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Wie komme ich mit meinen Geschwistern klar?

Wie komme ich mit meinen Geschwistern klar?

Junge Leute fragen sich:

Wie komme ich mit meinen Geschwistern klar?

Wie würdest du dein Verhältnis zu deinem Bruder/deiner Schwester einschätzen?

․․․․․ Beste Freunde

․․․․․ Kommen meistens ganz gut klar

․․․․․ Akzeptieren uns gegenseitig

․․․․․ Streiten andauernd

MANCHE Geschwister sind ein Herz und eine Seele. Felicia (19) zum Beispiel sagt: „Meine Schwester Irena ist 16 und sie ist eine von meinen besten Freundinnen.“ * Carly (17) erzählt über ihren drei Jahre älteren Bruder Eric: „Wir verstehen uns supergut. Wir streiten uns nie.“

Bei vielen anderen, wie etwa Lauren und Marla, läuft es nicht so gut. „Wir streiten uns wegen der kleinsten Kleinigkeit“, meint Lauren. Vielleicht geht es dir ja auch wie Alice (12), die sich über ihren zwei Jahre älteren Bruder Dennis beschwert: „Der nervt! Kommt einfach in mein Zimmer reingeplatzt und ,leiht‘ sich Sachen, ohne zu fragen. Der blickt’s einfach nicht!“

Rauben dir deine Geschwister auch manchmal den letzten Nerv? In erster Linie sind natürlich deine Eltern dafür verantwortlich, dass es daheim nicht drunter und drüber geht. Früher oder später musst du aber selber lernen, mit anderen auszukommen. Zu Hause hast du dafür ein gutes Übungsfeld.

Überleg einmal: Worüber streitest du dich mit deinem Bruder oder deiner Schwester am meisten? Was sind denn bei euch so die Konfliktpunkte? Schau dir doch mal die Aufzählung hier an und mach einen ✔ bei den entsprechenden Punkten oder schreib auf, was dich am meisten auf die Palme bringt.

Persönliche Sachen. Er/sie „leiht“ sich Sachen aus, ohne zu fragen.

Persönlichkeitsunterschiede. Er/sie ist egoistisch, rücksichtslos oder mischt sich überall ein.

Privatsphäre. Er/sie kommt in mein Zimmer, ohne zu klopfen, oder liest meine E-Mails/SMS, ohne zu fragen.

Oder: ․․․․․

Musst du dich ständig über deine Geschwister ärgern, weil sie dich herumkommandieren oder dir keine Luft zum Atmen lassen? Da kann sich schon schnell mal was aufstauen. Aber Achtung! Ein Bibelspruch sagt: „Das Pressen der Nase bringt Blut hervor, und das Herauspressen von Zorn bringt Gezänk hervor“ (Sprüche 30:33). Wenn du dich zu hart schnäuzt, kannst du Nasenbluten bekommen. Und wenn sich Ärger aufstaut, kann das leicht in einem Wutausbruch enden. Das macht alles nur noch schlimmer (Sprüche 26:21). Was kannst du tun, damit eine kleine Sache nicht in einen wilden Streit ausartet? Du müsstest zuerst einmal herausfinden, wo das eigentliche Problem liegt.

Auslöser oder eigentliches Problem?

Probleme mit Geschwistern kann man irgendwie mit Pickeln vergleichen. Bei einem Pickel sieht man auf der Haut eine unschöne, entzündete Stelle, aber die Ursache ist eine Infektion, die tiefer liegt. Ähnlich ist es, wenn es bei Geschwistern böse kracht. Dafür gibt es oft einen tieferen Grund.

Man könnte den Pickel natürlich ausdrücken. Aber damit würde man das Problem nur oberflächlich angehen und es würde vielleicht eine Narbe zurückbleiben oder die Entzündung würde noch schlimmer. Besser ist es, etwas gegen die Infektion zu tun, damit sich die Stelle nicht neu entzündet. Bei Problemen mit Geschwistern ist es dasselbe. Du musst lernen, das eigentliche Problem herauszufinden, dann gehst du die Sache direkt an der Wurzel an. Und du kannst den Rat des weisen Königs Salomo umsetzen, der schrieb: „Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn“ (Sprüche 19:11).

