Sich nicht aus der Bahn werfen lassen, wenn sich ein Kind von Jehova abwendet
Sich nicht aus der Bahn werfen lassen, wenn sich ein Kind von Jehova abwendet
EINE Mutter, die wir Jutta nennen wollen, hatte sich stets bemüht, ihren Sohn so zu erziehen, dass er Jehova Gott liebt. Doch er war noch keine zwanzig, da wollte er nicht mehr und zog von zu Hause aus. „Noch nie hat mir etwas so wehgetan“, sagt Jutta. „Ich fühlte mich verraten, war untröstlich und tief enttäuscht. Ich malte alles nur noch grau in grau.“
Vielleicht ist es auch dir so ergangen: Du hast dich angestrengt, deine Kinder so zu erziehen, dass sie Jehova lieben und ihm dienen, musstest aber mit ansehen, wie eins oder mehrere sich von Jehova abwandten. Wie kann man eine derartig bittere Enttäuschung verkraften? Was wird dir helfen, dich im Dienst für Jehova nicht aus der Bahn werfen zu lassen?
Als Söhne Jehovas rebellierten
Mache dir als Erstes bewusst, dass Jehova ganz genau weiß, wie du fühlst. In Jesaja 49:15 steht: „Kann eine Frau ihren Säugling vergessen, sodass sie sich nicht des Sohnes ihres Leibes erbarmte? Selbst diese Frauen können vergessen, doch ich, ich werde dich nicht vergessen.“ Jehova bewegen also Gefühle, wie sie Väter und Mütter gut kennen. Stell dir deshalb einmal vor, wie froh und glücklich er gewesen sein muss, als alle seine Engelsöhne ihn priesen und ihm dienten. Als er dem Patriarchen Hiob „aus dem Windsturm“ antwortete, spielte er auf glückliche Zeiten an, in denen seine Familie im Himmel vereint war, und fragte Hiob: „Wo befandest du dich, als ich die Erde gründete? . . . als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes beifällig zu jauchzen begannen?“ (Hiob 38:1, 4, 7).
Nach einiger Zeit erlebte der wahre Gott, wie sich ein Engelsohn, obwohl er vollkommen war, gegen ihn offen auflehnte und so zum Satan wurde, was Widerstandleistender bedeutet. Dann schlossen sich auch noch sein erster Sohn auf Erden, Adam, und dessen Frau, Eva, obwohl vollkommen, der Auflehnung Satans an (1. Mose 3:1-6; Offenbarung 12:9). Später wandten sich weitere Engelsöhne von Gott ab, als sie „ihre eigene rechte Wohnstätte verließen“ (Judas 6).
Die Bibel verrät uns nicht, wie Jehova empfand, als einige seiner Söhne trotz ihrer Vollkommenheit den Weg der Rebellion einschlugen. Doch sie sagt ausdrücklich: „Jehova [sah], 1. Mose 6:5, 6). Auch die Auflehnungen seines auserwählten Volkes Israel „kränkten“ ihn und bereiteten ihm „Schmerz“ (Psalm 78:40, 41).
dass die Schlechtigkeit des Menschen ausnehmend groß war auf der Erde und dass jede Neigung der Gedanken seines Herzens allezeit nur schlecht war. Und Jehova bedauerte, dass er Menschen auf der Erde gemacht hatte, und es schmerzte ihn in seinem Herzen“ (Es besteht kein Zweifel, dass Jehova mit Eltern mitfühlt, die Kummer und Schmerz haben, weil sich ihr Kind von Jehova abwendet. Durch sein Wort, die Bibel, stärkt er ihnen den Rücken und hilft ihnen mit gutem Rat weiter, sodass sie mit einer solchen Situation fertig werden können. Gott legt ihnen dringend ans Herz, ihre Sorge auf ihn zu werfen, sich demütig unter seine Hand zu begeben und Satan, dem Teufel, zu widerstehen. Wir wollen jetzt sehen, wie dir das Umsetzen seines Rates in deiner Situation helfen kann, als Christ nicht aus der Bahn geworfen zu werden.
Deine Sorge auf Jehova werfen
Jehova weiß, dass es nur weniges gibt, was Eltern so sehr zusetzt wie die Angst, ihre Kinder könnten sich selbst schaden oder andere könnten ihnen Leid zufügen. Der Apostel Petrus nennt einen Weg, mit diesen und anderen Ängsten und Sorgen umzugehen. Er schreibt: ‘Werft all eure Sorge auf Jehova, denn er sorgt für euch’ (1. Petrus 5:7). Wieso ist diese Aufforderung und Zusicherung für Eltern, deren Kind sich auflehnt, besonders wichtig?
Als dein Kind klein war, warst du darauf bedacht, es vor Gefahren zu schützen, und wahrscheinlich hat es auf deine liebevolle Anleitung gut reagiert. Je älter es dann wurde, umso schwächer ist vielleicht dein elterlicher Einfluss geworden, nicht aber dein brennender Wunsch, das Kind vor Schaden zu bewahren. Er ist wohl eher noch stärker geworden.
