„Für jedes gute Werk vollständig ausgerüstet“
Veröffentlichung der revidierten Neuen-Welt-Übersetzung der Bibel
Am 2. Februar 2019 fand in Selters (Taunus) eine besondere Veranstaltung statt. Gerrit Lösch, ein Mitglied der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, stellte die revidierte Neue-Welt-Übersetzung in Deutsch vor. Das Programm verfolgten insgesamt 171 540 Personen in Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich und der Schweiz.
Die Erstausgabe der vollständigen Neuen-Welt-Übersetzung in Deutsch erschien 1971. * Bisher wurden mehr als 5 600 000 Exemplare gedruckt und weltweit nutzen über 160 000 deutschsprachige Zeugen Jehovas die Neue-Welt-Übersetzung. Warum wurde diese Übersetzung revidiert? Wer steht dahinter? Wieso kann man sicher sein, dass die überarbeitete Ausgabe zuverlässig ist? Was bietet sie dem Leser außer dem eigentlichen Text der Bibel noch, damit er „völlig geeignet und für jedes gute Werk vollständig ausgerüstet ist“? (2. Timotheus 3:16, 17).
Warum eine Revision?
Da sich Sprachen im Lauf der Zeit verändern, müssen Bibelübersetzungen überarbeitet werden. Nur so bleibt der Text verständlich. Eine Bibel, deren Sprache veraltet ist, würde nur wenigen Menschen nützen.
Jehova Gott hat die Bücher der Bibel ursprünglich in Sprachen schreiben lassen, die allgemein gebraucht wurden und verständlich waren. Diesem Vorbild folgend wurde im Oktober 2013 der Öffentlichkeit eine überarbeitete Ausgabe der englischen Neuen-Welt-Übersetzung vorgestellt. Wie es im Vorwort heißt, war das Ziel dabei, „eine Übersetzung bereitzustellen, die sich nicht nur treu an den Urtext hält, sondern auch klar verständlich und leicht zu lesen ist“.
Die bisherige deutsche Übersetzung stützte sich auf die englische Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift – mit Studienverweisen von 1984. In die revidierte deutsche Ausgabe sind die vielen Textänderungen der englischen Revision von 2013 eingeflossen und sie wurde sprachlich angepasst, sodass sie leichter zu lesen ist.
Seit Erscheinen der ursprünglichen englischen Ausgabe wurden beträchtliche Fortschritte im Verständnis der biblischen Ursprachen – Hebräisch, Aramäisch und Griechisch – gemacht. Inzwischen wurden weitere Bibelhandschriften entdeckt, mit deren Hilfe sich die richtige Lesart von Bibeltexten ermitteln lässt.
An manchen Stellen wurde der Wortlaut dem angepasst, was in Wissenschaftskreisen allgemein als die authentischste Wiedergabe des Urtextes gilt. Zum Beispiel lautet Matthäus 7:13 gemäß einigen Manuskripten: „Geht durch das enge Tor, denn weit ist das Tor und breit ist der Weg in die Vernichtung.“ In früheren Ausgaben der Neuen-Welt-Übersetzung war der Teil „ist das Tor“ nicht im Text enthalten. Ein eingehenderes Studium der Manuskripte führte jedoch zu dem Schluss, dass dieser Teil im Urtext stand. Deshalb wurde er in die Revision aufgenommen. Es gab noch eine Reihe ähnlicher, kleinerer Anpassungen, von denen aber keine die eigentliche Botschaft der Bibel verändert.
Forschungen haben außerdem ergeben, dass der Name Gottes, Jehova, an sechs weiteren Stellen im Text der Bibel stehen sollte, und zwar in Richter 19:18 und 1. Samuel 2:25; 6:3; 10:26; 23:14, 16. Somit kommt der Name Gottes in der Neuen-Welt-Übersetzung nun 7 216 Mal vor, davon 237 Mal in den Christlichen Griechischen Schriften.
