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Brustkrebs: Wie geht es weiter? Was kann man tun?

Brustkrebs: Wie geht es weiter? Was kann man tun?

Brustkrebs: Wie geht es weiter? Was kann man tun?

CONCHITA * zählte überhaupt nicht zur klassischen Risikogruppe: Sie war erst 40 und gesund; in ihrer Familie hatte bisher niemand Brustkrebs. Auch bei ihrer letzten Mammografie war nichts Auffälliges zu sehen. Doch eines Tages ertastete sie beim Duschen einen Knoten in der Brust. Es war Krebs. Conchita und ihr Mann saßen wie betäubt da, während der Arzt ihnen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten erklärte.

Noch vor wenigen Jahrzehnten hätte der Arzt einer Frau mit Brustkrebs nur eine einzige Option anbieten können: Die radikale Mastektomie — ein entstellender Eingriff, bei dem die Brust, die Lymphknoten in Brustkorb und Achselhöhle und bestimmte Brustmuskeln entfernt wurden. Die damaligen Chemo- oder Strahlentherapien machten den Frauen oft noch zusätzlich zu schaffen. Kein Wunder, dass viele die Behandlung mehr fürchteten als die Krankheit selbst.

Der Kampf gegen Brustkrebs zeichnet sich nach wie vor durch einen Konflikt aus: Einerseits muss man aggressiv gegen einen Killer vorgehen, andererseits will man den Patientinnen unnötige Eingriffe und schlimme Nebenwirkungen ersparen. Heute stehen Frauen wie Conchita oft mehrere Optionen offen. * Will man den vielen medizinischen Studien und Medienberichten glauben, könnte die Krankheit eines Tages ganz besiegt sein — dank bahnbrechender Therapien, optimierter Ernährung sowie Tests auf eine Veranlagung für Krebs.

Trotz medizinischer Fortschritte bleibt Brustkrebs eine der tödlichsten Krebsarten bei Frauen. * Bisher war Brustkrebs eher typisch für Frauen in Nordamerika und Westeuropa. Doch in den weniger industrialisierten Ländern Asiens und Afrikas, wo die Zahl vergleichsweise niedrig war, nimmt sie heute stetig zu. Zudem ist dort die Sterberate höher. Warum? „Früherkennung ist hier ein Fremdwort“, erklärte ein Arzt in Afrika. „Die meisten Patientinnen kommen erst, wenn der Krebs schon weit fortgeschritten ist.“

Das Risiko nimmt mit dem Alter zu. Etwa 80 Prozent aller Neuerkrankungen betreffen Frauen über 50. Hier die gute Nachricht: Brustkrebs ist besser therapierbar als die meisten anderen Krebsarten. Wird Brustkrebs im Frühstadium entdeckt, beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate erfreuliche 97 Prozent. Conchitas Diagnose liegt etwas mehr als 5 Jahre zurück und ihr geht es gut.

Basiswissen

Wie im Fall von Conchita wird bei Brustkrebs oft zuerst ein ungewöhnlicher Knoten entdeckt. Glücklicherweise sind etwa 80 Prozent dieser Knoten gutartig oder verkapselt, oft sind es einfach nur Zysten (Bläschen mit Flüssigkeit).

Brustkrebs geht von einer fehlerhaften Zelle aus, die sich unkontrolliert teilt und schließlich einen Tumor bildet. Bösartig oder invasiv wird ein Tumor, wenn er in anderes Gewebe einwächst. Manche Tumoren wachsen schnell; andere fallen vielleicht erst nach 10 Jahren auf.

Um sicher zu sein, ob Conchita Krebs hatte, entnahm ihr Arzt mit einer feinen Nadel etwas Gewebe aus dem Knoten. Da die Probe Krebszellen enthielt, wurden der Tumor und das umliegende Gewebe operativ entfernt und anschließend analysiert, um Art und Wachstum der Geschwulst festzustellen sowie die Wahrscheinlichkeit von Metastasen zu ermitteln.

