STUDIENARTIKEL 30
Das Herz nicht religiöser Menschen ansprechen
„Ich bin für Menschen aller Art alles geworden, damit ich auf jede nur mögliche Weise einige rette“ (1. KOR. 9:22)
LIED 82 „Lasst euer Licht leuchten“
VORSCHAU *
1. Was hat sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert?
ÜBER Jahrtausende hatten die meisten Menschen auf der Welt irgendeine religiöse Überzeugung. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten jedoch drastisch geändert. Heute bezeichnen sich immer mehr Menschen als nicht religiös. In manchen Ländern trifft das sogar auf die Mehrheit der Bevölkerung zu (Mat. 24:12). *
2. Warum sind heute so viele Menschen nicht religiös?
2 Warum bezeichnen sich immer mehr Menschen als nicht religiös? * Viele sind durch Vergnügungen oder Sorgen abgelenkt (Luk. 8:14). Manche sind zu Atheisten geworden. Andere glauben an Gott, doch Religion ist für sie etwas Altmodisches, Bedeutungsloses, das mit Wissenschaft und Logik nicht zu vereinbaren ist. Sie hören zwar immer wieder von Freunden, Lehrern oder in den Medien, dass sich das Leben entwickelt hat, aber logische Gründe für den Glauben an Gott bekommen sie selten. Wieder andere sind von der Geld- und Machtgier Geistlicher angewidert. Und mancherorts schränkt der Staat religiöse Aktivitäten ein.
3. Was ist das Ziel dieses Artikels?
3 Jesus hat uns den Auftrag gegeben: „Macht Menschen aus allen Völkern zu meinen Jüngern“ (Mat. 28:19). Wie können wir nicht religiösen Menschen helfen, Gott lieben zu lernen und Jünger von Christus zu werden? Wir müssen verstehen, dass die Reaktion der Menschen auf unsere Botschaft oft mit ihrer Herkunft zu tun hat. Zum Beispiel reagieren Europäer womöglich anders als Asiaten. In Europa wissen viele etwas über die Bibel und sind mit der Vorstellung von einem Schöpfer vertraut. In Asien dagegen kennen die meisten die Bibel eher nicht und glauben vielleicht auch nicht an einen Schöpfer. Dieser Artikel soll uns helfen, das Herz aller anzusprechen, die wir im Dienst antreffen, ganz gleich, woher sie kommen.
POSITIV BLEIBEN
4. Warum können wir positiv sein?
4 Positiv sein. Jedes Jahr werden Menschen, die vorher nicht religiös waren, Zeugen Jehovas. Viele hatten bereits hohe moralische Prinzipien und religiöse Heuchelei widerte sie an. Andere hatten niedrige Moralmaßstäbe und schlechte Gewohnheiten, die sie ablegen mussten. Wir können sicher sein: Mit Jehovas Hilfe werden wir die finden, „die zum ewigen Leben richtig eingestellt“ sind (Apg. 13:48; 1. Tim. 2:3, 4).
5. Warum reagieren Menschen oft gut auf unsere Botschaft?
5 Freundlich und taktvoll sein. Oft sind Menschen, die gut auf unsere Botschaft reagieren, weniger von dem angetan, was wir sagen, als vielmehr davon, wie wir es sagen. Es tut ihnen gut, wenn wir freundlich und taktvoll sind und uns aufrichtig für sie interessieren. Wir zwingen sie nicht, uns zuzuhören, sondern versuchen, die Gründe für ihre Einstellung zur Religion zu verstehen. Manche sprechen einfach nicht gern mit Fremden über Religion. Andere finden, dass es sich nicht gehört, zu fragen, wie jemand über Gott denkt. Wieder anderen ist es unangenehm, wenn sie dabei gesehen werden, wie sie in der Bibel lesen – und das auch noch mit Zeugen Jehovas. Wir versuchen in jedem Fall Rücksicht zu nehmen (2. Tim. 2:24, Fn.).
