Bau andere in Liebe auf

Bau andere in Liebe auf

„Die Liebe . . . erbaut“ (1. KOR. 8:1)

LIEDER: 109, 121

1. Worüber sprach Jesus am letzten Abend vor seinem Tod?

JESUS erwähnte am letzten Abend mit seinen Jüngern fast 30 Mal das Thema Liebe. Besonders seine Jünger sollten einander lieben (Joh. 15:12, 17). Ihre Liebe wäre so bemerkenswert, dass man sie daran als seine wahren Nachfolger erkennen würde (Joh. 13:34, 35). Mit dieser Liebe ist aber keine Sentimentalität gemeint. Jesus sprach von selbstloser Liebe, einer überaus edlen Eigenschaft. Er sagte: „Niemand hat größere Liebe als die, dass einer seine Seele zugunsten seiner Freunde hingebe. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete“ (Joh. 15:13, 14).

2. (a) Wodurch zeichnen sich Gottes Diener aus? (b) Um welche Fragen geht es jetzt?

2 Jehovas Volk heute ist für seine echte, selbstlose Liebe und seine untrennbare Einheit bekannt (1. Joh. 3:10, 11). Wie dankbar wir doch sind, dass Jehovas Diener einander so lieben, wie Jesus es vorgelebt hat — und das unabhängig davon, zu welcher Volksgruppe sie gehören, welche Sprache sie sprechen oder wo sie aufgewachsen sind. Vielleicht fragen wir uns aber: Warum ist Liebe gerade heute so wichtig? Wie bauen uns Jehova und Jesus auf? Wie kann ich andere in Liebe erbauen? (1. Kor. 8:1).

LIEBE — GERADE HEUTE WICHTIG

3. Wie wirken sich die „kritischen Zeiten“ von heute auf Menschen aus?

3 Wir leben in „kritischen Zeiten“ und das Leben ist „voller Probleme und Kummer“ (2. Tim. 3:1-5; Ps. 90:10, NW, 2013). Deswegen leiden viele Menschen unter emotionaler Erschöpfung. Manch einer würde am liebsten aufgeben. Nach Schätzungen nehmen sich jedes Jahr über 800 000 Menschen das Leben — also etwa ein Mensch alle 40 Sekunden. Und wie traurig ist es doch, dass auch einige unserer Brüder den Druck dieser Welt nicht mehr ausgehalten und sich das Leben genommen haben.

4. Welche treuen Diener Gottes wollten am liebsten sterben?

4 Einige von Gottes Dienern in biblischer Zeit waren so überfordert, dass sie einfach nur sterben wollten. Hiob zum Beispiel klagte unter Schmerzen: „Mein Leben ekelt mich an, ich will nicht weiterleben“ (Hiob 7:16, NW, 2013; 14:13). Jona war so enttäuscht über die Entwicklung einer Situation, dass er sagte: „O Jehova, nimm bitte meine Seele von mir, denn es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich am Leben bin“ (Jona 4:3). Auch den treuen Propheten Elia belasteten die Umstände so sehr, dass er zu Gott sagte: „Ich kann nicht mehr! Ach Jehova, lass mich doch sterben!“ (1. Kö. 19:4, NW, 2013). Jehova wollte aber, dass diese treuen Diener leben. Für ihn waren sie wertvoll. Jehova verurteilte sie nicht wegen ihrer Gefühle, sondern half ihnen, wieder neuen Lebensmut zu schöpfen. Er baute sie liebevoll auf und so konnten sie ihm weiter dienen.

5. Warum brauchen Brüder und Schwestern unsere Liebe gerade jetzt?

5 Viele unserer Brüder und Schwestern heute stehen ebenfalls unter großem Druck und brauchen Ermunterung. Manche werden verfolgt und verspottet oder auf der Arbeit gemobbt. Andere sind erschöpft, weil sie Überstunden machen müssen und ihnen unerbittlicher Termindruck die Kraft raubt. Wieder andere kämpfen mit familiären Problemen. Vielleicht ist ihr Ehepartner kein Zeuge Jehovas und macht ihnen das Leben schwer. All das kann körperlich und emotional auslaugen. Woher bekommt jemand, der entmutigt ist, die Kraft durchzuhalten?

JEHOVAS LIEBE BAUT UNS AUF

6. Wie baut Jehova seine Diener auf?

6 Wie baut Jehova uns auf? Er lässt uns wissen, dass er uns immer lieben wird. Das tat er zum Beispiel bei seinem Volk Israel. Er betrachtete es als „kostbar“ und „ehrenwert“ und sagte: „Ich selbst habe dich geliebt. . . . Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir“ (Jes. 43:4, 5). Wie sehr diese Zusicherung die treuen Israeliten doch berührt haben muss! Als Gottes Diener kannst du dir sicher sein: Jehova liebt dich sehr. * Die Bibel verspricht allen, die ihm ergeben sind: „Als ein Starker wird er retten. Er wird mit Freuden über dich frohlocken“ (Zeph. 3:16, 17).

