Trotz Veränderungen den inneren Frieden bewahren

Trotz Veränderungen den inneren Frieden bewahren

„Ich [habe] meine Seele beschwichtigt und beruhigt“ (PS. 131:2)

LIEDER: 128, 129

1, 2. (a) Welche Reaktionen könnten unerwartete Veränderungen im Leben auslösen? (Siehe Anfangsbild.) (b) Was kann uns nach Psalm 131 helfen, innerlich ruhig zu bleiben?

LLOYD und Alexandra waren über 25 Jahre im Bethel. Dann bekamen sie eine Zuteilung außerhalb. Anfangs waren sie darüber sehr traurig. Lloyd sagt: „Ich habe mich mit dem Bethel und meiner Aufgabe dort identifiziert. Im Kopf konnte ich die Gründe für die Veränderung nachvollziehen, aber ich hatte in den Wochen und Monaten danach oft das Gefühl, dass ich nicht mehr gebraucht werde. Es war ein totales Gefühlschaos. Manchmal ging es mir gut, dann war ich wieder völlig down.“

2 Wenn unser Leben eine unerwartete Wendung nimmt, kann das Angst und emotionalen Stress auslösen (Spr. 12:25). Vielleicht fällt es uns sogar schwer, mit solchen Veränderungen zu leben. Wie können wir innerlich ruhig bleiben? (Lies Psalm 131:1-3.) Wie konnten Diener Jehovas früher und heute trotz Veränderungen den inneren Frieden bewahren?

DEN „FRIEDEN GOTTES“ SPÜREN

3. Welche drastische Änderung erlebte Joseph?

3 Joseph war der Lieblingssohn seines Vaters. Seine Brüder waren auf ihn eifersüchtig und verkauften ihn im Alter von etwa 17 Jahren als Sklaven (1. Mo. 37:2-4, 23-28). Etwa 13 Jahre lang musste Joseph in Ägypten Sklaverei und Haft ertragen — weit weg von seinem geliebten Vater Jakob. Was half ihm, nicht zu verzweifeln oder verbittert zu werden?

4. (a) Worauf konzentrierte sich Joseph, als er im Gefängnis war? (b) Wie erhörte Jehova Josephs Gebete?

4 Während der schlimmen Zeit im Gefängnis hat sich Joseph bestimmt darauf konzentriert, wie Jehova ihn segnete (1. Mo. 39:21; Ps. 105:17-19). Vielleicht gaben ihm auch die prophetischen Träume, die er in jungen Jahren gehabt hatte, die Gewissheit, dass Jehova ihm beistand (1. Mo. 37:5-11). Wahrscheinlich schüttete er Jehova sein Herz oft im Gebet aus (Ps. 145:18). Jehova erhörte Josephs innige Gebete: Er stärkte Josephs Vertrauen darauf, dass er „mit ihm“ sein würde — was auch immer kommt (Apg. 7:9, 10). *

5. Wozu kann der „Frieden Gottes“ uns Kraft geben?

5 Gerade in schwierigen Lebenslagen können wir erleben, wie gut es tut, wenn der „Frieden Gottes“ unsere „Denkkraft“ behütet. (Lies Philipper 4:6, 7.) Wenden wir uns an Jehova, wenn uns alles über den Kopf wächst. Dann kann der „Frieden Gottes“ uns die Kraft geben, Gott weiter zu dienen und nie aufzugeben. Sehen wir uns dazu einmal Beispiele von Brüdern und Schwestern aus unserer Zeit an.

WENDE DICH AN JEHOVA — ER SCHENKT INNEREN FRIEDEN

6, 7. Was können konkrete Gebete bewirken? Erzähle ein Beispiel.

6 Als Ryan und Juliette erfuhren, dass sie keine Sonderpioniere mehr sein würden, nahm sie das ziemlich mit. „Wir haben sofort zu Jehova gebetet“, sagt Ryan. „Jetzt konnten wir zeigen, wie sehr wir auf ihn vertrauten. In unserer Versammlung waren viele noch nicht lange in der Wahrheit. Deshalb beteten wir darum, dass Jehova uns hilft, gute Glaubensvorbilder zu sein.“

7 Wie reagierte Jehova auf ihr Gebet? Ryan erinnert sich: „Nach dem Gebet waren die negativen Gefühle und Sorgen, die wir anfangs hatten, sofort verschwunden. Der Frieden Gottes hat unser Herz und unsere Denkkraft behütet. Uns wurde klar: Wenn wir die richtige Einstellung beibehalten, kann Jehova uns weiter gebrauchen.“

8-10. (a) Wie kann uns Gottes Geist helfen, mit Ängsten fertigzuwerden? (b) Wie hilft uns Jehova, wenn wir uns darauf konzentrieren, ihm zu dienen?

