Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

„Stütze dich nicht auf deinen eigenen Verstand“

„Stütze dich nicht auf deinen eigenen Verstand“

„Stütze dich nicht auf deinen eigenen Verstand“

„Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen eigenen Verstand“ (SPR. 3:5)

1, 2. (a) Mit was für Problemen könnten wir konfrontiert werden? (b) Bei wem sollten wir Halt suchen, wenn wir Schwierigkeiten durchmachen, vor Entscheidungen stehen oder mit Versuchungen kämpfen, und warum?

BIRGITS * Arbeitgeber hat kürzlich seine Firma verkleinert und einige Angestellte entlassen. Nun hat sie Angst, die Nächste zu sein. Wie soll es dann weitergehen? Wie soll sie ihre Rechnungen bezahlen? Martina, auch eine Christin, spielt mit dem Gedanken, in ein Gebiet zu ziehen, wo Verkündiger der guten Botschaft gebraucht werden. Soll sie diesen Schritt wagen? Daniel hat ein ganz anderes Problem. Als Kind wurde er mit Pornografie konfrontiert. Jetzt ist er ein junger Erwachsener und verspürt den starken Drang, sich wieder darauf einzulassen. Wie kann er dieser Versuchung widerstehen?

2 Wo suchst du Halt, wenn du Schwierigkeiten durchmachst, vor wichtigen Entscheidungen stehst oder mit Versuchungen zu kämpfen hast? Verlässt du dich ganz allein auf dich selbst oder wirfst du „deine Bürde auf Jehova“? (Ps. 55:22). Die Bibel versichert uns: „Die Augen Jehovas sind auf die Gerechten gerichtet und seine Ohren auf ihren Hilferuf“ (Ps. 34:15). Zeigt das nicht, wie wichtig es ist, uns nicht auf den eigenen Verstand zu stützen, sondern mit ganzem Herzen auf Jehova zu vertrauen? (Spr. 3:5).

3. (a) Was bedeutet es, auf Jehova zu vertrauen? (b) Woran kann es liegen, dass einige dazu neigen, sich auf den eigenen Verstand zu stützen?

3 Vertrauen wir mit ganzem Herzen auf Jehova, dann verhalten wir uns so, wie er es sich von uns wünscht. Damit uns das gelingt, müssen wir durch das Gebet ständig mit ihm in Verbindung bleiben und ihn flehentlich um Hilfe und Anleitung bitten. Nicht wenigen fällt es aber alles andere als leicht, sich voll und ganz auf Jehova zu verlassen. Eine Schwester namens Andrea zum Beispiel räumt ein, dass sie immer wieder darum ringen muss, Jehova uneingeschränkt zu vertrauen. Warum ist das so? Sie erklärt: „Zu meinem Vater habe ich überhaupt keine Bindung und meine Mutter hat sich nie um meine Bedürfnisse gekümmert — schon gar nicht um meine emotionalen. Deshalb habe ich ganz früh lernen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen.“ Einem anderen voll und ganz zu vertrauen fällt ihr verständlicherweise schwer. Verlässt sich jemand am liebsten auf sich selbst, kann das auch daran liegen, dass er besondere Fähigkeiten oder Erfolge aufzuweisen hat. Ein Ältester zum Beispiel, der einiges an Erfahrung gesammelt hat, könnte sich dadurch verleiten lassen, Versammlungsangelegenheiten zu erledigen, ohne deswegen vorher zu Jehova zu beten.

4. Worum geht es in diesem Artikel?

4 Jehova erwartet, dass wir uns ernsthaft anstrengen, unseren Gebeten die entsprechenden Taten folgen zu lassen und so vorzugehen, wie er es möchte. Nur: Wie finden wir heraus, was wir einerseits selbst zur Lösung eines Problems beitragen sollten und was wir andererseits Jehova überlassen müssen? Worauf gilt es, zu achten, wenn wir vor Entscheidungen stehen? Warum ist das Gebet so wichtig, um in Versuchungen stark zu bleiben? Einige Beispiele aus der Bibel helfen uns, die Antworten zu finden.

In schwierigen Lebenslagen

5, 6. Wie reagierte Hiskia auf die Bedrohung durch den König von Assyrien?

5 Über Hiskia, den König von Juda, sagt die Bibel: „Er hielt weiterhin fest zu Jehova. Er wich nicht davon ab, ihm nachzufolgen, sondern er fuhr fort, seine Gebote, die Jehova Moses geboten hatte, zu halten.“ Ja, „auf Jehova, den Gott Israels, vertraute er“ (2. Kö. 18:5, 6). Wie reagierte Hiskia, als Sanherib, der König von Assyrien, Rabschake und andere hohe Beamte mit einer „schweren Streitmacht“ nach Jerusalem schickte? Das mächtige assyrische Heer hatte bereits „all die befestigten Städte von Juda“ erobert. Jetzt hatte Sanherib Jerusalem ins Visier genommen. Hiskia ging zum Haus Jehovas und betete: „O Jehova, unser Gott, rette uns bitte aus seiner Hand, damit alle Königreiche der Erde erkennen, dass du, o Jehova, allein Gott bist“ (2. Kö. 19:14-19).

