1, 2. Worum geht es in diesem Artikel?

 WIE fühlst du dich, wenn ein Paket, auf das du sehnlich wartest, nicht zum erhofften Zeitpunkt eintrifft? Bist du enttäuscht? In Sprüche 13:12 finden wir die realistische Aussage: „Wenn sich eine Hoffnung lange nicht erfüllt, wird das Herz krank.“ Was aber, wenn du erfährst, dass es gute Gründe gibt, warum das Paket noch nicht gekommen ist? Dann bist du wahrscheinlich eher bereit, geduldig zu warten.

² In diesem Artikel sehen wir uns biblische Grundsätze an, die uns helfen, eine „wartende Haltung“ einzunehmen (Mi. 7:7, Fn.). Dann geht es um zwei Bereiche, in denen wir geduldig darauf warten müssen, dass Jehova handelt. Und zum Schluss gehen wir darauf ein, wie wir für unsere Geduld belohnt werden.

3. Welcher Grundsatz steckt in Sprüche 13:11?

³ Ein Beispiel dafür, wie wichtig Geduld ist, finden wir in Sprüche 13:11: „Schnell erworbener Reichtum wird schwinden, aber Reichtum, den man nach und nach erwirbt, wird sich vermehren.“ Der Grundsatz? Es ist klug, Dinge geduldig anzugehen – Schritt für Schritt.

4. Was unterstreicht der Grundsatz aus Sprüche 4:18?

⁴ In Sprüche 4:18 steht: „Der Weg der Gerechten ist wie helles Morgenlicht, das heller und heller wird bis zum vollen Tageslicht.“ Diese Worte beschreiben treffend, wie Jehova sein Vorhaben enthüllt: nach und nach. In erweitertem Sinn kann dieser Vers auch darauf angewandt werden, wie jemand christliche Reife entwickelt. Das geht  nicht im Schnellverfahren. Es braucht Zeit. Wenn wir fleißig studieren und das umsetzen, was uns die Bibel und Gottes Organisation raten, können wir uns der Persönlichkeit Jesu immer mehr annähern. Auch werden wir Jehova immer besser kennenlernen. Wie hat Jesus das veranschaulicht?

5. Wie veranschaulichte Jesus, dass Wachstum allmählich vor sich geht?

⁵ Jesus verglich die Botschaft, die wir bekannt machen, mit einem winzigen Samenkorn, das im Herzen aufrichtiger Menschen nach und nach aufgeht. Er sagte: „Die Saat geht auf und wächst – genau wie, weiß er [der Sämann] nicht. Von selbst bringt der Boden nach und nach Ertrag, zuerst den Halm, dann die Ähre und schließlich das volle Korn in der Ähre“ (Mar. 4:27, 28). Worauf wollte Jesus hinaus? So wie ein Pflänzchen allmählich wächst, so geht auch sinnbildliches Wachstum allmählich vor sich. Je näher beispielsweise ein Bibelschüler Jehova kommt, desto mehr positive Veränderungen können wir an ihm beobachten (Eph. 4:22-24). Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass es Jehova ist, der es wachsen lässt (1. Kor. 3:7).

6, 7. Was lernen wir daraus, wie Jehova bei der Erschaffung der Erde vorging?

⁶ Jehova nimmt sich bei allem, was er tut, geduldig so viel Zeit, wie nötig ist, um eine Sache abzuschließen. Das tut er seinem Namen und seinen Geschöpfen zuliebe. Sehen wir uns zum Beispiel an, wie er die Erde Schritt für Schritt für uns Menschen vorbereitet hat.

⁷ Die Bibel spricht davon, dass Jehova bei der Erschaffung der Erde ihre „Maße festgesetzt“, ihre „Sockel eingesenkt“ und ihren „Eckstein gelegt“ hat (Hiob 38:5, 6). Er hat sich sogar die Zeit genommen, sein Werk in Ruhe zu betrachten (1. Mo. 1:10, 12). Kannst du dir vorstellen, wie es für die Engel war,  als sie beobachteten, wie Jehovas Schöpfung allmählich Form annahm? Das muss richtig spannend gewesen sein. Sie waren so begeistert, dass sie „in Beifallsrufe ausbrachen“ (Hiob 38:7). Was zeigt uns das? Die Schöpfung nahm viele Jahrtausende in Anspruch, doch als Jehova dann auf alles schaute, was er mit so viel Sorgfalt gemacht hatte, konnte er es als „sehr gut“ bezeichnen (1. Mo. 1:31).

8. Worum geht es als Nächstes?

⁸ Wie aus den obigen Beispielen hervorgeht, enthält die Bibel viele Grundsätze, die zeigen, wie wichtig Geduld ist. Sehen wir uns nun zwei Bereiche an, in denen es darauf ankommt, auf Jehova zu warten.

