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1. JULI 2020
RUSSLAND

Russischer Staatsanwalt stoppt Bruder Christensens vorzeitige Haftentlassung

Russischer Staatsanwalt stoppt Bruder Christensens vorzeitige Haftentlassung

Am 26. Juni 2020 verlegte die Gefängnisleitung in Lgow unseren Glaubensbruder Dennis Christensen in eine Strafzelle eines speziellen Blocks (EPKT), der für gefährliche Straftäter vorgesehen ist. Vor dem Hintergrund, dass sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hat, scheint es sich hierbei um ein gezieltes Vorgehen zu handeln, mit der Absicht, Bruder Christensen zu brechen. Die Staatsanwaltschaft könnte auch mit neu erfundenen Anklagen Rechtsmittel gegen seine vorzeitige Haftentlassung einlegen. Dabei hatte die Staatsanwaltschaft seiner Entlassung erst wenige Tage zuvor zugestimmt.

Bruder Christensen hat bereits mehr als die Hälfte seiner sechsjährigen Freiheitsstrafe verbüßt. Seit über einem Jahr kommt er für eine vorzeitige Haftentlassung oder eine Entlassung auf Bewährung infrage. Nach drei Anträgen, die alle ignoriert wurden, kam sein vierter Antrag schließlich vor Gericht. Am 23. Juni 2020 entschied das Bezirksgericht Lgow, die noch verbleibende Freiheitsstrafe in eine Geldstrafe umzuwandeln. Herr Artem Kofanow, ein Staatsanwalt, der bei der Gerichtsverhandlung anwesend war, stimmte der Strafminderung zu.

Zwei Tage später behauptete ein anderer Staatsanwalt, Herr Alexei Schatunow, die Gerichtsentscheidung sei unrechtmäßig, und verlangte eine erneute Verhandlung vor demselben Gericht, aber mit einem anderen Richter. Herr Schatunow begründete seinen Antrag mit negativen Berichten der Gefängnisverwaltung in Lgow, die behauptete, Bruder Christensen habe keine „gute Führung in Bezug auf Arbeits- und Sozialverhalten in der Strafanstalt“ bewiesen.

Während der Gerichtsverhandlung am 23. Juni hatten Vertreter der Strafanstalt versucht, ähnlich zu argumentieren, aber der Richter stufte diese Argumente als rechtsunwirksam ein. Anhand ärztlicher Atteste belegte die Verteidigung, dass Bruder Christensens Gesundheitszustand keine körperliche Arbeit im Gefängnis zuließ. Ein Vertreter der Strafanstalt gab in seiner Zeugenaussage zu, dass man Bruder Christensen keine Arbeit anbieten konnte, die mit seinen gesundheitlichen Einschränkungen vereinbar wäre.

Während die Staatsanwaltschaft begann, gegen Bruder Christensens vorzeitige Haftentlassung vorzugehen, reichte die Gefängnisleitung zwei Berichte gegen ihn ein. Im ersten wird behauptet, Dennis Christensen sei zur falschen Zeit im Speisesaal gewesen, und im zweiten heißt es, er habe sich im Gefängnisgebäude in einem T-Shirt ohne Jacke aufgehalten. Aus diesen Gründen wurde er für zehn Tage in die Strafzelle verlegt. Solche Maßnahmen sind nach russischem Recht nur dann erlaubt, wenn ein Gefangener zum wiederholten Mal massiv gegen die Gefängnisregeln verstößt und auch dann nur nach einer ärztlichen Untersuchung des Gefangenen. Da diese Kriterien in Bruder Christensens Fall nicht erfüllt waren, gab es für seine Verlegung in die Strafzelle (EPKT) keine rechtliche Grundlage.

Bruder Christensen und ein anderer Gefangener müssen sich eine Zelle teilen, die etwa drei Meter mal zwei Meter groß ist. Der Raum hat keine angemessene Belüftung und ist von Schimmel befallen, was Bruder Christensens Gesundheit weiter gefährdet. Nur wenige Monate zuvor hatte er eine Lungenentzündung und außerdem wurde bei ihm eine ernst zu nehmende Rückenmarkschädigung diagnostiziert. Bruder Christensens Anwalt deckte auf, dass „die Verwaltung des Straflagers davon Kenntnis hat und ihn dennoch in eine Umgebung verlegte, in der er auf einem harten Bett schlafen muss, was unerträgliche Schmerzen verursacht“.

Bruder Christensen erzählte seinem Anwalt, dass zum Zeitpunkt seines angeblichen Fehlverhaltens andere Gefangene bei ihm waren, aber nur er in eine Strafzelle verlegt wurde. Sein Anwalt erklärte: „Daraus schließen wir, dass alles Teil eines durchdachten Plans war, der verhindern sollte, dass Dennis auf Anordnung des Gerichts aus der Haft entlassen wird.“

Die russischen Behörden denken sich zwar immer wieder neue, noch grausamere Methoden aus, um unsere Brüder in Russland anzugreifen, aber wir bleiben zuversichtlich, dass Jehova unseren Brüdern eine sichere Zuflucht sein wird. Beten wir weiterhin darum, dass Jehova Bruder Christensen und seiner Frau Irina alles gibt, was sie benötigen, um ihm in dieser besonders schwierigen Zeit treu zu bleiben (Psalm 94:13, 21, 22).