Häufig wird nach dem Eingriff weiterbehandelt, damit der Krebs nicht erneut auftritt. Von einem Tumor können sich Krebszellen lösen, in den Blutkreislauf oder in das Lymphsystem gelangen und woanders weiterwachsen. Bildet der Krebs in lebenswichtigen Organen und Geweben Metastasen (im Gehirn, in der Leber, im Knochenmark oder in der Lunge), kann die Krankheit tödlich verlaufen.

Conchita erhielt sowohl Chemotherapie als auch Bestrahlungen, mit dem Ziel, noch vorhandene Krebszellen in der Brust und anderswo im Körper zu zerstören. Da Conchitas Krebs östrogenabhängig war, bekam sie außerdem eine Antihormonbehandlung, um das erneute Wachstum von Krebszellen zu verhindern.

Damit ist das Spektrum der heutigen Therapien nicht ausgeschöpft. Je nach Krebsart, Alter und Allgemeinzustand der Patientin und ob sie oder jemand in ihrer Familie schon Krebs hatte, gibt es weitere Optionen: Bei Arlette wurde der Krebs entdeckt, bevor er sich vom Milchgang her ausgebreitet hatte. Deshalb wurde bei ihr eine Lumpektomie (Tumorentfernung) vorgenommen, sodass ihre Brust erhalten blieb. Alice erhielt vor der Operation eine Chemotherapie, um den Tumor zu schrumpfen. Bei Janice entfernte der Chirurg außer dem Tumor lediglich den Wächterlymphknoten, zu dem die Lymphe aus dem Tumorbereich fließt. Da er keine Krebszellen enthielt, mussten keine weiteren Lymphknoten entfernt werden. Der Vorteil für Janice war, dass dadurch das Risiko eines Lymphödems reduziert wurde — eine unangenehme Schwellung des Arms infolge vieler fehlender Lymphknoten.

Über das Wachstum von Brustkrebs weiß man heute viel. Aber wie und warum bekommt jemand überhaupt Brustkrebs?

Mögliche Ursachen

Die Ursachen für Brustkrebs liegen teilweise immer noch im Dunkeln, was nach Ansicht von Kritikern daran liegt, dass in die Entwicklung lukrativer Behandlungs- und Screeningmethoden mehr investiert wird als in Ursachenforschung und Vorsorge. Dennoch, Forscher haben wichtige Hinweise gefunden. Einige beschreiben Brustkrebs als einen komplexen, vielschichtigen Prozess, an dessen Anfang ein defektes Gen steht. Dieses bewirke, dass die Zellteilung aus dem Ruder läuft, die Zellen in anderes Gewebe eindringen, dabei gleichzeitig der Immunabwehr ausweichen und heimtückische Angriffe auf lebenswichtige Organe starten.

Woher kommt dieser Gendefekt? 5 bis 10 Prozent der erkrankten Frauen haben eine genetische Veranlagung für Brustkrebs. Doch in vielen anderen Fällen entstehen Gendefekte offenbar durch äußere Einflüsse — im Verdacht sind vor allem Strahlung und chemische Wirkstoffe. Künftige Studien könnten diesen Zusammenhang weiter erhärten.

Eine andere Spur führt zu dem Hormon Östrogen, das bestimmte Brustkrebsarten begünstigen soll. Als Risikofaktoren gelten daher: eine früh einsetzende Menstruation oder späte Wechseljahre, eine späte erste Schwangerschaft, Kinderlosigkeit oder eine Hormonersatztherapie. Da Fettzellen Östrogen produzieren, sind stark übergewichtige Frauen nach der Menopause, wenn die Eierstöcke die Hormonproduktion eingestellt haben, möglicherweise stärker gefährdet. Als weitere Risikofaktoren gelten auch ein hoher Insulinspiegel sowie ein niedriger Spiegel des Schlafhormons Melatonin, ein typisches Symptom von Nachtarbeitern.

Besteht die Aussicht, Brustkrebs in absehbarer Zeit wirksamer und schonender behandeln zu können? Derzeit werden Therapien entwickelt, die auf das körpereigene Immunsystem setzen, sowie auf Medikamente, die das Tumorwachstum gezielt auf molekularer Ebene unterbinden sollen. Gleichzeitig wird an verbesserten bildgebenden Verfahren gearbeitet, die den Ärzten helfen dürften, präziser und effektiver zu bestrahlen.

