Schlüssel zum Familienglück
Gegenseitiger Respekt in der Ehe
Jan * sagt: „Wenn sich Regine ärgert und aufgebracht ist, weint sie nur noch. Setzen wir uns dann hin, um darüber zu reden, reagiert sie gereizt oder sagt einfach nichts mehr. Es ist wie festgefahren. Ich bin total frustriert.“
Regine erzählt: „Als Jan nach Hause kam, war ich am Weinen. Ich wollte erklären, was mir so gegen den Strich ging. Aber da ist er mir ins Wort gefallen und hat gesagt, das sei doch alles nicht so schlimm und ich solle es einfach vergessen. Ich hätte an die Decke gehen können!“
EINE nicht ganz unbekannte Situation: Zwei Menschen wollen miteinander reden und enden in einer Sackgasse. Wie kommt das?
Männer und Frauen kommunizieren unterschiedlich und jeder hat seine speziellen Bedürfnisse. Die Frau spricht vielleicht gern und offen über ihre Gedanken und Gefühle. Viele Männer dagegen versuchen den Frieden zu erhalten, indem sie Probleme schnell lösen und heiklen Themen aus dem Weg gehen. Wie kann man da Brücken bauen und den richtigen Zugang zum Partner finden? Der Schlüssel ist Respekt.
Wer andere respektiert, achtet sie und möchte sie verstehen. Normalerweise lernt man von Kindheit an, Personen zu respektieren, die mehr Autorität oder Erfahrung haben als man selbst. In der Ehe hat man es dann jedoch mit jemand zu tun, der eher auf der gleichen Stufe steht. „Ich wusste, dass Philip anderen immer geduldig und verständnisvoll zuhört“, sagt Linda, die seit acht Jahren verheiratet ist. „Das hab ich mir dann von ihm auch gewünscht.“ Wahrscheinlich gehen wir mit Freunden oder sogar Fremden geduldig und respektvoll um. Aber wie ist das mit dem eigenen Partner?
Fehlt es in einer Beziehung an Respekt, kommt es zu Spannungen und heftigen Konflikten. Ein weiser König schrieb einmal: „Lieber in Ruhe und Frieden ein trockenes Stück Brot essen als ein Festmahl mit Zank und Streit!“ (Sprüche 17:1, Hoffnung für alle). Die Bibel rät Männern, ihre Frau zu ehren oder zu respektieren (1. Petrus 3:7). Auch „sollte die Frau tiefen Respekt vor ihrem Mann haben“ (Epheser 5:33).
Wie schafft man es, bei der Kommunikation den nötigen Respekt zu zeigen? In der Bibel sind dazu gute Hilfen zu finden.
Wenn der Partner etwas ansprechen möchte
Das Problem:
Viele reden lieber, als dass sie zuhören. Die Bibel bezeichnet es allerdings als dumm oder töricht, „wenn irgendeiner auf eine Sache eine Erwiderung gibt, ehe er sie angehört hat“ (Sprüche 18:13). Also erst zuhören, dann reden. Warum ist das besser? Karin, die 26 Jahre verheiratet ist, sagt: „Wenn ich ein Problem habe, ist es mir lieber, mein Mann sucht nicht gleich eine Lösung. Er muss die Sache auch nicht so sehen wie ich oder sich Gedanken machen, wie es dazu kam. Ich wünsche mir einfach, dass er mir zuhört und meine Gefühle ernst nimmt.“
Auf der anderen Seite gibt es Männer und Frauen, die eher zurückhaltend sind und sich nicht wohlfühlen, wenn sie aus sich herausgehen sollen. Laura — sie ist erst kurz verheiratet — hat gemerkt, dass ihr Mann ziemlich lange braucht, bis er sich mitteilt. „Ich muss einfach Geduld haben“, sagt sie, „und ihm Zeit lassen.“
Was hilft:
Muss man unter vier Augen etwas ansprechen, was Zündstoff bieten könnte, tut man das besser, wenn man selbst und der Partner ruhig und entspannt ist. Was, wenn der andere seine Gedanken lieber für sich behält? Da hilft der Bibelspruch: „Guter Rat liegt tief im Menschenherzen wie Wasser in einem Brunnen; wer Verstand hat, holt ihn herauf“ (Sprüche 20:5, Gute Nachricht Bibel). Zieht man einen Eimer zu schnell aus einem Brunnen, schwappt eine Menge Wasser heraus. Auf die Ehe angewandt würde das heißen: Geht man zu forsch an den anderen heran, blockt er vielleicht ab, und man hat keine Chance mehr, Gedanken aus seinem Herzen „heraufzuholen“. Besser man fragt vorsichtig und mit Respekt und wartet geduldig ab, bis er sich öffnet, selbst wenn es etwas länger dauert.
Äußert sich der Partner dann, sollte man „schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1:19). Ein guter Zuhörer hört auch mit dem Herzen zu. Er versucht den anderen zu verstehen. An der Art des Zuhörens kann man ablesen, wie viel — oder wie wenig — Respekt jemand hat.
Jesus gab ein gutes Beispiel, wie man zuhört. Als ihn einmal ein kranker Mann ansprach, heilte er ihn nicht sofort. Er hörte sich erst einmal seine Bitten an, ließ sich dann tief davon berühren und machte den Mann schließlich gesund (Markus 1:40-42). Das ist ein schönes Muster für Gespräche in der Ehe. Wie schon erwähnt: Der Partner wünscht sich wahrscheinlich echtes Mitgefühl und keine schnelle Lösung. Also: Genau hinhören, sich innerlich berühren lassen und dann — erst dann — reagieren. So bringt man dem anderen Respekt entgegen.