8 Gottes Geist kann uns innere Ruhe geben. Außerdem kann er uns auf Schlüsseltexte aufmerksam machen, die uns zeigen, was im Leben wirklich wichtig ist. (Lies Johannes 14:26, 27.) Philip und seine Frau Mary, die fast 25 Jahre im Bethel waren, haben das erlebt. Innerhalb von vier Monaten verloren beide ihre Mutter und einen weiteren Verwandten. Auch kümmerten sie sich um Marys demenzkranken Vater.

9 Philip erinnert sich: „Ich kam mit der Situation schon irgendwie zurecht, aber etwas fehlte. In einem Wachtturm-Studienartikel stieß ich auf Kolosser 1:11. Ich harrte zwar aus, aber nicht so richtig. Ich musste völlig ausharren und ‚mit Freuden langmütig . . . sein‘. Dieser Vers erinnerte mich daran: Freude hängt nicht von Umständen ab, sondern davon, wie Gottes Geist im Leben wirkt.“

10 Philip und Mary konzentrierten sich weiter auf den Dienst für Jehova und wurden von ihm sehr gesegnet. Schon bald nachdem sie das Bethel verlassen hatten, fanden sie Bibelschüler, die gute Fortschritte machten und mehrmals in der Woche studieren wollten. Mary sagt: „Sie machten uns große Freude! Und Jehova sagte uns durch sie, dass alles gut wird.“

GIB JEHOVA ETWAS, WAS ER SEGNEN KANN

Welches gute Beispiel gibt uns Joseph für schwere Zeiten? (Siehe Absatz 11-13)

11, 12. (a) Warum konnte Jehova Joseph segnen? (b) Wie wurde Joseph belohnt?

11 Wenn wir mit plötzlichen Veränderungen konfrontiert werden, kann es sein, dass uns Zukunftsängste regelrecht lähmen. Das hätte auch Joseph passieren können. Doch offensichtlich entschied er sich dafür, das Beste aus seiner Lage zu machen. Er gab Jehova etwas, was er segnen konnte. Joseph arbeitete im Gefängnis genauso hart wie vorher für Potiphar. Er tat alles, was ihm der Gefängnisleiter auftrug (1. Mo. 39:21-23).

12 Eines Tages bekam Joseph den Auftrag, sich um zwei Männer zu kümmern, die am Hof des Pharao wichtige Stellungen gehabt hatten. Weil Joseph so freundlich war, vertrauten ihm die beiden ihre Sorgen an. Sie erzählten ihm auch von den seltsamen Träumen, die sie in der Nacht gehabt hatten (1. Mo. 40:5-8). Dieses Gespräch sollte gute Folgen für Joseph haben — was er damals allerdings nicht wusste. Er musste zwar noch zwei Jahre im Gefängnis bleiben, wurde aber dann entlassen und bekam noch am selben Tag eine hohe Position — die zweithöchste nach dem Pharao (1. Mo. 41:1, 14-16, 39-41).

13. Wie können wir unabhängig von unseren Umständen Jehova etwas geben, was er segnen kann?

13 Auch wir kommen manchmal in Situationen, die wir kaum oder gar nicht beeinflussen können. Doch wenn wir geduldig bleiben und versuchen, das Beste daraus zu machen, geben wir Jehova etwas, was er segnen kann (Ps. 37:5). Manchmal sind wir „ratlos“, aber „wir verzweifeln nicht“, wie Paulus schrieb (2. Kor. 4:8; NW, 2013, Fn.). Das trifft auch auf uns zu — besonders wenn wir uns weiter auf den Dienst konzentrieren.

BLEIB DIENSTORIENTIERT

14-16. Wie verhielt sich Philippus trotz veränderter Umstände?

14 Der Evangeliumsverkündiger Philippus gab ein gutes Beispiel darin, sich trotz veränderter Umstände auf den Dienst zu konzentrieren. Einmal bekam er eine neue Dienstaufgabe in Jerusalem (Apg. 6:1-6). Doch nach dem Märtyrertod von Stephanus begann eine Welle der Verfolgung. * Die Nachfolger Christi flohen aus der Stadt. Philippus wollte sich aber weiter für Jehova einsetzen. Er ging zum Predigen nach Samaria, wo damals noch kaum jemand etwas von der guten Botschaft gehört hatte (Mat. 10:5; Apg. 8:1, 5).

15 Philippus war bereit, überallhin zu gehen, wohin Gottes Geist ihn führen würde. So konnte Jehova durch ihn neue Gebiete erschließen. Seine Unvoreingenommenheit muss den Menschen in Samaria gutgetan haben. Die Samariter wurden von den Juden sonst eher verachtet. Kein Wunder, dass ihm Scharen von Menschen aufmerksam zuhörten! (Apg. 8:6-8).