Die Wissenschaftler kämpfen auch an anderen Fronten: das Geheimnis der Metastasierung entschlüsseln, chemoresistente Krebszellen überlisten, Wachstumssignale von Zellen unterbinden und auf den jeweiligen Tumor zugeschnittene Therapien entwickeln, um nur einige zu nennen.

Leider sind Krankheit und Tod heute noch traurige Realität (Römer 5:12). Der Einzige, der das ändern kann, ist der Schöpfer des Menschen. Aber wird er es auch tun? Die Bibel lässt daran keinen Zweifel. Der Tag kommt, an dem niemand mehr sagen wird: „Ich bin krank“ (Jesaja 33:24). * Was für eine Last dann von uns abfallen wird!

[Fußnoten]

^ Abs. 2 Einige Namen wurden geändert.

^ Abs. 4 Erwachet! empfiehlt keine spezielle Behandlungsmethode.

^ Abs. 5 Bei Männern tritt Brustkrebs vergleichsweise selten auf.

^ Abs. 21 Näheres zu dieser Verheißung enthält das Buch Was lehrt die Bibel wirklich? (Herausgeber: Jehovas Zeugen).

[Kasten/Bild auf Seite 24, 25]

DIE SELBSTUNTERSUCHUNG

Früherkennung ist das A und O. Dennoch bewerten manche Studien Brustuntersuchungen und Mammografien bei jüngeren Frauen als weniger zuverlässig und warnen vor unnötigen Sorgen und Eingriffen aufgrund ungenauer Befunde. Generell raten Fachleute aber dringend dazu, auf Veränderungen an der Brust und den Lymphknoten zu achten. Hier einige Warnzeichen:

● Ein Knoten oder eine Verdickung in der Achselhöhle oder in der Brust

● Jede Absonderung außer Muttermilch

● Veränderungen der Farbe oder Struktur der Haut

● Eine auffällig eingezogene oder schmerzende Brustwarze

[Kasten auf Seite 25]

DIAGNOSE BRUSTKREBS: WAS KANN MIR HELFEN?

● Geduld, denn Therapie und Erholungsphase können ein Jahr und länger dauern

● Qualifizierte Ärzte finden, die meine Wünsche und Glaubensansichten respektieren

● Freunde einbeziehen, nachdem wir als Familie besprochen haben, wann wir wen informieren. So können sie für und mit uns beten (1. Johannes 3:18)

● Das Gebet und in der Bibel lesen: Die Kraft, die ich daraus schöpfe, hilft mir, das seelische Gleichgewicht zu bewahren (Römer 15:4; Philipper 4:6, 7)

● Gespräche mit Frauen, die auch Brustkrebs hatten und mir Mut machen können (2. Korinther 1:7)

● Mich auf das Jetzt konzentrieren und mich nicht mit den Sorgen von morgen belasten, so wie Jesus sagte: „Macht euch . . . niemals Sorgen um den nächsten Tag, denn der nächste Tag wird seine eigenen Sorgen haben“ (Matthäus 6:34)

● Mit meinen Kräften haushalten und (wichtig!) mir genügend Ruhe gönnen

[Bild auf Seite 26]

DAS GESPRÄCH MIT DEM ARZT

● Sich mit grundlegenden Fachbegriffen zum Thema Brustkrebs vertraut machen

● Vor dem Termin alle Fragen aufschreiben; eine Vertrauensperson mitnehmen, die Notizen macht

● Um Erklärung bitten, wenn man etwas nicht versteht

● Nachfragen, wie oft er oder sie diese Krebsart schon behandelt hat

● Möglichst eine Zweitmeinung einholen

● Sind die Ärzte nicht gleicher Meinung, ihre Erfahrung abwägen. Sie bitten, sich abzustimmen

[Kasten/Bilder auf Seite 27]

MIT NEBENWIRKUNGEN UMGEHEN

Bei manchen Krebstherapien treten Nebenwirkungen auf wie Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, chronische Müdigkeit, Schmerzen, Hautreaktionen, Taubheitsgefühl und Kribbeln in den Gliedmaßen. Hier einige Tipps, die vielleicht helfen können:

