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21. OKTOBER 2016
DEUTSCHLAND

Jehovas Zeugen bei Gedenkveranstaltung in Brandenburg im Mittelpunkt

Jehovas Zeugen bei Gedenkveranstaltung in Brandenburg im Mittelpunkt

SELTERS (Deutschland): Jehovas Zeugen standen im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung zum 71. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des Zuchthauses Brandenburg-Görden. Die Feierlichkeiten fanden am 24. April 2016 statt.

Die Finanzstaatssekretärin von Brandenburg, Daniela Trochowski, hält eine Rede auf der Gedenkveranstaltung

Die Veranstaltung wurde auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt Brandenburg an der Havel (Bild oben), etwa 90 Kilometer westlich von Berlin, abgehalten und wurde von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten ausgerichtet. Mehr als 200 Gäste waren zugegen. Die Finanzstaatssekretärin von Brandenburg, Daniela Trochowski, erklärte in ihrer Rede: „Die Zeugen Jehovas wurden hier mit dem Tode bestraft, ... weil sie aus religiösen Gründen den Hitlergruß verweigerten, weil sie die Teilnahme an staatlichen Veranstaltungen und Organisationen ablehnten und weil sie den Wehrdienst verweigerten.“

Sigurd Speidel war einer der Zeugen Jehovas, die von den Nationalsozialisten im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet wurden

Während der NS-Diktatur äußerte sich der damalige Reichskanzler Adolf Hitler wie folgt über Jehovas Zeugen: „Diese Brut wird aus Deutschland ausgerottet werden!“ Ungefähr 2 000 Häftlinge wurden zwischen 1940 und 1945 in dem damaligen Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. 127 von ihnen waren Zeugen Jehovas — keine andere Häftlingsgruppe hatte mehr Todesopfer zu beklagen.

Im Rahmen der Gedenkveranstaltung am 24. April wurde Werner Speidel von Jochen Feßenbecker, einem Sprecher von Jehovas Zeugen in Deutschland, interviewt. Herr Speidel erzählte, wie sein älterer Bruder Sigurd aufgrund seiner Überzeugung als Zeuge Jehovas im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet wurde. Am 27. Januar 1943, weniger als drei Monate nach seiner Verurteilung durch das Reichskriegsgericht, wurde der 19-jährige Sigurd enthauptet. Während des Interviews las Herr Feßenbecker den Abschiedsbrief von Sigurd vor, den dieser nur wenige Stunden vor seiner Exekution geschrieben hatte. Herr Speidel beschrieb die Reaktion seiner Familie auf Sigurds letzte Worte wie folgt: „Dieser Augenblick, als wir diesen Brief bekamen, traf uns nicht so schwer, als dass wir ... uns ziemlich erschreckt fühlten, sondern wir wussten — und sind auch stolz gewesen —, dass Sigurd seinen Glauben bewahrt hat und den Tod auf sich nahm.“

Sigurd Speidels Abschiedsbrief an seine Familie. Die hervorgehobene Textstelle lautet: „Ich habe alles auf mich genommen u. stand überall wie eine Mauer.“

Medienkontakt:

International: David A. Semonian, Office of Public Information, Telefon +1 718 560 5000

Deutschland: Wolfram Slupina, Telefon +49 6483 41 3110