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8. SEPTEMBER 2014
VEREINIGTE STAATEN

Lillian Gobitas Klose, zentrale Figur in einem historischen Gerichtsentscheid von 1940, verstirbt im Alter von 90 Jahren

Lillian Gobitas Klose, zentrale Figur in einem historischen Gerichtsentscheid von 1940, verstirbt im Alter von 90 Jahren

NEW YORK (Vereinigte Staaten): Am 22. August 2014 verstarb Lillian Gobitas Klose im Alter von 90 Jahren in ihrem Zuhause in Fayetteville (Georgia). Ihre Entscheidung, den Fahnengruß zu verweigern, machte sie zur zentralen Figur in einem wegweisenden Prozess am Obersten Bundesgericht der Vereinigten Staaten.

William Henry Gobitas, Walter Gobitas und Lillian Gobitas (v. l. n. r.), nachdem die Kinder der Schule verwiesen wurden, weil sie 1935 den Fahnengruß verweigert hatten

Diesen Brief schrieb Lillian Gobitas 1935 an die Schulaufsichtsbehörde von Minersville und erklärte darin ihre religiöse Überzeugung

Wie kam es dazu? Lillian Gobitas und ihr jüngerer Bruder William, beide Zeugen Jehovas, hörten am 6. Oktober 1935 eine landesweit ausgestrahlte Radiosendung, die sich um die biblischen Grundsätze zum Thema Bilderverehrung drehte. Daraufhin entschieden sich beide dafür, den Fahnengruß zu verweigern. Ein paar Wochen später wurden sie wegen dieser Haltung von der Schule verwiesen. Um die Rechte seiner Kinder zu schützen, klagte ihr Vater Walter gegen diese Entscheidung und hatte in den ersten Instanzen Erfolg. Die Schulaufsichtsbehörde legte gegen die Urteile Rechtsmittel ein und brachte den Fall vor das Oberste Bundesgericht. Der folgende Prozess Schulbezirk Minersville gegen Gobitis (der Nachname wurde im Gerichtsprotokoll falsch geschrieben) wurde am 3. Juni 1940 zu Ungunsten der Familie Gobitas entschieden. Drei Jahre später, am 14. Juni 1943, dem Tag der Nationalflagge, hob das Oberste Bundesgericht die Entscheidung von 1940 auf: Durch das Urteil im Fall Staatliche Schulbehörde von West Virginia gegen Barnette konnten Kinder von Zeugen Jehovas wieder zurück an öffentliche Schulen. Es war das erste Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten, dass das Oberste Bundesgericht seine Haltung in so kurzer Zeit revidierte.

Lillian Gobitas wurde am 2. November 1923 in Minersville (Pennsylvania) geboren; sie war die Tochter von Walter und Ruth Gobitas. Am 14. März 1935 ließ sie sich als Zeugin Jehovas taufen. Mit 20 wurde sie Vollzeit-Bibellehrerin (von Jehovas Zeugen Pionier genannt) und arbeitete später, von Februar 1946 bis April 1953, in der Weltzentrale von Jehovas Zeugen in Brooklyn (New York).

Lillian Gobitas Klose und ihr Mann Erwin 1954 als Missionare in Wien

1951 besuchte sie Kongresse von Jehovas Zeugen in Europa und traf im Zweigbüro in Deutschland Erwin Klose. Als er später die Missionarschule Gilead in South Lansing (New York) besuchte, begegneten sie sich wieder und lernten sich besser kennen. Nach seinem Abschluss 1952 wurde Erwin Klose als Missionar nach Wien geschickt. Lillian Gobitas besuchte ebenfalls die Missionarschule und schloss sie im Februar 1954 ab.

Am 24. März 1954 gaben sich die beiden in Wien das Jawort und blieben als Missionare in Österreich. Gegen Ende des Jahres kehrten sie in die Vereinigten Staaten zurück, weil sich Erwins Gesundheitszustand stark verschlechtert hatte. Er litt immer noch unter den Folgen der brutalen Behandlung, die er als Zeuge Jehovas in einem Konzentrationslager ertragen musste. Später bekamen sie zwei Kinder, Stephen Paul und Judith Deborah. Sie zogen 1967 nach Riverdale (Georgia) und setzten sich dort als Familie noch mehr für das biblische Bildungswerk ein.

Lillian Gobitas Klose hinterlässt ihre Tochter Judith Klose, ihre zwei Schwestern Jeanne Fry und Grace Reinisch sowie ihren Bruder Paul Gobitas. Zuvor waren bereits ihr Mann, ihre Eltern, ihr Bruder William Gobitas, ihre Schwester Joy Yubeta und ihr Sohn Stephen Paul Klose verstorben.

Medienkontakt:

International: J. R. Brown, Office of Public Information, Telefon +1 718 560 5000