● Ausreichend und gesund essen, um das Immunsystem zu stärken

● Ein Energietagebuch führen; notieren, wie man auf welche Nahrung reagiert

● Übelkeit und Schmerzen nicht einfach hinnehmen; sich informieren, ob Medikamente, Akupunktur oder Massagen sinnvoll sind

● Etwas Sport und Bewegung verbessern die Ausdauer, stärken die Abwehrkräfte und helfen, das Gewicht zu kontrollieren *

● Öfter Ruhephasen einlegen, aber daran denken, dass zu viel Bettruhe die Müdigkeit verschlimmern kann

● Der Haut regelmäßig Feuchtigkeit geben; lose Kleidung tragen; lauwarm baden

[Fußnote]

^ Abs. 57 Krebspatienten sollten ein Sportprogramm nur in Absprache mit dem Arzt starten.

[Kasten auf Seite 28]

WENN DER LIEBSTE MENSCH KREBS HAT

Wie kann man seiner Frau oder einer Freundin zur Seite stehen? „Freut euch mit den sich Freuenden; weint mit den Weinenden“, rät die Bibel (Römer 12:15). Es gibt so viele Möglichkeiten, ihr zu zeigen, dass man sie liebt und an sie denkt: Man kann anrufen, Briefe, Karten oder E-Mails schreiben oder kurz vorbeischauen. Sehr wertvoll ist es, gemeinsam zu beten oder stärkende Gedanken aus der Bibel zu lesen. „Sprich nicht über Leute, die an Krebs gestorben sind, sondern über die, bei denen es gut ausgegangen ist“, betont Beryl. „Geh einfach zu ihr hin und nimm sie in den Arm“, rät Janice, die selbst Krebs hatte. „Wenn sie reden möchte, wird sie es schon tun.“ Besonders wichtig: Ihr Mann muss sie spüren lassen, wie sehr er sie liebt.

„Wir hatten regelmäßig unseren krebsfreien Tag“, erinnert sich Geoff. „Für meine Frau stand fest, dass die Krankheit nicht unser Leben dominieren würde. Deshalb beschlossen wir, in bestimmten Abständen einen ganzen Tag nicht über das Thema Krebs zu reden, sondern uns bewusst auf das Positive in unserem Leben zu konzentrieren. Diese Tage waren wie eine Auszeit vom Krebs.“

[Kasten auf Seite 28]

EIN BLICK ZURÜCK

Die Diagnose

Sharon: „Von einer Sekunde auf die andere war nichts mehr wie vorher. ‚Jetzt ist es aus‘, sagte ich.“

Schlimmste Momente

Sandra: „Die Angst ist schlimmer als die Behandlung.“

Margaret: „Nach der zweiten Behandlung sagst du: ‚Ich kann nicht mehr!‘ Aber dann schaffst du es doch.“

Freunde

Arlette: „Wir haben es unseren Freunden gesagt und sie haben für uns gebetet.“

Jenny: „Jedes Lächeln, jedes Zunicken, jedes Hallo hat mir viel bedeutet.“

Verständnisvolle Ehemänner

Barbara: „Ich wollte nicht abwarten, bis mir die Haare ausfallen und rasierte sie ab. Colins Kommentar: ‚Du hast so eine hübsche Kopfform!‘ Da musste ich einfach lachen.“

Sandra: „Wir haben zusammen in den Spiegel geschaut. Ich habe Joe’s Gesichtsausdruck gesehen und wusste, es ist alles in Ordnung.“

Sasha: „Karl hat anderen immer erzählt, dass wir Krebs haben.“

Jenny: „Geoff hat mir unendlich viel Liebe geschenkt; sein unerschütterlicher Glaube hat mir immer Kraft und Halt gegeben.“

[Diagramm/Bild auf Seite 27]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Krebszellen teilen sich unkontrolliert und dringen in anderes Gewebe ein

[Diagramm]

Milchgang mit gesunden Zellen

Frühkarzinom im Drüsengang (DCIS)

Invasives Brustkarzinom

[Bild auf Seite 28]

Krebspatienten brauchen die liebevolle Unterstützung ihrer Angehörigen und Freunde