7. In welchem Sinn ist Jehovas Liebe wie die Liebe einer Mutter? (Siehe Anfangsbild.)

7 Was auch immer auf uns zukommt, Jehova wird uns stärken und trösten. Er verspricht: „Ihr werdet trinken und auf der Hüfte getragen werden und man wird euch auf den Knien schaukeln. Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so werde ich euch ständig trösten“ (Jes. 66:12, 13, NW, 2013). Was für ein bewegendes Bild: eine fürsorgliche Mutter, die ihr Kind auf der Hüfte trägt oder es auf den Knien schaukelt. Mit diesem Vergleich zeigt Jehova, wie zärtlich er ist und wie sehr er uns liebt. Du kannst ganz sicher sein: Du bist für Jehova wirklich wertvoll und liegst ihm am Herzen (Jer. 31:3).

8, 9. Welche Kraft geht von Jesu Liebe aus?

8 Es gibt noch einen weiteren Grund, warum sich Christen der Liebe Gottes sicher sein können: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe“ (Joh. 3:16). Auch Jesus liebt uns. Das hat er durch sein Opfer bewiesen. Wie viel Kraft doch von dieser Liebe ausgeht! Die Bibel verspricht: Nicht einmal „Drangsal oder Bedrängnis“ können uns „von der Liebe des Christus trennen“ (Röm. 8:35, 38, 39).

9 Wenn uns Schwierigkeiten körperlich, emotional oder geistig auslaugen, kann es uns Kraft geben, daran zu denken, wie sehr Christus uns liebt. (Lies 2. Korinther 5:14, 15.) Selbst bei Katastrophen, unter Verfolgung, bei Enttäuschungen und quälenden Ängsten — Jesu Liebe kann uns stützen und uns motivieren, nicht aufzugeben.

UNSERE BRÜDER BRAUCHEN UNSERE LIEBE

Jesus ist ein motivierendes Vorbild für uns (Siehe Absatz 10, 11)

10, 11. Wer hat die Verantwortung, entmutigte Brüder und Schwestern aufzubauen, und warum?

10 Wir erfahren Jehovas Liebe unter anderem durch die Christenversammlung. Und wir können seine Liebe weitergeben, indem wir unsere Brüder und Schwestern aufbauen, sowohl geistig als auch emotional (1. Joh. 4:19-21). Der Apostel Paulus legte Christen ans Herz: „Fahrt daher fort, einander zu trösten und einander zu erbauen, so wie ihr es ja tut“ (1. Thes. 5:11). Ja, alle in der Versammlung — nicht nur Älteste — können sich an Jehova und Jesus ein Beispiel nehmen und ihre Brüder und Schwestern aufbauen. (Lies Römer 15:1, 2.)

11 Einige unserer Glaubensbrüder haben psychische Erkrankungen und brauchen vielleicht ärztliche Hilfe und Medikamente (Luk. 5:31). Älteste und andere in der Versammlung sind sich bewusst, dass sie keine ausgebildeten Therapeuten sind. Sie spielen jedoch eine wichtige Rolle und kommen der Aufforderung nach: „Redet bekümmerten Seelen tröstend zu, steht den Schwachen bei, seid langmütig gegen alle“ (1. Thes. 5:14). Jeder Christ sollte liebevoll, mitfühlend und geduldig sein und Niedergeschlagenen tröstend zureden. Versuchst du, andere zu trösten und aufzumuntern? Wie kann dir das noch besser gelingen?

12. Erzähle, wie die Versammlung jemandem liebevoll geholfen hat.

12 Wie hilft uns Liebe, jemanden aufzubauen? Eine Schwester aus Europa sagt: „Manchmal habe ich Selbstmordgedanken. Aber ich habe viele Menschen an meiner Seite, die mir Halt geben. Meine Versammlung hat mir das Leben gerettet. Die Brüder und Schwestern sind so liebevoll und machen mir oft Mut. Sie sind immer für mich da, obwohl nur wenige wissen, dass ich Depressionen habe. Ein Ehepaar hat mich sozusagen adoptiert. Sie kümmern sich um mich und sind wirklich rund um die Uhr für mich da.“ Natürlich kann sich nicht jeder so einsetzen. Aber ein liebes Wort, das von Herzen kommt, kann jemandem, der emotional leidet, sehr viel geben. *

WIE DU ANDERE IN LIEBE AUFBAUEN KANNST

13. Was ist eine Voraussetzung, um jemanden aufzubauen?

13 Sei ein guter Zuhörer (Jak. 1:19). Einfühlsames Zuhören ist ein Beweis von Liebe. Um besser zu verstehen, was jemand durchmacht, könntest du taktvoll Fragen stellen. Dann weißt du besser, wie du Mitgefühl zeigen und Mut machen kannst. Auch an deiner Mimik erkennt dein Gegenüber, dass er dir wirklich am Herzen liegt. Lass ihn ausreden, selbst wenn er weit ausholt. Je geduldiger du zuhörst, desto besser verstehst du seine Gedanken und Gefühle. Und für ihn wird es leichter, dir zu vertrauen und sich von dir aufbauen zu lassen. Echtes persönliches Interesse kann enorm guttun.