6 Hiskia handelte in Übereinstimmung mit seinem Gebet. Schon bevor er zum Beten in den Tempel gegangen war, hatte er das Volk angewiesen, auf Rabschakes Spott nicht zu antworten. Außerdem schickte er eine Abordnung zu dem Propheten Jesaja mit der Bitte um Rat (2. Kö. 18:36; 19:1, 2). Hiskia unternahm nur Schritte, von denen er wusste, dass Jehova damit einverstanden war. Er versuchte in dieser Situation nicht, von Ägypten oder anderen Nachbarnationen Unterstützung zu erhalten — Lösungen, die dem Willen Jehovas zuwidergelaufen wären. Statt sich auf den eigenen Verstand zu verlassen, vertraute Hiskia auf Jehova. Als dann der Engel Jehovas 185 000 Assyrer tötete, zog Sanherib ab und kehrte zurück nach Ninive (2. Kö. 19:35, 36).

7. Wieso können uns die Gebete von Hanna und Jona Mut machen?

7 Hanna, die Frau des Leviten Elkana, war sehr niedergeschlagen, weil sie keine Kinder bekommen konnte. Auch sie suchte Halt bei Jehova (1. Sam. 1:9-11, 18). Der Prophet Jona wurde aus dem Bauch eines großen Fisches befreit, nachdem er gebetet hatte: „Aus meiner Bedrängnis rief ich zu Jehova, und er antwortete mir dann. Aus dem Bauch des Scheols schrie ich um Hilfe. Du hörtest meine Stimme“ (Jona 2:1, 2, 10). Ist es nicht ein großer Trost, dass wir Jehova immer um Hilfe anflehen können, auch wenn eine Situation noch so ausweglos erscheint? (Lies Psalm 55:1, 16.)

8, 9. (a) Was war Hiskia, Hanna und Jona in ihren Gebeten wichtig? (b) Was können wir daraus lernen?

8 Von Hiskia, Hanna und Jona können wir noch etwas sehr Wichtiges lernen — nämlich dass es etwas gibt, worum wir auf keinen Fall vergessen dürfen zu beten, wenn wir uns in einer schlimmen Notlage an Jehova wenden. Alle drei standen unter großem Druck und durchlebten sehr schmerzliche Gefühle. Aber an ihren Gebeten wird deutlich, dass sie sich nicht ausschließlich auf sich selbst konzentrierten und darauf, von ihren Problemen erlöst zu werden. Am allerwichtigsten war ihnen, dass Gottes Name geheiligt, die wahre Anbetung gefördert und sein Wille umgesetzt würde. Hiskia tat es weh, wie der Name Jehovas mit Schmutz beworfen wurde. Hanna versprach, den Sohn, den sie sich so sehr wünschte, nach Silo zur Stiftshütte zu bringen und dort in den Dienst für Jehova zu stellen. Und Jona sagte, er wolle, wie versprochen, das tun, was Jehova ihm aufgetragen hatte (Jona 2:9).

9 Beten wir darum, aus einer schwierigen Lage befreit zu werden, wäre es gut, uns über unsere Beweggründe Gedanken zu machen. Liegt uns einzig und allein daran, dass es uns wieder besser geht? Oder denken wir an Jehova und an das, was ihm wichtig ist? Geht es uns schlecht, kann es leicht passieren, dass wir nur noch mit uns und unserem Problem beschäftigt sind und die Interessen Jehovas in den Hintergrund gedrängt werden. Konzentrieren wir uns deshalb auch in Gebeten um Hilfe vor allem auf Jehova — darauf, dass sein Name geheiligt und seine Souveränität verteidigt wird. So fällt es uns leichter, selbst dann optimistisch zu bleiben, wenn die erhoffte Lösung ausbleiben sollte. Manchmal besteht Jehovas Antwort auf unsere Gebete darin, dass er uns die Kraft schenkt, die Situation zu ertragen. (Lies Jesaja 40:29; Philipper 4:13.)

Bei Entscheidungen

10, 11. Wie ging Josaphat mit einer Situation um, in der er nicht weiterwusste?