Wenn sich dein Kind nun also von Jehova abwendet und geistig, emotional oder körperlich Schaden nimmt, gibst du womöglich dir die Schuld dafür. Bei Jutta war es so. Sie sagt: „Das Gefühl, versagt zu haben, quälte mich jeden Tag und ich spielte die Situationen in meinem Kopf immer wieder durch.“ Besonders dann möchte Jehova, dass du all deine Sorge auf ihn wirfst. Wenn du das tust, wird er dir helfen. „Wirf deine Bürde auf Jehova“, sagt der Psalmist, „und er selbst wird dich stützen. Niemals wird er zulassen, dass der Gerechte wankt“ (Psalm 55:22). Jutta fand auf diese Weise Trost. Sie erklärt: „Ich vertraute mich Jehova völlig an, ließ ihn alles wissen, was in mir vorging. Meine Gefühle brachen einfach aus mir heraus, und das war eine unglaubliche Erleichterung.“
Weil du wie jeder andere Mensch unvollkommen bist, hast du bei der Kindererziehung wahrscheinlich auch Fehler gemacht. Aber warum sich auf diese konzentrieren? Jehova tut es jedenfalls nicht, denn der Psalmist sagt unter Inspiration: „Wären Vergehungen das, worauf du achtest, o Jah, o Jehova, wer könnte bestehen?“ (Psalm 130:3). Selbst wenn du als Mutter oder Vater alles richtig gemacht hättest, könnte dein Kind sich trotzdem aufgelehnt haben. Lass Jehova also deine Gefühle wissen, und er wird dir helfen, damit fertig zu werden. Du musst allerdings noch mehr tun, um im Dienst für Jehova nicht aus der Bahn geworfen zu werden und Satan nicht ausgeliefert zu sein.
Beuge dich in Demut unter Gottes Hand
Petrus schreibt: „Erniedrigt euch . . . unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch zur gegebenen Zeit erhöhe“ (1. Petrus 5:6). Wieso ist Demut nötig, wenn dein Kind Jehova den Rücken kehrt? Außer Schuldgefühlen und Schmerz empfindest du vielleicht auch eine gewisse Scham. Du hast womöglich Sorge, dass das Verhalten deines Kindes den Ruf der Familie ruiniert hat, besonders wenn es aus der Christenversammlung ausgeschlossen werden musste. Selbstvorwürfe und Scham könnten dich unter Umständen davon abhalten, weiter zu den Zusammenkünften zu gehen.
In so einer Situation ist gesunder Menschenverstand nötig. In Sprüche 18:1 wird gewarnt: „Wer sich absondert, wird nach seinem eigenen selbstsüchtigen Verlangen trachten; gegen alle praktische Weisheit wird er losbrechen.“ Wenn du trotz deines großen Kummers die Zusammenkünfte besuchst, kannst du dir lebenswichtige Belehrung und Ermunterung erschließen. „Zuerst wollte ich keinen Menschen sehen“, räumt Jutta ein. „Aber dann hielt ich mir vor Augen, wie wichtig mein fester Lebensrhythmus im Dienst für Jehova ist. Außerdem hätte ich, wenn ich daheim geblieben wäre, nur über meinen Problemen gebrütet. Durch die Zusammenkünfte wurden meine Gedanken in eine positive Richtung gelenkt. Ich bin froh und dankbar, dass ich mich nicht von meinen Brüdern und Schwestern zurückzog und dadurch ihre liebevolle Unterstützung hatte“ (Hebräer 10:24, 25).
Bedenke auch, dass in einer Familie jeder „seine eigene Last“ oder Verantwortung als Christ zu tragen hat (Galater 6:5). Von Eltern erwartet Jehova, dass sie ihre Kinder liebevoll erziehen. Von Kindern erwartet er, dass sie ihren Eltern gehorchen und sie ehren. Wenn Eltern ihr Bestes tun, die Kinder „in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ aufzuziehen, stehen sie bei Gott in gutem Ruf (Epheser 6:1-4). Lehnt sich ein Kind gegen elterliche Erziehungsmaßnahmen auf, schadet es seinem eigenen Ruf. In Sprüche 20:11 heißt es: „Schon durch seine Handlungen gibt sich ein Knabe zu erkennen, ob sein Tun lauter und gerade ist.“ Schließlich hat ja auch Jehovas Ruf unter denen, die mit den Tatsachen vertraut sind, durch Satans Auflehnung keinen Schaden genommen.
