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Was durchleben Trauernde?

Was durchleben Trauernde?

Was durchleben Trauernde?

„Ich war total schockiert und völlig verzweifelt, als ich erfuhr, dass mein Vater gestorben war. Ich konnte mir einfach nicht verzeihen, dass ich in diesem Moment nicht bei ihm gewesen bin. Nichts tut mehr weh, als jemanden zu verlieren, den man liebt. Ich vermisse Papa so sehr!“ (Sara).

DIE meisten Menschen, gleich welcher Kultur oder Religion, reden nur ungern über das Thema Tod. Dieses Unbehagen spiegelt sich in verschiedenen Umschreibungen wider. So sagt man oft, jemand sei „von uns gegangen“, „eingeschlafen“ oder „nicht mehr in unserer Mitte“.

Doch selbst die schonendsten Worte können kaum die tiefe Traurigkeit lindern, die Hinterbliebene oft verspüren. Manche werden von der Trauer so überwältigt, dass sie einfach nicht akzeptieren können, was geschehen ist.

Viele sind in dieser Situation völlig ratlos und wissen nicht, wie sie den Verlust verarbeiten sollen. Nicht wenige geben sich dann äußerlich so, als wäre alles in Ordnung, obwohl es in ihnen ganz anders aussieht. Natürlich trauert jeder anders, und nur weil jemand seine Trauer nicht offen zeigt, heißt das noch lange nicht, dass er weniger empfindet. * Problematisch wird es, wenn man sich gezwungen sieht, anderen etwas vorzuspielen, beispielsweise Angehörigen, die selbst trauern.

„Wann hätte ich denn trauern sollen?!“

Wie erging es Nathaniel, einem jungen Mann, dessen Mutter starb, als er 24 war? „Am Anfang war ich völlig durcheinander“, erinnert er sich. „Ich dachte, ich müsste jetzt für meinen Vater da sein und für die vielen Freunde meiner Mutter, die das Ganze sehr mitgenommen hatte. Wann hätte ich denn trauern sollen?!“

Nach über einem Jahr merkte Nathaniel, dass er sich mit dem Tod seiner Mutter immer noch nicht abgefunden und ihn kaum verarbeitet hatte. „Papa ruft nach wie vor an, um sich seinen Schmerz von der Seele zu reden“, erzählt er, „und das ist völlig in Ordnung. Er braucht ja jemanden zum Reden, und ich freue mich, wenn ich ihm helfen kann. Die Sache ist nur: Was ist mit mir? Ich wüsste nicht, zu wem ich gehen könnte.“

Wer sich privat oder beruflich intensiv um andere kümmert — wie etwa Ärzte oder Pfleger, die immer wieder mit dem Tod konfrontiert werden —, könnte denken, er müsse seine Gefühle unterdrücken. So erging es Heloisa, die über 20 Jahre als Ärztin gearbeitet hat. Dort, wo sie tätig war, kannte jeder jeden, man war füreinander da und sie hatte eine sehr persönliche Bindung zu ihren Patienten. „Viele habe ich in ihren letzten Stunden begleitet“, berichtet sie. „Mit einigen war ich sogar eng befreundet.“

Heloisa wusste zwar, dass es Erleichterung bringt, wenn man den Tränen freien Lauf lässt. „Aber ich fand es ziemlich schwer zu weinen“, erzählt sie. „Mir war es so wichtig, stark zu sein für die anderen, dass ich meine eigenen Gefühle beiseiteschob. Ich dachte, jeder würde von mir erwarten, mich im Griff zu haben.“

„Es war so leer ohne sie“

Was vielen Trauernden wohl mit am meisten zu schaffen macht, ist die Einsamkeit. Ashley war 19, als ihre Mutter an Krebs starb. „Nach ihrem Tod fühlte ich mich völlig verloren und allein“, sagt sie. „Meine Mutter war meine allerbeste Freundin. Wir haben doch alles zusammen gemacht!“

Man kann nur zu gut verstehen, was für eine Qual es für Ashley war, jeden Tag nach Hause zu kommen und festzustellen, dass ihre Mutter nicht da war. „Es war so leer ohne sie. Ganz oft bin ich einfach in mein Zimmer gegangen und habe geweint. Ich sah mir Fotos von ihr an und dachte an all das, was wir gemeinsam gemacht haben.“

Wer einen Angehörigen oder einen guten Freund verloren hat, muss mit seiner Trauer nicht allein dastehen. Viele haben es geschafft, ihre Gefühle zu ordnen und zu verarbeiten. Was hat ihnen dabei geholfen?

[Fußnote]

^ Abs. 5 Da jeder Mensch mit seiner Trauer anders umgeht, wäre es unfair, jemanden zu verurteilen, der seine Gefühle nicht so offen zeigt.

[Herausgestellter Text auf Seite 5]

„Ich fühlte mich völlig verloren und allein. Meine Mutter war meine allerbeste Freundin“ (Ashley).