Beerscheba — Wo ein Brunnen lebenswichtig war
Bilder aus dem Land der Verheißung
Beerscheba — Wo ein Brunnen lebenswichtig war
„VON Dan bis Beerscheba“. Diese Wendung ist Bibellesern geläufig. Sie ist eine Bezeichnung für das ganze Gebiet Israels — von Dan, nahe der nördlichen Grenze, bis Beerscheba im Süden. In einer Beschreibung des Friedens unter der Herrschaft Salomos heißt es daher: „Juda und Israel wohnten fortwährend in Sicherheit, ein jeder unter seinem eigenen Weinstock und unter seinem eigenen Feigenbaum, von Dan bis Beerscheba, alle Tage Salomos“ (1. Könige 4:25; Richter 20:1).
Die Unterschiede zwischen Dan und Beerscheba hatten jedoch nicht nur damit zu tun, daß sie so weit voneinander entfernt lagen. In Dan fiel zum Beispiel viel Regen; wie auf dem Foto rechts zu sehen ist, speiste das Grundwasser einen der Quellflüsse des Jordan. Ganz anders war es hingegen in Beerscheba, denn es lag in einer trockenen Gegend zwischen der Meeresküste und dem Südende des Toten Meeres.
In der Gegend von Beerscheba fiel jährlich nur 150 bis 200 Millimeter Niederschlag. Betrachte deshalb einmal obiges Foto von dem Ruinenhügel oder Tell von Beerscheba. * Da die Felder um Beerscheba herum nach den spärlichen Winterregenfällen für kurze Zeit grün sind, muß das Foto zu dieser Zeit aufgenommen worden sein. Die nahe gelegenen Ebenen eigneten sich — und eignen sich noch immer — gut zum Getreideanbau.
Da die Gegend trocken war, wird im Bibelbericht viel von Brunnen und Wasserrechten gesprochen. Die Stadt lag in der Nähe von Straßen oder Karawanenrouten, die etwas weiter südlich durch die Wüste führten. Wie man sich vorstellen kann, benötigten Reisende, die hier haltmachten oder vorbeikamen, für sich und ihre Tiere Wasser. Das Wasser sprudelte zwar nicht wie in Dan direkt aus dem Boden, konnte aber aus Brunnen geschöpft werden. Tatsächlich bezog sich das hebräische Wort be’ér auf eine Grube oder ein Loch, das gegraben wurde, um einen unterirdischen Wasservorrat anzuzapfen. Beerscheba bedeutet „Brunnen des Eides“ oder „Brunnen der Sieben“.
Abraham und seine Familie, die lange Zeit in Beerscheba und Umgebung wohnten, wußten, wie wichtig ein Brunnen war. Als Saras Sklavin Hagar in die Wildnis lief, hatte sie vielleicht vor, ihren Wasserbedarf an den Brunnen oder mit Hilfe der Beduinen, die die Brunnen benutzten, zu decken — wie die auf der nächsten Seite abgebildete Beduinenfrau, die aus einem Brunnen 1. Mose 21:19).
auf der Sinaihalbinsel Wasser schöpft. Als Abraham Hagar später mit ihrem spottlachenden Sohn fortschicken mußte, gab er ihr liebevollerweise einen Wasservorrat mit. Was geschah, als der Vorrat aufgebraucht war? „Dann öffnete Gott ihre Augen, so daß sie einen Wasserbrunnen erblickte; und sie ging hin und begann den Schlauch mit Wasser zu füllen und dem Knaben zu trinken zu geben“ (Woher nahm Abraham das Wasser für Hagars Wasserschlauch? Vielleicht aus dem von ihm gegrabenen Brunnen, neben den er eine Tamariske gepflanzt hatte (1. Mose 21:25-33). Interessanterweise meinen Wissenschaftler heute, daß Abraham mit der Tamariske die richtige Wahl getroffen hatte, denn dieser Baum besitzt winzige Blättchen, die wenig Feuchtigkeit abgeben, so daß er trotz Trockenheit in dieser Gegend gedeihen kann. (Siehe unteres Foto.)
Daß Abraham einen Brunnen ausgehoben hatte, kam ins Gespräch, als zwischen ihm und einem Philisterkönig eine Meinungsverschiedenheit entstand. Ein tiefer Brunnen war wegen der allgemeinen Wasserknappheit und der mühevollen Arbeit des Grabens ein wertvoller Besitz. Damals betrachtete man die unbefugte Benutzung eines Brunnens sogar als eine Verletzung der Eigentumsrechte. (Vergleiche 4. Mose 20:17, 19.)
Bei einer Besichtigung von dem Tell Beerscheba kann man am Südosthang in einen tiefen Brunnen hinunterschauen. Niemand weiß, wann er in den massiven Fels gehauen und wann der obere Teil (auf dem Bild unten) mit Steinen verstärkt wurde. Archäologen legten ihn bis in 30 Meter Tiefe frei, ohne auf den Grund zu stoßen. Einer von ihnen meinte: „Man ist versucht zu schlußfolgern, daß dieser Brunnen ... der ‚Brunnen des Eides‘ war, wo Abraham und Abimelech ihren Bund schlossen“ (Biblical Archaeology Review).
Offensichtlich wurde Beerscheba noch zu biblischer Zeit eine größere befestigte Stadt mit einem großen Tor. Aber ein Schlüssel zu ihrem Erfolg und ihrem Fortbestand war das lebenswichtige Wasser aus ihren tiefen Brunnen.
[Fußnote]
^ Abs. 5 Eine größere Ansicht von dem Tell Beerscheba findet man im Kalender der Zeugen Jehovas 1993.
[Bildnachweis auf Seite 24]
Pictorial Archive (Near Eastern History) Est.
[Bildnachweis auf Seite 25]
Pictorial Archive (Near Eastern History) Est.