10 Wie gehst du vor, wenn wichtige Entscheidungen in deinem Leben anstehen? Triffst du vielleicht erst eine Entscheidung und betest dann zu Jehova, er solle sie doch segnen? Interessant ist, wie König Josaphat von Juda vorging, als eine Allianz aus Moabitern und Ammonitern gegen ihn in den Krieg zog. Juda hatte dieser Streitmacht eigentlich nichts entgegenzusetzen. Was unternahm Josaphat?

11 Die Bibel berichtet: „Darauf geriet Josaphat in Furcht und richtete sein Angesicht darauf, Jehova zu suchen.“ Er rief für ganz Juda ein Fasten aus und versammelte das Volk, „um Jehova zu Rate zu ziehen“. Dann stand Josaphat in der Versammlung Judas und Jerusalems auf und betete: „O unser Gott, wirst du nicht Gericht an ihnen üben? Denn in uns ist keine Kraft vor dieser großen Menge, die gegen uns herankommt; und wir selbst wissen nicht, was wir tun sollen, sondern auf dich sind unsere Augen gerichtet.“ Der wahre Gott erhörte Josaphats Gebet und sorgte durch ein Wunder für Rettung (2. Chr. 20:3-12, 17). Stehen wir vor Entscheidungen, sollten dann nicht auch wir auf Jehova vertrauen, statt uns auf den eigenen Verstand zu verlassen — vor allem, wenn sie sich auf unser Verhältnis zu Jehova auswirken?

12, 13. Wie hilft uns das Beispiel König Davids, bei Entscheidungen richtig vorzugehen?

12 Was aber, wenn wir schnell eine Lösung für ein Problem parat hätten, vielleicht weil wir damit schon Erfahrung gemacht haben? Eine Begebenheit aus dem Leben König Davids macht deutlich, wie wir vorgehen sollten. Als die Amalekiter die Stadt Ziklag plünderten, verschleppten sie die Frauen und Kinder Davids sowie die seiner Männer. David fragte Jehova: „Soll ich dieser Plündererstreifschar nachjagen?“ Jehova antwortete: „Jage ihr nach, denn du wirst sie ganz bestimmt einholen, und du wirst ganz gewiss Befreiung schaffen.“ David gehorchte und „befreite schließlich alles, was die Amalekiter genommen hatten“ (1. Sam. 30:7-9, 18-20).

13 Einige Zeit nach diesem Überfall bereiteten die Philister einen Angriff auf Israel vor. Wieder erkundigte sich David bei Jehova und erhielt eine eindeutige Antwort: „Zieh hinauf, denn ich werde die Philister ganz bestimmt in deine Hand geben“ (2. Sam. 5:18, 19). Kurz darauf zogen die Philister ein weiteres Mal gegen David in den Krieg. Was sollte er jetzt tun? Er hätte denken können: „In dieser Situation war ich ja schon zweimal. Ich greife Gottes Feinde am besten an, genau wie damals.“ Oder er konnte Jehova um Anleitung bitten. David verließ sich nicht auf seine Erfahrung. Auch jetzt wandte er sich im Gebet an Jehova. Wie froh muss David gewesen sein, dass er so vorgegangen war! Denn diesmal erhielt er ganz andere Anweisungen (2. Sam. 5:22, 23). Sehen wir uns mit einer Situation oder Problematik konfrontiert, die wir schon kennen, dann müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht allein auf unsere Erfahrung verlassen. (Lies Jeremia 10:23.)

14. Was können wir aus dem Bericht über das Vorgehen Josuas und der älteren Männer Israels mit den Gibeonitern lernen?

14 Jeder macht Fehler. Deshalb müssen wir alle — auch erfahrene Älteste — darauf achten, dass wir nicht versäumen, Jehova bei Entscheidungen um Anleitung zu bitten. Ein typisches Beispiel dafür ist das Vorgehen Josuas und der älteren Männer von Israel, als sich die Gibeoniter clever verstellten und vorgaben, aus einem weit entfernten Land zu kommen. Josua und die anderen schlossen kurzerhand einen Bund mit ihnen und machten Frieden — ohne vorher Jehova zu befragen. Letzten Endes unterstützte Jehova die Vereinbarung zwar. Allerdings sorgte er dafür, dass das Versäumnis, ihn um Anleitung zu bitten, zu unserem Nutzen in der Bibel festgehalten wurde (Jos. 9:3-6, 14, 15).

