1, 2. Warum könnten wir manchmal denken, Jehova würde unsere Gebete nicht erhören?

 „HAB größte Freude an Jehova und er wird dir deine Herzenswünsche erfüllen“ (Ps. 37:4). Was für ein großartiges Versprechen! Dürfen wir allerdings erwarten, dass Jehova uns immer gleich alles gibt, worum wir ihn bitten? Warum ist es gut, sich diese Frage zu stellen? Versetzen wir uns einmal in die drei folgenden Situationen: Eine unverheiratete Schwester sagt Jehova im Gebet, dass sie gern die Schule für Königreichs­verkündiger besuchen möchte. Die Jahre vergehen und nichts passiert. Ein junger Bruder bittet Jehova, ihn von einer kräftezehrenden Krankheit zu befreien, damit er sich mehr in der Versammlung einsetzen kann. Doch sein Zustand verbessert sich nicht. Ein Vater und eine Mutter beten darum, dass ihr Kind in der Wahrheit bleibt. Leider entscheidet es sich gegen Jehova.

² Vielleicht hast du Jehova auch schon mal um etwas Konkretes gebeten, es aber nicht bekommen. Schlussfolgerst du daraus, dass Jehova die Gebete anderer erhört, deins aber nicht? Oder denkst du, er würde dich wegen deiner Fehler nicht erhören? Janice b ging es so. Ihr Mann und sie wünschten sich sehnlichst, ins Bethel zu kommen, und machten das zum Gegenstand ihrer Gebete. Sie sagt: „Ich war überzeugt, dass die Einladung nicht lange auf sich warten lassen würde.“ Doch aus Monaten wurden Jahre und es tat sich nichts. Janice erzählt: „Ich konnte das überhaupt nicht einordnen. Ich war traurig und hab mich gefragt, womit ich Jehova wohl enttäuscht haben könnte. Wir haben doch so konkret gebetet. Warum hat er uns nicht erhört?“

3. Worum geht es im Artikel?

³ Manchmal fragen wir uns vielleicht, ob Jehova unseren Gebeten überhaupt Aufmerksamkeit schenkt. Auch einigen Männern aus alter Zeit ging es so (Hiob 30:20; Ps. 22:2; Hab. 1:2). Was kann dich davon überzeugen, dass deine Gebete nicht unbeantwortet bleiben? (Ps. 65:2). Das werden wir anhand der drei folgenden Fragen beleuchten: 1. Was können wir von Jehova erwarten? 2. Was erwartet Jehova von uns? 3. Wann wäre es angebracht, eine Bitte zu überdenken?

4. Was verspricht uns Jehova in Jeremia 29:12?

⁴ Jehova hat versprochen uns zuzuhören, wenn wir beten. (Lies Jeremia 29:12.) Weil er seine treuen Diener liebt, schenkt er ihnen immer Gehör (Ps. 10:17; 37:28). Das bedeutet jedoch nicht, dass er uns jede Bitte erfüllt. Manche Wünsche werden vielleicht erst in der neuen Welt wahr.

5. Was behält Jehova beim Erhören unserer Gebete im Blick? Erkläre es.

⁵ Jehova behält bei der Erhörung unserer Gebete sein Vorhaben im Blick (Jes. 55:8, 9). Dieses besteht unter anderem darin, die Erde mit Menschen zu bevölkern, die sich vereint und gern seiner Herrschaft unterstellen. Doch der Teufel behauptet, wir kämen ohne Gott besser zurecht (1. Mo. 3:1-5). Um zu beweisen, dass er lügt, hat Jehova den Menschen erlaubt, sich selbst zu regieren. Und wie wir wissen, sind menschliche Regierungen für viele unserer Probleme verantwortlich (Pred. 8:9). Jehova kann jedoch nicht einfach korrigierend eingreifen. Sonst könnte es so aussehen, als hätte der Mensch den Schlüssel zur Lösung aller Probleme selbst in der Hand.

