STUDIENARTIKEL 40
Was ist echte Reue?
„Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zur Reue aufzurufen, sondern Sünder“ (LUK. 5:32)
LIED 35 Uns auf wirklich Wichtiges konzentrieren
VORSCHAU a
1, 2. Worin unterschieden sich Ahab und Manasse, und worum geht es im Artikel?
SEHEN wir uns zwei Könige aus alter Zeit an. Der eine herrschte über das Zehnstämmereich Israel, der andere über das Zweistämmereich Juda. Sie lebten zwar zu unterschiedlichen Zeiten, hatten aber viel gemeinsam. Beide lehnten sich gegen Jehova auf und verleiteten Gottes Volk zum Sündigen. Beide machten sich des Götzendienstes und des Mordes schuldig. Doch in einem Punkt unterschieden sie sich. Der eine blieb bis zu seinem Lebensende auf seinem schlechten Weg. Der andere bereute, und seine furchtbaren Taten wurden ihm vergeben. Um wen handelt es sich?
2 Es waren Ahab, der König von Israel, und Manasse, der König von Juda. Der Unterschied zwischen diesen beiden Männern lehrt uns etwas über ein sehr wichtiges Thema: Reue (Apg. 17:30; Röm. 3:23). Was ist Reue, und woran ist sie zu erkennen? Dieses Thema ist für uns alle interessant, denn wir möchten, dass Jehova uns vergibt, wenn wir sündigen. Sehen wir uns an, was wir aus dem Leben dieser beiden Könige lernen können. Auch geht es darum, was Jesus über Reue sagte.
WAS WIR AUS DEM BEISPIEL AHABS LERNEN
3. Was für ein König war Ahab?
3 Ahab war der siebte König des Zehnstämmereichs Israel. Er heiratete Isebel, die Tochter des Königs von Sidon, einer wohlhabenden Stadt im Norden. Diese Ehe brachte Israel womöglich Wohlstand. Aber gleichzeitig entfernte sich das Volk dadurch noch mehr von Jehova. Isebel war eine Baalsanbeterin. Sie stiftete Ahab dazu an, diesen abscheulichen Götzenkult zu fördern, zu dem Tempelprostitution und sogar Kinderopfer gehörten. Solange Isebel an der Macht war, mussten die Propheten Jehovas um ihr Leben fürchten. Sie ließ viele von ihnen umbringen (1. Kö. 18:13). Ahab war in den Augen Jehovas „schlimmer als alle vor ihm“ (1. Kö. 16:30). Jehova war für das, was Ahab und Isebel taten, nicht blind. Ihm entging nichts. Doch aus Barmherzigkeit beauftragte er den Propheten Elia. Er sollte das Volk dazu bewegen, sich zu ändern, bevor es zu spät war. Ahab und Isebel wollten jedoch nicht hören.
4. Welches Urteil wurde über Ahab gefällt, und wie reagierte er darauf?
4 Schließlich hatte Jehovas Geduld ein Ende. Durch Elia verkündete er sein Urteil an Ahab und Isebel: Die ganze Königsfamilie sollte ausgelöscht werden. Elias Worte waren für Ahab ein harter Schlag. Und überraschenderweise demütigte sich dieser arrogante Mann (1. Kö. 21:19-29).
5, 6. Was zeigt, dass Ahab nicht wirklich bereute?
5 Obwohl sich Ahab bei dieser Gelegenheit demütigte, zeigt sein späteres Verhalten, dass er nicht wirklich bereute. Er versuchte nicht, den Baalskult aus seinem Reich zu verbannen, und setzte sich auch nicht für die Anbetung Jehovas ein. Doch das war nicht das Einzige, was mangelnde Reue verriet.
6 Später bat Ahab den treuen König Josaphat von Juda um Unterstützung im Kampf gegen die Syrer. Josaphat wollte jedoch zuerst einen Propheten Jehovas befragen. Ahab sträubte sich dagegen und sagte: „Es ist schon noch jemand da, durch den wir Jehova befragen können, aber ich hasse ihn. Er prophezeit nie Gutes über mich, nur Schlechtes.“ Trotzdem zogen sie den Propheten Michaja zurate. Und tatsächlich: Er hatte keine guten Nachrichten für Ahab. Doch statt zu bereuen und Jehovas Vergebung zu suchen, ließ Ahab den Propheten ins Gefängnis werfen (1. Kö. 22:7-9, 23, 27). Damit konnte er allerdings nicht verhindern, dass sich Michajas Ankündigung erfüllte. In der anschließenden Schlacht verlor Ahab sein Leben (1. Kö. 22:34-38).
