10. APRIL 2023
DEUTSCHLAND

Tausende besuchen Gedenkveranstaltung für Opfer der Amoktat in Hamburg

Tausende besuchen Gedenkveranstaltung für Opfer der Amoktat in Hamburg

Die Amoktat in einem Hamburger Königreichssaal am 9. März 2023 hat bei Zeugen Jehovas und anderen weltweit eine tiefe Betroffenheit ausgelöst. Bruder Mark Sanderson, ein Mitglied der Leitenden Körperschaft von Jehovas Zeugen, Bruder Gajus Glockentin, ein Helfer des Verlagskomitees, sowie Mitglieder des Zweigkomitees Zentraleuropa reisten nach Hamburg, um unsere Brüder und Schwestern zu trösten und ihnen beizustehen. Am 25. März fand dort in einer Sporthalle eine Gedenk­veranstaltung für die Opfer statt. Die Zuhörer waren von dem Programm tief berührt. Es war für sie ein Beweis für die Macht der Bibel, Trauernde zu trösten und ihnen neue Kraft zu schenken. Viele empfanden ähnlich, wie ein Bruder, der den Angriff überlebt hat: „Es war so, als ob Jehova uns heute in den Arm genommen hätte.“

Vor Ort nahmen über 3300 Personen an der Gedenk­veranstaltung teil und per Livestream waren über 90 000 Geräte verbunden.

Neben unseren Brüdern und Schwestern nahmen auch Vertreter der Regierung, der Behörden und der Einsatzkräfte teil. Darunter waren der Erste Bürgermeister und die Zweite Bürgermeisterin der Stadt Hamburg, die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, der Generalkonsul der USA in Hamburg, der Senator der Behörde für Inneres und Sport, der Chef der Senatskanzlei, der Hamburger Polizeipräsident und der Polizeivizepräsident.

Die Zuhörer und die Musiker des Streichorchesters singen gemeinsam „Gottes wunderbare Werke“

Zu Beginn der Gedenk­veranstaltung spielte ein Streichorchester, bestehend aus Brüdern und Schwestern, ein Königreichslied. Bruder Joachim Szewczyk, ein Mitglied des Zweigkomitees Zentraleuropa, hatte den Vorsitz. Er kündigte Bruder Dirk Ciupek an, ebenfalls ein Mitglied des Zweigkomitees, der die Gedenkansprache hielt. Danach übergab Bruder Ciupek das Wort an Bruder Sanderson, der kurz einige biblische Gedanken behandelte. Anschließend kam Bruder Ciupek wieder auf die Bühne zurück und setzte die Gedenkansprache fort. Der religiöse Teil der Veranstaltung endete mit einem zu Herzen gehenden Gebet von Bruder Glockentin und einem weiteren Königreichslied.

Bruder Sanderson erläuterte in seinem Vortrag, dass sinnlose Tragödien keinesfalls von Gott verursacht werden. Vielmehr werden sie im Bibelbuch Prediger als „unerwartete Ereignisse“ bezeichnet (Prediger 9:11). Bruder Sanderson sagte: „Suchen wir nicht nach dem Sinn sinnloser Tragödien … Unsere Hoffnung, unser Glaube, unsere Liebe überdauern die Katastrophe und sind stärker als Hass und Gewalt.“ Auch bedankte er sich bei den Einsatzkräften der Polizei und der Rettungsdienste sowie bei den medizinischen Fachkräften, die den Betroffenen geholfen haben.

Bruder Dirk Ciupek

Während seiner zu Herzen gehenden Gedenkansprache sagte Bruder Ciupek: „Der Anschlag vom 9. März, das war nicht nur ein Angriff auf einige wenige Menschen, das war ein Angriff auf uns alle. Wir sind heute hierhergekommen, um eine Antwort zu geben auf Hass und auf Gewalt. Es soll eine Antwort werden aus Liebe und Mitgefühl und Empathie, eine Antwort auch aus Hoffnung und Glauben. ‚Lasst euch nicht vom Bösen besiegen‘, sagt die Heilige Schrift, ‚sondern besiegt das Böse mit dem Guten‘. Das ist unser aller Entschluss. Dafür sind wir heute hierhergekommen“ (Römer 12:21).