6. Wie zeigte sich, dass Paulus anpassungsfähig war, und wie können wir das auch sein?
6 Was, wenn sich jemand bei den Wörtern „Bibel“, „Schöpfung“, „Gott“ oder „Religion“ unwohl zu fühlen scheint? Machen wir es dann wie Paulus und passen wir uns an. Als Paulus mit Juden sprach, stützte er sich auf die heiligen Schriften. Im Gespräch mit griechischen Philosophen in Athen dagegen bezog er sich nicht direkt auf die Bibel (Apg. 17:2, 3, 22-31). Was können wir uns von Paulus abschauen? Sprichst du mit jemandem, der die Bibel ablehnt, beziehst du dich vielleicht besser nicht direkt darauf. Falls es jemandem offensichtlich peinlich ist, wenn andere sehen, dass du ihm etwas aus der Bibel zeigst, könntest du das vielleicht etwas unauffälliger tun, zum Beispiel auf einem elektronischen Gerät.
7. Was ist vielleicht nötig, damit wir so sein können, wie Paulus in 1. Korinther 9:20-23 beschrieben wird?
7 Verständnis zeigen und zuhören. Versuchen wir zu verstehen, wodurch die Menschen, denen wir predigen, geprägt wurden (Spr. 20:5). Auch da ist uns Paulus ein gutes Beispiel. Er wuchs in einem jüdischen Umfeld auf. Das heißt, er musste sich umstellen, als er Nichtjuden predigte, die ja nur wenig oder gar nichts über Jehova und die heiligen Schriften wussten. Vielleicht müssen wir etwas nachforschen oder erfahrene Verkündiger in der Versammlung fragen, um zu verstehen, wie die Menschen in unserem Gebiet denken und fühlen. (Lies 1. Korinther 9:20-23.)
8. Wie könnte man ein Gespräch über die Bibel beginnen?
8 Unser Ziel ist es, Menschen zu finden, die der Botschaft würdig sind (Mat. 10:11). Um das zu erreichen, müssen wir die Leute nach ihrer Meinung fragen und dann gut zuhören. Ein Bruder in England fragt die Menschen, was ihrer Meinung nach eine glückliche Ehe ausmacht, wie man Kinder richtig erzieht oder wie man mit Ungerechtigkeit fertigwird. Nachdem er sich die Antwort angehört hat, sagt er: „Wie finden Sie denn diesen 2 000 Jahre alten Ratschlag?“ Dann zeigt er ihm, ohne das Wort „Bibel“ zu erwähnen, ausgewählte Texte auf seinem Handy.
DAS HERZ ANSPRECHEN
9. Wie können wir Menschen helfen, die nicht so gern über Gott sprechen?
9 Wie können wir das Herz von Menschen ansprechen, die nicht so gern über Gott reden? Erwähnen wir doch etwas, was sie ohnehin schon interessiert. Viele sind beispielsweise von der Natur fasziniert. Wir könnten es also mit folgendem Ansatz versuchen: „Bei vielen Erfindungen haben sich Wissenschaftler ja einiges von der Natur abgeschaut. Beim Herstellen von Mikrofonen zum Beispiel hat man sich am Ohr orientiert und bei Kameras am Auge. Womit verbinden Sie die Natur? Mit einer gewaltigen Kraft, einer Person oder etwas anderem?“ Nachdem wir gut zugehört haben, könnten wir sagen: „Wenn sich Wissenschaftler an Ohren und Augen orientieren, fragt man sich, von wem sie da eigentlich abschauen. Ich fand interessant, was ein Dichter aus alter Zeit einmal schrieb: ‚Der das Ohr machte, kann er nicht hören? Der das Auge bildete, kann er nicht sehen? . . . Er ist es, der Menschen Erkenntnis vermittelt!‘ Zu diesem Schluss sind auch einige Wissenschaftler gekommen“ (Ps. 94:9, 10). Dann könnten wir auf jw.org® unter „Interviews und Lebensberichte“ ein Video aus der Reihe „Ansichten über den Ursprung des Lebens“ zeigen (unter: PUBLIKATIONEN > VIDEOS). Wir könnten auch eine der Broschüren Das Leben: Reiner Zufall? oder Der Ursprung des Lebens: Fünf Fragen kritisch beleuchtet anbieten.
