4).
Mit einem verführerischen Outfit ziehst du zwar momentan alle Blicke auf dich. Aber wenn du auf lange Sicht die Achtung von Erwachsenen und Gleichaltrigen gewinnen willst, kommt es auf deine inneren Werte an. Ja, auch Gleichaltrige finden Extreme oft überhaupt nicht gut. „Mir wird richtig schlecht, wenn ich sehe, wie sich manche Frauen stylen, nur um Männer anzumachen“, sagt Brittany (16). Kay denkt genauso. Über eine ehemalige Freundin sagt sie: „Durch alles, was sie getragen hat, hat sie signalisiert: ‚Hey, schaut mich an!‘ Sie wollte unbedingt allen Jungs den Kopf verdrehen und hat deswegen die auffälligsten Klamotten getragen, die sie auftreiben konnte.“
Modetipp: Mit sexy Kleidung erweckst du den Eindruck, du hättest es nötig und wärst völlig auf dich fixiert. Außerdem läufst du Gefahr, sexuell belästigt zu werden. Ein eher zurückhaltender Stil bringt dagegen sowohl deine inneren als auch deine äußeren Vorzüge zur Geltung.
Hol dir Tipps von deinen Eltern
Ein gewagtes Outfit in die Tasche zu packen und dich in der Schule umzuziehen, ist nicht gerade die feine Art. Du denkst vielleicht, deine Eltern merken das eh nicht. Aber ihr Vertrauen gewinnst du nur, wenn du offen und ehrlich bist. Es kann dir sogar Vorteile bringen, in Modefragen ihre Meinung einzuholen (Sprüche 15:22).
Findest du diesen Gedanken absurd? Hast du den Eindruck, deine Eltern wollen jeden Anflug von Modebewusstsein bei dir im Keim ersticken? Das möchten sie sicher nicht. Deine Eltern sehen wahrscheinlich manches ganz anders als du, aber das ist nicht unbedingt von Nachteil. Nataleine (17) meint: „Ich finde es gut, wenn meine Eltern etwas sagen. Ich will ja nicht so rumlaufen, dass ich mich blamiere oder die Nachbarn über mich reden.“
Eins ist ohnehin klar: Solange du mit deinen Eltern unter einem Dach wohnst, unterstehst du ihrer Autorität (Kolosser 3:20). Aber wenn du ihren Standpunkt zum Thema Mode erst einmal verstanden hast — und sie deinen —, wirst du überrascht sein, wie oft ihr euch einigen könnt. Und dann werdet ihr auch irgendwann das Kriegsbeil begraben.
Modetipp: Achte beim Anprobieren nicht nur auf das, was du im Spiegel siehst. Ein Kleidungsstück kann ganz anders wirken, wenn du dich hinsetzt oder bückst. Lass dich möglichst von deinen Eltern oder anderen Erwachsenen beraten.
Weitere Artikel aus der Reihe „Junge Leute fragen sich“ findest du unter www.watchtower.org/ypx
[Fußnote]
^ Abs. 23 Dieser biblische Rat ist zwar an Frauen gerichtet, gilt vom Prinzip her aber auch für Männer. Siehe den Kasten „Wie ist es mit Jungs?“.
ETWAS ZUM NACHDENKEN
Denk an etwas, das du dir gern kaufen würdest, und frag dich:
▪ Wie wirkt es auf andere?
▪ Wie werden sie darauf reagieren?
▪ Wünsche ich mir diese Reaktionen und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben könnten?
[Kasten/Bilder auf Seite 19]
Arbeitsblatt Mode
Anleitung: Kopier diese Seite. Füll die linke Spalte aus und lass deine Eltern die rechte ausfüllen. Tauscht die Blätter dann aus und besprecht, was ihr hingeschrieben habt. Vielleicht wird euch manches überraschen. Was habt ihr über die Ansichten des anderen dazugelernt?
FÜR DICH
Denk an ein bestimmtes Outfit, das dir gefällt.
▪ Warum gefällt es dir so gut? Nummeriere die Antworten in der Reihenfolge deiner Vorlieben.
․․․․․ Marke
․․․․․ Kommt bei Jungs/Mädchen gut an
․․․․․ Gefällt meiner Clique
․․․․․ Fühle mich darin wohl
․․․․․ Guter Preis
․․․․․ Oder: ․․․․․
▪ Die spontane Reaktion meiner Eltern:
□ „Kommt nicht infrage!“
□ „Darüber lässt sich reden.“
□ „Kein Problem.“
▪ Ihr Gegenargument:
□ „Es ist zu aufreizend.“
□ „Es sieht schlampig aus.“
□ „Zu flippig.“
□ „Es wirft ein schlechtes Licht auf uns.“
□ „Zu teuer.“
□ Oder: ․․․․․
KÖNNEN WIR AUFEINANDER ZUGEHEN?
▪ Wo haben meine Eltern vielleicht recht?
