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Fragen von Lesern

Fragen von Lesern

In der aktuellen deutschen Ausgabe der „Neuen-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift“ wird Psalm 144:12-15 bösen Ausländern zugeschrieben. Die revidierte englische Neue-Welt-Übersetzung von 2013 bezieht diese Verse auf Gottes Volk. Warum diese Änderung?

Der hebräische Wortlaut lässt beides zu. Die neue Wiedergabe stützt sich auf folgende Überlegungen:

  1. Wortbedeutung und Grammatik. Das hebräische Wort asher leitet die Worte aus Psalm 144:12-15 ein und verbindet sie mit den vorigen Versen. asher kann unterschiedlich wiedergegeben werden. Es kann mit einem Relativpronomen wie „der, die, das“ oder „wem, wen“ übersetzt werden. Bisher wurde asher mit „die“ übersetzt. Damit beziehen sich die guten Dinge aus Vers 12 bis 14 auf die Bösen, von denen in den vorigen Versen die Rede ist. asher kann aber auch ein Ergebnis oder eine Folge anzeigen und mit „dass“, „damit“ oder „dann“ übersetzt werden. In der revidierten Neuen-Welt-Übersetzung und in anderen Bibelübersetzungen wird asher mit „dann“ wiedergegeben.

  2. Der neue Gedanke passt zum Rest des Psalms. „Dann“ in Vers 12 zeigt an, dass die Segnungen aus den Versen 12 bis 14 Gerechte betreffen. Sie bitten in Vers 11 darum, von den Bösen befreit und gerettet zu werden. Die Änderung wirkt sich auch auf Vers 15 aus: Hier entsteht ein Parallelismus und die beiden Sätze, die mit „glücklich“ beginnen, ergänzen sich. „Glücklich“ bezieht sich nun in beiden Fällen auf dasselbe Volk; auf das, „dessen Gott Jehova ist“. Dabei ist zu bedenken, dass der hebräische Urtext keine Satzzeichen enthält und damit auch keine Anführungszeichen. Es liegt also bei den Übersetzern, den Sinn richtig wiederzugeben. Dabei berücksichtigen sie den Stil der hebräischen Poesie, den Zusammenhang und verwandte Bibelpassagen.

  3. Die neue Wiedergabe passt zu anderen Bibelpassagen, in denen Gottes Volk Segnungen versprochen werden. Durch die geänderte Übersetzung des Wortes asher spiegelt Psalm 144 nun die gut begründete Hoffnung des Schreibers David wider, dass Gott sein Volk von Feinden befreien und es mit Glück und Wohlstand segnen würde (3. Mo. 26:9, 10; 5. Mo. 7:13; Ps. 128:1-6). In 5. Mose 28:4 heißt es beispielsweise: „Gesegnet wird die Frucht deines Leibes sein und die Frucht deines Bodens und die Frucht deines Haustiers, die Jungen deiner Rinder und der Nachwuchs deines Kleinviehs.“ Tatsächlich herrschte in Israel während der Regierungszeit von Davids Sohn Salomo beispielloser Frieden und Wohlstand. Und die Herrschaft Salomos deutete sogar auf die Herrschaft des Christus hin (1. Kö. 4:20, 21; Ps. 72:1-20).

Man kann also sagen, dass die geänderte Wiedergabe von Psalm 144:12-15 kein neues Verständnis biblischer Lehren darstellt. Doch sie spiegelt nun klarer die lang ersehnte Hoffnung von Jehovas Dienern wider: auf das göttliche Strafgericht an den Bösen und auf eine Zeit von dauerhaftem Frieden und Wohlstand für die Gerechten (Ps. 37:10, 11).