7. Wie beschrieb Jehova Ahab nach dessen Tod?
7 Nach Ahabs Tod wurde deutlich, wie Jehova über ihn dachte. Als König Josaphat sicher zu Hause ankam, ließ Jehova ihn durch den Propheten Jehu dafür zurechtweisen, dass er sich mit Ahab verbündet hatte. Jehu fragte ihn: „Ist es richtig, dass du dem Bösen hilfst und die liebst, die Jehova hassen?“ (2. Chr. 19:1, 2). Wäre Ahabs Reue echt gewesen, dann hätte der Prophet ihn bestimmt nicht als einen bösen Menschen beschrieben, der Jehova hasst. Obwohl Ahab ein gewisses Bedauern erkennen ließ, hat er nie wirklich bereut.
8. Was lernen wir aus dem Beispiel Ahabs über Reue?
8 Was zeigt uns Ahabs Beispiel? Als er von dem Unglück erfuhr, das seine Familie treffen sollte, demütigte er sich zuerst. Das war ein guter Anfang. Doch an seinem späteren Verhalten sieht man, dass er nicht von Herzen bereute. Zu Reue gehört also mehr, als vorübergehend Bedauern erkennen zu lassen. Sehen wir uns ein weiteres Beispiel an.
WAS WIR AUS DEM BEISPIEL MANASSES LERNEN
9. Was für ein König war Manasse?
9 Etwa 200 Jahre später wurde Manasse König von Juda. Er war möglicherweise noch schlimmer als Ahab. Wir lesen: „In großem Ausmaß tat er, was in Jehovas Augen schlecht war, und kränkte ihn damit“ (2. Chr. 33:1-9). Manasse errichtete Altäre für heidnische Götter und stellte sogar einen heiligen Pfahl – ein Götzenbild, das wahrscheinlich mit dem Sexkult zusammenhing – direkt in Jehovas heiligen Tempel. Er trieb Magie, Wahrsagerei und Zauberei. Auch vergoss er sehr „viel unschuldiges Blut“. Zu seinen grausamen Morden gehörte, dass er „seine eigenen Söhne ... als Opfer“ für falsche Götter verbrannte (2. Kö. 21:6, 7, 10, 11, 16).
10. Wie wurde Manasse von Jehova korrigiert, und wie reagierte er darauf?
10 Wie Ahab ignorierte Manasse stur die Warnungen der Propheten Jehovas. Schließlich „ließ Jehova die Heerführer des Königs von Assyrien gegen ... [Juda] anrücken. Manasse wurde mit Haken gefangen genommen, man fesselte ihn mit zwei kupfernen Ketten und brachte ihn nach Babylon.“ Dort, als Gefangener in einem fremden Land, kam Manasse offensichtlich ins Nachdenken. Er „demütigte sich immerzu tief vor dem Gott seiner Vorfahren“. Darüber hinaus „flehte er zu seinem Gott Jehova ... Immer wieder betete er zu ihm.“ In diesem schlechten Menschen ging eine Veränderung vor sich. Er betrachtete Jehova nun als „seinen Gott“ und betete unaufhörlich zu ihm (2. Chr. 33:10-13).
11. Wie geht aus 2. Chronika 33:15, 16 hervor, dass Manasse aufrichtig bereute?
11 Irgendwann erhörte Jehova Manasses Gebete. Er sah, dass sich im Herzen dieses Mannes etwas tat, und das spiegelte sich in seinen Gebeten wider. Sein Flehen berührte Jehova und er setzte ihn wieder als König ein. Manasse unternahm alles ihm Mögliche, um zu beweisen, wie tief seine Reue ging. Er tat etwas, das Ahab nie getan hat: Er änderte sein Verhalten. Entschieden kämpfte er gegen den Götzenkult und förderte die wahre Anbetung. (Lies 2. Chronika 33:15, 16.) Das erforderte mit Sicherheit Mut und Glauben, denn Manasse hatte seine Familie, seine führenden Männer und das Volk jahrzehntelang zum Schlechten beeinflusst. Jetzt, gegen Ende seines Lebens, versuchte er einiges wiedergutzumachen. Wahrscheinlich hatte er einen guten Einfluss auf seinen Enkel Josia, der später ein hervorragender König wurde (2. Kö. 22:1, 2).