Die Zuhörer waren tief berührt, als Bruder Ciupek den Namen jedes einzelnen Opfers nannte: „Wir sind aber auch gekommen, um uns zu verabschieden, um zu gedenken und Abschied zu nehmen von Stephan, von Sebastian, von James und Marie, von Stephanie, von Dan und von unserer kleinen Romy [das ungeborene Kind, das bei dem Attentat getötet wurde].“ Er wandte sich direkt an die Freunde und Familien­angehörigen der Opfer mit den Worten: „Wir wollen euch, ihr lieben Angehörigen, heute auch zur Seite stehen.“

In seinen bewegenden Schlussworten ging er auf besondere Eigenschaften der Verstorbenen ein, die den Hinterbliebenen fehlen werden. Bruder Ciupek nahm auf Offenbarung 21:4, 5 Bezug, als er sagte: „Ja, wir vermissen unsere Toten. Wir trauern um unsere Toten. Sie werden Teil von uns bleiben. Der Tag wird kommen, da unser Gott die Trauer, die wir jetzt empfinden, dauerhaft heilen wird, da er sie beenden wird. ... Der Tod wird nicht mehr sein. Das ist die große Vision des Christentums. Das ist unsere Vision. Der Tod ist besiegbar. Der Tod muss nicht das letzte Wort sprechen. Das letzte Wort spricht Gott. … Das letzte Wort im Leben von Stephan, Sebastian, James und Marie, Stephanie, Dan und auch von unserer kleinen Romy ist noch nicht gesprochen.“

Erster Bürgermeister der Stadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher

Nach dem religiösen Teil der Veranstaltung kamen einige Regierungs­vertreter zu Wort. Der Erste Bürgermeister der Stadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher, und die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Carola Veit, drückten in ihren Ansprachen den Hinterbliebenen ihr Mitgefühl aus. Dr. Tschentscher erklärte, dass die Opfer und Hinterbliebenen „ihre Trauer und Verletzungen mit großer Tapferkeit“ bewältigen. Grund dafür sei ihr „tiefer, christlicher Glaube.“ Außerdem las er eine Grußbotschaft des Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeier, vor.

Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Carola Veit

Viele Medienvertreter waren anwesend und haben über die Gedenkfeier berichtet. Ein Mitglied eines Fernsehteams bemerkte: „Es ist sehr beeindruckend, wie freundlich alle Menschen hier sind.“ Er ergänzte: „Wir sind auf vielen Veranstaltungen zu Gast. Aber die Atmosphäre hier, die Art und den Inhalt der Rede haben wir so noch nicht erlebt.“

Ein Ehepaar, das die Amoktat miterlebte, erzählte: „Das hat uns wirklich sehr, sehr gutgetan, über unsere Hoffnung nachzudenken, aber auch den Prozess der Trauer zu gehen und so viele Brüder um uns herum zu haben.“

Ein Bruder aus einer anderen Versammlung, die auch den Königreichssaal benutzt, in dem die Amoktat verübt wurde, äußerte sich so: „Es war jetzt viel Zeit der Trauer und man ist einfach erschöpft von diesem Trauergefühl hierhergekommen. Es war eine unglaublich würdevolle Veranstaltung … Es war eine unheimliche Empathie herauszuhören aus allen Worten, von den Brüdern, auch von den Vertretern der Öffentlichkeit.“

Die Gedenk­veranstaltung hat uns deutlich Jehovas Liebe und Fürsorge gezeigt. Wir sind überzeugt, dass „der Vater tiefen Mitgefühls und der Gott allen Trostes“ weiterhin allen beistehen wird, die von der Amoktat in Hamburg betroffen sind (2. Korinther 1:3).

 

Blick auf die Bühne mit dem Vorsitzenden, Bruder Joachim Szewczyk, ein Mitglied des Zweigkomitees Zentraleuropa. Im Hintergrund ein Streichorchester von Jehovas Zeugen

Bruder Mark Sanderson, ein Mitglied der Leitenden Körperschaft von Jehovas Zeugen, hält einen tröstenden Vortrag, der ins Deutsche übersetzt wurde

Regierungs­vertreter sitzen in der ersten Reihe des Publikums

Nach dem Programm stehen sich Brüder und Schwestern gegenseitig bei

Kondolenzbriefe und Karten in der Eingangshalle der Veranstaltungsstätte

Im Eingangsbereich interviewt ein Fernsehteam einen Ältesten aus Hamburg, der einige der Opfer persönlich kannte