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Am 1. April 2021 fand in Moskau eine Pressekonferenz anlässlich des 70. Jahrestags der Deportation von Zeugen Jehovas nach Sibirien statt

30. APRIL 2021
NACHRICHTEN AUS ALLER WELT

ZUSAMMENFASSUNG | Konferenzserie in Moldawien, Russland und der Ukraine zum 70. Jahrestag der Deportation von Zeugen Jehovas nach Sibirien

ZUSAMMENFASSUNG | Konferenzserie in Moldawien, Russland und der Ukraine zum 70. Jahrestag der Deportation von Zeugen Jehovas nach Sibirien

Eine Serie virtueller Konferenzen in Moldawien, Russland und der Ukraine, an der etliche Wissenschaftler und Pressevertreter teilnahmen, erinnerte an den 70. Jahrestag der Operation „Nord“, bei der im Jahr 1951 unter dem Sowjetregime 9 793 Zeugen Jehovas in Zügen nach Sibirien deportiert wurden.

Bei verschiedenen Gelegenheiten wurde auf die Website 1951deport.org aufmerksam gemacht, die von Jehovas Zeugen veröffentlicht wurde und eine Fülle geschichtlicher Informationen und Forschungsergebnisse zur Operation „Nord“ enthält. Sie ist auf Englisch, Russisch und Ukrainisch verfügbar.

1. April | Wissenschaftliche Konferenz in Moldawien

Dr. Lidia Padureac von der Staatlichen Alecu-Russo-Universität Bălţi sagte: „Die Deportation, die im Jahr 1951 in der UdSSR stattfand, war als öffentliche Bestrafung gedacht, um die Ausbreitung jeglicher nicht kommunistischer Ideologien zu verhindern.“

Bruder Victor Dornicenco (oben links) als Sprecher bei einer virtuellen Konferenz, die am 1. April 2021 von drei wissenschaftlichen Instituten in Moldawien veranstaltet wurde

Dazu stellte Dr. Nicolae Fustei, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte, jedoch fest: „Die Operation ‚Nord‘ führte nicht zum Ziel. ... Die Organisation der Zeugen Jehovas wurde nicht zerstört und ihre Mitglieder hörten nicht auf zu missionieren, sondern taten dies stattdessen noch mutiger.“

Dr. Virgiliu Birladeanu, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte und Vorsitzender der Konferenz, äußerte sich zu der bemerkenswerten Charakterstärke der deportierten Zeugen Jehovas, die er im Rahmen seiner Nachforschungen interviewt hatte: „Ich war beeindruckt, welche positive Einstellung sie ausstrahlten; sie waren überhaupt nicht verbittert wegen all dem, was das Sowjetregime ihnen angetan hatte.“

Bruder Victor Dornicenco vom Zweigbüro in Moldawien stellte fest, dass sich die Geschichte der Unterdrückung in der Sowjetunion heute in Russland wiederholt: „Leider hat man daraus nichts gelernt. Im Sommer 2017 wurde die Religionsgemeinschaft von Jehovas Zeugen in Russland, zu der etwa 175 000 Personen gehören, ohne jegliche Rechtsgrundlage verboten. Vorurteile und Fehlinformationen über ihre Glaubensausübung führten zum Verlust von Grundrechten, wie Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit.“

1. April | Pressekonferenz in Moskau

Wie bereits berichtet wurde, sprachen fünf Wissenschaftler und Menschenrechtsexperten zusammen mit Bruder Jaroslaw Siwulski, einem Vertreter der European Association of Jehovah’s Witnesses, mit Pressevertretern über die Operation „Nord“ und die derzeitige Verfolgung in Russland. Die gesamte Konferenz wurde online auf Englisch und Russisch live übertragen.

6. April | Wissenschaftliche Gesprächsrunde der Internationalen Memorial-Gesellschaft in Moskau

Dieses Ereignis wurde nur in russischer Sprache live im Internet übertragen, wie bereits berichtet wurde.

8. April | Wissenschaftliche Konferenz in Kiew

Bruder Iwan Riger vom Zweigbüro in der Ukraine und vierzehn Wissenschaftler aus sechs Ländern hielten Kurzvorträge. Den Konferenzteilnehmern wurden Videoausschnitte umfangreicher Interviews gezeigt, die einige Wissenschaftler im Rahmen ihrer Nachforschungen mit Überlebenden der Deportation geführt hatten.

Dr. Tomasz Bugaj, Historiker und Forscher am Institut für Kulturwissenschaften der Schlesischen Universität in Polen, stellte fest: „Trotz der schlimmen Lebens- und Arbeitsbedingungen hielten die Zeugen Jehovas an ihren moralischen und ethischen Werten sowie an ihrer Überzeugung fest. Sie dachten nicht im Geringsten daran, für bessere Bedingungen oder mehr Essen Zugeständnisse zu machen.“ Dr. Bugaj bezeichnete die Zeugen Jehovas als „Phänomen“, weil sie unter dem kommunistischen Regime ihren Glauben bewahrten und weiterhin praktizierten.

Professor Ljudmila Filipowitsch, Vizepräsidentin der Ukrainischen Vereinigung von Religionswissenschaftlern, machte darauf aufmerksam, dass Jehovas Zeugen in der Ukraine derzeit biblische Literatur in 36 Sprachen zur Verfügung stellen. Sie hob zudem hervor, inwiefern auch Außenstehende von ihrer Missionstätigkeit profitieren: „Jehovas Zeugen tragen zur Lösung zahlreicher sozialer Probleme in der Ukraine bei.“ Als Beispiel führte sie an, dass die Zeugen Menschen mit einer Hör- oder Sehbehinderung die Bibel näherbringen und ihnen helfen, sich als wertvolle Mitglieder der Gesellschaft zu fühlen.

Die Konferenz wurde auf Englisch, Russisch und Ukrainisch live im Internet übertragen.

9. April | Pressekonferenz in Kiew

Professor Filipowitsch sagte gegenüber den Pressevertretern: „Jehovas Zeugen haben gezeigt, wie gut sie sich veränderten Umständen anpassen können. Sie haben diese ungünstigen Bedingungen sogar zu ihrem Vorteil genutzt, um ihre religiöse Überzeugung zu verbreiten. ... Dass sie an ihren Prinzipien festhielten, trug Jehovas Zeugen unter dem Sowjetregime den Respekt ihrer Mitmenschen ein.“

Professor Igor Koslowski, Präsident eines Zentrums für religions­wissenschaftliche Forschung in der Ukraine, sagte: „Um zu verstehen, wer wir sind, müssen wir uns an unsere Geschichte erinnern. ... Die Deportation der Zeugen Jehovas sollte nicht nur beiläufig erwähnt werden. Sie gehört grundlegend zur Geschichte der Ukraine.“ Er fügte hinzu: „Fachleute für religiöse Angelegenheiten müssen dafür sorgen, dass Hassreden und unwahre Geschichten über Jehovas Zeugen oder andere Religionsgemeinschaften aufhören.“

Die Pressekonferenz wurde auf Englisch und Ukrainisch live im Internet übertragen.