27. SEPTEMBER 2021
RUMÄNIEN
Vor 75 Jahren: Erster Landeskongress in Rumänien
Am 28. September 2021 jährt sich zum 75. Mal der erste Landeskongress von Jehovas Zeugen in Rumänien, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg organisiert wurde. In dieser Zeit erduldeten unsere Brüder heftige Verfolgung. Gegner versuchten, die Veranstaltung zu verhindern, doch der Kongress wurde ein voller Erfolg.
Am 28. und 29. September 1946 fand der Kongress in der Römischen Arena in Bukarest statt. Einige Delegierte wurden mit einem Sonderzug zum Austragungsort gebracht. Um die Anreise zu behindern, zwang die einflussreiche orthodoxe Geistlichkeit den Zug zu mehreren ungeplanten Zwischenhalten, sodass sich die Ankunft verzögerte.
Am Freitag vor dem Kongress trafen sich Brüder, die schon am Veranstaltungsort waren, um 9 Uhr morgens am Bahnhof und erwarteten den für 10 Uhr angekündigten Zug. Unbeeindruckt von der Verspätung warteten sie geduldig, bis der Zug um 18 Uhr endlich in den Bahnhof einfuhr.
Im Krieg waren Tausende Häuser zerstört worden und daher standen nur wenige Unterkünfte zur Verfügung. Ein paar Brüder kauften Stroh und verteilten es auf dem Rasen eines Bruders, der in der Nähe der Kongressstätte wohnte. Das Wetter war gut und so konnten mehrere Familien draußen unter dem Sternenhimmel schlafen.
Am Samstag verfolgten etwa 3 400 Personen das Vormittagsprogramm. Die Brüder erfuhren, dass Der Wachtturm in Rumänisch und Ungarisch wieder zweimal monatlich erscheinen würde. Noch am selben Tag wurden rund tausend Exemplare der ersten Ausgabe unter den Anwesenden verteilt. Die Zeitschrift enthielt damals eine Zeit lang zusätzliche Studienartikel, sodass die Brüder den Stoff, den sie während des Kriegs versäumt hatten, nachholen konnten.
Beim öffentlichen Vortrag am Sonntag zählte man etwa 15 000 Anwesende. Unter den Besuchern waren rumänische Behördenvertreter, Polizisten und orthodoxe Priester in ihren religiösen Gewändern. Wie die Brüder erfuhren, hatten die Geistlichen in der Nähe der Kongressstätte Benzinfässer deponieren lassen, um während des Programms eine Explosion herbeizuführen. In Zusammenarbeit mit den Behörden konnte dieser Plan jedoch vereitelt werden.
Während des Programms versuchte ein Priester auf die Bühne zu gelangen, aber die Brüder hinderten ihn daran. Ein Bruder sagte zu ihm: „Es ist nicht nötig, dass hier ein orthodoxer Priester spricht, aber Sie können sich gern setzen und zuhören.“ Der Priester unternahm keinen weiteren Versuch, das Programm zu stören. Später lobte Rumäniens Generalstaatsanwalt die Brüder für die gute Organisation der Veranstaltung.
Bruder Vasile Sabadâş, der heute 96 ist und den Kongress damals besucht hat, berichtet, dass sich die Brüder durch die Verfolgung nicht einschüchtern ließen. „Ich kann mich nicht erinnern, dass da auch nur eine Spur von Angst gewesen wäre“, erzählt er. „Angst war kein Problem. Die Brüder waren Verfolgung gewohnt. Sie hatten kein bisschen Angst.“
Wie Vasile weiter erklärt, stärkte der Kongress die Einheit von Jehovas Zeugen in Rumänien. Viele hatten während des Kriegs die Bibel studiert und sich taufen lassen. Einige, die neu in der Wahrheit waren, vertraten kontroverse Ansichten über den Krieg. Doch nach dem Kongress war die Stimmung anders. Vasile sagt: „Die Brüder gingen in Einheit nach Hause, sie waren freudig und glücklich.“ Er fügt hinzu: „Ich wünschte mir damals, der Kongress würde weitergehen. Es war wirklich schwer, sich von den Brüdern zu verabschieden.“
Heute können unsere Brüder und Schwestern in Rumänien Jehova ohne Einschränkungen dienen. Im Jahr 2020 gab es 39 000 aktive Zeugen Jehovas im Land und 2021 besuchten über 100 000 Personen die Feier zum Gedenken an Jesu Tod – ein neuer Landesrekord.
Die Entschlossenheit unserer Brüder in Rumänien, sich trotz aller Hindernisse zu versammeln, ist wirklich lobenswert. Wir danken Jehova, dass er seine Diener während dieses historischen theokratischen Kongresses beschützt und gesegnet hat (Hebräer 10:24, 25).