6. Warum müssen wir davon überzeugt sein, dass Jehova immer gerecht und liebevoll handelt?

⁶ Jehova kann auf die gleiche Bitte unterschiedlich reagieren. Als König Hiskia zum Beispiel todkrank war, flehte er Jehova an wieder gesund zu werden. Hiskia wurde geheilt (2. Kö. 20:1-6). Auf der anderen Seite haben wir Paulus, der Jehova inständig darum bat, seinen „Dorn“ im Fleisch – möglicherweise ein körperliches Leiden – zu beseitigen. Diese Bitte wurde jedoch nicht erfüllt (2. Kor. 12:7-9). Oder denken wir an die beiden Apostel Jakobus und Petrus. Ihre Verhaftung durch König Herodes hätte für beide eigentlich den sicheren Tod bedeutet. Die Versammlung betete für Petrus und bestimmt auch für Jakobus. Doch nur Petrus blieb durch ein Wunder am Leben, während Jakobus hingerichtet wurde (Apg. 12:1-11). Man könnte sich fragen: Warum hat Jehova Petrus vor dem Tod bewahrt, Jakobus aber nicht? Das sagt die Bibel nicht. c Wir wissen jedoch, dass Jehova „nie ungerecht“ ist (5. Mo. 32:4). Und wir wissen auch, dass beide Apostel in Jehovas Augen wertvoll waren (Offb. 21:14). Manchmal erhört Jehova unsere Gebete anders, als wir es uns erhofft hätten. Weil wir aber davon überzeugt sind, dass alles, was Jehova tut, von Liebe und Gerechtigkeit zeugt, stellen wir seine Reaktion auf unsere Gebete nicht infrage (Hiob 33:13).

7. Was sollten wir vermeiden und warum?

⁷ Vergleichen wir unsere Situation nicht mit der von anderen. Vielleicht tragen wir Jehova eine ganz konkrete Bitte vor, die nicht erfüllt wird. Später erfahren wir, dass jemand anders eine ähnliche Bitte an Jehova gerichtet hat, doch diese wurde anscheinend erhört. Einer Schwester namens Anna ging es so. Sie betete darum, dass sich ihr Mann Matthew von seiner Krebserkrankung erholt. Zur selben Zeit erfuhr sie, dass zwei ältere Schwestern auch an Krebs erkrankt waren. Anna flehte jetzt nicht nur für ihren Mann, sondern auch für die beiden. Die Schwestern wurden tatsächlich wieder gesund, aber Matthew verstarb leider. Anfangs fragte sich Anna, ob Jehova die beiden wieder gesund gemacht hatte, und wenn ja, warum ihr Mann dann sterben musste. Wir wissen natürlich nicht, worauf die Genesung der Schwestern zurückzuführen ist. Was wir aber mit Bestimmtheit sagen können: Jehova hat eine dauerhafte Lösung für unsere Probleme, und er sehnt sich danach, seine verstorbenen Freunde aufzuerwecken (Hiob 14:15).

8. (a) Wie unterstützt uns Jehova gemäß Jesaja 43:2? (b) Wie kann uns das Gebet in schwierigen Zeiten helfen? (Siehe das Video Das Gebet hilft uns, den Mut nicht zu verlieren.)

⁸ Jehova ist immer an unserer Seite. Er ist ein liebevoller Vater und möchte nicht, dass wir leiden (Jes. 63:9). Trotzdem schirmt er uns nicht von allen Problemen ab. Manchmal haben wir das Gefühl, Prüfungen reißen uns wie ein Fluss mit sich oder drohen uns wie ein Feuer zu verbrennen. (Lies Jesaja 43:2.) Doch Jehova hat versprochen, in solchen Situationen bei uns zu sein. Er wird nicht zulassen, dass uns irgendetwas dauerhaft schadet. Und durch seinen mächtigen heiligen Geist hilft er uns auszuharren (Luk. 11:13; Phil. 4:13). Wir können also fest darauf vertrauen, dass er uns immer genau das gibt, was wir brauchen, um treu bleiben zu können. d