10. Wie könnte man mit jemandem ein Gespräch anfangen, der nicht gern über Gott redet?
10 Die meisten Menschen wünschen sich eine bessere Zukunft. Viele befürchten jedoch, dass die Erde zerstört wird oder irgendwann unbewohnbar ist. Wie ein reisender Aufseher in Norwegen beobachtet hat, sind Menschen, die nicht gern über Gott reden, oft bereit, darüber zu sprechen, was in der Welt passiert. Nach einem Gruß sagt er: „Wer kann uns Ihrer Meinung nach eine bessere Zukunft garantieren: Politiker, Wissenschaftler oder jemand anders?“ Nachdem er sich die Antwort angehört hat, liest oder zitiert er einen Bibeltext, der eine schöne Zukunft verspricht. Manche macht es neugierig, wenn sie aus der Bibel erfahren, dass die Erde ewig bestehen wird und gute Menschen für immer darauf leben werden (Ps. 37:29; Pred. 1:4).
11. Warum sollten wir mehrere Ansätze parat haben, und was können wir aus Römer 1:14-16 für uns ableiten?
11 Am besten ist es, wenn wir mehrere Ansätze parat haben. Schließlich ist jeder Mensch anders. Was den einen interessiert, stößt den anderen ab. Manche sind ohne Weiteres bereit, über Gott oder die Bibel zu sprechen, bei anderen schneidet man diese Themen besser nicht direkt an. Es sollte jedoch immer unser Ziel sein, Menschen aller Art anzusprechen. (Lies Römer 1:14-16.) Natürlich behalten wir im Sinn, dass nur Jehova die Wahrheit im Herzen aufrichtiger Menschen wachsen lassen kann (1. Kor. 3:6, 7).
MIT ASIATEN ÜBER DIE WAHRHEIT SPRECHEN
12. Wie können wir bei Asiaten vorgehen, die nie ernsthaft über die Existenz eines Schöpfers nachgedacht haben?
12 Verkündiger auf der ganzen Welt treffen oft Menschen aus Asien an, unter anderem aus Gebieten, wo religiöse Aktivitäten staatlich eingeschränkt sind. In etlichen Ländern Asiens haben viele nie ernsthaft über die Existenz eines Schöpfers nachgedacht. Manche sind neugierig und nehmen es gern an, wenn man ihnen direkt ein Bibelstudium anbietet. Andere dagegen lassen sich nur zögerlich auf neues Gedankengut ein. Wie können wir da vorgehen? Manche erfahrene Verkündiger hatten mit folgendem Ansatz Erfolg: Sie fangen ein zwangloses Gespräch an, zeigen persönliches Interesse und erzählen dann gegebenenfalls, wie sich ihr Leben verbessert hat, als sie sich an einen bestimmten biblischen Grundsatz gehalten haben.
13. Wovon fühlen sich viele angesprochen? (Siehe Titelbild.)
13 Viele fühlen sich anfangs eher von den Lebensweisheiten der Bibel angesprochen (Pred. 7:12). Eine Schwester in New York, die Mandarin sprechende Menschen besucht, sagt: „Ich zeige Interesse für die Leute und höre ihnen zu. Wenn ich erfahre, dass sie erst seit Kurzem im Land sind, frag ich sie: ‚Haben Sie sich schon eingelebt? Haben Sie Arbeit gefunden? Behandelt man Sie hier gut?‘ “ Das ist manchmal ein Sprungbrett für einen Gedanken aus der Bibel. Wenn es passt, stellt sie noch die Frage: „Was denken Sie? Wie kommt man am besten mit Leuten aus? Darf ich Ihnen einen weisen Spruch aus der Bibel zeigen? Hier steht: ‚Einen Streit anzufangen ist wie eine Schleuse zu öffnen. Bevor der Streit ausbricht, zieh dich zurück.‘ Glauben Sie, dass dieser Rat uns hilft, mit anderen auszukommen?“ (Spr. 17:14). Durch solche Gespräche können wir herausfinden, wer sich über weitere Besuche freuen würde.
