Wer hat es erfunden?
Die nachwachsende Augenlinse
● Feuerbauchmolche, eine zierliche Salamanderart, sind Meister der Regeneration: Sie können Organe, Gliedmaßen, den Schwanz oder anderes Körpergewebe neu bilden. Sind die „Austauschteile“ aber so gut wie das Original? Was die Linse des Molchauges angeht, offenbar ja.
Erstaunlich: Die Augenlinsen der Molche regenerieren sich durch Umwandlung von Iriszellen in Linsenzellen. Um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen, führten Biologen mit Japanischen Feuerbauchmolchen ein Langzeitexperiment durch. Im Verlauf von 16 Jahren entfernten sie allen Versuchstieren 18 Mal die Linsen — und jedes Mal wuchsen, wie erwartet, neue Linsen nach.
Bei Abschluss der Studie waren die Molche etwa 30 Jahre alt — 5 Jahre älter als die normale Lebensdauer in freier Wildbahn. Doch selbst dann noch wuchsen die Augenlinsen genauso schnell nach wie eh und je. Zudem waren die regenerierten Linsen „praktisch identisch mit intakten Erst-Linsen, die man ausgewachsenen Molchen entnommen hatte“, so ein Bericht der Universität Dayton (Ohio, USA). Panagiotis Tsonis, ein an den Forschungen beteiligter Biologe, gestand: „Das hat sogar mich etwas überrascht.“ Die neuen Linsen beschrieb er als „absolut makellos“.
Könnte das Regenerationsvermögen der Molche einen Weg weisen, verletztes Körpergewebe beim Menschen wiederherzustellen? Forscher hoffen darauf. „Molche sind ein ideales Forschungsfeld für unsere Fragen zur Regeneration“, erklärte Tsonis, „vor allem im Zusammenhang mit Alterungsprozessen.“
Was soll man glauben? Ist die Regenerationsfähigkeit des Molchauges durch Evolution entstanden? Oder steckt ein cleveres Konzept dahinter?
[Diagramm auf Seite 25]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Die „Austauschlinsen“ sind mit den Originalen praktisch identisch
[Bildnachweis auf Seite 25]
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