12. Was lernen wir aus dem Beispiel Manasses über Reue?
12 Was zeigt uns Manasses Beispiel? Er demütigte sich, und er tat noch mehr. Er betete immer wieder und flehte um Vergebung. Außerdem änderte er sein Verhalten. Und er gab sich große Mühe, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen. Er wollte Jehova anbeten und förderte auch bei anderen diesen Wunsch. Manasses Beispiel macht sogar den schlimmsten Sündern Mut. Man sieht daran auf beeindruckende Weise, dass Jehova gut ist und gern vergibt (Ps. 86:5). Vergebung ist möglich – für alle, die aufrichtig bereuen.
13. Wie lässt sich veranschaulichen, dass Reue mehr umfasst als Bedauern?
13 Manasse beließ es nicht bei seinem Bedauern. Daraus lernen wir etwas Wichtiges über Reue. Dazu ein Beispiel: Du gehst zum Bäcker und möchtest einen Kuchen. Doch statt des Kuchens gibt dir die Verkäuferin ein Ei. Wie fändest du das? Wahrscheinlich wärst du nicht gerade begeistert. Würde es dir helfen, wenn die Verkäuferin dir erklärt, dass das Ei eine wichtige Zutat des Kuchens ist? Wohl kaum. Ganz ähnlich wünscht sich Jehova von einem Sünder Reue. Wenn dem Sünder sein Verhalten leidtut, ist das gut. Dieses Gefühl ist ein wichtiger Bestandteil der Reue, aber es ist nicht alles. Was gehört noch dazu? Das erfahren wir aus einer bewegenden Geschichte, die Jesus einmal erzählt hat.
WORAN MAN ECHTE REUE ERKENNT
14. Wie zeigte der verlorene Sohn erste Anzeichen von Reue?
14 Jesu berührende Geschichte vom verlorenen Sohn ist in Lukas 15:11-32 aufgezeichnet. Ein junger Mann sagte sich von seinem Vater los, verließ sein Zuhause und reiste „in ein fernes Land“. Dort führte er ein unmoralisches, ausschweifendes Leben. Doch dann geriet er in Not und kam ins Nachdenken. Ihm wurde klar, wie viel besser er es bei seinem Vater gehabt hatte. Wie Jesus sagte, „kam er zur Besinnung“. Er beschloss, nach Hause zurückzukehren und seinen Vater um Vergebung zu bitten. Der Moment, wo ihm bewusst wurde, wie tief er gesunken war, war wichtig. Aber reichte diese Einsicht? Nein. Er musste handeln.
15. Wie stellte der verlorene Sohn seine Reue unter Beweis?
15 Der verlorene Sohn ließ aufrichtige Reue erkennen. Er machte sich auf den langen Weg zurück nach Hause. Als er seinen Vater sah, sagte er: „Ich habe gegen den Himmel und gegen dich gesündigt. Ich verdiene es nicht mehr, dein Sohn genannt zu werden“ (Luk. 15:21). An diesen Worten sieht man, dass er seine Freundschaft mit Jehova wieder in Ordnung bringen wollte. Er gab auch zu, dass er seinem Vater wehgetan hatte. Und er wollte etwas tun, um die Anerkennung seines Vaters zurückzugewinnen. Er war sogar bereit, sich wie einen Lohnarbeiter behandeln zu lassen (Luk. 15:19). Das ist nicht nur eine schöne Geschichte. Sie kann Ältesten helfen zu erkennen, ob nach einem schweren Fehlverhalten echte Reue vorliegt.
16. Wieso kann es für Älteste schwierig sein zu beurteilen, ob jemand wirklich bereut?
16 Zu erkennen, ob jemand wirklich bereut, ist für Älteste nicht leicht. Sie können nicht ins Herz sehen. Deshalb sind sie auf äußere Anzeichen für einen kompletten Sinneswandel angewiesen. Es kann Fälle geben, wo jemand so schamlos gesündigt hat, dass die Ältesten, die mit ihm sprechen, Zweifel haben, ob echte Reue vorliegt.
17. (a) Welches Beispiel zeigt, dass Bedauern nicht unbedingt ausreicht, um echte Reue unter Beweis zu stellen? (b) Woran ist gemäß 2. Korinther 7:11 echte Reue zu erkennen?