9. Warum ist es so wichtig, darauf zu vertrauen, dass Jehova uns beistehen wird? (Jakobus 1:6, 7).

⁹ Jehova möchte, dass wir ihm vertrauen (Heb. 11:6). Manchmal haben wir vielleicht das Gefühl, unsere Probleme seien unüberwindbar. Uns könnten sogar Zweifel kommen, ob Jehova uns hilft. Doch die Bibel sichert uns zu, dass wir „durch Gottes Kraft … eine Mauer erklimmen“ können (Ps. 18:29). Besiegen wir deshalb unsere Zweifel und beten wir voller Glauben zu Jehova – in dem Vertrauen, dass er unsere Gebete erhören wird. (Lies Jakobus 1:6, 7.)

10. Wie können wir in Übereinstimmung mit unseren Gebeten handeln? Erzähle ein Beispiel.

¹⁰ Jehova möchte, dass wir in Übereinstimmung mit unseren Gebeten handeln. Nehmen wir einmal an, ein Bruder versucht für einen regionalen Kongress freizubekommen und bittet Jehova um Hilfe. Wie kann Jehova dieses Gebet erhören? Vielleicht gibt er dem Bruder den Mut, mit seinem Chef zu sprechen. Aber der Bruder muss selbst aktiv werden und sein Anliegen vorbringen. Möglicherweise muss er seinen Chef sogar öfter fragen. Er könnte anbieten, seine Schicht mit einem Kollegen zu tauschen, oder auch um unbezahlten Urlaub bitten.

11. Warum sollten wir Jehova unsere Bitten immer wieder vortragen?

¹¹ Jehova möchte, dass wir ihm unsere Bitten immer wieder vortragen (1. Thes. 5:17). Wie Jesus andeutete, reicht es manchmal nicht aus, eine Sache nur einmal im Gebet zu erwähnen (Luk. 11:9). Gib also nicht auf, sondern bete immer wieder zu Jehova! (Luk. 18:1-7). So kannst du ihm zeigen, wie wichtig dir die Sache ist. Außerdem beweist du damit, dass du auf seine Unterstützung vertraust.

12. (a) Welche Frage könnten wir uns stellen und warum? (b) Wie zeigen wir in unseren Gebeten Respekt vor Jehova? (Siehe den Kasten „ Zeigen meine Gebete Respekt vor Jehova?“.)

¹² Wenn sich etwas, worum wir konkret gebetet haben, nicht erfüllt, könnten wir uns drei Fragen stellen. Erstens: Bete ich um das Richtige? Oft bitten wir um etwas Spezielles, weil wir denken, wir wüssten, was das Beste für uns ist. Aber es kann sein, dass sich das auf lange Sicht ganz anders auswirken würde, als wir es uns vorgestellt haben. Oder wir sprechen mit Jehova über ein Problem und haben eine bestimmte Lösung im Sinn. Dabei gibt es noch eine viel bessere. Vielleicht beten wir aber auch um etwas, das gar nicht in Übereinstimmung mit Jehovas Willen ist (1. Joh. 5:14). Denken wir noch einmal an die Eltern, die Jehova darum bitten, dass ihr Kind in der Wahrheit bleibt. Das klingt im ersten Moment nach einem berechtigten Anliegen. Doch Jehova zwingt seine Freundschaft niemandem auf. Er wünscht sich von uns allen – auch von unseren Kindern –, dass wir ihm aus freien Stücken dienen (5. Mo. 10:12, 13; 30:19, 20). Worum könnten Eltern Jehova also bitten? Dass er ihnen hilft, das Herz ihres Kindes zu erreichen, damit es von sich aus eine tiefe Liebe zu Jehova entwickelt (Spr. 22:6; Eph. 6:4).