9. Wann müssen wir vielleicht auf Jehova warten?

⁹ Vielleicht müssen wir auf die Erhörung unserer Gebete warten. Womöglich beten wir um die nötige Kraft, mit einer schwierigen Situation fertigzuwerden, oder um Hilfe, eine Schwäche zu überwinden. Doch die Antwort lässt länger auf sich warten, als wir dachten. Warum erhört Jehova unsere Gebete nicht immer sofort?

10. Warum brauchen wir Geduld, wenn wir beten?

¹⁰ Wenn wir beten, hört Jehova aufmerksam zu (Ps. 65:2). Für ihn sind unsere Gebete Ausdruck unseres Glaubens (Heb. 11:6). Ihn interessiert auch, wie entschlossen wir sind, entsprechend unseren Gebeten zu leben und seinen Willen auszuführen (1. Joh. 3:22). Wenn wir also eine schlechte Gewohnheit oder eine Schwäche überwinden möchten, müssen wir wahrscheinlich Geduld aufbringen und konsequent unseren Teil tun. Jesus wies darauf hin, dass unsere Gebete nicht immer sofort erhört werden. Er sagte: „Bittet immer wieder und ihr werdet bekommen, sucht weiter und ihr werdet finden, klopft immer wieder an und es wird euch geöffnet werden. Denn jeder, der bittet, bekommt, und jeder, der sucht, findet, und jedem, der anklopft, wird geöffnet“ (Mat. 7:7, 8). Wenn wir diesen Rat befolgen und nicht aufhören zu beten, können wir uns darauf verlassen, dass unser himmlischer Vater unsere Gebete nicht nur hört, sondern auch erhört (Kol. 4:2).

11. Wie hilft uns Hebräer 4:16, wenn sich die Antwort auf ein Gebet scheinbar verspätet?

¹¹ Vielleicht kommt es uns so vor, als würde sich die Antwort auf ein Gebet verspäten. Doch Jehova hat versprochen, unsere Gebete „zur richtigen Zeit“ zu erhören. (Lies Hebräer 4:16.) Deshalb dürfen wir Jehova keinen Vorwurf machen, wenn etwas nicht so schnell eintrifft, wie wir dachten. Zum Beispiel beten viele schon seit Jahren darum, dass Gottes Königreich dem heutigen Weltsystem ein Ende macht. Und wie Jesus sagte, sollen wir ja auch darum beten (Mat. 6:10). Doch wie unvernünftig wäre es, seinen Glauben davon schwächen zu lassen, dass das Ende nicht dann gekommen ist, als Menschen es erwartet haben (Hab. 2:3; Mat. 24:44). Viel besser ist es, auf Jehova zu warten und voller Vertrauen zu ihm zu beten. Das Ende wird genau zur richtigen Zeit kommen, denn Jehova hat „den Tag und die Stunde“ schon festgelegt. Und dieser Tag wird für alle der beste Zeitpunkt sein (Mat. 24:36; 2. Pet. 3:15).

12. Wann kann unsere Geduld besonders auf die Probe gestellt werden?

 ¹² Womöglich müssen wir geduldig warten, bis für Gerechtigkeit gesorgt wird. Heute werden Menschen oft wegen ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, Herkunft, Kultur oder Nationalität benachteiligt. Bei anderen sind körperliche oder mentale Einschränkungen der Grund. Viele Zeugen Jehovas werden wegen ihrer Glaubensansichten schlecht behandelt. Falls wir so etwas erleben, sollten wir an Jesu Worte denken: „Wer ... bis zum Ende ausgeharrt hat, der wird gerettet“ (Mat. 24:13). Aber was, wenn du von einem schweren Fehlverhalten in der Versammlung erfährst? Wenn die Ältesten informiert sind, überlässt du die Sache dann ihnen? Vertraust du geduldig darauf, dass sie die Angelegenheit so regeln, wie Jehova es vorgesehen hat? Wie werden die Ältesten wahrscheinlich vorgehen?

13. Was schließt es ein, eine Angelegenheit so zu regeln, wie Jehova es möchte?

¹³ Wenn die Ältesten von einem schweren Fehlverhalten in der Versammlung erfahren, bitten sie Jehova um „Weisheit von oben“, damit sie herausfinden können, wie er die Sache beurteilt (Jak. 3:17). Ihr Ziel ist es, den Sünder wenn möglich von seinem „verkehrten Weg“ zurückzuführen (Jak. 5:19, 20). Sie geben auch ihr Bestes, die Versammlung zu schützen und diejenigen zu trösten, denen Unrecht getan wurde (2. Kor. 1:3, 4). Bei einem schweren Fehlverhalten müssen die Ältesten erst alle Fakten ermitteln, was einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Dann geben sie dem Sünder unter Gebet gut durchdachten Rat aus der Bibel und weisen ihn „im richtigen Maß“ zurecht (Jer. 30:11). Sie schieben die Entscheidung nicht hinaus, überstürzen sie aber auch nicht. Gehen Älteste so vor, führt das für die ganze Versammlung zum bestmöglichen Ergebnis. Doch selbst dann können die verletzten Gefühle bei dem Geschädigten anhalten. Trifft das auf dich zu? Was kannst du dann tun, um den Schmerz zu lindern?