14. Warum sollte man nicht kritisch sein?

14 Sei nicht kritisch. Wenn ein Niedergeschlagener den Eindruck bekommt, dass er nicht ernst genommen wird, fühlt er sich vielleicht noch schlechter und es wird schwieriger, ihn aufzubauen. Es ist, als würde jemand „gedankenlos reden wie mit Schwertstichen“. Doch „die Zunge der Weisen ist Heilung“ (Spr. 12:18). Natürlich würde man anderen nie absichtlich einen Stich versetzen. Aber auch ungewollte „Schwertstiche“ tun weh. Damit wir jemand in Liebe aufbauen können, müssen wir mitfühlend sein und uns so gut wie möglich in seine Lage versetzen (Mat. 7:12).

15. Womit können wir andere aufbauen?

15 Tröste mit Gottes Wort. (Lies Römer 15:4, 5.) Die Bibel ist eine wahre Fundgrube für Trost und Ermunterung. Sie kommt von unserem „Gott, der Ausharren und Trost verleiht“. Außerdem haben wir eine Menge Studienhilfsmittel wie den Index der Wachtturm-Publikationen und den Studienleitfaden für Jehovas Zeugen. Damit findet man erfrischende biblische Gedanken für die unterschiedlichsten Probleme. Dank dieser Hilfsmittel können wir tröstende Gedanken mit anderen teilen und mit unseren liebevollen Bemühungen mehr bewirken.

16. Welche Eigenschaften brauchen wir, um andere aufzumuntern?

16 Sei sanft und behutsam. Diese wertvollen Facetten der selbstlosen Liebe kommen zum Ausdruck, wenn wir anderen Mut machen und sie aufbauen. Jehova ist „der Vater inniger Erbarmungen und der Gott allen Trostes“ und er hat tiefes Mitgefühl mit uns (lies 2. Korinther 1:3-6; Luk. 1:78; Röm. 15:13). Paulus gab uns in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel. Er schrieb: „Wir [wurden] sanft wie eine stillende Mutter, die liebevoll für ihre Kinder sorgt. Da wir also innige Liebe zu euch haben, waren wir entschlossen, euch nicht nur an der guten Botschaft Gottes teilhaben zu lassen, sondern auch an unserem eigenen Leben — so lieb wart ihr uns geworden“ (1. Thes. 2:7, 8, NW, 2013). Gehen wir mit anderen so sanft um wie Gott, können wir die Antwort auf ihr Gebet sein.

17. Wie sollten wir unsere Brüder sehen?

17 Erwarte von deinen Brüdern und Schwestern keine Vollkommenheit. Das ist unrealistisch und Enttäuschungen sind vorprogrammiert (Pred. 7:21, 22). Jehova stellt auch keine überzogenen Anforderungen an uns. Wenn wir uns an ihm orientieren, sind wir bereit, die Unvollkommenheiten anderer zu ertragen (Eph. 4:2, 32). Gib deinen Glaubensbrüdern nicht das Gefühl, dass sie nicht genug tun, sondern lobe sie für das, was sie tun. So machst du ihnen Mut. Ein aufrichtiges Lob baut auf und gibt ihnen einen Grund, sich über das zu freuen, was sie für Jehova tun. Das ist doch viel besser als frustrierende Vergleiche mit anderen (Gal. 6:4).

18. Warum wollen wir einander in Liebe aufbauen?

18 Für Jehova ist jedes seiner Schafe wertvoll. Und Jesus hat sogar sein Leben für sie geopfert (Gal. 2:20). Wir lieben unsere Brüder und Schwestern sehr und wollen sanft und liebevoll mit ihnen umgehen. Wenn wir „den Dingen nachjagen, die dem Frieden dienen, und den Dingen, die zur gegenseitigen Erbauung gereichen“, werden wir für andere zu einer Kraftquelle (Röm. 14:19). Wir freuen uns alle schon so auf die Zeit im Paradies, wenn es nichts mehr gibt, was uns entmutigt — keine Krankheiten, keinen Krieg, keine Verfolgung, keine familiären Probleme und keine Enttäuschungen. Auch wird niemand mehr wegen der Erbsünde sterben müssen. Nach tausend Jahren werden alle Menschen vollkommen sein. Wer die Schlussprüfung besteht, wird von Jehova adoptiert und wird die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes“ erleben (Röm. 8:21). Bauen wir einander also weiter in Liebe auf, damit wir dieses großartige Ziel gemeinsam erreichen!

^ Abs. 6 Siehe Kapitel 24 in dem Buch Komm Jehova doch näher.

^ Abs. 12 Hinweise zum Umgang mit negativen Gefühlen und Selbstmordgedanken geben die Erwachet!-Ausgaben „Warum weiterleben? Drei Gründe für ein Ja zum Leben“ (April 2014), „Das Leben ist lebenswert“ (22. Oktober 2001) und der Erwachet!-Artikel „Wenn man nicht mehr leben will“ (Januar 2012).