Alice zum Beispiel sagte ja über ihren Bruder Dennis, dass er einfach in ihr Zimmer reingeplatzt kommt und sich Sachen „leiht“, ohne zu fragen. Das ist der Auslöser. Aber was meinst du, was das eigentliche Problem ist? Wahrscheinlich hat es mit Respekt zu tun. *

Alice könnte jetzt zu Dennis sagen, dass er überhaupt nicht mehr in ihr Zimmer kommen darf und die Finger von ihren Sachen zu lassen hat. Aber damit würde sie das Problem nur oberflächlich angehen und weitere Konflikte wären wahrscheinlich vorprogrammiert. Könnte sie ihren Bruder jedoch dazu bringen, ihre Privatsphäre und ihr Eigentum zu respektieren, dann hätten die beiden sicher schon viel gewonnen.

Wie man Konflikte beilegen oder vermeiden kann

Hast du die eigentliche Ursache von euren Schwierigkeiten herausgefunden, ist das Problem natürlich noch nicht ganz gelöst. Was kannst du machen, um es endgültig aus der Welt zu schaffen? Versuch es doch mal mit diesen sechs Schritten.

1. Ein paar Grundregeln aufstellen. König Salomo schrieb einmal: „Pläne scheitern, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt“ (Sprüche 15:22). Damit du die Sache richtig anpackst, schau doch mal nach, was du anfangs bei den Konfliktpunkten angekreuzt oder aufgeschrieben hast. Überleg dir mit deinem Bruder oder deiner Schwester, ob ihr nicht ein paar Regeln festlegen könnt, die für euch beide in Ordnung sind und die das Problem an der Wurzel angehen. Hier ein Beispiel: Wenn ihr euch wegen persönlicher Sachen in die Haare bekommt, könnte Regel Nummer eins lauten: Immer erst fragen, bevor man etwas nimmt, was dem anderen gehört. Regel zwei könnte sein: Akzeptieren, wenn der andere sagt: „Du kannst das jetzt nicht haben.“ Denkt dabei aber daran, dass Jesus gesagt hat: „Alles daher, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun“ (Matthäus 7:12). So findet ihr Regeln, mit denen ihr beide leben könnt. Fragt dann eure Eltern, ob sie mit dem, was ihr ausgemacht habt, einverstanden sind (Epheser 6:1).

2. Sich selber an die Regeln halten. Der Apostel Paulus schrieb: „Du aber, der du einen anderen lehrst, lehrst dich selbst nicht? Du, der du predigst: ,Stiehl nicht‘, stiehlst du?“ (Römer 2:21). Wie kannst du diesen Grundsatz umsetzen? Wenn du zum Beispiel möchtest, dass deine Geschwister deine Privatsphäre respektieren, musst auch du erst klopfen, wenn du bei ihnen ins Zimmer willst, oder fragen, bevor du ihre E-Mails oder SMS liest.

3. Nicht gleich beleidigt sein. Warum ist das ein guter Rat? In der Bibel heißt es: „Nur ein Dummkopf braust leicht auf“ (Prediger 7:9, Hoffnung für alle). Wenn du schnell beleidigt bist, hast du es im Leben nicht leicht. Dein Bruder oder deine Schwester werden garantiert immer mal wieder etwas sagen, was dich aufregt. Aber mal ehrlich: Ist dir das nicht auch schon passiert? (Matthäus 7:1-5). Jenny erzählt: „Mit 13 dachte ich, dass meine Meinung am allerwichtigsten ist, und jeder bekam sie zu hören. So eine Phase macht jetzt meine kleine Schwester durch. Also versuch ich, ganz cool zu bleiben.“

4. Vergeben und vergessen. Echte Probleme müssen natürlich auf den Tisch und man muss eine Lösung finden. Aber ist es nötig, dass du deinem Bruder oder deiner Schwester jeden Fehler vorhältst? Jehova Gott freut sich, wenn du über Fehler hinwegsehen kannst (Sprüche 19:11). Alison (19) sagt: „Meine Schwester Rachel und ich schaffen es eigentlich ganz gut, uns zu einigen, wenn wir aneinandergeraten sind. Uns beiden fällt es nicht schwer, uns zu entschuldigen, und dann erklären wir, wie es unserer Meinung nach so weit kommen konnte. Manchmal schlafe ich auch erst mal drüber, bevor ich etwas sage. Oft ist am nächsten Morgen alles nur noch halb so wild und ich brauch gar nicht mehr drüber zu reden.“

5. Die Eltern mit einbeziehen. Wenn du mit deinen Geschwistern etwas Wichtiges nicht geregelt bekommst, können eure Eltern euch helfen, Frieden zu schließen (Römer 14:19). Aber denk bitte dran: Wie du Probleme ohne deine Eltern gelöst bekommst, ist ein guter Gradmesser — man kann daran ablesen, wie erwachsen du schon bist.