14. Wie geht ein Bruder im Fernen Osten vor, wenn jemand sagt, er glaube nicht an Gott?
14 Was, wenn jemand sagt, er glaube nicht an Gott? Ein Bruder, der schon seit Langem im Fernen Osten predigt, erklärt: „Wenn jemand hier sagt, dass er nicht an Gott glaubt, bedeutet das meistens, dass er nicht an die traditionellen Götter glaubt. Ich sage gewöhnlich, dass ich ihn verstehen kann und dass die meisten Götter von Menschen geschaffen wurden und nichts Reales sind. Dann lese ich oft Jeremia 16:20 vor: ‚Kann sich ein Mensch Götter machen, wo sie doch keine wirklichen Götter sind?‘ Dann frage ich: Wie erkennt man den Unterschied zwischen einem echten und einem von Menschen gemachten Gott? Ich höre gut zu und lese dann Jesaja 41:23 vor: ‚Teilt uns mit, was in Zukunft geschehen wird, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid.‘ Anschließend führe ich ein Beispiel an, wie Jehova die Zukunft vorausgesagt hat.
15. Was können wir uns von einem Bruder in Ostasien abschauen?
15 Ein Bruder in Ostasien berichtet, wie er bei Rückbesuchen vorgeht: „Ich zeige den Leuten Beispiele von Weisheiten aus der Bibel, erfüllten Prophezeiungen und Gesetzmäßigkeiten in der Natur. Dann erkläre ich, warum das alles auf einen weisen, liebevollen Schöpfer schließen lässt. Ist jemand bereit, die Existenz Gottes in Betracht zu ziehen, lenk ich ihn langsam auf das hin, was die Bibel über Jehova sagt.“
16. Warum muss gemäß Hebräer 11:6 jemand, mit dem wir studieren, an Gott und die Bibel glauben, und wie können wir ihm dabei helfen?
16 Studieren wir mit nicht religiösen Menschen die Bibel, müssen wir ihnen Schritt für Schritt helfen, Glauben an die Existenz Gottes aufzubauen. (Lies Hebräer 11:6.) Wir müssen ihnen auch helfen, ihren Glauben an die Bibel zu stärken. Dazu ist es vielleicht nötig, dass wir manche Gedanken mehrmals erwähnen. Liefern wir ihnen bei jedem Studium Beweise, dass die Bibel Gottes Wort ist. Wir könnten kurz auf erfüllte Prophezeiungen der Bibel eingehen, auf ihre wissenschaftliche und historische Genauigkeit oder auf die praktischen Ratschläge fürs Leben.
17. Wie kann sich unsere Liebe zu den Menschen auswirken?
17 Wenn wir den Menschen Liebe zeigen, helfen wir ihnen, Jünger von Christus zu werden, ob sie religiös sind oder nicht (1. Kor. 13:1). Unser Ziel beim Lehren ist es, anderen zu zeigen, dass Gott uns liebt und möchte, dass wir auch ihn lieben. Jahr für Jahr lassen sich Tausende, die sich vorher kaum oder gar nicht für Religion interessiert haben, taufen, weil sie Gott lieben gelernt haben. Sei also positiv und zeig liebevoll Interesse an Menschen aller Art. Höre ihnen zu. Versuch, sie zu verstehen. Lebe ihnen vor, was es heißt, ein Jünger Christi zu sein.
LIED 76 Von Jehova zu sprechen tut uns gut
^ Abs. 5 Wir treffen heute immer häufiger Menschen, die nicht religiös sind. In diesem Artikel geht es darum, wie wir mit ihnen über die biblische Wahrheit sprechen können und wie man ihnen helfen kann, der Bibel zu vertrauen und an Jehova Gott zu glauben.
^ Abs. 1 Zu den Ländern gehören laut Studien unter anderem Albanien, Aserbaidschan, Australien, China, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Hongkong, Irland, Israel, Japan, Kanada, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz, Spanien, Südkorea, Tschechische Republik und Vietnam.
^ Abs. 2 KURZ ERKLÄRT: Der Ausdruck „nicht religiös“ bezieht sich in diesem Artikel auf Personen, die keiner religiösen Organisation angehören oder die nicht an Gott glauben.
^ Abs. 54 BILDBESCHREIBUNG: Ein Bruder spricht mit jemandem, der mit ihm in einem Krankenhaus arbeitet, über die Bibel. Der Mann sieht sich später jw.org an.
DER WACHTTURM (STUDIENAUSGABE)