Wie kann ich mehr Geduld lernen?
WER die vorigen Seiten gelesen hat, dürfte bestätigen, dass Geduld der bessere Weg ist: Je geduldiger man ist, desto besser steht es um die Gesundheit, desto weniger Fehlentscheidungen trifft man und desto dauerhafter sind Freundschaften. Nur, wie kann man mehr Geduld lernen? Hier ein Vorschlag für ein kleines Geduldstraining in vier Schritten.
Auslöser herausfinden
Wie sehen meine ganz persönlichen Ungeduldsfallen aus? Was stellt meine Geduld besonders auf die Probe? Bestimmte Personen? Vielleicht der Ehepartner, die Eltern oder die Kinder? Ist das Problem zeitabhängig? Spielt die Umgebung eine Rolle? Der eine verliert die Geduld, wenn er auf jemanden warten muss oder spät dran ist. Der andere ist zu Hause geduldiger als am Arbeitsplatz. Wieder anderen reißt der Geduldsfaden vor allem, wenn sie abgekämpft sind, hungrig, müde oder gestresst.
Wieso hilft einem solch eine Analyse? Vor langer Zeit schrieb König Salomo: „Ein kluger Mensch sieht die Gefahr voraus und bringt sich in Sicherheit; die Unerfahrenen stolpern blindlings dahin und müssen die Folgen tragen“ (Sprüche 22:3, Begegnung fürs Leben). Dieser alte Spruch aus der Bibel will also sagen: Wer seine Ungeduldsreaktion schon kommen sieht, kann vorbeugen. Anfangs muss man sich vielleicht bewusst anstrengen, geduldig zu sein, doch mit der Zeit wird Geduld einem in Fleisch und Blut übergehen.
Sein Leben entschleunigen
„Multitasking funktioniert nicht. Das Gehirn kann sich nicht auf mehrere Aufgaben gleichzeitig konzentrieren“, so die Informatikprofessorin Noreen Herzfeld. „Je öfter wir Multitasking betreiben, desto stärker leidet unsere Fähigkeit, uns wirklich auf etwas zu konzentrieren. Auf der Strecke bleiben Geduld, Ausdauer, Urteilsfähigkeit und Problemlösungskompetenz.“
Geduld lernen ist nicht einfach, wenn man ständig unter Strom steht, weil man zu viel zu erledigen hat, an zu vielen Orten gleichzeitig sein müsste und mit zu vielen Leuten Verbindung halten muss. Dr. Hartstein bringt es auf den Punkt: „Wir reagieren vor allem deshalb oft so ungeduldig, weil wir unter Stress stehen.“
Deshalb: „Mach langsam und genieße den Augenblick!“ Was will der Volksmund damit sagen? „Nimm dir Zeit für die schönen Dinge des Lebens“ — Zeit für echte Freundschaften mit einigen wenigen statt für oberflächliche Kontakte mit vielen. Dazu gehört auch, sich seine Zeit gut einzuteilen, bewusst Prioritäten zu setzen und sich von Hobbys und Technik nicht zu viel Zeit rauben zu lassen.
Wer sein Leben wirklich entschleunigen will, sollte einmal seinen Alltag unter die Lupe nehmen. Wo kann man etwas verlangsamen oder vereinfachen? Ein Bibelspruch sagt: „Für alles gibt es eine bestimmte Zeit, . . . eine Zeit zum Aufbewahren und eine Zeit zum Wegwerfen“ (Prediger 3:1, 6). Warum bis morgen warten? Vielleicht ist jetzt die Zeit reif, sich von einigen Zeiträubern zu trennen. Geduld lernt sich leichter, wenn man nicht so eingespannt ist.
Realistisch sein
Was hilft: Das Leben so nehmen, wie es ist. Vieles geht nun einmal nicht so schnell, wie man es gerne hätte. Wer akzeptiert, dass die Zeit nicht seinen Erwartungen gehorcht, sondern ihren eigenen Regeln, hat die erste Lektion in Geduld gelernt.
Außerdem hat niemand alles unter Kontrolle. Das erkannte auch der weise König Salomo: „Es sind nicht immer die Schnellsten, die das Rennen machen. Auch die tapfersten Krieger siegen nicht in jedem Kampf. Bildung ist keine Garantie für sicheren Broterwerb, Klugheit führt nicht unbedingt zu Reichtum und Können findet nicht immer Beifall. Denn schlechte Tage und schlimmes Geschick überfallen jeden“ (Prediger 9:11, Gute Nachricht Bibel [GNB]).
Statt seine Geduld von Umständen strapazieren zu lassen, auf die man keinen Einfluss hat, wäre es besser, an anderer Stelle anzusetzen. Ein Beispiel: Natürlich könnte man sich aufregen, wenn der Bus oder Zug wieder mal auf sich warten lässt, aber man könnte sich auch eine Alternative überlegen. Ein Stück zu Fuß zu gehen ist wahrscheinlich besser, als zu warten, bis Ungeduld oder Ärger in einem hochkochen. Bleibt einem keine andere Wahl, als zu warten, könnte man die Zeit produktiv nutzen, etwa für seinen Terminkalender oder um etwas Interessantes zu lesen. Der Trick in solchen Geduldsproben? Sich überlegen, was man beeinflussen kann, und sich darauf konzentrieren.
Die Erfahrung zeigt: Trifft Unvorhergesehenes ein, nützt Ungeduld wenig. Die Bibel sagt ganz realistisch: „Wer von euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern?“ (Lukas 12:25, GNB).
Dem Leben Tiefe geben
Sich im Alltag von der Bibel leiten zu lassen, hat schon vielen geholfen, geduldiger zu werden. Nicht nur das: Sie sind auch liebevoller, freudiger, friedlicher, umgänglicher und disziplinierter geworden — alles wichtige Eigenschaften (Galater 5:22, 23). Die Bibel sagt: „Seid um nichts ängstlich besorgt, sondern lasst in allem durch Gebet und Flehen zusammen mit Danksagung eure Bitten bei Gott bekannt werden; und der Frieden Gottes, der alles Denken übertrifft, wird euer Herz und eure Denkkraft . . . behüten“ (Philipper 4:6, 7). Klingt das nicht vielversprechend? Wer sich näher mit der Bibel beschäftigt, ist auf dem besten Weg zu mehr Gelassenheit und Geduld.