Einige Neuerungen in der deutschen Revision
In der deutschen Revision wurde eine ganze Reihe von Änderungen in Stil und Wortwahl vorgenommen. Wörter und Wendungen, die nicht mehr allgemein verständlich oder in Gebrauch sind, wurden generell durch klarere Begriffe und Formulierungen der Gegenwartssprache ersetzt.
Die Wörter „Zucht“ und „züchtigen“ zum Beispiel verbindet man normalerweise mit Strenge und körperlicher Bestrafung. Die entsprechenden Wörter in den Ursprachen haben jedoch ein breiteres Bedeutungsspektrum. Deshalb wurde meistens der Begriff „Erziehung“ verwendet oder je nach Kontext auch „bestrafen“, „Anleitung“, „zurechtweisen“ (5. Mose 22:18; Psalm 50:17; Sprüche 3:11; Jeremia 32:33).
Das Wort „wandeln“ in der Bedeutung „in einer bestimmten Weise leben, seinen Lebenswandel führen“ wird heute im allgemeinen Sprachgebrauch nicht mehr verwendet. Daher wurde es durch Formulierungen wie zum Beispiel „seinen Weg gehen“, „folgen“ oder „leben“ ersetzt (1. Mose 6:9; Jeremia 44:10; Römer 13:13).
„Same“ kann sich in Althebräisch und Altgriechisch auf menschliche Nachkommen beziehen. Da diese Verwendung im Deutschen nicht mehr üblich ist, wurde „Same“ an den entsprechenden Stellen mit „Nachkomme(n)“ oder „Nachkommenschaft“ wiedergegeben (3. Mose 21:17; Matthäus 22:24).
Der Begriff „Haus“ hat in der Bibel ein breiteres Bedeutungsspektrum als im Deutschen. Er wurde zur besseren Verständlichkeit an vielen Stellen dem Kontext entsprechend wiedergegeben, zum Beispiel mit „Tempel“, „Volk“ oder „Palast“ (Richter 9:4; 1. Samuel 7:2; 2. Samuel 7:1).
Manche hebräischen oder griechischen Redewendungen waren in früheren Ausgaben der Neuen-Welt-Übersetzung nur mit zusätzlichen Erklärungen verständlich. Für sie wurden nach Möglichkeit konkretere, klarere Wiedergaben gewählt. Der ursprüngliche Wortlaut ist in den Fußnoten zu finden.
Um die Verständlichkeit und die Lesbarkeit zu verbessern, gab es außerdem Anpassungen auf Satzebene. Lange, komplizierte Sätze wurden vereinfacht. Pronomen wurden möglichst durch ihre Bezugswörter ersetzt, wenn Bezüge schwer zu erfassen oder missverständlich waren.
Wer ist der Herausgeber?
Herausgeber der Neuen-Welt-Übersetzung ist die Watch Tower Bible and Tract Society, die Rechtskörperschaft, deren sich Jehovas Zeugen bedienen. Jehovas Zeugen verbreiten seit über hundert Jahren Bibeln auf der ganzen Welt. Die ursprüngliche englische Ausgabe der Neuen-Welt-Übersetzung wurde zwischen 1950 und 1960 herausgegeben. Den Mitgliedern des Übersetzungskomitees lag es fern, nach persönlichem Ansehen zu streben. Sie äußerten den Wunsch, auch nach ihrem Tod anonym zu bleiben (1. Korinther 10:31).
2008 ernannte die leitende Körperschaft von Jehovas Zeugen eine andere Gruppe von Brüdern zu Mitgliedern des Übersetzungskomitees. Sie begannen sofort mit der Überarbeitung des englischen Textes. Dabei berücksichtigten sie, wie sehr sich die englische Sprache in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt hatte. Außerdem wurden über 70 000 Antworten auf Fragen von Übersetzern miteinbezogen, die an der Neuen-Welt-Übersetzung in mehr als 120 Sprachen arbeiteten.
Wie ging man bei der deutschen Revision vor?
