Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

 UNSERE FAMILIENSEITEN | ERZIEHUNG

Wenn Jugendliche sich selbst verletzen

Wenn Jugendliche sich selbst verletzen

DAS PROBLEM

Merkt man plötzlich, dass sich das eigene Kind selbst verletzt, fragt man sich vielleicht: „Warum macht mein Kind das? Will es sich umbringen?“

Die Antwort ist höchstwahrscheinlich Nein. Doch wenn Teenager sich selbst verletzen, * brauchen sie Hilfe. Wie kann man ihnen diese Hilfe geben? Zunächst wäre es gut, zu überlegen, was hinter so einem beunruhigenden Verhalten stecken könnte.

DIE URSACHEN

Ist Selbstverletzung nur ein Jugendtrend? Es kommt tatsächlich vor, dass junge Leute anfangen, sich selbst zu verletzen, weil andere es tun. Trotzdem handelt es sich nicht lediglich um einen Trend. Was ist anders? Der Selbstverletzer hält seine Gewohnheit normalerweise geheim und schämt sich schrecklich dafür. „Ich wollte nicht, dass jemand mitbekommt, was ich mache“, sagt Celia (20). * „Ich hab meine Narben sorgfältig versteckt.“

Ist Selbstverletzung lediglich ein Mittel, um Aufmerksamkeit zu erregen? Für manche vielleicht. Doch die Jugendlichen, um die es hier geht, verstecken ihre Gewohnheit eher und wollen nicht, dass ihre Schnitte oder blauen Flecken auffallen. Eine ehemals Betroffene meint allerdings, sie hätte sich sehnlichst gewünscht, dass jemand ihre Verletzungen bemerkt, dann wäre das Problem früher erkannt worden und sie hätte schneller Hilfe bekommen.

Warum verletzen sich Menschen dann selbst? Die Ursachen von Selbstverletzungen sind vielschichtig, doch gewöhnlich verbirgt sich dahinter ein emotionaler Notstand, der sich schwer in Worte fassen lässt. Der Psychotherapeut Steven Levenkron erklärt in dem Buch Der Schmerz sitzt tiefer: „Sich selbst verletzende Menschen haben festgestellt, dass körperlicher Schmerz bei emotionalem Schmerz Abhilfe schaffen kann.“

Gewöhnlich verbirgt sich hinter Selbstverletzungen ein emotionaler Notstand, der sich schwer in Worte fassen lässt

Wie geht man mit Selbstvorwürfen um? Man sollte nicht darüber nachgrübeln, was man als Vater oder Mutter falsch gemacht haben könnte, sondern sich darauf konzentrieren, wie man das Kind am besten aus dem Problem herausbegleiten kann.

 WAS MAN TUN KANN

Es ist gut, wenn man sein Kind ermutigt, sich auszusprechen. Hier einige Gesprächstipps.

Trösten. Wenn ein junger Mensch erzählt, dass er sich selbst verletzt, wäre es gut, möglichst nicht schockiert oder entsetzt zu reagieren. Besser in ruhigem Ton mit ihm sprechen und ihm tröstend zureden. (Grundsatz der Bibel: 1. Thessalonicher 5:14.)

Vorsichtig Fragen stellen. Zum Beispiel: „Ich hab gemerkt, dass du dich nicht immer so gut fühlst. Magst du mir sagen, was dich am meisten bedrückt?“ Eine andere Frage wäre: „Hast du eine Idee, was ich machen kann, wenn du traurig bist oder irgendwie nicht mehr weiterweißt?“ Oder: „Was würdest du dir von mir am meisten wünschen, damit wir beide wieder ein bisschen mehr zueinanderfinden?“ Dann heißt es zuhören und das Kind ausreden lassen. (Grundsatz der Bibel: Jakobus 1:19.)

Positives Selbstbild fördern. Selbstverletzer sehen oft zu sehr die schlechten Seiten an sich. Vielleicht kann man da gegensteuern. Man könnte eventuell sogar den Vorschlag machen, dass sie mindestens drei Sachen notieren, die sie an sich selbst gut finden. „Ich hab aufgeschrieben, wo meine Stärken sind, und das hat mir die Augen für meine guten Seiten geöffnet“, erzählt eine junge Frau, die wir Briana nennen. *

Zum Beten anregen. In der Bibel steht, dass wir all unsere Sorgen auf Jehova werfen sollen, weil er für uns sorgt (1. Petrus 5:7). Lorena (17) hat das getan. „Wenn ich mich verletzen wollte“, sagt sie, „hab ich mich besonders bemüht, Jehova zu sagen, wie es in mir aussieht. So konnte ich noch entschlossener dagegen ankämpfen.“ (Grundsatz der Bibel: 1. Thessalonicher 5:17.)

^ Abs. 5 Als Selbstverletzung bezeichnet man eine Verhaltensweise, bei der sich die Betroffenen durch Ritzen, Schneiden, Schlagen oder auf andere Weise zwanghaft Schmerzen zufügen.

^ Abs. 7 Namen in diesem Artikel wurden geändert.

^ Abs. 15 Oft sind Selbstverletzungen Symptome für Depressionen oder andere Störungen. Dann ist vielleicht professionelle Hilfe nötig. Erwachet! gibt keine spezielle Empfehlung. Christen sollten jedoch sichergehen, dass Behandlungsmethoden, die sie ins Auge fassen, nicht gegen biblische Grundsätze verstoßen.