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10. JULI 2015
UKRAINE

Ostukraine: Wegen ihres Glaubens verfolgt

Ostukraine: Wegen ihres Glaubens verfolgt

Motiviert durch religiösen Hass haben militante Gruppen in der Ostukraine seit August 2014 insgesamt 26 Zeugen Jehovas entführt und misshandelt. In der Ostukraine leben viele Zeugen Jehovas; sie sind für ihr Predigen und ihre politische Neutralität bekannt. Da in der Ostukraine zurzeit weder Recht noch Ordnung herrscht, haben einige Mitglieder militanter Gruppen die instabile Lage ausgenutzt, um gezielt Zeugen Jehovas brutal zu behandeln. a

Gewaltübergriffe

  • Am 21. Mai 2015 nahmen Polizeibeamte in Stachanow zwei Zeugen Jehovas wegen ihrer Religionsausübung fest, beide über 60 Jahre alt. Ihnen wurde vorgeworfen, den „Frieden zu stören“, und sie wurden zu 15 Tagen Haft verurteilt. Als sie in Polizeigewahrsam waren, wurden sie der Spionage beschuldigt und wiederholt über die Organisation von Jehovas Zeugen ausgefragt. Gemeindemitglieder baten den Staatsanwalt eindringlich, die Männer freizulassen, aber er lehnte das ab. Familienangehörige und andere Zeugen Jehovas durften die Gefangenen zuerst gar nicht besuchen; später erlaubte man ihnen, drei Mal pro Woche Nahrungsmittel, Kleidung und Medikamente vorbeizubringen. Einer der beiden wurde am 2. Juni 2015 freigelassen, der zweite am Tag darauf; beide wurden aufgefordert, die Region zu verlassen.

  • Am 17. Mai 2015 nahmen bewaffnete Männer vier Zeugen Jehovas in der Region Nowoasowsk fest, verbanden ihnen die Augen und brachten sie mit vorgehaltener Waffe zum Militärstützpunkt vor Ort. Zwei Stunden lang schlugen sie auf die Zeugen Jehovas ein und täuschten ihnen vor, sie hinzurichten. Den Jüngsten wollten sie für ihre Armee verpflichten, und von allen vier forderten sie, den orthodoxen Glauben als einzig wahre Religion anzuerkennen. Die vier mussten eine Nacht auf engstem Raum in einem provisorischen Gefängnis verbringen und wurden danach freigelassen.

  • Verletzungen, die die entführten Männer in der Region Nowoasowsk erlitten

  • Am 22. Januar 2015 entführten drei bewaffnete Männer einen Zeugen Jehovas an seinem Arbeitsplatz in Donezk. Seine Familienangehörigen wussten weder wohin er entführt wurde noch aus welchem Motiv. Während dieser Zeit erklärte er wiederholt seine politisch neutrale Position. Nach neun Tagen wurde er freigelassen.

  • Am 9. August 2014 entführte ein bewaffnetes Mitglied einer militanten Gruppe zwei Zeugen Jehovas in Stachanow (Lugansk). Sie wurden sechs Tage lang festgehalten und wiederholt geschlagen. Die Entführer täuschten ihnen vor, sie zu verstümmeln und sie hinzurichten. Außerdem verweigerte man ihnen ausreichend Nahrung, Wasser, Kleidung und medizinische Versorgung. Die Entführer wollten sie zwingen, ihrem Glauben abzuschwören, das orthodoxe Glaubensbekenntnis aufzusagen und religiöse Symbole zu verehren; die Handlungen waren also klar religiös motiviert. Doch trotz dieser grausamen Behandlung gaben die entführten Zeugen Jehovas nicht nach.

Zeugen Jehovas leben nach ihrer religiösen Überzeugung und weigern sich, für irgendeine der beiden Seiten im Ukraine-Konflikt zu kämpfen, Stellung zu beziehen oder zu spenden. Bewaffnete Gruppen haben Zeugen Jehovas angegriffen, weil sie sich neutral verhalten und nicht dem orthodoxen Glauben angehören. Mit den Übergriffen will man sie brutal zwingen, ihren Glauben aufzugeben.

Durchhalten trotz Verfolgung

Da die Vorherrschaft in der Region immer noch umkämpft ist, gibt es auch noch keine rechtlichen Mittel, auf die Jehovas Zeugen zurückgreifen können. Deswegen haben sie diese und ähnliche Fälle der internationalen Gemeinschaft gemeldet, darunter auch dem UN-Sonderberichterstatter über Folter.

Jehovas Zeugen müssen in der Ostukraine zwar viele Schwierigkeiten durchmachen, aber sie sind entschlossen, politisch neutral zu bleiben und ihren Glauben weiter umsichtig auszuüben. Sie hoffen, dass auch in der Ostukraine das grundlegende Menschenrecht auf Religionsfreiheit beachtet wird.

a Bewaffnete Männer griffen Juri an (Bild oben), weil er ein Zeuge Jehovas ist. Einmal hielten sie ihn auf der Straße an, als er gerade vom Gottesdienst kam, und zweimal griffen sie ihn in seinem Zuhause an. Sie forderten ihn auf, seinem Glauben abzuschwören und seine Aktivitäten als Zeuge Jehovas einzustellen.