14. Welches Beispiel kann uns guttun, wenn uns jemand aus der Versammlung sehr verletzt hat?

¹⁴ Hast du schon einmal schweres Unrecht erlebt? Vielleicht war sogar ein  Glaubensbruder der Auslöser. In der Bibel finden wir herausragende Vorbilder, von denen wir lernen können zu warten, bis Jehova eine Sache richtigstellt. Joseph zum Beispiel wurde von seinen eigenen Brüdern grausam behandelt, doch er ließ sich davon nicht verbittern. Joseph konzentrierte sich darauf, Jehova zu dienen, und er wurde für seine Geduld und sein Ausharren sehr belohnt (1. Mo. 39:21). Mit der Zeit konnte er seine verletzten Gefühle hinter sich lassen und erkennen, wie Jehova ihn gesegnet hatte (1. Mo. 45:5). Wie Joseph wird es auch uns guttun, uns eng an Jehova zu halten und es ihm zu überlassen, für Gerechtigkeit zu sorgen (Ps. 7:17; 73:28).

15. Was half einer Schwester, über eine Ungerechtigkeit hinwegzusehen?

¹⁵ Auch wenn wir nicht so etwas Schlimmes erleben wie Joseph, können uns Ungerechtigkeiten doch sehr zu schaffen machen. Falls uns jemand unfair behandelt – ob innerhalb oder außerhalb der Versammlung –, ist es immer am besten, nach biblischen Grundsätzen zu handeln (Phil. 2:3, 4). Dazu ein Beispiel. Eine Schwester war tief verletzt, als sie hörte, dass eine Arbeitskollegin vor anderen negative Bemerkungen über sie machte, die nicht der Wahrheit entsprachen. Doch anstatt vorschnell zu reagieren, dachte die Schwester über das Beispiel Jesu nach: „Als er beschimpft wurde, schimpfte er nicht zurück“ (1. Pet. 2:21, 23). Sie beschloss, die Sache nicht überzubewerten. Später erfuhr sie, dass ihre Arbeitskollegin schwer krank gewesen war und unter großem Stress stand. Sie ging davon aus, dass ihre Kollegin es bestimmt nicht so gemeint hatte. Die Schwester war froh, dass sie die Situation geduldig ertragen hatte, und gewann ihren inneren Frieden zurück.

16. Was kann dich trösten, wenn du unter Ungerechtigkeiten leidest? (1. Petrus 3:12).

¹⁶ Leidest du unter Ungerechtigkeiten oder bist du aus irgendeinem anderen Grund verletzt? Dann denk daran: „Jehova ist denen nah, die ein gebrochenes Herz haben“ (Ps. 34:18). Er liebt dich für deine Geduld und freut sich, dass du deine  Last auf ihn wirfst (Ps. 55:22). Er ist der Richter der ganzen Erde. Ihm entgeht nichts. (Lies 1. Petrus 3:12.) Bist du bereit, auf ihn zu warten, wenn du Schwierigkeiten durchmachst, an denen du nichts ändern kannst?

17. Was sichert uns Jesaja 30:18 zu?

¹⁷ Unser himmlischer Vater wird uns bald durch sein Königreich sehr segnen. In Jesaja 30:18 heißt es: „Jehova wartet geduldig darauf, euch seine Gunst zu schenken, er wird sich erheben, um euch Barmherzigkeit zu zeigen. Denn Jehova ist ein Gott der Gerechtigkeit. Glücklich sind alle, die sehnsüchtig auf ihn warten.“ Wer geduldig auf Jehova wartet, wird schon jetzt reich gesegnet und in der neuen Welt umso mehr.

18. Worauf können wir uns freuen?

¹⁸ In der neuen Welt werden wir von allen Ängsten und Sorgen befreit sein, die uns heute zu schaffen machen. Ungerechtigkeit gibt es dann nicht mehr und auch keinen Schmerz (Offb. 21:4). Niemand wird sich mehr Sorgen um das Lebensnotwendige machen müssen. Alles wird im Überfluss vorhanden sein (Ps. 72:16; Jes. 54:13). Wie unbeschreiblich schön das sein wird!

19. Worauf arbeitet Jehova hin?

¹⁹ Mit jeder schlechten Gewohnheit, die wir besiegen, und mit jeder guten Eigenschaft, die wir entwickeln, bereitet uns Jehova auf das Leben unter seiner Regierung vor. Verlier nicht den Mut und gib nicht auf. Das Beste kommt noch! Warten wir deshalb geduldig, bis Jehova alles wahr macht, was er versprochen hat.