17 Dazu ein Beispiel. Ein Bruder begeht viele Jahre lang Ehebruch. Statt Hilfe zu suchen, verheimlicht er sein Verhalten vor seiner Frau, seinen Freunden und den Ältesten. Irgendwann kommt die Sache ans Licht. Als er mit den Beweisen konfrontiert wird, gibt er seinen Fehler zu, und es scheint ihm sehr leidzutun. Genügt das? Die Ältesten müssten in so einem Fall sicherlich mehr sehen als Bedauern. Es war kein einmaliger Fehler, sondern ein schweres Fehlverhalten, das sich über Jahre hinzog. Der Sünder ist nicht von sich aus zu den Ältesten gegangen, sondern wurde überführt. Die Ältesten müssten also klar erkennen können, dass er sein Denken, Empfinden und Verhalten geändert hat. (Lies 2. Korinther 7:11.) Das kann beträchtliche Zeit dauern. Sehr wahrscheinlich würde er für eine gewisse Zeit ausgeschlossen werden (1. Kor. 5:11-13; 6:9, 10).
18. Wie kann ein Ausgeschlossener echte Reue zeigen, und womit darf er dann rechnen?
18 Ein Ausgeschlossener kann seine echte Reue dadurch zum Ausdruck bringen, dass er regelmäßig die Zusammenkünfte besucht. Auch wird er den Rat der Ältesten befolgen, das Gebet und das Bibelstudium zu einer festen Gewohnheit zu machen. Außerdem wird er konsequent Situationen aus dem Weg gehen, die zu seinem Fehlverhalten geführt haben. Wenn er sich anstrengt, seine Freundschaft zu Jehova wieder in Ordnung zu bringen, kann er sicher sein, dass Jehova ihm voll und ganz vergibt und er wiederaufgenommen wird. Die Ältesten berücksichtigen natürlich bei jedem Fall die individuellen Umstände und achten darauf, nicht hartherzig zu urteilen.
19. Was gehört alles zu echter Reue? (Hesekiel 33:14-16).
19 Wie wir gesehen haben, gehört zu echter Reue mehr, als nur Bedauern auszudrücken. Man muss sein Denken und Empfinden von Grund auf ändern und etwas unternehmen. Dazu gehört, seinen schlechten Weg zu verlassen und auf den Weg Jehovas zurückzukehren. (Lies Hesekiel 33:14-16.) Dem Sünder sollte es in erster Linie darum gehen, seine Freundschaft zu Jehova wiederherzustellen.
SÜNDER ZUR REUE AUFRUFEN
20, 21. Wie können wir jemandem helfen, der eine schwere Sünde begangen hat?
20 Jesus beschrieb einen wichtigen Teil seines Dienstes mit den Worten: „Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zur Reue aufzurufen, sondern Sünder“ (Luk. 5:32). Das sollte auch uns am Herzen liegen. Angenommen, wir erfahren, dass ein guter Freund einen schweren Fehler begangen hat. Was dann?
21 Ihn zu decken würde ihm nur schaden. Es würde ohnehin nichts bringen, weil Jehova alles sieht (Spr. 5:21, 22; 28:13). Du kannst für deinen Freund da sein, wenn du ihn daran erinnerst, dass die Ältesten ihm helfen wollen. Möchte dein Freund nicht zu den Ältesten gehen, dann solltest du das tun. So zeigst du, dass du ihm wirklich helfen willst – schließlich steht seine Freundschaft mit Jehova auf dem Spiel!
22. Worum geht es im nächsten Artikel?
22 Was, wenn ein Sünder sich so weit von Jehova entfernt hat, dass er ausgeschlossen werden muss? Heißt das, die Ältesten haben ihn unbarmherzig behandelt? Im nächsten Artikel werden wir sehen, wie barmherzig Jehova Sünder korrigiert und wie wir ihn darin nachahmen können.
LIED 20 Du hast uns deinen kostbaren Sohn geschenkt
a Echte Reue bedeutet mehr, als einfach nur zu sagen, dass einem eine Sünde leidtut. Dieser Artikel verdeutlicht am Beispiel von König Ahab, König Manasse und dem verlorenen Sohn, was Reue wirklich ist. Es geht auch um Faktoren, die Älteste berücksichtigen müssen, um bei einem schweren Fehlverhalten beurteilen zu können, ob echte Reue vorliegt.
b BILDBESCHREIBUNG: Wütend befiehlt König Ahab seinen Wachen, den Propheten Michaja ins Gefängnis zu werfen.
c BILDBESCHREIBUNG: König Manasse weist Arbeiter an, die Götzenbilder zu zerstören, die er im Tempel aufstellen ließ.
d BILDBESCHREIBUNG: Erschöpft von der langen Heimreise ist der verlorene Sohn erleichtert, als er in der Ferne sein Zuhause sieht.
DER WACHTTURM (STUDIENAUSGABE)