TIPP: Möchte der Partner das nächste Mal etwas sagen, nicht gleich dazwischenreden, sondern warten, bis er ausgeredet hat und man ihn verstanden hat. Später könnte man fragen: „Hattest du den Eindruck, dass ich dir wirklich zugehört habe?“
Wenn man selber etwas zur Sprache bringen will
Das Problem:
„In Fernsehkomödien wird der Eindruck erweckt, als sei nichts dabei, wenn man über den Partner herzieht, sarkastisch ist oder beleidigend wird“, meint Linda, die bereits erwähnt wurde. Manche wachsen in einem familiären Umfeld auf, wo ein respektloser Ton an der Tagesordnung ist. Heiraten sie dann, tun sie sich schwer, diesen Ton abzulegen. Ivy aus Kanada erzählt: „Bei uns zu Hause waren sarkastische Bemerkungen, Geschrei und Beschimpfungen ganz normal.“
Was hilft:
Vor anderen nur das über den Ehepartner sagen, „was immer zur Erbauung gut“ und „den Hörern förderlich“ ist (Epheser 4:29). Das heißt: So über den anderen reden, dass er oder sie in einem guten Licht dasteht.
2. Samuel 6:20-23). Die Lehre daraus? Spricht man mit dem Partner, sollte man sich gut überlegen, wie man was sagt (Kolosser 4:6, Fußnote). Zwischen Philip und seiner Frau gibt es auch nach acht Jahren Ehe immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten. Ihm ist aufgefallen, dass er manchmal durch seine Kommentare die Sache schlimmer macht. Er meint: „Wenn man einen Streit gewinnt, hat man genau genommen verloren. Ich finde, man fühlt sich viel besser und es bringt viel mehr, wenn man die Beziehung stärkt.“
Auch wenn man nur zu zweit ist, sollte man sich nicht zu Sarkasmus oder Beschimpfungen hinreißen lassen. Michal, die Frau von David, dem König von Israel, war einmal ungehalten über ihren Mann. Sie machte sarkastische Bemerkungen und meinte, er benehme sich wie „einer der Hohlköpfigen“. Damit beleidigte sie David, und ihr Verhalten missfiel auch Gott (Eine schon etwas ältere Witwe in Israel legte ihren Schwiegertöchtern ans Herz, sie sollten „einen Ruheort finden, eine jede im Haus ihres Mannes“ (Ruth 1:9). Ehrt in der Ehe einer den anderen, dann wird das Zuhause zu einem „Ruheort“.
TIPP: Sich gemeinsam Zeit nehmen und die Vorschläge in den vorigen paar Absätzen durchsprechen. Danach den Partner fragen: „Wenn ich vor anderen über dich was sage, fühlst du dich da gut oder tut es dir eher weh? Was kann ich besser machen?“ Spricht er dann über seine Empfindungen, unbedingt gut zuhören und die Anregungen aufgreifen.
Unterschiede akzeptieren
Das Problem:
Frischverheiratete denken manchmal, wenn sie „e i n Fleisch“ sind, wie es in der Bibel heißt, müssten sie auch immer einer Meinung sein und die gleiche Persönlichkeit haben (Matthäus 19:5). Doch sie kommen schnell auf den Boden der Realität zurück. Nach der Hochzeit führen Unterschiede oft zu Streitigkeiten. Linda sagt: „Ein großer Unterschied zwischen Philip und mir ist, dass er sich viel weniger Gedanken macht als ich. Manchmal hat er die Ruhe weg, wenn ich total nervös bin. Dann ärgere ich mich und denke, er könnte sich ja mal mehr kümmern.“
Was hilft:
Den anderen so nehmen, wie er ist, und akzeptieren, dass er anders ist. Dazu ein Vergleich: Unsere Augen und Ohren funktionieren unterschiedlich; aber durch das Zusammenwirken von Auge und Ohr kommen wir sicher über die Straße. Astrid meint nach fast 30 Ehejahren: „Solange unsere Ansichten nicht gegen die Bibel verstoßen, gestehen wir uns Unterschiede zu. Schließlich sind wir verheiratet und nicht geklont.“
Wenn der Partner etwas anders sieht oder anders reagiert, sollte man nicht nur an die eigenen Interessen denken, sondern auch an die des anderen (Philipper 2:4). Astrids Mann Kai meint: „Ich kann nicht immer nachvollziehen, warum meine Frau etwas so oder so sieht, und bin auch nicht immer mit ihr einer Meinung. Aber dann denke ich bewusst daran, dass sie mir schließlich viel mehr bedeutet als meine Meinung. Wenn sie glücklich ist, bin ich es auch.“
TIPP: Auflisten, wo der Ehepartner die besseren Ansichten oder seine starken Seiten hat (Philipper 2:3).
Respekt ist einer der Schlüssel zu einer glücklichen und dauerhaften Ehe. „Respekt ist die Basis für Zufriedenheit und Geborgenheit“, sagt Linda. „Da zu investieren, lohnt sich immer.“
^ Abs. 3 Namen wurden geändert.
ZUM NACHDENKEN
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Mein Mann/meine Frau denkt und handelt in manchen Punkten anders: Wie hat das unsere Ehe bereichert?
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Warum ist es gut, auf die Wünsche des anderen einzugehen, solange sich alles im biblischen Rahmen bewegt?