Warum nur all das Leid?
FÜR Geistliche ist die Antwort oft eindeutig: Leid ist eine Strafe Gottes. Einige Tage nach dem Erdbeben in Haiti predigte ein Priester seiner Gemeinde in der Hauptstadt, die Katastrophe sei eine Botschaft von Gott. Andere legen sich da lieber nicht fest. Wie eine Theologieprofessorin in den USA erklärt, sind viele der Ansicht: „Warum uns Gott solche Katastrophen auferlegt, ist ein Geheimnis, das wir nicht zu hinterfragen haben. Unsere Aufgabe ist es, zu glauben.“
Stimmt es denn, dass Gott den Menschen Leid „auferlegt“? Die Antwort der Bibel ist ein entschiedenes Nein! Gott hat nie gewollt, dass wir leiden, und es wäre auch nicht dazu gekommen, wenn das erste Menschenpaar anders gehandelt hätte. Sie lehnten sich gegen Gottes Autorität auf und beschlossen, ihren eigenen Maßstab für Gut und Böse aufzustellen. Beide kehrten Gott den Rücken und mussten die Folgen tragen — eine Fehlentscheidung, die sich bis heute auswirkt. Zu behaupten, Gott verursache alles Leid, ist also völlig abwegig. Die Bibel sagt dazu, dass niemand, der versucht ist, böse zu handeln, sagen soll: „ ‚Diese Prüfung kommt von Gott.‘ Denn so wie Gott nicht zum Bösen verführt werden kann, verführt er auch selbst niemanden dazu“ (Jakobus 1:13, BasisBibel). Kummer und Leid kann jeden treffen — sogar treue Glaubensmenschen. Hier einige Beispiele:
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Der Prophet Elisa war todkrank (2. Könige 13:14)
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Der Apostel Paulus schrieb, er habe immer wieder Hunger und Durst gelitten, seine Kleidung sei abgetragen, er werde misshandelt und habe kein Zuhause (1. Korinther 4:11).
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Epaphroditus, einer der ersten Christen, war krank und „niedergeschlagen“ (Philipper 2:25, 26).
In keinem dieser Fälle deutet die Bibel an, Gott habe diese Männer bestraft. Wenn also nicht Gott für das Leid verantwortlich ist, woher kommt es dann? Die Bibel nennt drei Hauptursachen.
Persönliche Entscheidungen
„Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Galater 6:7). Wer es vorzieht zu rauchen, zu rasen oder sein ganzes Geld zu verschleudern, kann sich für die Folgen seiner Entscheidungen wohl kaum aus der Verantwortung stehlen.
Kummer und Leid resultieren auch häufig aus den egoistischen Entscheidungen anderer. Man denke nur an die grauenhaften Dinge, die manche ihren Mitmenschen antun, beispielsweise Kindesmissbrauch oder die NS-Gräueltaten. Weil einige ihre Willensfreiheit missbrauchen, haben andere oft zu leiden.
Unglückliche Zufälle
Im 1. Jahrhundert stürzte in Jerusalem ein großer Turm ein; 18 Menschen kamen ums Leben. Jesus dachte an die Opfer dieses Vorfalls, als er fragte: „Meint ihr, dass sie schlechter waren als die übrigen Einwohner Jerusalems?“ (Lukas 13:4, 5, Gute Nachricht Bibel). Dann machte Jesus seinen Zuhörern klar: Das war keine Strafe Gottes. Jesus kannte ja das vor langem aufgezeichnete Bibelwort: „Zeit und unvorhergesehenes Geschehen trifft sie alle“ (Prediger 9:11). Oft waren die Opfer von tragischen Vorfällen leider zur falschen Zeit am falschen Ort oder tragen die Folgen menschlichen Versagens. Wie man immer wieder hört, werden Warnungen oft ignoriert oder Gebäude so nachlässig gebaut, dass sie Erdbeben oder Unwettern nicht standhalten. Dann sind mehr Menschen betroffen und das Ausmaß des Leidens ist wesentlich größer.
„Der Herrscher dieser Welt“
Die Bibel sagt deutlich: „Die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist“ (Johannes 12:31; 1. Johannes 5:19). Dieser „Böse“ ist ein mächtiges Geistwesen — Satan, der Teufel. Die Bibel beschreibt ihn als den „Herrscher der Gewalt der Luft“, als jemand, der die ganze Welt mit „dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist“, infiziert (Epheser 2:2). Manche Verbrechen wie Kindesmissbrauch oder Völkermord sind dermaßen abscheulich, dass es vielen schwerfällt zu glauben, der Mensch sei von allein zu so etwas fähig.
Wo bleibt Gott? Sind Jehova Kummer und Leid etwa gleichgültig? Könnte er das Leid nicht beenden? Wichtiger noch: Will er es überhaupt?