6. Die guten Seiten der Geschwister sehen. Deine Geschwister haben doch bestimmt Eigenschaften, die du bewunderst. Schreib von jedem einen Punkt auf, den du an ihm gut findest.

Name Was ich gut finde

․․․․․ ․․․․․

Statt immer nur die Schwachstellen deiner Geschwister zu sehen, sag ihnen doch bei Gelegenheit, was du an ihnen gut findest (Psalm 130:3; Sprüche 15:23).

Fakt ist: Wenn du einmal nicht mehr zu Hause wohnst, wirst du oft mit Leuten zu tun haben, die dich aufregen, zum Beispiel Arbeitskollegen oder andere, die egoistisch sind oder sich unmöglich benehmen. Zu Hause kannst du lernen, wie man mit solchen Situationen gelassen umgeht. Hast du also Geschwister, mit denen du nicht so gut auskommst, sieh es doch mal von der positiven Seite: Durch sie kannst du etwas Wertvolles fürs Leben lernen.

In der Bibel steht, dass die besten Freunde nicht unbedingt immer die eigenen Geschwister sind (Sprüche 18:24). Aber ihr könnt sicher bessere Freunde werden, wenn ihr es lernt, „einander zu ertragen“, auch wenn ihr glaubt, im Recht zu sein (Kolosser 3:13). Wahrscheinlich wirst du dich dann weniger über deine Geschwister aufregen — und sie ärgern sich vielleicht auch nicht so schnell über dich!

Weitere Artikel aus der Rubrik „Junge Leute fragen sich“ findest du unter www.watchtower.org/ypx

[Fußnoten]

^ Abs. 8 Einige Namen wurden geändert.

^ Abs. 20 Schau dir doch dazu auch den  Kasten hier unten an.

ETWAS ZUM NACHDENKEN

● Warum ist es so wichtig, dass man bei einem Streit den Auslöser und das eigentliche Problem auseinanderhalten kann?

● Bei welchem der sechs Schritte musst du dich noch besonders verbessern?

[Kasten auf Seite 27]

 WAS IST DAS EIGENTLICHE PROBLEM?

Findest du leicht heraus, was bei Konflikten zwischen Geschwistern das eigentliche Problem ist? Hier kannst du dich ein bisschen üben. Lies dir durch, was Jesus über den Sohn erzählte, der von zu Hause wegging und sein Erbe verschleuderte (Lukas 15:11-32).

Achte einmal genau darauf, wie der ältere Bruder reagierte, als der jüngere nach Hause kam. Beantworte dann die Fragen hier.

Was war der Auslöser dafür, dass sich der ältere Bruder so aufgeregt hat?

Was war wohl das eigentliche Problem?

Wie versuchte der Vater, das Problem anzugehen?

Was musste der ältere Bruder tun, um das Problem zu lösen?

Jetzt denk doch einmal an eine Auseinandersetzung, die du gerade mit deinem Bruder/deiner Schwester gehabt hast, und schreib deine Antwort hier hinter die Fragen.

Was war der Auslöser?

Welches Problem steckt wohl dahinter?

Welche Grundregeln könntet ihr aufstellen, um das Problem an der Wurzel zu packen und weitere Konflikte zu vermeiden?

[Kasten/Bilder auf Seite 28]

WAS ANDERE JUNGE LEUTE SAGEN

“Ich will ja meine Schwestern das ganze Leben lang als Freundinnen haben. Da ist es doch am besten, wenn ich jetzt schon etwas für unsere Freundschaft tue.”

“Wir machen als Familie Sachen gemeinsam, und das schweißt uns zusammen. Irgendwie streiten wir nicht mehr so oft wie früher.”

“In mancher Hinsicht sind wir wie Tag und Nacht. Aber meine Schwester, die ist schon was Besonderes. Ich würde sie für nichts in der Welt eintauschen.”

“Ohne meine Geschwister wäre alles nicht mal halb so schön gewesen. Wenn ihr Geschwister habt: Nehmt das bloß nicht für selbstverständlich!”

[Bilder]

Tia

Bianca

Samantha

Marilyn

[Bild auf Seite 27]

Wenn du Pickel loswerden möchtest, ist es keine gute Idee, einfach daran herumzudrücken, du musst die Ursache bekämpfen — ähnlich ist es bei Problemen mit Geschwistern