Zunächst wurde ein Übersetzungsteam aus Gott hingegebenen Christen zusammengestellt. Erfahrungsgemäß werden Übersetzungen besser und ausgewogener, wenn Übersetzer nicht allein, sondern in Teams arbeiten (Sprüche 11:14). Die Teammitglieder hatten bereits Erfahrung im Übersetzen der Publikationen von Jehovas Zeugen. Außerdem bekamen sie eine intensive Schulung in den Grundprinzipien der Bibelübersetzung und im Gebrauch spezieller Computerprogramme.
Die Übersetzungsmethode bestand aus einer Kombination von Studium biblischer Wörter und Einsatz von Computertechnik. Die Abteilung Übersetzungshilfe in der Weltzentrale in New York begleitete das Projekt. Die leitende Körperschaft von Jehovas Zeugen beaufsichtigt die Arbeiten an der Übersetzung der Bibel durch das Schreibkomitee. Wie läuft so ein Projekt ab?
Das Übersetzerteam bekommt den Auftrag, einen Text anzufertigen, der 1. genau und zugleich allgemein verständlich ist, 2. Wörter möglichst einheitlich wiedergibt und 3. so wörtlich ist, wie es die Sprache erlaubt. Wie erreicht man das? Das Übersetzerteam verschafft sich einen Überblick über die deutschen Wiedergaben in der bisherigen Neuen-Welt-Übersetzung. Das Computerprogramm „Watchtower Translation System“ listet verwandte und synonyme biblische Wörter auf. Außerdem sind die ursprünglichen griechischen beziehungsweise hebräischen Ausdrücke aufgeführt, sodass sich die Übersetzer ein Bild davon machen können, wie diese Wörter an anderen Stellen übersetzt wurden. Das alles ist eine große Hilfe, um zu entscheiden, ob ein Ausdruck revidiert werden muss. Gleichzeitig bemüht sich das Team bei der Vers-für-Vers-Bearbeitung um eine natürliche, leicht verständliche Sprache.
Beim Übersetzen der Bibel geht es also nicht einfach darum, ein Wort aus der Ursprache jedes Mal gleich wiederzugeben. Man muss gut überlegen, welche Wörter der Zielsprache die Gedanken der Ausgangssprache im jeweiligen Kontext am besten vermitteln. Dank der Arbeit, die in dieses Projekt geflossen ist, entstand eine deutsche Übersetzung, die den Text der Bibel nicht nur getreu, sondern auch klar und leicht verständlich wiedergibt.
Wir laden jeden ein, sich persönlich einen Eindruck von der Neuen-Welt-Übersetzung der Bibel zu verschaffen. Man kann sie online oder in der JW Library®-App lesen oder eine gedruckte Ausgabe über eine Versammlung von Jehovas Zeugen erhalten. Wer diese Übersetzung liest, kann darauf vertrauen, eine genaue Wiedergabe von Gottes Wort in Deutsch in Händen zu halten.
Merkmale der revidierten Neuen-Welt-Übersetzung
Einstieg in die Bibel: Hier werden mit Bibelversen 20 grundlegende Fragen beantwortet
Übersicht: Gibt zu Beginn jedes Bibelbuchs einen kurzen Inhaltsüberblick. So kann man eine gesuchte Passage schnell finden. Diese Inhaltsangabe ersetzt die früheren Kolumnentitel
Querverweise: Es sind nur noch Querverweise angegeben, die besonders nützlich für das Predigen sind
Fußnoten: Liefern alternative Wiedergaben, wörtliche Übersetzungen und Hintergrundinformationen
Konkordanz: Enthält nur noch Wörter und Verse, die für das Predigen und Lehren besonders wertvoll sind
Worterklärungen zur Bibel: Hier findet man kurze Definitionen von Hunderten biblischen Begriffen
Anhang A: Erläutert verschiedene Aspekte der Revision, wie zum Beispiel stilistische Anpassungen, Änderungen von bestimmten Begriffen und die Wiedergabe des Namens Gottes
Anhang B: Besteht aus 15 Teilen mit farbigen Landkarten und Grafiken
^ Abs. 4 Die deutsche Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften wurde 1963 herausgegeben.