Im Kampf gegen Versuchungen

15. Warum ist das Gebet so wichtig, um Versuchungen zu widerstehen?

15 Da wir das „Gesetz der Sünde“ in uns tragen, haben wir einen harten Kampf gegen sündige Neigungen auszufechten (Röm. 7:21-25). Dieser Kampf lässt sich jedoch gewinnen. Wie? Jesus erklärte seinen Nachfolgern, wie wichtig das Gebet ist, um Versuchungen zu widerstehen. (Lies Lukas 22:40.) Machen sich verkehrte Wünsche oder Gedanken trotz Gebet nach wie vor in uns bemerkbar, sollten wir Gott „unablässig“ um Weisheit bitten, damit fertigzuwerden. „Er gibt allen großmütig und ohne Vorwürfe zu machen“, darauf können wir uns verlassen (Jak. 1:5). Jakobus schreibt auch: „Ist jemand unter euch krank? Er rufe die älteren Männer der Versammlung zu sich, und sie mögen über ihm beten und ihn im Namen Jehovas mit Öl einreiben. Und das Gebet des Glaubens wird dem sich nicht wohl Fühlenden zum Heil sein“ (Jak. 5:14, 15).

16, 17. Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Beten, wenn wir Hilfe suchen, um in Versuchungen stark zu bleiben?

16 Nur durch das Gebet können wir es schaffen, Versuchungen zu widerstehen. Allerdings muss uns auch klar sein, wie wichtig der richtige Zeitpunkt zum Beten dabei ist. Nehmen wir als Beispiel den jungen Mann, der in Sprüche 7:6-23 beschrieben wird. In der Dämmerung geht er eine Straße entlang, von der er weiß, dass dort eine unsittliche Frau wohnt. Er lässt sich durch die „Glätte ihrer Lippen“ verführen, fällt auf ihre Überredungskünste herein und geht ihr nach wie ein Stier, der zur Schlachtung geführt wird. Warum war er überhaupt dorthin gegangen? Da von ihm gesagt wird, dass es ihm „an Herz mangelte“, er unerfahren war, hatte er vermutlich mit verkehrten Wünschen zu kämpfen (Spr. 7:7). Wann wäre das Gebet für ihn die größte Hilfe gewesen? Natürlich hätte es ihm zu irgendeinem Zeitpunkt während dieser Begegnung etwas gebracht, um Hilfe zu beten, der Versuchung widerstehen zu können. Aber der allerbeste Moment dafür wäre gewesen, gleich als ihm die Idee kam, diese Straße entlangzugehen.

17 Stellen wir uns einen Mann vor, der sich sehr anstrengt, dem Drang, sich pornografische Inhalte anzuschauen, zu widerstehen. Doch dann ruft er Internetseiten auf, von denen er weiß, dass dort erotische Bilder oder Filme zu finden sind. Würde er nicht genauso handeln wie der junge Mann in Sprüche, Kapitel 7? Er würde gewissermaßen einen sehr gefährlichen Pfad einschlagen. Um in dieser Versuchung stark bleiben zu können, muss man im Gebet die Hilfe Jehovas suchen, bevor man sich auf so einen Weg im Internet begeben hat.

18, 19. (a) Warum ist es nicht leicht, Versuchungen zu widerstehen, doch wie können wir es schaffen? (b) Was hast du dir fest vorgenommen?

18 Versuchungen zu widerstehen oder schlechte Gewohnheiten abzulegen ist nicht einfach. Der Apostel Paulus schrieb über unsere sündigen Neigungen: „Das Fleisch ist in seiner Begierde gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch.“ Die Folge? „Sodass ihr gerade die Dinge, die ihr tun möchtet, nicht tut“ (Gal. 5:17). Um diese Herausforderung zu meistern, müssen wir flehentlich beten, sobald verkehrte Gedanken oder Versuchungen in uns aufkommen, und dann unserem Gebet entsprechend handeln. Denken wir daran: „Keine Versuchung hat euch ergriffen, ausgenommen eine allgemein menschliche“, und mit der Hilfe Jehovas können wir ihm treu bleiben (1. Kor. 10:13).

19 Ob wir Schwierigkeiten durchmachen, vor wichtigen Entscheidungen stehen oder mit Versuchungen zu kämpfen haben — Jehova hat uns als Hilfe ein kostbares, wunderbares Geschenk gegeben: das Gebet. Wenn wir zu ihm beten, wird deutlich, dass wir uns auf ihn verlassen. Bitten wir ihn deshalb unablässig um seinen heiligen Geist, der uns anleitet und Kraft gibt (Luk. 11:9-13). Ja, stützen wir uns nicht auf unseren eigenen Verstand, sondern vertrauen wir unbedingt auf Jehova!

[Fußnote]

^ Abs. 1 Namen wurden geändert.

Weißt du noch . . .

• was wir von Hiskia, Hanna und Jona über Vertrauen auf Jehova lernen können?

• worauf man bei Entscheidungen unbedingt achten muss, wie die Beispiele von David und Josua deutlich machen?

• wann wir bei Versuchungen am besten beten sollten?

[Studienfragen]

[Bild auf Seite 9]

Wann ist das Gebet die größte Hilfe, um Versuchungen widerstehen zu können?