․․․․․
▪ Kann man irgendetwas machen, damit das Kleidungsstück akzeptabel ist?
․․․․․
FÜR DIE ELTERN
Denken Sie an ein bestimmtes Outfit, das Ihrem Kind gefällt.
▪ Warum gefällt es Ihrem Kind wohl so gut? Nummerieren Sie die Antworten in der Reihenfolge seiner Vorlieben.
․․․․․ Marke
․․․․․ Kommt bei Jungs/Mädchen gut an
․․․․․ Gefällt seiner Clique
․․․․․ Fühlt sich darin wohl
․․․․․ Guter Preis
․․․․․ Oder: ․․․․․
▪ Meine spontane Reaktion:
□ „Kommt nicht infrage!“
□ „Darüber lässt sich reden.“
□ „Kein Problem.“
▪ Mein Gegenargument:
□ „Es ist zu aufreizend.“
□ „Es sieht schlampig aus.“
□ „Zu flippig.“
□ „Es wirft ein schlechtes Licht auf uns.“
□ „Zu teuer.“
□ Oder: ․․․․․
KÖNNEN WIR AUFEINANDER ZUGEHEN?
▪ Ist unsere Reaktion nur eine Sache des Geschmacks?
□ Ja □ Vielleicht □ Nein
▪ Kann man irgendetwas machen, damit das Kleidungsstück akzeptabel ist?
․․․․․
DIE ENTSCHEIDUNG
․․․․․
[Kasten/Bilder auf Seite 20]
WAS ANDERE JUGENDLICHE SAGEN
„Es ist ganz in Ordnung, sich modisch anzuziehen, solange man biblische Prinzipien nicht über den Haufen wirft. Es gibt so viele Sachen zu kaufen, die gut aussehen und an denen nichts auszusetzen ist“ (Derrick).
„Als Teenager wollte ich mir keine Vorschriften machen lassen, was ich anziehen soll. Aber dann habe ich gemerkt, dass andere nicht besonders viel Achtung vor mir hatten. Das hat sich erst geändert, als ich die Meinung meiner Eltern und anderer Erwachsener berücksichtigt habe“ (Megan).
„Mädchen, die sich aufreizend anziehen, sinken sofort in meiner Achtung. Aber wenn ich ein Mädchen mit einem total süßen Outfit sehe, an dem nichts Unanständiges ist, denke ich immer: So möchte ich auch gerne aussehen“ (Nataleine).
[Kasten/Bild auf Seite 21]
WIE IST ES MIT JUNGS?
Die biblischen Prinzipien in diesem Artikel gelten natürlich nicht nur für Mädchen. Meide Extreme. Lass durch deine Kleidung die verborgene Person des Herzens zum Vorschein kommen und steh zu dem, was du bist. Frage dich bei der Wahl der Kleidung: Was sagt sie über mich aus? Bin ich wirklich so? Denk daran, dass deine Kleidung etwas über dich verrät. Achte darauf, dass sie deine Überzeugung widerspiegelt.
[Kasten auf Seite 21]
FÜR ELTERN
Schauen Sie sich die einleitende Szene noch einmal an und stellen Sie sich vor, Vanessa wäre Ihre Tochter. Sie sehen das zu knapp geratene Outfit und sind schockiert. Ihre spontane Reaktion ist: „Du gehst jetzt mal schön auf dein Zimmer und ziehst dir was anderes an, sonst gehst du nirgendwohin.“ Ihre Tochter wird sich wohl oder übel fügen. Schließlich hat sie ja auch kaum eine andere Wahl. Wie könnte man aber erreichen, dass sie sich nicht nur umzieht, sondern dass sie auch umdenkt?
▪ Erstens: Die Wirkung aufreizender Kleidung muss dem Jugendlichen genauso oder sogar noch stärker bewusst sein als den Eltern. Bestimmt möchte Ihr Kind nicht lächerlich aussehen oder von Männern angestarrt werden. Machen Sie ihm mit viel Geduld klar, dass ein knappes Outfit nicht gerade vorteilhaft ist, und bieten Sie Alternativlösungen an. *
▪ Zweitens: „Lasst eure Vernünftigkeit allen Menschen bekannt werden“, sagt die Bibel in Philipper 4:5. Fragen Sie sich: Ist dieses Kleidungsstück mit biblischen Prinzipien unvereinbar? Oder ist es nur nicht nach meinem Geschmack? (2. Korinther 1:24). Könnten Sie dann eventuell nachgeben?
▪ Drittens: Sagen Sie dem Jugendlichen nicht einfach nur, was unakzeptabel ist, sondern beraten Sie ihn, damit er eine gute Wahl treffen kann. Die Zeit und Mühe lohnt sich.
[Fußnote]
^ Abs. 107 Jugendliche sind in der Regel sehr unsicher, was ihr Äußeres angeht. Machen Sie deshalb keine Andeutungen, aus denen Ihr Kind schließen könnte, es hätte keine gute Figur.