16 Gottes Geist führte Philippus dann nach Aschdod und Cäsarea, zwei Städte, in denen viele Nichtjuden lebten (Apg. 8:39, 40). Im Lauf von rund 20 Jahren nach Beginn seines Predigens in Samaria hatte sich in seinem Leben wieder so manches geändert. Er hatte sich in seinem Predigtgebiet niedergelassen und war nun Familienvater. Trotz veränderter Umstände konzentrierte sich Philippus auf den Dienst. Und Jehova segnete ihn und seine Familie sehr (Apg. 21:8, 9).

17, 18. Wie hilft es in Zeiten der Veränderung, dienstorientiert zu bleiben?

17 Viele Vollzeitdiener können bestätigen: Dienstorientiert zu bleiben hilft einem, bei Veränderungen das Gleichgewicht zu bewahren. Osborne und Polite, ein Ehepaar in Südafrika, sind dafür ein gutes Beispiel. Als sie das Bethel verließen, rechneten sie damit, schon bald eine Teilzeitstelle und eine Wohnung zu finden. „Leider klappte das mit der Arbeit nicht so schnell, wie wir gehofft hatten“, erinnert sich Osborne. Polite erzählt: „Wir haben drei Monate lang keine Arbeit gefunden und hatten auch keine Ersparnisse. Es war wirklich nicht leicht.“

18 Was half ihnen in dieser belastenden Situation? Osborne bringt es auf den Punkt: „Der Predigtdienst mit der Versammlung hat uns sehr geholfen. Wir haben uns auf das Richtige konzentriert und sind positiv geblieben. Wir beschlossen, uns beim Predigen voll einzubringen, statt dazusitzen und uns Sorgen zu machen. Das hat uns viel Freude gebracht. Wir haben überall Arbeit gesucht und schließlich etwas gefunden.“

WARTE GEDULDIG AUF JEHOVA

19-21. (a) Wie können wir unseren inneren Frieden bewahren? (b) Was kann es einem persönlich bringen, sich neuen Umständen anzupassen?

19 Was zeigen diese Beispiele? Wenn wir das Beste aus unserer Situation machen und voller Vertrauen auf Jehova warten, dann bewahren wir unseren inneren Frieden. (Lies Micha 7:7.) Vielleicht stellen wir sogar fest, dass unsere Freundschaft zu Jehova dadurch viel enger wird. Polite zieht folgenden Schluss: „Durch die neue Zuteilung habe ich gelernt, was es eigentlich bedeutet, sich auf Jehova zu verlassen — auch wenn es im Leben richtig schwierig wird. Ich habe jetzt ein viel engeres Verhältnis zu ihm.“

20 Mary, die schon zu Wort kam, kümmert sich nach wie vor um ihren betagten Vater und ist gleichzeitig Pionier. Sie stellt fest: „Wenn ich mir Sorgen mache, muss ich erst mal beten und dann bewusst loslassen. Alles in Jehovas Hand zu lassen ist wohl das Wichtigste, was ich gelernt habe. Und in Zukunft wird es noch wichtiger sein.“

21 Für Lloyd und Alexandra waren die Veränderungen eine ungeahnte Glaubensprüfung. Das geben sie offen zu. Doch sie sagen: „In Prüfungen zeigt sich, ob unser Glaube echt ist und stark genug, uns in schweren Zeiten zu tragen und Trost zu schenken. Solche Erfahrungen machen uns zu besseren Menschen.“

Unerwartete Veränderungen können unerwartete Segnungen mit sich bringen (Siehe Absatz 19-21)

22. Was ist sicher, wenn wir uns bemühen, das Beste aus unserer Lage zu machen?

22 Durch eine neue Zuteilung, Krankheiten oder neue familiäre Verpflichtungen nimmt das Leben manchmal eine unerwartete Wendung. Du kannst aber sicher sein: Jehova liegt etwas an dir und er wird dir zur rechten Zeit helfen (Heb. 4:16; 1. Pet. 5:6, 7). Mach das Beste aus deiner Situation. Such im Gebet die Nähe zu deinem himmlischen Vater und lass dich in seine Hände fallen. Dann kannst auch du trotz Veränderungen den inneren Frieden bewahren.

^ Abs. 4 Einige Jahre nach seiner Freilassung bekam Joseph seinen ersten Sohn. Er nannte ihn Manasse, was „Vergessen Machender“ bedeutet, denn er sagte: „Gott hat mich alle meine Schwierigkeiten . . . vergessen lassen.“ Offensichtlich empfand er seinen Sohn als ein tröstendes Geschenk von Jehova (1. Mo. 41:51, NW, 2013).

^ Abs. 14 Siehe den Artikel „Hättest du es gewusst?“ in dieser Ausgabe.