Dem Teufel widerstehen
„Bleibt besonnen, seid wachsam“, ermahnt Petrus, „euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht jemand zu verschlingen“ (1. Petrus 5:8). Wie ein Löwe hat es auch Satan oft gerade auf die Jungen und Unerfahrenen abgesehen. In alter Zeit streiften in Israel Löwen umher und stellten eine Gefahr für die Haustiere dar. Kam ein Lämmchen von der Herde ab, war es für so einen Löwen eine leichte Beute. Das Mutterschaf hätte vielleicht instinktiv sein Leben für das Kleine eingesetzt. Aber selbst ein ausgewachsenes Schaf kann es nicht mit einem Löwen aufnehmen. Deshalb brauchte man mutige Hirten, die die Herde schützten (1. Samuel 17:34, 35).
Im übertragenen Sinn gebraucht Jehova ebenfalls Hirten, um seine Schafe vor dem brüllenden Löwen zu schützen, und sie kümmern sich um die Herde unter der Anleitung des Oberhirten, Jesus Christus (1. Petrus 5:4). Diesen Männern legt Petrus eindringlich ans Herz: „Hütet die Herde Gottes, die in eurer Obhut ist, nicht aus Zwang, sondern freiwillig; auch nicht aus Liebe zu unehrlichem Gewinn, sondern voll Eifer“ (1. Petrus 5:1, 2). Den Hirten mag es mit der Unterstützung der Eltern gelingen, einem Jugendlichen zu helfen, seinen Kurs zu korrigieren.
Wenn Hirten mit deinem Kind reden müssen, würdest du es vielleicht am liebsten gegen Zuchtmaßnahmen abschirmen. Doch das wäre ein großer Fehler. Petrus fordert uns auf, ‘dem Teufel zu widerstehen’ — nicht den geistigen Hirten (1. Petrus 5:9).
Bei strengen Zuchtmaßnahmen
Ist dein Kind ein getaufter Christ, zeigt aber keine Reue, erhält es womöglich Zucht in der strengsten Form: den Gemeinschaftsentzug. Inwieweit du dann Kontakt zu ihm hast, hängt von seinem Alter und anderen Umständen ab.
Wenn das Kind minderjährig ist und noch bei dir zu Hause wohnt, kümmerst du dich natürlich um seine körperlichen Bedürfnisse. Dein Kind benötigt dich nach wie vor: Es muss erzogen und moralisch angeleitet werden, und du bist verpflichtet, genau das zu tun (Sprüche 1:8-18; 6:20-22; 29:17). Es wäre auch gut, mit deinem Kind die Bibel zu studieren und es dabei direkt mit einzubeziehen. Du kannst es auf verschiedene Bibeltexte und auf Veröffentlichungen vom „treuen und verständigen Sklaven“ hinweisen (Matthäus 24:45). Du kannst dein Kind auch mit in die Zusammenkünfte nehmen, wo es dann neben dir sitzt. All das in der Hoffnung, dass es sich biblischen Rat zu Herzen nehmen wird.
Anders sieht es aus, wenn der Ausgeschlossene volljährig und schon aus dem Haus ist. Der Apostel Paulus ermahnte Christen im alten Korinth, „keinen Umgang mehr mit jemandem zu haben, der Bruder genannt wird, wenn er ein Hurer oder ein Habgieriger oder ein Götzendiener oder ein Schmäher oder ein Trunkenbold oder ein Erpresser ist, selbst nicht mit einem solchen zu essen“ (1. Korinther 5:11). Zwar können notwendige Familienangelegenheiten Kontakt mit dem Ausgeschlossenen erfordern, aber Eltern sollten sich bemühen, den Umgang mit dem Ausgeschlossenen auf das Nötige zu beschränken.
Wenn ein Kind, das auf Abwege geraten ist, von Hirten der Versammlung in Zucht genommen wird, wäre es unklug, ihr biblisch begründetes Vorgehen zurückzuweisen oder herunterzuspielen. Dich auf die Seite deines Kindes zu stellen würde ihm keinen Schutz vor dem Teufel bieten. Du gefährdest damit in Wirklichkeit dein eigenes Verhältnis zu Jehova. Unterstützt du dagegen die Hirten in ihren Anstrengungen, wirst du selbst „fest im Glauben bleiben“ und dein Kind wird die beste Hilfe erhalten (1. Petrus 5:9).
Jehova wird dich stützen
Sollte dein Kind Jehova einmal den Rücken kehren, dann denke daran, dass du kein Einzelfall bist. Anderen Eltern erging es ebenso. Ganz gleich, was wir gerade durchmachen, Jehova kann uns stützend unter die Arme greifen (Psalm 68:19).
Bete viel zu Jehova und vertraue ihm. Halte dich eng an die Versammlung. Unterstütze die Maßnahmen der Hirten. Dadurch wird es dir gelingen, dich nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Und dein gutes Beispiel wird es deinem Kind womöglich erleichtern, auf die liebevolle Einladung Jehovas, zu ihm umzukehren, positiv zu reagieren (Maleachi 3:6, 7).
[Bilder auf Seite 18]
Das Gebet und die Versammlung geben dir Kraft