UNSERE FAMILIENSEITEN | EHE
Schweigen ist nicht die Lösung
DAS PROBLEM
Wie kann es so weit kommen, dass zwei Menschen, die einander ewige Liebe geschworen haben, stunden- oder gar tagelang kein Wort mehr miteinander reden? Vielleicht denken sie: „Na ja, wenigstens streiten wir nicht mehr.“ Das Problem ist damit jedoch nicht gelöst und keiner fühlt sich wohl in seiner Haut.
DIE URSACHEN
Rachegefühle. Für manche Ehepartner ist der Rückzug ins Schweigen eine Art Racheakt. Dazu ein Beispiel: Der Mann macht Pläne fürs Wochenende, ohne mit seiner Frau darüber zu reden. Als sie es mitbekommt, ärgert sie sich und bezeichnet ihn als rücksichtslos. Er kontert mit der Bemerkung, sie sei viel zu empfindlich. Die Frau stürmt davon und schmollt vor sich hin. Im Grunde gibt sie ihm zu verstehen: „Du hast mir wehgetan, und das bekommst du jetzt zu spüren.“
Manipulationsabsichten. Manche nutzen Schweigen, um ihren Willen durchzusetzen. Auch dazu ein Beispiel: Ein Ehepaar möchte wegfahren und die Frau würde gern ihre Eltern mitnehmen. Der Mann ist dagegen. „Du bist mit mir verheiratet, nicht mit deinen Eltern“, sagt er. Dann redet er kein Wort mehr mit ihr und geht ihr aus dem Weg — in der Hoffnung, dass sie irgendwann aufgibt und sich seinem Wunsch beugt.
Natürlich bietet eine kurze Auszeit Ehepartnern die Möglichkeit, sich zu beruhigen, wenn sich eine Auseinandersetzung zugespitzt hat. Diese Art Schweigen kann sich positiv auswirken. Wie die Bibel sagt, gibt es „eine Zeit zum Schweigen“ (Prediger 3:7). Wird Schweigen jedoch zum Racheinstrument oder zum Machtmittel, dann zieht sich nicht nur der Streit hinaus, sondern es schwindet auch der gegenseitige Respekt. Was kann man tun, damit es gar nicht erst so weit kommt?
WAS MAN TUN KANN
Zuerst müsste man sich darüber klar werden, was gegenseitiges Anschweigen eigentlich ist — eine Taktik, die bestenfalls nur kurzzeitig wirkt. Dem Ehepartner die kalte Schulter zu zeigen kann zwar Rachegelüste befriedigen oder den anderen zum Nachgeben zwingen. Aber möchte man wirklich so mit jemandem umgehen, dem man seine Liebe versprochen hat? Es gibt bessere Wege, Konflikte zu lösen.
Die Botschaft dahinter erkennen. Die Bibel sagt: „[Die Liebe] lässt sich nicht aufreizen“ (1. Korinther 13:4, 5). Deshalb nicht überreagieren, wenn emotionsgeladene Bemerkungen kommen wie „Du hörst mir nie zu“ oder „Du kommst ständig zu spät“. Besser nach der Botschaft dahinter suchen. Zum Beispiel könnte der Vorwurf „Du hörst mir nie zu“ in Wirklichkeit bedeuten: „Ich fühle mich nicht ernst genommen.“ (Grundsatz der Bibel: Sprüche 14:29.)
Den Ehepartner als Teampartner sehen und nicht als Gegner
Leiser sprechen. Je länger Auseinandersetzungen andauern, desto größer ist die Gefahr, dass sie eskalieren. Ein Eheratgeber erklärt, wie man da bewusst gegensteuern kann: „Ein weicherer Tonfall und Verständnis für den Standpunkt des Partners sind wirksame Mittel, um Spannungen abzubauen und die Eskalation zu stoppen. Mehr braucht es dazu oft nicht“ (Fighting for Your Marriage). (Grundsatz der Bibel: Sprüche 26:20.)
Vom Ich- zum Wirgefühl. Die Bibel gibt den Rat: „Jeder suche fortwährend nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen“ (1. Korinther 10:24). Sieht man den Ehepartner als Teampartner und nicht als Gegner, besteht weniger die Gefahr, dass man gekränkt ist, zu streiten anfängt und den anderen dann mit Schweigen straft. (Grundsatz der Bibel: Prediger 7:9.)
Wer seinen Partner wie Luft behandelt, setzt sich über den biblischen Grundsatz hinweg: „Jeder Einzelne von euch [liebe] seine Frau so wie sich selbst; andererseits sollte die Frau tiefen Respekt vor ihrem Mann haben“ (Epheser 5:33). Deshalb der Tipp: Gemeinsam festlegen, dass Schweigen in der eigenen Ehe keine Option ist.