13. Wann wird Jehova uns zu Hilfe kommen? (Hebräer 4:16). Erkläre es.

¹³ Zweitens: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für die Erhörung meines Gebets? Manchmal haben wir das Gefühl, wir bräuchten sofort eine Antwort. Doch nur Jehova weiß, wann der richtige Zeitpunkt ist, uns zu erhören. (Lies Hebräer 4:16.) Wenn sich eine Bitte nicht sofort erfüllt, heißt das nicht, Jehovas Antwort sei Nein. Vielleicht lautet sie einfach: Jetzt noch nicht. Denken wir an den Bruder, der darum betet, von seiner Krankheit geheilt zu werden. Würde er durch ein Wunder geheilt werden, könnte der Teufel behaupten, der Bruder würde Jehova nur deshalb treu bleiben (Hiob 1:9-11; 2:4). Außerdem hat Jehova eine Zeit festgelegt, in der er alle Krankheiten beseitigen wird (Jes. 33:24; Offb. 21:3, 4). Bis dahin können wir von ihm keine Wunder erwarten. Worum könnte der Bruder also bitten? Dass Jehova ihm inneren Frieden und Kraft zum Ausharren schenkt (Ps. 29:11).

14. Was lernen wir aus dem Beispiel von Janice?

¹⁴ Wie ist es mit Janice ausgegangen, die mit ihrem Mann unbedingt ins Bethel wollte? Es vergingen fünf Jahre, bis sie verstand, wie Jehova ihr Gebet erhört hatte. Sie berichtet: „Jehova hat mich in dieser ganzen Zeit geschult und mir geholfen, reifer zu werden. Ich musste noch mehr auf ihn vertrauen. Außerdem waren meine Studien­gewohnheiten nicht die besten. Und ich musste lernen, dass Freude nicht von unseren Umständen abhängt.“ Janice und ihr Mann kamen irgendwann in den Kreisdienst. Sie sagt heute: „Jehova hat meine Gebete erhört, aber anders als erwartet. Ich habe eine Weile gebraucht, bis mir klar wurde, wie liebevoll er auf mich eingegangen ist. Ich bin so dankbar, dass ich das erleben durfte.“

15. Warum mag es gut sein, sich in seinen Gebeten nicht zu sehr festzulegen? (Siehe auch die Bilder.)

¹⁵ Drittens: Lege ich mich zu sehr fest? Natürlich möchten wir in unseren Gebeten konkret sein. Doch manchmal finden wir schneller heraus, was sich Jehova für uns wünscht, wenn wir uns nicht zu sehr festlegen. Denken wir noch einmal an die unverheiratete Schwester, die darum betet, die Schule für Königreichs­verkündiger besuchen zu dürfen. Ihr Wunsch ist es, sich dort einzusetzen, wo größerer Bedarf besteht. Worum könnte sie also zusätzlich beten? Dass Jehova ihr hilft herauszufinden, welche Möglichkeiten es sonst noch gibt, mehr für ihn zu tun (Apg. 16:9, 10). Dann könnte sie in Übereinstimmung mit ihren Gebeten handeln und den Kreisaufseher fragen, ob eine Versammlung in der Nähe Hilfe braucht. Oder sie schreibt ans Zweigbüro, um zu erfahren, wo noch mehr Pioniere benötigt werden. e

16. Wovon können wir überzeugt sein?

¹⁶ Wie wir gesehen haben, erhört Jehova unsere Gebete immer auf eine Weise, die liebevoll und gerecht ist (Ps. 4:3; Jes. 30:18). Manchmal fällt eine Antwort anders aus, als wir erwartet hätten. Doch unsere Gebete laufen bei Jehova nicht ins Leere. Er liebt uns sehr und wird uns nie verlassen (Ps. 9:10). Deshalb: „Vertraue auf ihn zu allen Zeiten … Vor ihm schütte dein Herz aus“ (Ps. 62:8).