13. JANUAR 2023
RUSSLAND
Russland verhängt weiter wirtschaftliche Sanktionen gegen Hunderte Zeugen Jehovas
Der staatliche Finanzüberwachungsdienst der Russischen Föderation (Rosfinmonitoring) ist eine Behörde zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität. Darunter fällt auch die Finanzierung extremistischer Organisationen. Die Behörde führt eine öffentliche Liste von Personen, die wegen extremistischer oder terroristischer Aktivitäten unter Verdacht stehen. Auf diese Liste können auch Personen gesetzt werden, deren Schuld nicht gerichtlich festgestellt wurde.
Im Jahr 2017 wurde die Tätigkeit von Jehovas Zeugen durch eine Entscheidung des Obersten Gerichts der Russischen Föderation faktisch verboten. Seitdem kamen die Namen von 525 unserer Brüder und Schwestern auf diese Liste, unter anderem auch die von über 100 älteren Zeugen Jehovas. a
Alle Personen auf der Liste unterliegen massiven wirtschaftlichen Einschränkungen. Zum Beispiel werden ihre Bankkonten gesperrt und sie dürfen im Monat nur etwa 10 000 Rubel (ca. 135 Euro) pro Familienmitglied für laufende Ausgaben bei ihrer Bank abheben. Außerdem müssen sie mit zahlreichen belastenden Einschränkungen zurechtkommen, die alltägliche Aktivitäten sehr erschweren oder sogar unmöglich machen. So haben sie große Schwierigkeiten, Immobilien oder Autos zu kaufen oder zu verkaufen, Versicherungen abzuschließen, bei Arbeitslosigkeit Unterstützung zu erhalten, eine Erbschaft anzutreten oder einen Kredit aufzunehmen. Besonders betroffen sind Rentner oder Personen mit einer Behinderung, da sie Probleme haben, ihre medizinische Behandlung zu bezahlen und öffentliche Verkehrsmittel nur eingeschränkt nutzen dürfen.
Bruder Anton Tschernych aus Ussurisk wurde im Dezember 2019 zu der Liste hinzugefügt. Er erzählt: „Um mein Gehalt abzuheben, muss ich jeden Monat nachweisen, dass das Geld nicht aus illegalen Quellen stammt. Dazu ist es nötig, der Bank eine Menge Dokumente vorzulegen. Sie werden eingescannt und nach Moskau geschickt. Die Überprüfung der Dokumente dauert zwei Wochen. Dann erhalte ich einen Termin, zu dem ich wiederkommen soll. An diesem Tag zahlt ein Bankangestellter mir mein Gehalt von meinem Konto aus. Anschließend wird das Konto sofort wieder eingefroren. Wenn neue Bankangestellte erfahren, dass ich auf der Liste der Terroristen stehe, haben sie Angst vor mir.“
Trotz dieser Herausforderungen haben unsere Brüder und Schwestern weiterhin eine positive Einstellung. Zweieinhalb Jahre bevor Bruder Juri Belosludzew eine sechsjährige Bewährungsstrafe erhielt, war sein Name auf die Liste gesetzt worden. Er berichtete: „Meine Konten wurden gesperrt, aber die Brüder und Schwestern haben meiner Frau und mir unter die Arme gegriffen. Für ihre Unterstützung sind wir Jehova sehr dankbar.“
Wir wissen, dass Jehova die ungerechte Behandlung unserer Brüder und Schwestern in Russland nicht entgeht. Voller Vertrauen bitten wir Jehova darum, während dieser anhaltenden Prüfungen weiterhin für sie zu sorgen (Matthäus 6:33).
a Mit Stand Dezember 2022 wurden 35 Brüder und Schwestern wieder von der Rosfinmonitoring-Liste entfernt, nachdem sie ihre Strafe verbüßt oder eine Geldstrafe bezahlt haben.