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Spicken: Nichts dabei? Oder doch?

Spicken: Nichts dabei? Oder doch?

Spicken: Nichts dabei? Oder doch?

TATORT Schule/Uni: kopieren, abschreiben, spicken — alles für bessere Noten. Nur Einzelfälle? Ganz und gar nicht. Nach einer Umfrage (2008) eines Ethik-Instituts in den USA gaben von fast 30 000 Schülern weit über die Hälfte zu, bei einem Test gespickt zu haben — wobei manche Experten davon ausgehen, dass die Zahl in Wirklichkeit noch höher liegt: bei über 75 Prozent.

Auch in Europa sind Schummeln und Betrügen mittlerweile ein ernst zu nehmendes Problem, insbesondere Plagiate. „Im Internet werden Schülern und Studenten Aufsätze, Magister- und Doktorarbeiten gebrauchsfertig zum Verkauf angeboten — ein neues Phänomen, das immer mehr Sorge bereitet“, heißt es im Onlinejournal Digithum.

Wieso sind Schulen und Universitäten in puncto Ehrlichkeit derart zum Sorgenkind geworden? Hat man wirklich etwas davon, zu schummeln? Oder währt ehrlich doch am längsten . . . auch wenn das mitunter schlechtere Noten bedeutet?

Wieso der Virus um sich greift

Aufweichen der Werte: „Nach Meinung vieler Pädagogen und Lehrer ist die zunehmende Schummelei an Schulen ein Produkt des Werteverfalls in einer Ich-Gesellschaft“, so liest man im American School Board Journal. Eine Schülerin aus einer Förderklasse für Begabte gab zu: „Bei uns haben alle gespickt; wir brauchten gute Noten, um an einer guten Hochschule studieren zu können. Es war ja nicht so, dass wir alle Lügner und Betrüger waren. . . . Aber wir mussten irgendwie an eine gute Uni kommen.“ Auch einige Eltern sind von dem Virus infiziert: Sie wollen unbedingt, dass ihre Sprösslinge die Erfolgsleiter hinaufklettern, und ermutigen sie deswegen zum Mogeln oder drücken beide Augen zu — und tragen so dazu bei, dass den Kindern das Unrechtsbewusstsein noch mehr verloren geht.

Leistungsdruck: Wie der Plagiatsexperte Donald McCabe erklärt, haben viele Schüler das Gefühl: Wer ehrlich bleibt, ist gegenüber denen, die spicken und dabei ungeschoren davonkommen, deutlich im Nachteil.

Die technischen Möglichkeiten: Hightech macht das Schummeln heute so leicht wie nie und die Tricks werden immer raffinierter. Man kann aus dem Internet für sich und andere ganze Semesterarbeiten und Lösungen für Hausaufgaben herunterladen. Erwischt werden nur wenige — was andere dazu ermutigt, es auch einmal zu versuchen.

Schlechte Rollenvorbilder: Ob in der Wirtschaft, der Politik oder im Sport: In der Erwachsenenwelt ist Betrug gang und gäbe. Und nicht selten bekommen die Kinder zu Hause mit, wie ihre Eltern bei der Steuererklärung tricksen oder die Versicherung betrügen. „Wenn Autoritätspersonen oder Rollenvorbilder es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen“, so erklärt David Callahan in seinem Buch The Cheating Culture (Die Betrugskultur), „wird jungen Leuten damit signalisiert, Schummeln sei in Ordnung.“ Ist es das wirklich? Und wenn es um Noten geht: Heiligt der Zweck wirklich die Mittel?

Schummeln? Nein danke!

Was ist denn eigentlich das Ziel einer guten Schulausbildung? Soll sie Kinder nicht auf die vielen Herausforderungen des Alltags vorbereiten? Ihnen beispielsweise vermitteln, wie sie am Arbeitsplatz Probleme analysieren und lösen können? Wer sich in der Schule mehr oder weniger durchmogelt, eignet sich diese wertvollen Fertigkeiten wohl eher nicht an. Durchs Schummeln überspielt er seine Schwachpunkte nur, statt daran zu arbeiten. So verbaut er sich auf vielen Gebieten des Lebens seine Erfolgschancen.

Und noch etwas: „Schwindelt man sich von Kindesbeinen an durchs Leben (indem man zum Beispiel in der Schule ständig spickt), nimmt man diese Gewohnheit später wahrscheinlich auch ins Berufsleben mit“, meint Callahan. Wer andere so täuscht, treibt quasi Etikettenschwindel. Er präsentiert sich als teures Markenprodukt, entpuppt sich dann aber als billige Imitation.

Natürlich muss man auch immer damit rechnen, erwischt und bestraft zu werden. Das dürfte zumindest recht peinlich und blamabel werden, wenn es nicht sogar einen Schulverweis oder noch härtere Konsequenzen nach sich zieht. Nicht umsonst warnt die Bibel: „Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Galater 6:7). Allerdings sollte die Angst, erwischt zu werden, nicht das Hauptmotiv für Ehrlichkeit sein. Es gibt noch viel edlere Gründe.

Ehrlich währt DOCH am längsten

Am besten fahren junge Leute damit, beim Lernen nicht nur an die Prüfung zu denken, sondern weiter. Was sie sich jetzt aneignen, kommt ihnen ihr Leben lang zugute. Deshalb lohnt es sich, wenn sie sich in der Schule anstrengen und daran arbeiten, prinzipientreue Menschen zu werden. Sie können dann aufrecht durchs Leben gehen, die Anerkennung künftiger Arbeitgeber gewinnen und echtes Lebensglück finden.

Die entsprechenden Prinzipien oder Werte finden sie in der Bibel. Nach ihnen zu leben, ist für sie nicht zum Nachteil. Im Gegenteil! Nach 2. Timotheus 3:16, 17 sind sie so „allen Anforderungen gewachsen“ und „dafür ausgerüstet, alles zu tun, was gut und richtig ist“ (Neue Genfer Übersetzung). Der 14-jährige Jorge erzählt: „Meine Klassenkameraden spicken, weil sie gute Noten wollen, ohne was dafür zu tun. Ich möchte aber Jehova Gott gefallen. In Sprüche 14:2 steht ja, dass ich dann ehrlich sein muss und keine krummen Wege gehen darf. Das wäre sonst so, als würde ich Gott verachten. Ich weiß, Gott sieht alles. Deshalb spicke ich nicht, und ich helfe auch anderen nicht beim Schummeln.“

Junge Menschen, die nach der Bibel leben möchten, sind vielleicht nicht immer die Klassenbesten, aber sie sind die Klassenklügsten, denn sie bauen auf dem sichersten Fundament für Erfolg im Leben (Psalm 1:1-3; Matthäus 7:24, 25). Und das Beste ist: Sie können fest darauf zählen, dass Gott hinter ihnen steht und sie unterstützt.

[Kasten/Bild auf Seite 28]

SCHON MAL DARÜBER NACHGEDACHT?

● „Die Lippe der Wahrheit ist es, die für immer gefestigt wird, aber die Zunge der Falschheit währt nur einen Augenblick lang“ (Sprüche 12:19)

● „Ein Mann von treuen Taten wird viele Segnungen bekommen“ (Sprüche 28:20)

● „Gott wird alles Tun ins Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse!“ (Prediger 12:14, Zink)

● „Wir wünschen uns in allen Dingen ehrlich zu benehmen“ (Hebräer 13:18)

[Bild auf Seite 26, 27]

Hightech macht Spicken heute so leicht wie nie und die Tricks werden immer raffinierter

[Bild auf Seite 28]

Wer schummelt, treibt eine Art Etikettenschwindel: Mehr Schein als Sein