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Ein Gruß aus der Insektenküche ... der uns unvergessen bleibt

Ein Gruß aus der Insektenküche ... der uns unvergessen bleibt

Ein Gruß aus der Insektenküche ... der uns unvergessen bleibt

ES GEHT heute in ein ruhiges Viertel in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik. Meine Frau und ich sind nämlich bei ein paar Freunden zum Essen eingeladen.

„Nur herein!“, ruft man uns von drinnen schon entgegen. „Wir hoffen, ihr habt guten Hunger mitgebracht!“ Noch vor der Tür steigt uns bereits ein herrlicher Duft in die Nase: Zwiebeln, Knoblauch, Gewürze. Drinnen lacht und redet alles fröhlich durcheinander. Unsere Gastgeberin, Ella, erklärt uns gleich mal, was es heute zu essen gibt.

„Für viele Menschen in Zentralafrika sind Insekten eine wichtige Proteinquelle“, legt sie begeistert los. „Wir essen sie aber nicht nur, weil es eben sein muss, sondern vor allem, weil sie so gut schmecken. Deshalb gibt es heute . . . makongo!“ Zu Deutsch: Raupen!

So ganz überrascht sind wir ja nicht. Schließlich gelten Insekten in über 100 Ländern als Delikatesse — auch wenn sie nicht jeder auf seinem Teller gerade so prickelnd findet.

Der Wald tischt auf

Auch in der Zentralafrikanischen Republik stehen eine ganze Reihe von Insekten auf dem Menü. In der Regenzeit gibt es hier zuhauf Termiten, bobo genannt. Man sieht sie die Termitenhügel umschwirren und das elektrische Licht in den Städten umschwärmen. Nach einem ordentlichen Regenguss am Abend rennen die Kinder los und sammeln sie gleich körbeweise ein. Nicht wenige landen auch unter lautem Juchhe direkt in ihrem Mund. Termiten werden in der Sonne getrocknet, dann geröstet, gesalzen und scharf gewürzt. Man kann sie aber auch in Eintöpfen oder Klößen verarbeiten.

In der Trockenzeit bereichern kindagozo den Speiseplan. Man entfernt den Heuschrecken meist Flügel und Beine, dann werden sie geröstet oder geköchelt.

Auf den Teller kommen auch liebend gern die verschiedensten Raupenarten. Unsere Kostprobe heute Abend? Die Larven des großen braunen Imbrasia-Falters. Er legt seine Eier in den Sapellibäumen ab. Die geschlüpften Larven werden von den Dorfbewohnern gesammelt, gewaschen und je nach Familienrezept mit Tomaten und Zwiebeln oder anderen Zutaten gedünstet. Man kann sie auch trocknen oder räuchern. Dann sind sie bis zu drei Monaten haltbar, so hat man noch länger etwas davon.

Gesund und nahrhaft

Natürlich sind nicht alle Insekten essbar. Und alle, die genießbar sind, sollten aus einer Gegend kommen, die nicht mit Pestiziden und Düngemitteln belastet ist. Außerdem müssen sie richtig zubereitet werden. Ein Wort zur Vorsicht: Wer gegen Meeresfrüchte allergisch ist, sollte um Heuschrecken und Co besser einen Bogen machen, die wie viele ihrer Meereskollegen Gliederfüßer sind. Im Gegensatz zu den Schalentieren, die unter anderem Tierkadaver fressen, ernähren sich die meisten essbaren Insekten rein vegetarisch, oft von Pflanzen, die für den Menschen ansonsten nicht verdaulich wären.

Raupen sind kleine, aber nicht zu unterschätzende Nährstoffbomben. Laut der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) enthalten getrocknete Raupen doppelt so viel Eiweiß wie Rindfleisch. Und so kommt man in Entwicklungsländern wieder auf Insekten als Nahrungsquelle zurück.

Je nach Raupenart decken schon 100 Gramm einen Großteil des Tagesbedarfs an wichtigen Mineralien wie Eisen, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor oder Zink. Außerdem liefern sie viele Vitamine. Zu Brei verrührtes Raupenmehl ist sogar ein gutes Ergänzungsmittel im Kampf gegen Unterernährung bei Kindern.

Der Nährwert ist jedoch nicht der einzige Pluspunkt beim Verzehr von Insekten — im Fachjargon übrigens Entomophagie genannt. Diese Art der Ernährung ist auch umweltfreundlich: Es entstehen kaum Treibhausgase, es wird nur wenig Wasser verbraucht und es ist ein Beitrag zur natürlichen Schädlingsbekämpfung.

Der Hauptgang kommt

Während wir uns innerlich auf das einstellen, was gleich auf den Tisch kommt, fällt uns ein: Galten Heuschrecken nach dem Gesetz, das Gott den alten Israeliten gab, nicht als reine Tiere? Gehörten sie nicht auch zur Kost von Johannes dem Täufer, der im Dienst des wahren Gottes stand? (3. Mose 11:22; Matthäus 3:4; Markus 1:6). Na dann . . . auch wenn man sich anfangs vielleicht ein bisschen schwertut, etwas zu essen, was man nicht gewöhnt ist.

Ella kommt mit zwei dampfenden Schüsseln aus der Küche. Alle schauen sie erwartungsvoll an. Um uns herum acht strahlende schwarze Gesichter, vor uns zwei Riesenschüsseln mit Raupen. Da wir die Gäste sind, haben wir die Ehre, als Erstes bewirtet zu werden, und Ella meint es sehr gut mit uns!

Eins können wir sagen: „Wer die Chance bekommt, diese nahrhafte und dazu noch preisgünstige kulinarische Köstlichkeit zu probieren, sollte unbedingt zugreifen! Es wird ein unvergessliches Erlebnis sein.“

[Bild auf Seite 27]

Rohe „makongo“ (Raupen)

[Bild auf Seite 27]

Fertige „kindagozo“ (Heuschrecken)