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Ist die Bibel von Gott inspiriert, obwohl die Bibelschreiber ihrer Individualit

Ist die Bibel von Gott inspiriert, obwohl die Bibelschreiber ihrer Individualit

Ist die Bibel von Gott inspiriert, obwohl die Bibelschreiber ihrer Individualität Ausdruck verliehen?

DIE Männer, durch die Gott die Bibel schreiben ließ, waren keine Roboter, die lediglich das aufzeichneten, was ihnen diktiert wurde. Wir lesen über den Apostel Johannes, dass ihm die „gottgehauchte“ Offenbarung durch Gottes Engel „in Zeichen“ dargelegt wurde und dass Johannes dann „von dem Wort, das Gott gab, Zeugnis ablegte und von dem Zeugnis, das Jesus Christus gab, ja von allem, was er sah“ (Offenbarung 1:1, 2). „Durch Inspiration [wtl.: im Geist]“ befand sich Johannes „dann am Tag des Herrn“, und es wurde ihm gesagt: „Was du siehst, schreibe in eine Buchrolle“ (Offenbarung 1:10, 11). Gott hielt es demnach anscheinend für richtig, den Bibelschreibern zu gestatten, bei der Wahl der Worte und Ausdrücke zur Beschreibung der Visionen, die sie hatten, ihre geistigen Fähigkeiten anzuwenden, obgleich er sie stets lenkte und überwachte, sodass das Enderzeugnis nicht nur zuverlässig und wahrheitsgetreu war, sondern auch dem von ihm verfolgten Zweck entsprach (Sprüche 30:5, 6). Aus Prediger 12:9, 10 geht hervor, dass sich der Schreiber persönlich Mühe gab, indem er Erwägungen und gründliche Nachforschungen anstellte, um den Stoff wohlgeordnet und in ‘gefälligen Worten und den richtigen Worten der Wahrheit’ darzulegen.

Das ist zweifellos nicht nur die Erklärung für den unterschiedlichen Stil in den einzelnen Bibelbüchern, sondern auch für die Verwendung von Ausdrücken, die offensichtlich Licht auf das Leben des betreffenden Schreibers werfen. Gott mag die natürlichen Fähigkeiten der Schreiber berücksichtigt haben, als er sie mit ihrer besonderen Aufgabe betraute; vielleicht bereitete er sie sogar zuerst darauf vor.

Matthäus liefert beispielsweise einen Beweis für Individualität in der Ausdrucksweise, da er als ehemaliger Steuereinnehmer oft besonders genaue Angaben macht, wenn es um Zahlen und Währungseinheiten geht. Andererseits gebrauchte Lukas, „der geliebte Arzt“ (Kolosser 4:14), Ausdrücke, die für seine medizinischen Kenntnisse kennzeichnend waren.

Die Männer, durch die Jehova die Bibel schreiben ließ, wirkten daher mit seinem heiligen Geist zusammen. Sie ließen sich bereitwillig von Gott leiten, und sie bemühten sich, Gottes Willen und seine Führung kennenzulernen. In vielen Fällen verfolgten sie ein bestimmtes Ziel oder befriedigten ein offensichtliches Bedürfnis, und Gott leitete sie so, dass das, was sie schrieben, dem von ihm verfolgten Zweck entsprach und ihn erfüllte (Sprüche 16:9). Da sie Geistesmenschen waren, waren ihr Herz und ihr Sinn nach Gottes Willen ausgerichtet. Sie hatten „Christi Sinn“ und schrieben, anders als die falschen Propheten, keine rein menschliche Weisheit nieder noch „die Vision ihres eigenen Herzens“.

Der heilige Geist rief bei den Bibelschreibern offensichtlich „Verschiedenheiten von Wirkungen“ hervor (1. Korinther 12:6). Viel von dem Stoff in ihren Schriften war ihnen nach menschlichen Begriffen zugänglich, weil er bereits in schriftlicher Form vorhanden war, wie die Geschlechtsregister und gewisse geschichtliche Berichte. In diesen Fällen wirkte Gottes Geist insofern, als er verhinderte, dass sich Ungenauigkeiten oder Fehler in das göttliche Buch einschlichen, und auch insofern, als er die Auswahl des Stoffes, der aufgenommen wurde, beeinflusste. Offenbar war nicht alles, was andere Personen gesagt hatten und später in den biblischen Bericht aufgenommen wurde, von Gott inspiriert, sondern die Auswahl des Stoffes, die getroffen wurde, und die genaue Aufzeichnung solcher Dinge, die ein Teil der Heiligen Schrift werden sollten, erfolgte unter der Leitung des heiligen Geistes. Was weise Sprüche und gute Ratschläge betrifft, so konnte der Schreiber zwar durch eigene Erfahrung und, was noch eher zutreffen mag, durch das Studium und die Anwendung der bereits vorhandenen Teile der Heiligen Schrift viel gelernt haben, dennoch war die Wirksamkeit des heiligen Geistes erforderlich, damit der Aufschluss geeignet war, ein Bestandteil des Wortes Gottes zu werden.

Ein Beispiel hierfür sind die Äußerungen des Apostels Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther, in dem er über das Heiraten und das Ledigsein Rat erteilt. An einer Stelle schreibt er: „Den anderen aber sage ich, ja ich, nicht der Herr . . .“, und dann sagt er: „In Bezug auf Jungfräuliche nun habe ich keinen Befehl vom Herrn, aber ich äußere meine Meinung“ (1. Korinther 7:12, 25, 40). Damit wollte Paulus offensichtlich sagen, er könne in bestimmten Fragen keine direkte Lehre des Herrn Jesus anführen. Deshalb äußerte er als ein von Gottes Geist erfüllter Apostel seine persönliche Meinung. Sein Rat war jedoch „gottgehaucht“ und wurde daher zu einem Bestandteil der Heiligen Schrift, der ebenso maßgebend ist wie ihre übrigen Teile.